- Dauergrünland
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Grünland ist der Fachbegriff für landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen Gras als Dauerkultur angebaut wird. Das Gras wird vor allem an Wiederkäuer verfüttert und bildet daher für Futterbaubetriebe häufig die hauptsächliche Grundfutterquelle. Des Weiteren kann es im Rahmen des Agrarantrags freiwillig als Stilllegung fungieren oder zur energetischen Nutzung Biogasanlage verwendet werden.
Grünland im engeren Sinne sind Wiesen, Weiden oder Mähweiden. Es wird auch als Wirtschaftsgrünland oder von der Pflanzensoziologie als sogenannte „Fettwiesen“ bzw. „Fettweiden“ bezeichnet. Diese Flächen werden in der Regel mehr als zweimal im Jahr gemäht oder abgeweidet und liefern bei rechtzeitiger Nutzung gutes Futter. Diese Grünlandgesellschaften sind Kulturformationen, die ohne diese Bewirtschaftung im Klima Mitteleuropas nicht in dieser Form existieren würden.
Grünland im weiteren Sinne umfasst neben den oben genannten Flächen noch Magerwiesen und -weiden, Feuchtwiesen, Trocken- und Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden sowie die früher noch häufigen Pfeifengras-Streuwiesen und Seggenriede, die der Streugewinnung (was eher historisch zu sehen ist - diese Bewirtschaftungsform gibt es heute nicht mehr) oder der gelegentlichen Beweidung (Wanderschäferei) dienten. Diese Pflanzengesellschaften sind Halbkultur- oder Kulturformationen. Echte (natürlich entstandene) Trocken-, Halbtrocken-, Bortsgras- oder alpine Rasen sind sehr selten.
Eine Mischform stellen Streuobstwiesen dar.
Inhaltsverzeichnis
Kennzeichen moderner Grünlandwirtschaft
Im Vergleich zu jenen Wirtschaftsformen Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts wird die heutige Grünlandwirtschaft durch folgende Merkmale geprägt:
- Übergang von Beweidung zu Ganzjahresstallhaltung
- Übergang von einer Festmistwirtschaft zur Güllewirtschaft.
- Übergang von Dürrfutterbereitung (Heu) auf Silage.
- Früherer Nutzungszeitpunkt des ersten Aufwuchses und dadurch insgesamt mehr Nutzungen pro Jahr.
- Im Zusammenhang mit hohen Viehzahlen pro Betrieb und hoher Besatzstärke Gefahr der Überdüngung hofnaher Flächen mit Flüssigmist (Gülle).
Standortbezug
Man unterscheidet fakultatives und obligates Grünland nach den Standort- und Bodenverhältnissen: Auf fakultativem Grünland könnten auch mehr oder weniger problemlos andere Früchte, z. B. Getreide angebaut werden. Obligates Grünland hingegen ist meistens ein Grenzstandort, auf dem nur schwer andere Früchte wachsen; als Gründe hierfür kommen hohe Niederschläge (z. B. in Skandinavien), steppenartige Trockenheit oder auch Moorböden bzw. Auenböden infrage.
Dauergrünland, Wiese, Weide
Dauergrünland werden solche Grundfutterflächen genannt, die längere Zeit eine kurzrasige Vegetation als Dauerkultur tragen. Dauergrünland ist somit eine mindestens 5 Jahre alte Vegetationsform (Wiese oder Weide) mit relativ geschlossener Grasnarbe, die von einer Pflanzengemeinschaft aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen gebildet wird. Grünland wird durch mehr oder weniger regelmäßige Mahd und/oder Beweidung gehölzfrei bzw. waldfrei gehalten und dient(e) entweder der Futter- oder zu früheren Zeiten der Streugewinnung in der Landwirtschaft. Die botanische Zusammensetzung von Grünland ist das Ergebnis einer bestimmten Bewirtschaftung und Nutzung am jeweiligen Standort.
Ein- und mehrjähriger Futterbau in Form von Futtergräsern (so genanntes "Ackergras") ist kein Grünland in diesem Sinne. Er wird dem Ackerfutterbau zugerechnet.
Definitionen nach der Nutzungsintensität
Die botanische Artenzusammensetzung der Grünflächen wird von der Stärke der Nutzung entscheidend beeinflusst. Diese ergibt sich ihrerseits zum Teil durch den Standort. Bei intensiver Nutzung durch mehrere Schnitte oder hohen Tierbesatz bei Weidenutzung verringert sich die Artenvielfalt des Graslandes.
Wegen der großen Zahl von Grünland-Pflanzengesellschaften und der unterschiedlichsten Nomenklatur von Grünlandtypen ist eine dreigliedrige Grobeinteilung entsprechend der Nutzungsintensität sinnvoll:
Intensivgrünland (Wirtschaftsgrünland)
Unter Wirtschaftsgrünland wird ein Grünlandtyp verstanden, der so stark genutzt wird, dass sich die Erzeugung von Grundfutter für die Milchviehhaltung – in Konkurrenz zu Silomais – ökonomisch noch lohnt. Die Häufigkeit liegt je nach Naturraum und Standortverhältnissen zwischen 3 und 6 Nutzungen pro Jahr (als Schnitt, Weide oder Mähweide). Die dem Boden entzogenen Nährstoffe werden bei landschaftsökologisch verträglicher Nutzungsweise fast ausschließlich über Hofdung (Wirtschaftsdünger), überwiegend als Gülle zurückgeführt. Die Ertragserwartung liegt zwischen 80 und 120 dt TM/ha, die Qualität des Futters zwischen 5,0 und 6,0 MJ NEL/kg TM. Die Anzahl der Pflanzenarten ist mit 15 bis 20 pro 25 m² Referenzfläche vergleichsweise gering.
Mit der Einführung der Grünlandprämie in der EU ab dem 1. Januar 2005 im Zuge der Agrarreform kann jeder Bewirtschafter von Grünlandflächen einen Prämienanspruch geltend machen. Bis zum Jahr 2013 setzt sich der Prämienanspruch aus zwei Bestandteilen zusammen: Dem Flächenanteil und dem betriebsspezifischen Zuschlag. Ab 2013 wird es nach heutigem Planungsstand nur noch eine reine Flächenprämie geben. Die Grünlandprämie beträgt zurzeit ( Stand: 05/2006) etwa 100 Euro / ha / Jahr Grünland
Extensivgrünland
Unter Extensivgrünland bzw. artenreichem Grünland sind vorwiegend 1-3-schürige Heu- und Öhmdwiesen zu verstehen. Es gehören aber auch langjährig extensiv bewirtschaftete Weiden in Höhenlagen dazu. Solches Grünland wird standortgerecht genutzt und erfährt nur eine teilweise Rückführung der Nährstoffe über Wirtschaftsdünger (Stallmist, Jauche, Gülle). Die Pflanzenbestände weisen einen mittleren Futterwert auf und nehmen auch im Arteninventar eine Mittelstellung zwischen dem Wirtschafts- und dem Biotopgrünland ein. Die Anzahl der Pflanzenarten ist mit 30 bis 45 pro 25 m² Referenzfläche vergleichsweise hoch und die Aspekte sind blütenbunt (siehe auch Blumenwiese). Bezüglich der floristischen und faunistischen Biodiversität wird dieser Typ nur noch vom Biotopgrünland übertroffen. In die Kategorie "Extensivgrünland" gehören auch die beiden mesophilen Wiesenformen "magere Flachland-Mähwiese" (FFH-Code 6510) und "Berg-Mähwiese" (FFH-Code 6520) nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Gemeinschaft.
Extensivgrünland darf jedoch nicht mit "extensiviertem Grünland" gleichgesetzt oder verwechselt werden, das sich durch Reduzierung von Nutzungshäufigkeit und Düngung aus artenarmem Wirtschaftsgrünland heraus entwickelte, in der Regel aber (noch) nicht den besagten bioökologischen Wert besitzt.
Biotopgrünland
"Biotopgrünland" ist ein Sammelbegriff für Grünland, das nicht (mehr) primär der landwirtschaftlichen Futter- oder Streugewinnung (siehe Streuwiese) dient. Dabei handelt es sich um Magerwiesen oder -weiden extremer Standortverhältnisse auf denen die allgemeine Nährstoffverfügbarkeit entweder wegen zu trockenen oder zu nassen Bodens gering ist. Beispiele: Halbtrockenrasen und Kleinseggenwiesen). Die Größenordnung der natürlichen Biomasse-Produktion liegt auf Magerrasen-Niveau und damit unter 35 dt TM/ha. Die Pflanzengesellschaft stellt das artenreichste Ökosystem Mitteleuropas dar: Auf 25 m² Referenzfläche kommen bis zu 70 Gefäßpflanzenarten vor. Diese Vielfalt wird in keinem anderen Biotop-Typ erreicht! Biotopgrünland steht entweder seit langem unter Naturschutz (z.B. Wacholderheiden, Pfeifengras-Streuwiesen) oder die Landwirte pflegen die Flächen im Auftrag der Naturschutzverwaltung.
Sonstige Definitionen
Grünland im fiskalisch-juristischen Sinne
Im Sinne des EU-Beihilferechts besteht zwischen Dauergrünland und Ackerland folgende Unterscheidung (gemäß der Agrarstatistik-Entscheidung 2000/115/EG der EU-Kommission): Ackerland ist „Land, das regelmäßig bearbeitet (gepflügt oder bestellt) wird und im Allgemeinen einer Fruchtfolge unterliegt“. Für die Unterscheidung zwischen Ackerland und Dauerkulturen oder Dauergrünland wird eine Schwelle von fünf Jahren angesetzt. Das heißt: Eine Wiesen-Neuansaat beispielsweise wird erst nach 5 Jahren zum "Dauergrünland".
Wechselgrünland, Wechselwirtschaft
Unter dem Überbegriff „Wechselgrünland“ oder „Wechselwirtschaft“ werden zwei, in Europa weit verbreitete historische Fruchtfolge-Systeme zusammengefasst: Die Feldgraswirtschaft und die Egart-Wirtschaft. In beiden Fällen wechselt mehrjähriges Grünland mit ein- oder mehrjährigem Ackerbau ab. Dabei wird die fördernde Wirkung des Grünlandes auf die Bodenfruchtbarkeit (hohe Humusgehalte) für eine Acker-Zwischennutzung genutzt.
Grünlandbrachen
Eine Grünlandbrache stellt eine Pflanzengesellschaft dar, die - ggf. für kürzere oder längere Zeiträume (Jahre oder Jahrzehnte) - vom Menschen nicht mehr genutzt wird und dann bestimmten natürlichen Sukzessionsprozessen unterliegt. Kennzeichen der Brache ist das Fehlen jeglicher landwirtschaftlicher oder sonstiger Nutzung des Pflanzenaufwuchses (z.B. Sozialbrache). Bei dauerhaftem Verzicht auf eine Grünlandnutzung würde mit der Zeit wieder Wald entstehen (= potentielle natürliche Vegetation). Im Sinne dieser Definition sind Grünlandbrachen aber streng von sog. Rotations- und Dauerbrachen auf Ackerland zu unterscheiden. Hierbei handelt es sich um agrarpolitisch bewusst herbeigeführte, meist kurzlebige Brachestadien mit dem Ziel einer Marktentlastung.
Siehe auch
Literatur
- K. Buchgraber, G. Gindl: Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung. 2. Auflage, Leopold Stocker Verlag,Graz 1994, ISBN 3-7020-1073-4
- G. Briemle, M. Elsäßer, T. Jilg, W. Müller, H. Nußbaum: Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung in Baden-Württemberg. In: Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1996, S. 215-256, ISBN 3540610901
- H. Dierschke, G. Briemle: Kulturgrasland. Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 3800138166
- H. Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologische Sicht. Ulmer, Stuttgart 1982
- E. Klapp: Wiesen und Weiden. 4. Auflage, Parey-Verlag, Berlin/Hamburg 1971
- W. Opitz v. Boberfeld: Grünlandlehre - biologische und ökologische Grundlagen. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1770-1
- G. Voigtländer, H. Jacob: Grünlandwirtschaft und Futterbau. Ulmer, Stuttgart 1987
Weblinks
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