- Dachklopfen
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Der Ausdruck Dachklopfen (hebräisch הקש בגג[1]) ist ein euphemistisches Codewort der israelischen Streitkräfte für die Methode, die Bewohner eines für die Bombardierung vorgesehenen palästinensischen Gebäudes vorzuwarnen.[2][3][4] Das Ziel dieser Vorgehensweise ist, den Menschen die Zeit zu geben, vor dem Angriff zu fliehen.[5] Um der Hamas-Taktik zu begegnen, nach der sich die palästinensischen Bürger auf die Hausdächer stellen, um die israelischen Piloten von Angriffen abzuhalten, wurde eine neuartige israelische Waffe – Scheinmunition – entwickelt. Die Israelis feuern diese nicht explodierende Munition auf einen nicht besetzten Teil des Daches ab. Ziel ist es, die Bewohner mittels psychischen Druckes zum Verlassen des Gebäudes zu bewegen. Diese Taktik nennt man „ein Klopfen ans Dach“[6] oder „Dachklopfen“.[7] Die israelischen Streitkräfte nutzen diese Warntechnik seit 2006.[8]
Inhaltsverzeichnis
Anwendung
Die Methode wurde während Operation Gegossenes Blei im Gaza-Konflikt 2008/2009 angewandt. In den sechs Monaten vor Beginn des Konfliktes sammelte Israel die Daten von Hamas-Mitgliedern, die sie nutzten, um die Warnungen zu verbreiten.[4]
In der Regel nahmen Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes zu Bewohnern des Gebäudes Kontakt auf, von dem sie vermuteten, dass es militärisches Material enthielt. Sie kündigten an, es gebe einen zehnminütigen Zeitraum, um das Gebäude zu verlassen.[2][7][9] Dies erfolgte per Telefon, Sprachnachricht oder SMS.[10] So wurde zum Beispiel Nizar Rayan angerufen und gewarnt, bevor sein Haus zerbombt wurde.[2][4]
In einigen Fällen verhinderten die Bewohner nach solchen Vorwarnungen das Bombardement, indem sie auf das Hausdach kletterten, um zu zeigen, dass sie nicht willens waren, ihr Haus zu verlassen.[2]
Mit dieser Situation konfrontiert, brach die IDA entweder das Bombardement ab[2] oder feuerten eine Rakete mit geringer Sprengkraft und deswegen verhältnismäßig ungefährlich an den Dachrand mit der geringsten Menschendichte ab, um so Todesfälle zu minimieren und die Menge auseinanderzutreiben.[5][6]
Rechtliche Einordnung
Nach Beratungen der israelischen Streitkräfte während des Gaza-Konflikts 2008/2009 befand die Armee, Luftangriffe gegen als Waffenlager dienende Gebäude entsprächen dann dem Völkerrecht, wenn eine ausreichende Vorwarnzeit eingehalten wurde.[11]
Kritik
Diese Praxis kritisierte das palästinensische Zentrum für Menschenrechte als psychologische Kriegsführung.[8] Es äußerte gegenüber dieser Taktik: Seit wann fühlt sich Israel genötigt, Menschen zu warnen, die sie bombardieren wollen? Sie spielen einfach mit den Gefühlen der Menschen und verursachen eine neue Panik in Gaza.[8]
Einzelnachweise
- ↑ עזה: בכיר חמאס חוסל, כ-26 נהרגו בתקיפות (Hebräisch), Ynet. Abgerufen am 18. Januar 2009.
- ↑ a b c d e IDF targets senior Hamas figures, Haaretz. 4. Januar 2009. Abgerufen am 9. Januar 2009.
- ↑ Bush: U.S. Calls for Monitored Cease-fire Pact, ABC News. 2. Januar 2009. Abgerufen am 4. Januar 2009.
- ↑ a b c Howard Schweber: Israel and Hamas: Two to Tango, The Huffington Post. 4. Januar 2009. Abgerufen am 10. Januar 2009.
- ↑ a b IDF phones Gaza residents to warn them of imminent strikes., The Associated Press and Haaretz Service. 4. Januar 2009. Abgerufen am 9. Januar 2009.
- ↑ a b Steven Erlanger (10. Januar 2009): A Gaza War Full of Traps and Trickery. The New York Times. Abgerufen am 19. Januar 2009.
- ↑ a b Nuclear fear drives Israel’s hard line, The Australian. 3. Januar 2009. Abgerufen am 9. Januar 2009.
- ↑ a b c The call that tells you: run, you’re about to lose your home and possessions, The Guardian. 28. Juni 2006. Abgerufen am 10. Januar 2009.
- ↑ A response to a Euro-Mediterranean appeal, JPost. 4. Januar 2009. Abgerufen am 10. Januar 2009.
- ↑ Israelis use phone, SMS to warn Gazans of bombs: Report, Indea eNews. 3. Januar 2009. Abgerufen am 9. Januar 2009.
- ↑ Hamas leader, 20 Palestinians killed in IAF strikes, Ynet. 9. Januar 2009.
Kategorien:- Luftkrieg
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