De Stijl

De Stijl
Zeitschrift De Stijl von 1921
Van Doesburg: Rhythmus eines russischen Tanzes, 1918

De Stijl (Aussprache [də ˈstɛɪl][1]) war eine niederländische Gruppe von Malern, Architekten und Designern, die 1917 in Leiden eine Künstlervereinigung und eine Zeitschrift gleichen Namens gründete.

Gründungsmitglieder waren der Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg, die Maler Piet Mondrian und Georges Vantongerloo, die Architekten Robert van't Hoff, J. J. P. Oud und Jan Wils, die Maler Vilmos Huszár und Bart van der Leck, sowie der Dichter Antony Kok. Bis 1922 verließen acht der anfänglich zehn Mitglieder die Gruppe, dafür kamen neue hinzu, unter anderem die Architekten Gerrit Rietveld (1918) und Cornelis van Eesteren (1922) und der Maler Friedrich Vordemberge-Gildewart (1924).

Inhaltsverzeichnis

Kunsttheorien

Die Gruppe bekannte sich zu einer geometrisch-abstrakten, „asketischen“ Darstellungsform in Kunst und Architektur und einem auf Funktionalität beschränkten Purismus, der ähnlich wie das deutsche Bauhaus, zu dem ideen- und kunstgeschichtlich eine enge Beziehung besteht, Grundsätze für eine auf alle Gestaltungsbereiche anwendbare Ästhetik aufstellte. Ihre Vorstellungen standen unter dem Einfluss des Kubismus und der kunsttheoretischen Publikationen Wassily Kandinskys. Ihr Anliegen war es, sich vollständig von den Darstellungsgrundsätzen der traditionellen Kunst abzuwenden und eine neue, völlig abstrakte Formensprache zu erarbeiten, die auf der Variation von wenigen elementaren Prinzipien der bildnerischen Gestaltung (waagerecht/senkrecht, groß/klein, hell/dunkel und den Grundfarben) beruhte. Das bedeutet die Reduktion von Farben auf die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau sowie die Nichtfarben Schwarz, Grau und Weiß. Die Konzepte De Stijl' wirkten nicht nur in bildender Kunst und Architektur, sondern auch im Design von Möbeln und anderen Gebrauchsgegenständen. Das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht wurde im Jahr 1924 erbaut.

Manifest

Doesburg und Mondrian verwendeten in ihren Theorien zur Kunst Elemente verschiedener Philosophen, insbesondere Platon und Hegel, die sie in ihren grundlegenden Prinzipien des Dualismus – zwischen Objektivem und Subjektivem, Abstraktion und Natur, Asymmetrie und Symmetrie, Vierdimensionalität und Dreidimensionalität, Farbe und Nicht-Farbe, festlegten. Dementsprechend lautete ihr „Manifest I“ von 1918:

Manifest I von 1918, englische Fassung

1. Es gibt ein altes und ein neues Zeitbewusstsein. Das alte richtet sich auf das Individuelle. Das neue richtet sich auf das Universelle. Der Streit des Individuellen gegen das Universelle zeigt sich so wohl in dem Weltkriege wie in der heutigen Kunst.

2. Der Krieg destruktiviert die alte Welt mit ihrem Inhalt: die individuelle Vorherrschaft auf jedem Gebiet.

3. Die neue Kunst hat das, was das neue Zeitbewusstsein enthält ans Licht gebracht: gleichmäßiges Verhältnis des Universellen und des Individuellen.

4. Das neue Zeitbewusstsein ist bereit, sich in allem, auch im äußerlichen Leben, zu realisieren.

5. Tradition, Dogmen und die Vorherrschaft des Individuellen (des Natürlichen) stehen dieser Realisierung im Wege.

6. Deshalb rufen die Begründer der neuen Bildung alle, die an die Reform der Kunst und der Kultur glauben, auf, diese Hindernisse der Entwicklung zu vernichten, so wie sie in der neuen bildenden Kunst – indem sie die natürliche Form aufhoben – dasjenige ausgeschaltet haben, das dem reinen Kunstausdruck, der äußersten Konsequenz jeden Kunstbegriffs, im Wege steht.

7. Die Künstler der Gegenwart haben, getrieben durch ein und dasselbe Bewusstsein in der ganzen Welt, auf geistlichem [geistigem] Gebiet teilgenommen an dem Weltkrieg gegen die Vorherrschaft des Individualismus, der Willkür. Sie sympathisieren deshalb mit allen, die geistig oder materiell, streiten für die Bildung einer internationalen Einheit in Leben, Kunst, Kultur.

8. Das Organ „Der Stil“, zu diesem Zweck gegründet, trachtet dazu beizutragen, die neue Lebensauffassung in ein reines Licht zu stellen.

9. Mitwirkung aller ist möglich durch:

I. Als Beweis von Zustimmung, Einsendung (an die Redaktion) von Namen (genau), Adresse, Beruf.

II. Beiträge im weitesten Sinne (kritische, philosophische, architectonische, wissenschaftliche, literarische, musikalische usw. sowie reproductieve) für die Monatsschrift >Der Stil<.

III. Übersetzung in andere Sprachen und Verbreitung der Ansichten, die in >Der Stil< veröffentlicht werden.

Unterschrift der Mitarbeiter: Antony Kok, Dichter
Theo van Doesburg, Maler
Piet Mondriaan, Maler
Robt. van ´t Hoff; Architekt
G. Vantongerloo, Bildhauer
Vilmos Huszar, Maler
Jan Wils, Architekt

Kunstzeitschrift

Brâncuşi in: De Stijl, 1927, Reprint aus dem Jahr 1968

Die Kunstzeitschrift De Stijl, herausgegeben von Theo van Doesburg, erschien ab 16. Juni 1917 mit Unterbrechungen monatlich bis 1928. Jg. 2, Heft 1, Delft 1918 Schon Jahre vor Einstellung der Zeitschrift begann die Gruppe sich aufzulösen. 1925 schied Mondrian, wie Jahre zuvor Jan Wils, wegen Meinungsverschiedenheiten mit van Doesburg aus, da van Doesburg 1923 begonnen hatte, diagonale Elemente in seinem Werk anzuwenden, was Mondrian ablehnte.[2] Auch andere Künstler gingen neue Wege und trugen so dazu bei, die „De Stijl“-Theorie zu verbreiten und weiter zu entwickeln. Nach dem Tod van Doesburgs 1931 erschien zu seinen Ehren noch eine Sonderausgabe der Zeitschrift.

Siehe auch

Elementarismus, Konkrete Kunst, Rietveld-Schröder-Haus

Literatur

  • Hans Ludwig Jaffé, Margot Schneider-Riek: De Stijl 1917–1931. Der niederländische Beitrag zur modernen Kunst (Ullstein Bauwelt Fundamente Bd. 7). Ullstein, Berlin/Frankfurt/Wien 1965, 271 Seiten, ISBN 3528086076 (Ausgabe 1982)
  • Carsten-Peter Warncke: Das Ideal als Kunst. De Stijl 1917–1931, Taschen, Köln 1990, 216 Seiten. ISBN 3822804169
  • Michael White: De Stijl and Dutch Modernism (Critical Perspectives in Art History), 176 Seiten, Manchester University Press. ISBN 0719061628 (engl.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aussprache
  2. De Stijl, www.tate.org.uk, abgerufen am 31. Oktober 2011

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  • Stijl — (De) ( le Style ) revue et mouvement artistiques néerlandais regroupant surtout des peintres et des architectes, créés à Leyde en 1917 par le peintre Theo Van Doesburg, en collab. avec P. Mondrian. La revue cessa de paraître en 1928 …   Encyclopédie Universelle

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