- Denkstörungen
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Denkstörungen sind zumeist Symptome einer Krankheit, meist einer psychischen Störung.
Man unterscheidet formale Denkstörungen und inhaltliche Denkstörungen.
Inhaltsverzeichnis
Formale Denkstörungen
Formale Denkstörungen sind Störungen des Denkablaufs, die sich in sprachlichen Äußerungen zeigen. Es kann sich dabei um Veränderungen der Geschwindigkeit, der Kohärenz und Stringenz des Gedankenablaufs handeln. Denkstörungen können bei emotionaler Belastung besonders deutlich werden.[1]
Die folgende Einteilung der formalen Denkstörungen kann als Einteilung in engerem Sinne verstanden werden. Sie wäre von einer Einteilung im weiteren Sinne zu unterscheiden, bei der verschiedene der im folgenden eher syndromal erfassten Störungen unter dem Oberbegriff der Kohärenz zusammengefasst werden. Dies geschieht infolge nicht eindeutiger Abgrenzbarkeit dieser eher syndromalen Bezeichnungen im Sinne einer logisch zufriedenstellenden Definition.[2] [3] Das Lehrbuch von Bleuler ordnet daher z.B. ausdrücklich das ideenflüchtige Denken den manischen Zuständen zu, das gehemmte Denken den depressiven Zuständen, das zerfahrene Denken den Schizophrenien und das verarmte Denken den chronischen diffusen Hirnerkrankungen.
Gedankenabreißen
Dabei bricht der Gedanke mitten im Satz ab, er kann nicht zu Ende gedacht werden. Ist abzugrenzen von "Gedankenentzug".
Perseveration
Der gleiche Gedanke muss immer wieder gedacht werden, er wiederholt sich wie in einer Schleife. Vorkommen möglich z. B. bei schizoaffektiver Depression, bei Schizophrenie oder auch bei Zwangsstörungen.
Denkverlangsamung
Das Denken ist verlangsamt und stockend; ein Gedanke kann nicht oder nicht sofort zu Ende gedacht werden. Dies ist zum Beispiel bei Depressionen möglich. Hier geht es anders als bei der hiervon abzugrenzenden Denkhemmung um eine durch andere Personen wahrgenommene Veränderung (Fremdwahrnehmung).
Denkhemmung
Das Denken wird subjektiv als gebremst, verlangsamt oder blockiert empfunden, so als ob es gegen einen inneren Widerstand vollzogen werden müsste. Im Unterschied zum verlangsamten Denken geht es hier um eine eigene Empfindung der betreffenden Person, nicht um eine Fremdwahrnehmung.
Ideenflucht bzw. Gedankenflucht
Das Denktempo ist erhöht, dem Betroffenen gehen sehr viele Gedanken in sehr kurzer Zeit durch den Kopf, teilweise auch mehrere Gedanken gleichzeitig. Dabei sind die Assoziationen gelockert, daher sind die Gedanken sprunghaft, die Themen wechseln ständig, der Betroffene kann nicht bei einem Gedankengang bleiben. Vorkommen häufig bei Manie, beim Gesunden insbesondere unter Einfluss von stimulierenden psychoaktiven Substanzen, wie Alkohol, Koffein oder Amphetamin.
Inkohärentes Denken
Die einzelnen Gedanken bleiben ohne Zusammenhang, sie sind unlogisch, bruchstückhaft und zerfahren. Teilweise bestehen die Gedanken nur noch aus einzelnen Wörtern oder Wortfetzen (Schizophasie[4], "Wortsalat" als extreme formale Denkstörung bei Schizophrenie), auch möglich bei der "verworrenen Manie".
Neologismen
Hierbei handelt es sich um Wortneubildungen (Neolalie), teilweise werden auch gegensätzliche oder ähnliche Worte zu einem neuen Wort zusammengesetzt (Kontamination). Dies ist beispielsweise möglich bei Schizophrenie oder bei frühkindlichem Autismus.
Konkretismus
Metaphern und Redewendungen werden nicht in ihrer übertragenen Bedeutung verstanden, sondern wörtlich genommen.
Gedankenarmut
Die Gedanken kreisen um nur wenige Themen, der Wortschatz ist eingeschränkt, teilweise sind Gedächtnisinhalte verlorengegangen. Vorkommen ist beispielsweise möglich bei der Schizophrenia simplex und bei anderen Formen der Schizophrenie, aber auch bei Depressionen oder bei Zwangsstörungen.
Umständliches Denken
Wesentliches kann nicht von Unwesentlichem getrennt werden. Der inhaltliche Zusammenhang des Denkens ist hier allerdings stets gewahrt.
Eingeengtes Denken
Hier ist der inhaltliche Denkumfang eingeschränkt, die Person auf wenige oder gar nur ein Thema fixiert.
Inhaltliche Denkstörungen
Denken beschäftigt sich mit veränderten, für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Inhalten. Dabei ist der Denkinhalt unrichtig und nicht realitätsbezogen. Der Betroffene glaubt etwa, ein hinter ihm fahrender Pkw würde ihn verfolgen, obwohl dies nicht der Fall ist. Inhaltliche Denkstörungen kann man einzeln auch als Wahneinfall bezeichnen, in ihrer Summe ergeben sie einen Wahn. Dies kommt zum Beispiel bei Psychosen, bei verschiedenen Formen der Schizophrenie, bei Manie, bei psychotischer Depression oder auch bei der wahnhaften Störung vor.
Zwangsideen (Zwangsgedanken)
Das zwanghafte Auftreten von Gedanken, die der Patient als quälend empfindet (z. B. Gedanken an Sünde, Blut oder unanständige Worte).
Überwertige Ideen
Ein Gedanke gewinnt aufgrund einer Gefühlsbetonung das Übergewicht und beherrscht das gesamte Denken. Pathologisch ist hierbei das Problem, dass sich das gesamte Denken um diesen einen Gedanken dreht. Beispiel: religiöser Fanatismus, Terroristen. Die überwertige Idee ist der Gegensatz der Zwangsgedanken. Der Pat. weiß nicht was und warum er es tut.
Wahnideen
Der Betroffene ist fest von einer Wahnidee überzeugt und erkennt diese nicht als unsinnig.
Dazu zählen:- Beeinträchtigungswahn
- Eifersuchtswahn
- Größenwahn
- Verarmungswahn
- Verfolgungswahn
- Versündigungswahn
- Abstammungswahn
Die Wahnidee bezieht sich dabei auf einen Wahninhalt (Verfolgung usw.). Wahnideen können sich zu einem Wahnsystem zusammenfügen.
Unterschieden wird bei Wahnideen zwischen primären (nicht ableitbaren) und sekundären (ableitbaren) Wahnideen. Primäre Wahnideen entstehen plötzlich ohne Zusammenhang durch äußere Reize (Erlebnisse). Sekundäre Wahnideen entstehen durch pathologische Verarbeitung von äußeren Reizen. Dabei ist ein Zusammenhang zur Realität erkennbar, die Wahnideen sind aber inhaltlich falsch.
Literatur
- Walter F. Haupt, Kurt-Alphons Jochheim, Helmut Remschmidt: Neurologie und Psychiatrie. ISBN 3-13-453607-2
Einzelnachweise
- ↑ AMDP: Das AMDP-System. Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde (8., überarbeitete Auflage). Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 978-3801719258
- ↑ Bleuler, Eugen: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer Verlag, Berlin 15. Auflage 1983, bearbeitet von Manfred Bleuler unter Mitarbeit von J. Angst et al., Seite 44
- ↑ Peters, Uwe Henrik: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 3. Auflage 1984, Seite 273
- ↑ Satz nach Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Auflage, 2002, Kröner, Lemma Schizophasie, S. 584
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