- Der Knabe Hüssein
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Der Knabe Hüssein ist ein Buch des pazifistischen deutschen Schriftstellers Armin T. Wegner aus dem Jahr 1921, welches Erlebnisse des Autors während des Ersten Weltkrieges in der Türkei verarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Autor, Träger des Eisernen Kreuzes, war als deutscher Soldat in der Türkei. Auf der Hin- und Rückreise 1915 und 1916 erlebte (und fotografierte) er, wie neben den üblichen Kriegsgeschehnissen eine großangelegte Vertreibung und Ermordung von Armeniern betrieben wurde, die durch die allgemeinen Wirren des Weltkrieges international unbeobachtet blieb. Aufgrund einer Erkrankung an Fleckfieber früh nach Deutschland zurückgekehrt, konnte Wegner die deutsche Regierung über die Vorgänge in der Türkei informieren.[1] In Form eines offenen Briefes intervenierte er außerdem auch beim US-Präsidenten Woodrow Wilson („Ein Vermächtnis in der Wüste – Offener Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Woodrow Wilson, über die Austreibung des armenischen Volkes in die mesopotamische Wüste“). Hier schildert der Autor, der 1916 eine Zeitlang mit Missionsschwestern Aleppos zusammengearbeitet hatte, seine freilich subjektiven Beobachtungen als Sanitäter bezüglich der Situation der Armenier in der Türkei äußerst drastisch:
„Erschlagen, erschossen, erhängt, vergiftet, erdolcht, erdrosselt, von Seuchen verzehrt, ertränkt, erfroren, verdurstet, verhungert, verfault, von Schakelen angefressen. Kinder weinten sich in den Tod. Männer zerschmetterten sich an Felsen, Schwangere stürzten sich, die Hände aneinandergebunden, mit Gesang in den Euphrat.“
Wegners Hoffnung, die kaiserliche Diplomatie würde Einfluss auf die mit ihnen verbündeten Türken nehmen, wurde genauso enttäuscht wie die Erwartung nach 1918, die Siegermächte würden sich für das armenische Volk einsetzen.[2]
Hiernach sprach sich Wegner immer wieder öffentlich für „eine deutsche Schuld“ am Schicksal der Armenier aus, z.B. in einer zusammen mit der Deutsch-Armenischen Gesellschaft und einer Zahl Missionsgesellschaften durchführten Großveranstaltung in der Berliner Urania, die einiges Aufsehen erregte.[3]
Inhalt
Die literarische Verarbeitung von Wegners Erlebnissen in der Türkei in den „Türkischen Novellen“, die in dem 1921 erschienenen Band Der Knabe Hüssein erschienen sind, gilt als eines der beeindruckendsten Werke des Schriftstellers[4][5] Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig urteilte über Wegners Arbeit: „Hier hat der ergriffene Mensch ein Land und ein Volk in seiner schwersten Stunde gesehen.“[6]
In Aufzeichnungen aus der Türkei und Im Hause der Geselligkeit (1920) sowie Weg ohne Heimkehr (1919) hatte der Schriftsteller schon zuvor mit der literarischen Verarbeitung seiner Erlebnisse begonnen.
Wirkung
Das Interesse an dem Werk Der Knabe Hüssein hatte sich schon in der Weimarer Republik ansonsten in Grenzen gehalten und blieb auch politisch folgenlos. Während der Zeit des Nationalsozialismus fiel das Buch dann Bücherverbrennungen zum Opfer. Hiernach wurde es nicht wieder aufgelegt.
Weiterführende Literatur
- Der Spiegel Nr. 16/2005, Völkermord: Geleugnete Geschichte - Die Türkei und die Massaker an den Armeniern, 2. Mai 2005.
- Martin Tamcke, Armin T. Wegner und die Armenier: Anspruch und Wirklichkeit eines Augenzeugen, Hamburg 1996.
Quellen
- ↑ Jürgen Serke: Die verbrannten Dichter, Beltz und Gelberg ; erweiterte Ausgabe 2002, S. 61
- ↑ Jürgen Serke: Die verbrannten Dichter, Beltz und Gelberg ; erweiterte Ausgabe 2002, S. 61
- ↑ Martin Tamcke: WEGNER, Armin Theophil. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 585–588.
- ↑ Martin Tamcke: WEGNER, Armin Theophil. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 585–588.
- ↑ Rede des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters Klaus-Dieter Gröhler zur Enthüllung der Gedenktafel für Armin T. Wegner am 17. Mai 2002
- ↑ Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1975
Kategorien:- Literarisches Werk
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