Dammsühne

Dammsühne
Siegel der Dammstadt
Holzschnitt 1586: Hinten Hildesheim, vorn Moritzberg, dazwischen die Reste der Dammstadt

Die Dammstadt war eine kurzlebige mittelalterliche Stadtneugründung in unmittelbarer Nachbarschaft der seinerzeitigen Stadt Hildesheim. Umschlossen wurde die Stadt von der Innerste, dem Kupferstrang sowie Trillke- und Blänkebach.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Dammstadt wurde 1196 durch den Propst des Mauritiusstifts gegründet. [1] Poppo, so sein Name [2], siedelte gezielt flandrische Kaufleute unmittelbar westlich der noch zur Bischofsstadt gehörenden Andreaskirche an, auf dem dem Kloster gehörenden, durch die nahe Innerste recht feuchten Wiesengelände beiderseits des Ost-West-Handelsweges. [3] Die Stadtherrschaft übte der Vogt des Moritzstiftes aus. [4] Bereits 1232 gestand er den Bewohnern die Wahl eines eigenen Bürgermeisters und zweier Ratsherren zu. [5] Im selben Jahr wurde die Dammstadt durch eine weitere Siedlung südlich des Dammweges erweitert. [6] 1232 erhielt die Dammstadt durch Lippold, den Vogt des Moritzstiftes, außerdem städtische Rechte. Überliefert sind die Existenz eines Marktplatzes und eines Rathauses sowie die Namen von vier Straßen, die die Dammstadt durchzogen: Kramerstraße, Nicolaistraße, Engestraße, Stovenstraße. Bischof Otto teilte der Dammstadt als Gerichtsstätte einen Hügel unweit südlich von Himmelsthür zu, der noch heute "Gallberg" genannt wird.

Bereits 1332 endete die Geschichte der Dammstadt. In der Weihnachtsnacht wurde sie völlig niedergebrannt und die meisten Bewohner getötet. [7] Nur wenige konnten entkommen und fanden Zuflucht auf dem Moritzberg. [8] Die Dammstadt hatte zuvor den vom Domkapitel gewählten Heinrich III. von Braunschweig-Lüneburg als Kandidaten für das Amt des Hildesheimer Bischofs unterstützt, die Bischofsstadt hatte sich dagegen ab Oktober 1332 [9] von ihm ab- und dem von Papst Johannes XXII. ernannten Erich von Holstein-Schauenburg zugewandt, und letzterer veranlasste den Angriff. [10] Ob neben Truppen Erichs Hildesheimer Bürger überhaupt daran teilnahmen, wie vielfach behauptet wird, ist ungeklärt. [11]

Die wirtschaftliche Konkurrenz insbesondere durch die Tuchmacher und -händler der Dammstadt war den Bürgern der Altstadt unerwünscht. Bereits 1298 hatte der Hildesheimer Rat den Dammbewohnern den Tuchhandel verboten, und erst Bischof Heinrich II. von Woldenberg hob dieses Verbot wieder auf. [12] Vor allem befürchteten die Altstädter, dass die befestigte Schwesterstadt den aus Westen kommenden Handelsverkehr abriegeln könnte. [13] 1288 hatte die Dammstadt zu Wällen und Gräben eine feste Mauer erhalten [14], und erst 1331 waren die Befestigungen noch verstärkt worden. [15] Die Namen der Stadttore sind überliefert mit Bergtor, Beiersches Tor, Steintor und Dammtor.

Nachdem Herzog Heinrich sich im Streit um den Bischofsstuhl durchgesetzt hatte, lief die Bürgerschaft der Altstadt wieder zu ihm über. In der Folge wurde unter Vermittlung der Städte Braunschweig und Goslar ein Vergleich zwischen dem Rat der Stadt Hildesheim und dem Bischof getroffen. Nach dieser Sona Dammonis (was zumeist mit Dammsühne übersetzt wird) [16] vom 26. März 1333 hatte die Stadt 1.000 Silbermark an den Bischof zu zahlen, das Äquivalent von etwa zweieinhalb Zentnern Silber, wodurch der Haushalt mehrere Jahre hindurch stark belastet wurde. Dafür erhielt sie das Gebiet der Dammstadt zugesprochen, übernahm deren alte Ostmauer und dehnte ihre Befestigung somit über die Innerste hinaus nach Westen aus. [17]

An die Dammstadt erinnern heute noch die Hildesheimer Straßennamen Dammstraße und Dammtor. Die Straße Am Kupferstrange im Stadtteil Himmelsthür folgt dem 1311 angelegten nördlichen Stadtgraben der Dammstadt. [18]

Literatur

  • Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Neustadt Hildesheim. Lax, Hildesheim/Leipzig 1937, ISBN 3-8269-6305-9
  • Thomas Küntzel: Die Dammstadt von Hildesheim: Ideal und Realität einer hochmittelalterlichen Stadtgründung. In: Concilium medii aevi 10 (2007), S. 1-32 (PDF)
  • Herbert Reyer: Kleine Geschichte der Stadt Hildesheim. 2. Auflage, Lax, Hildesheim 2002, ISBN 3-8269-6300-8

Einzelnachweise

  1. Reyer, S. 24/25
  2. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Kapitel4.pdf abgerufen am 22. Oktober 2007 um 05:44 Uhr
  3. Gebauer, S. 7
  4. Reyer, S. 25
  5. Reyer, S. 25
  6. http://www.kulturverein-moritzberg-web.de/moritzberg.htm
  7. Reyer, S. 35/36
  8. http://www.kulturverein-moritzberg-web.de/moritzberg.htm, abgerufen am 22. Oktober 2007 um 05:37 Uhr
  9. http://www.stadtarchiv-hildesheim.de/publikationen/dok_109_sona.htm, abgerufen am 22. Oktober 2007 um 06:02 Uhr
  10. Reyer, S. 36
  11. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Kapitel4.pdf
  12. http://www.kulturverein-moritzberg-web.de/moritzberg.htm
  13. Reyer, S. 35/36
  14. http://www.kulturverein-moritzberg-web.de/moritzberg.htm
  15. http://www.stadtarchiv-hildesheim.de/publikationen/dok_109_sona.htm
  16. Eine Abschrift ist im Hildesheimer Stadtarchiv erhalten und wird unter der Signatur Bestand 1 Nr. 635 D 8 geführt.
  17. Reyer, S. 36
  18. http://www.stadtarchiv-hildesheim.de/strassen/strassen_a.htm

Weblinks

52.1556639.9283367Koordinaten: 52° 9′ N, 9° 56′ O


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