- Dementia praecox
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Der Begriff Dementia praecox (démence précoce) geht zurück auf den französischen Psychiater Benedict Augustin Morel. In seinem 1860 erschienen Werk Traite des Maladies Mentales bezeichnete er damit die Erkrankung eines Jugendlichen, der – zuvor vollkommen unauffällig – sich zunehmend zurückzog und in einen demenzartigen Zustand verfiel.[1]
Emil Kraepelin erkannte gewisse Ähnlichkeiten zwischen der von Morel beschriebenen Störung und den von Kahlbaum und Hecker beschriebenen Krankheiten Hebephrenie[2] und Katatonie[3]: Sie begannen in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter und gingen einher mit zunehmendem psychischen Verfall, der in einem demenziellen Zustand endete. Kraepelin war überzeugt, Krankheitsverlauf und -ausgang wären am besten geeignet, verschiedene psychiatrische Erkrankungen voneinander abzugrenzen und betrachtete daher diese drei Störungen als verschiedene Ausprägungsformen einer Krankheitsentität, die er unter dem Begriff der Dementia praecox (vorzeitige Demenz) zusammenfasste. Ihr gegenüber stellte er das manisch depressive Irresein (als Vorläufer der bipolar affektiven Störung), welches gekennzeichnet war durch einen episodischen und insgesamt günstigeren Verlauf.[4]
Diese Theorie ließ sich jedoch nicht halten und die Bezeichnung wurde als unzureichend verworfen. Der Psychiater Eugen Bleuler prägte 1911 in seiner Beschreibung Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien für diese Symptomatik den Begriff der Schizophrenie und leitete einen grundlegenden Wandel im Verständnis dieser Störung ein.
Einzelnachweise
- ↑ Theocharis Chr. Kyziridis: Notes on the History of Schizophrenia. In: German Journal of Psychiatry. 8, Nr. 3, 2005, S. 42–48 (online).
- ↑ Grit Althaus, S. Kamolz, E. Franzek, B. Pfuhlmann: Die autistische Hebephrenie. Konzepte und Befunde. In: Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie. 69, Nr. 10, 2001, S. 482–487, doi:10.1055/s-2001-17561.
- ↑ Mario Lanczik: Karl Ludwig Kahlbaum (1828–1899) and the emergence of psychopathological and nosological research in German psychiatry. In: History of Psychiatry. 3, Nr. 9, 1992, S. 53–58, doi:10.1177/0957154X9200300905.
- ↑ R. Tandon, H. A. Nasrallah, M. S. Keshavan: Schizophrenia, “just the facts”. 4. Clinical features and conceptualization. In: Schizophrenia Research. 110, Nr. 1, 2009, S. 1–23, doi:10.1016/j.schres.2009.03.005.
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