- Darshan Singh (Henker)
-
Darshan Singh (* 1932) war der Chefhenker von Singapur.
Darshan Singh begann 1959 seine Tätigkeit als Henker bei den Briten, nachdem der vorherige Henker, Mr. Seymour, zurückgetreten war. Singh wollte ebenfalls abtreten, jedoch hatte er Probleme, eine entsprechende Stelle zu finden.
In seiner Laufbahn henkte er mehr als 1000 zum Tode verurteilte Gefangene. Er erhielt einen Lohn von 400 S$ (etwa 200 Euro) für jede ausgeführte Exekution. Er hält heute noch einen „Rekord“ als schnellster Henker für die Ausführung von sieben Exekutionen innerhalb von 90 Minuten.
Inhaltsverzeichnis
Die Hinrichtung von Nguyen Tuong Van
Am 28. Oktober 2005, also rund fünf Wochen vor der geplanten Hinrichtung des australischen Staatsbürgers Nguyen Tuong Van, der wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt worden war, enthüllte die Zeitung „The Australian“ ein Staatsgeheimnis, indem sie auf der Titelseite den Henker von Singapur zeigte. Damit erhofften sich die Journalisten, die Hinrichtung ihres Landsmannes wenigstens aufschieben zu können[1].
In den Folgetagen gab Singh sehr nonchalante Interviews, in denen er häufig über seine Karriere als Henker berichtete. Ein Interview mit Reuters blieb für ihn allerdings nicht ohne Konsequenzen. Nachdem er ausführlich vom „Spaß“ an seiner Arbeit schwärmte und auch erzählte, wie er seine 500. Hinrichtung mit mehreren Flaschen Whisky feierte, wurde er angesichts eines Sturms der Entrüstung entlassen. Am 28. November 2005 meldete er sich erneut über die Medien zu Wort und bat darum, für Nguyens Hinrichtung eingesetzt zu werden. Als absoluter Profi könne er garantieren, dass der Todeskandidat nicht leiden werde. Medienvertreter und australische Politiker reagierten mit Empörung auf den Wunsch. Nachdem sich die staatlich kontrollierte Boulevard-Zeitung The New Paper öffentlich für Singh einsetzte, nahm man die Kündigung zurück. Am 2. Dezember 2005 wurde Nguyen Tuong Van wie geplant, jedoch von einem bislang unbekannten anderen Henker[2], um 6 Uhr morgens exekutiert.
Alan Shadrakes Buch
Darshan Singh rückte im Juli 2010 wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, als der britische Journalist, Autor und Anti-Todesstrafenaktivist Alan Shadrake sein Buch Once a Jolly Hangman: Singapore Justice in the Dock (etwa: Einst ein fröhlicher Henker war: Singapurs Justiz auf der Anklagebank) veröffentlichte. Singh hatte Shadrake Interviews zum Thema „Todesstrafe in Singapur“ gegeben, wobei er auch erwähnte, dass er 2006 in Rente gegangen sei.[3]
Für großes Staunen sorgte dieser Sachverhalt besonders, weil es ebenfalls Alan Shadrake war, der 2005 das Foto des Henkers auf die Titelseite der Zeitung „The Australian“ (und später bei Medien weltweit) brachte und dessen eigentlich staatlich verordnete Geheim-Identität lüftete. 2005 war das der Startschuss für Singhs spätere Probleme. Unklar ist, wann die Interviews für Shadrakes Werk stattgefunden haben; jedoch mit Sicherheit 2006 oder später, da Singh erst dann in Rente ging.[4]
Shadrake wurde am 16. November 2010 vom Singapore High Court wegen „Missachtung des Gerichts“ zu sechs Wochen Haft und umgerechnet ca. 11.000 Euro Geldstrafe verurteilt. In dem Buch behauptet er u.a., Herkunft und Nationalität spielten in Singapur eine Rolle, ob die Todesstrafe verhängt werde oder nicht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.[5] Ob auch gegen Darshan Singh polizeilich (z.B. wegen Mittäterschaft) ermittelt wird, ist bislang nicht bekannt.
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit Darshan Singh
- ↑ Darshan didn't do it, The Age, 3. Dezember 2005
- ↑ Singapore arrests 'Hangman' author. In: Al Jazeera. 19. Juli 2010.
- ↑ British author, 76, jailed in Singapore for six weeks over book on the death penalty. In: Daily Mail. 17. November 2010.
- ↑ Strait Times vom 18. November 2010
Weblinks
- Connie Levett, Steve Butcher: Hangman ignites outrage. In: The Age. 30. November 2005. (anlässlich der Hinrichtung von Nguyen Tuong Van)
- Rüdiger Falksohn, Jürgen Kremb: Ein Mann für letzte Stunden. In: DER SPIEGEL. Ausgabe 49/2005.
Wikimedia Foundation.