Declaratio Ferdinandea

Declaratio Ferdinandea

Als Declaratio Ferdinandea (lat. ferdinandinische Erklärung) wird eine Erklärung König Ferdinands I. bezeichnet, die im Zuge des Augsburger Religionsfriedens Bekenntnisfreiheit evangelischer Ritter und Städte in geistlichen Territorien sicherte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Auf dem Augsburger Reichstag von 1555 leitete König Ferdinand I. stellvertretend für seinen Bruder Kaiser Karl V. die Verhandlungen zwischen Protestanten und Katholiken über einen allgemeinen Religionsfrieden. Nach den Verwüstungen des Schmalkaldischen Kriegs, des Markgrafen- und des Fürstenkriegs herrschte eine große Friedenssehnsucht im Heiligen Römischen Reich. Trotzdem waren die Verhandlungen über den Religionsfrieden sehr schwierig und gingen nur langsam voran.

Am härtesten und längsten wurde um den Geistlichen Vorbehalt gerungen, der festlegte, dass geistliche Fürstentümer nicht zum Protestantismus übertreten durften. Dies stellte einen Nachteil für die Protestanten im Reich dar und sie drohten mehrfach die Verhandlungen deswegen scheitern zu lassen. Ferdinand versuchte in dieser Situation ihre Zustimmung durch eine am 24. September 1555 gegenüber den Kurfürsten von Kursachsen und Kurmainz abgegebenen aber bis 1575 geheim gehaltene Erklärung – der Declaratio Ferdinandea – zu erreichen.

Regelungen

In dieser schriftlichen Erklärung garantierte Ferdinand den landsässigen protestantischen Rittern und Städten die Beibehaltung ihres evangelischen Bekenntnisses, auch wenn sie sich in einem geistlichen katholischen Territorium befanden. Dies stellte eine wichtige Ausnahme vom Prinzip cuius regio, eius religio dar, nach dem ein geistlicher Landesherr die Möglichkeit gehabt hätte, seine Untertanen zur Übernahme des katholischen Bekenntnisses zu zwingen.

Wirkung

Die Erklärung wurde nicht mit in den offiziellen Reichsabschied aufgenommen und sorgte in den folgenden Jahren immer wieder für Konflikte [1]. Die katholische Seite hielt sie für reichsrechtlich ungültig, da nach §28 des Augsburger Religionsfriedens jede Veränderung des Vertragswerks durch zusätzliche Erklärungen untersagt war.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Arndt, Johannes: Der Dreißigjährige Krieg 1618–1648. Reclam Sachbuch, Stuttgart 2009. (S. 32)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Declaratio Ferdinandea — Declaratio Ferdinandea,   besondere schriftliche Erklärung König Ferdinands I. gegenüber den Kurfürsten von Sachsen und Mainz, die am 24. 9. 1555 (vor dem Augsburger Religionsfrieden) mit kaiserlicher Vollmacht ausgefertigt und zunächst geheim… …   Universal-Lexikon

  • Jus reformandi — Cuius regio, eius religio (lateinisch für: wessen Gebiet, dessen Religion), auch: cujus regio ejus religio oder cuius regio, illius religio, ist eine lateinische Redewendung, die besagt, dass der Herrscher eines Landes berechtigt ist, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Restitutionsedikt — Urkunde des Restitutionsedikts Das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder… …   Deutsch Wikipedia

  • Augsburger Reichs- und Religionsfrieden — Augsburg: Die beiden Türme der evangelischen (im Vordergrund) und der katholischen Ulrichskirche stehen für den Religionsfrieden in der Stadt …   Deutsch Wikipedia

  • Gegenreformation und Reform im Reich: Erneuerung des Alten —   »Konfessionelles Zeitalter«   Die abendländische Christenheit war in mehrere Kirchengemeinschaften auseinander gefallen, das stand um die Mitte des 16. Jahrhunderts fest; in Gemeinschaften, die sich daran machten, ihre unterschiedlichen… …   Universal-Lexikon

  • Cuius regio, eius religio — Cuius regio, eius religio, auch: cuius regio, illius religio (lateinisch für: wessen Gebiet, dessen Religion, im damaligen Sprachgebrauch oft: wes der Fürst, des der Glaub ), ist eine lateinische Redewendung, die besagt, dass der Herrscher eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Dreißigjähriger Krieg — Der Galgenbaum – Darstellung von Kriegsgräueln nach Jacques Callot Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie in Deutschland und Europa und zugleich ein Religionskrieg. In ihm entluden sich sowohl die Gegensätze… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand I. (HRR) — Ferdinand I. Ferdinand I. (* 10. März 1503 in Alcalá de Henares bei Madrid; † 25. Juli 1564 in Wien) aus dem Geschlecht der Habsburger war von 1558 bis 1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Seit 1521 war …   Deutsch Wikipedia

  • 1576 — Années : 1573 1574 1575  1576  1577 1578 1579 Décennies : 1540 1550 1560  1570  1580 1590 1600 Siècles : XVe siècle  XVIe …   Wikipédia en Français

  • Fernando I de Habsburgo — Saltar a navegación, búsqueda Fernando I de Habsburgo Emperador del Sacro Imperio Romano Germánico, Rey de Hungría y Bohemia …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”