- Deutsch-türkische Beziehungen
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Die Entwicklung deutsch-türkischer Beziehungen nahm ihren Anfang im 11. Jahrhundert, als zwischen dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem türkischen Sultanat der Rum-Seldschuken erste Kontakte geknüpft wurden.
Sie entfalteten sich zu Zeiten des Osmanischen Reiches und kulminierten in der Entwicklung enger Bindungen, die wirtschaftliche, militärische, kulturelle, und soziale Beziehungen umfassten. Mit dem möglichen Beitritt der Türkei in die Europäische Union und der Existenz einer großen türkischen Diaspora in Deutschland verflochten sich die Beziehungen im Laufe der Jahrzehnte weiter.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
19. Jahrhundert und 1. Weltkrieg
- Beutetürken und Kammertürken
- Bagdadbahn und Anatolische Eisenbahn
- Deutsch-Osmanische Allianz
- SMS Goeben und SMS Breslau
- Deutsche Militärmissionen im Osmanischen Reich
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Die Türkei hielt nach dem Ersten Weltkrieg die Beziehungen zu Deutschland aufrecht, die diplomatischen Beziehungen kamen jedoch erst im Jahre 1924 mit der Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages in Gang. Der erste Gesandte wurde im März des Jahres Rudolf Nadolny, der im März 1925 auch formell zum Botschafter ernannt wurde.[1]
Im Oktober 1941 wurde das "Claudius-Abkommen" (benannt nach dem deutschen Unterhändler Dr. Karl Clodius) geschlossen, wonach die Türkei bis zu 45.000 Tonnen Chromit-Erz nach Deutschland lieferte, sowie 90.000 Tonnen des Minerals in den Jahren 1943 und 1944, abhängig von Deutschlands Lieferung von militärischer Ausrüstung in die Türkei. Die Deutschen lieferten 117 Lokomotiven und 1.250 Waggons, um das Erz zu transportieren. In einem Versuch, die Lieferung dieses strategisch wichtigen Minerals nach Deutschland zu verhindern, gingen die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich auf eine sogenannte Shoppingtour des so bezeichneten "Abschlussfrist-Kaufes" (engl preclusive purchasing/buying: Sie kauften türkisches Chromit sogar dann, wenn sie nicht so viel davon für sich brauchten; als Teil dieses "Paketdeals" musste die anglo-amerikanische Allianz auch getrocknete Früchte und Tabak kaufen.[2]
Im August 1944, als die sowjetische Armee in Bulgarien einmarschierte und so den Landweg-Kontakt zwischen der Türkei und den Achsenmächten trennte, kappte die Türkei sowohl ihre diplomatischen als auch ihre Handelsbeziehungen mit Deutschland. Am 23. Februar 1945 erklärte die Türkei auf Seiten der Alliierten Nazideutschland schließlich den Krieg.[2]
Beziehungen im Rahmen der Europapolitik
Deutschland unterstützte die türkische Bitte der EU-Aufnahme keineswegs konsequent. Der Grad der Unterstützung variierte hat im Lauf der Zeit: Bundeskanzler Helmut Kohl lehnte den türkischen Wunsch ab, während Gerhard Schröder als ein überzeugter Unterstützer des türkischen EU-Beitritts galt. [3]
Deutsche Einschätzungen
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für eine "vage definierte Partnerschaft"[4] aus und stellte sich gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei innerhalb der EU.[5][6] Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan antwortete darauf im Juli 2009, dass das türkische Volk niemals eine sogenannte privilegierte Partnerschaft akzeptieren werde. Seit jeher erstrebten die Türken eine Vollmitgliedschaft in der EU.[5]
Im Jahre 2006 warnte Bundeskanzlerin Merkel, dass die Türkei in "tiefen, tiefen" Ärger geraten könne, wenn es zur Erfüllung der Hoffnungen der Türkei kommen würde. Sie kritisierte die türkische Politik bezüglich der Vertreibung der Zypern-Griechen aus Nordzypern nach Südzypern.[7] Zuden fügte sie hinzu:
„Wir brauchen eine Umsetzung des Ankara-Protokolls über uneingeschränkten Handel auch mit und zu Zypern. Andernfalls wird die Situation sehr, sehr ernst, wenn es um die Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen der Türkei kommt. Ich appelliere an die Türkei, alles zu tun, um eine solche komplizierte Situation zu vermeiden und nicht die Europäische Union in eine solche Situation zu führen.“
Weiter könne sie sich nicht vorstellen, die Verhandlungen ohne Zugeständnisse seitens Ankaras zur Öffnung ihrer Häfen für zyprische Schiffe fortzuführen. [7] Die türkische Regierung antwortete damit, dass im Gegenzug die EU ihr Embargo über den von der Türkei kontrollierten Teil der Insel Zypern aufzuheben soll.[8]
Staatsbesuche
Im Jahre 2006 besuchte Kanzlerin Angela Merkel den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, um über den Beitritt der Türkei in die Europäische Union zu diskutieren.[9]
Im Jahre 2008 besuchte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan Kanzlerin Merkel in Berlin und besuchte im Rahmen des Besuchs auch München. Er schlug während des Besuchs vor, dass die deutsche Regierung türkische Schulen und Medien etablieren sollte, und dass deutsche Hochschulen mehr Lehrer aus der Türkei einstellen sollten.[10]
Im Jahre 2011 machte der Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan eine weitere Visite nach Deutschland. Auf seiner Rede in Düsseldorf drängte er die Türken in Deutschland, sich zu integrieren, sich aber keineswegs zu assimilieren - eine Erklärung, welche einen politischen Aufschrei in Deutschland verursachte.[11]
Wirtschaftliche Beziehungen
Deutschland und die Türkei unterhalten enge wirtschaftliche Beziehungen, die bereits durch Handelsbeziehungen seit dem Mittelalter vorgezeichnet sind. Diese wurden im 19. Jahrhundert durch den Ausbau der osmanischen Infrastruktur mithilfe deutscher Firmen vertieft. Seit 1996 existiert eine Zollunion mit Deutschland. Ein besonders großer Teil der deutschen Exporte in die Türkei entfällt auf Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse und Kraftfahrzeuge sowie Zulieferteile für die Automobilindustrie. Textilien, Lederwaren und Lebensmittel sowie zunehmend Kraftfahrzeuge und Elektronikartikel zählen zu den wichtigsten deutschen Importen aus der Türkei.[12]
2007 war Deutschland mit 13 % der Importe und 14 % der Exporte größter Handelspartner der Türkei: Deutschland ist mit über 13 % (11,9 Mrd. US-$) der Importe und ca. 17 % (9,4 Mrd. US-$) der Exporte der größte Handelspartner der Türkei.[12]
Türkische Diaspora
Türken in Deutschland bilden mit einer geschätzten Anzahl von mindestens 2,1 Millionen die zweitgrößte ethnische Gruppe in Deutschland. Die große Mehrheit lebt in Westdeutschland.[13]
Basierend auf guten türkisch-deutschen Beziehungen vom frühen 19. Jahrhundert an unterstützte Deutschland die türkische Einwanderung nach Deutschland, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch stagnierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Arbeitskräftemangel in Deutschland und im Jahre 1961 lud die Bundesrepublik Deutschland (damaliges Westdeutschland) türkische Arbeiter offiziell ein, um diese Lücke zu füllen und speziell in den Fabriken am deutschen "Wirtschaftswunder" zu arbeiten. Die deutschen Behörden nannten diese ungelernten Arbeitskräfte Gastarbeiter. Die meisten Türken in Deutschland führen ihre Abstammung auf Mittel- und Ostanatolien zurück. Heute bilden die Türken den größten Teil der wachsenden muslimischen Gemeinschaft in Deutschland.
Literatur
- Hatice Byraktar und Ramazan Çalik: One Step Forward and Two Steps Back: The Slow Process of Reestablishing Diplomatic Relations between Germany and Turkey after the First World War, in: Journal of Middle Eastern Studies, Jd. 47, Heft 2. Routledge, London 2011
Einzelnachweise
- ↑ Ungleiche Freunde. Türken und Deutsche nach dem ersten Weltkrieg, in FAZ vom 17. August 2011, Seite N4
- ↑ a b Beziehungen und Verhandlungen der Achsenmächte mit der Türkei, Staatsdepartement, Seiten 6-8
- ↑ needed Juli 2009
- ↑ Taiwan-Nachrichten Türkei
- ↑ a b Zaman heute: Angela Merkels Position zum türkischen EU-Beitritt
- ↑ Hofierte Neuigkeiten: Türkischer EU-Beitritt und Deutschland
- ↑ a b The Magazine International: Turkish hopes and Cyprus
- ↑ Der Spiegel: Deutschland und die Türkei im Bezug auf den türkischen EU-Beitritt
- ↑ Der Spiegel: International Deutschland und die Türkei
- ↑ Spiegel: Ministerpräsident Erdogan und Kanzlerin Merkel
- ↑ Der Spielgel in Europa: Recep Tayyip Erdogan und Deutschland
- ↑ a b Auswärtiges Amt: Deutschland in der Türkei
- ↑ Mesassoc-Bulletin Türkei Deutschland
Weblinks
- Türkisches Außenministerium über die Beziehungen mit Deutschland
- Türkischer Generalsekretär für Europaangelegenheiten
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Nordamerika: Vereinigte Staaten
Asien: Israel | Japan | Thailand
Ehemalige Staaten: Deutsche Demokratische Republik
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