Dachsenfranz

Dachsenfranz
Aufnahme aus der Zeit um 1900

Der Dachsenfranz, eigentlich Franzesko Regali (eingedeutschte Form von Francesco Regali, Geburts- und Sterbeorte sowie Daten unbekannt) war ein bekanntes Original italienischer Herkunft, das sich in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der nordbadischen Region Kraichgau aufhielt.

Der „Dachsenfranz“ hatte als junger Mann bei den Freischärlern des Giuseppe Garibaldi in den Italienischen Unabhängigkeitskriegen des Risorgimento gekämpft und war von dort geflohen[1], nachdem er im Streit einen anderen Mann − vermutlich einen Vorgesetzten – getötet hatte. Nach einer Odyssee über Österreich, Bayern und Württemberg war er in den Kraichgau gelangt. Hier verblieb er für rund vier oder fünf Jahrzehnte[1] und machte immer wieder in der regionalen Presse von sich reden. Nach heutigen Maßstäben ein Obdachloser[2], der in selbstgegrabenen Erdhöhlen und Unterständen hauste, machte er sich in der Region als Fallensteller und Schädlingsbekämpfer in Bauernhöfen und Mühlen nützlich, die er von Ratten- und Mäusenplagen befreite. In den Wäldern ging er mit Fallen gegen Dachse, Füchse, Marder und anderes Raubgetier vor. Der Verkauf der so gewonnenen Felle sicherte ihm den Lebensunterhalt ebenso wie selbst zubereitetes Dachsfett und der Verkauf von Kräuterheilmitteln. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges verschwand er so spurlos, wie er einst gekommen war.

Bis heute wirkt der Dachsenfranz in der regionalen Folklore des Kraichgaus nach. So wurde eine Biermarke der Brauerei „Adler Bräu“ nach ihm benannt und in Zuzenhausen findet alle zwei Jahre das „Dachsenfranzfest“ statt, ein Volksfest mit historischem Charakter.

Zwischen Horrenberg und Dielheim wurde in jüngster Zeit im Wald eine „Dachsenfranzhöhle“ rekonstruiert, welche frei zugänglich ist und besichtigt werden kann.

Anmerkungen

  1. a b Bezüglich der genauen Zeitangaben widersprechen sich die Quellen. Mal ist von 1860, mal von 1866 die Rede, sein Auftauchen im Kraichgau wird teilweise erst um 1870 angesiedelt.
  2. „Das Schlafen im Bette sei ihm seit 40 Jahren unbekannt; bei Mutter Grün oder in einem Stallraum lege er sein müdes Haupt zur Ruhe nieder.“ Wilhelm Bauer, a.a.O. S. 73.

Literatur

  • Wilhelm Bauer: Franzesko Regali - der Dachsenfranz. Ein Italiener, der zum „Original“ im Kraichgau wurde. In: W. Haas, G. Layer, K. H. Neser und H. Rückert: Unser Land. Heimatkalender für Neckartal, Odenwald, Bauland und Kraichgau. Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 2007, ISBN 3-936866-07-4, S. 71ff.
  • Markus M. Wieland: Der Dachse-Franz. In: Hierzuland. Badisches und anderes von Rhein, Neckar und Main. 16. Jahrgang, Heft 2/2001, Info, Karlsruhe 2001, ISSN 0930-4878, S. 34ff.

Weblinks

  • Über den Dachsenfranz auf der Seite der nach ihm benannten Brauerei
  • Zum Dachsenfranzfest und der Geschichte des Dachsenfranz auf der offiziellen Webseite der Gemeinde Zuzenhausen
  • Über den Dachsenfranz auf der Seite des Dielheimer Ortsteils Balzfeld

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