Der Opfer-Tod

Der Opfer-Tod

Der Opfer-Tod ist ein dreiaktiges Schauspiel von August von Kotzebue, als Buch publiziert im Jahr 1798. Der Autor hielt es für eines seiner besten und interessantesten Stücke. Die Uraufführung fand bereits 1796 in Berlin statt.[1] Bis 1805 lagen Übersetzungen ins Niederländische, Englische, Polnische, Russische, Ungarische und Neugriechische vor.[2]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Robert Maxwell ist unverschuldet in finanzielle Not geraten. Sein Haushalt löst sich auf, nur eine Bedienstete ist treu geblieben. Seine Frau, sein Sohn und seine alte blinde Mutter leiden Hunger. Die Hilfe seines alten Freundes Malwyn, der großen Jugendliebe seiner Frau, lehnt er ab, ebenso wie viele Angebote, unmoralisch Geld zu verdienen.

Schließlich treiben ihn die Not sowie seine moralischen Vorstellungen dazu, eine Arbeit in Ostindien anzunehmen. Er plant, Frau und Familie in der Obhut von Malwyn zu lassen, seine Frau vom Eheversprechen zu entbinden, und auf immer (oder zumindest für lange Zeit) nach Ostindien zu gehen. So hätte er seine Ehre und seine Familie gerettet.

Seine Frau Arabella will nichts davon wissen und hält seine Moralvorstellungen für überzogen. Sie ist zwar ebenfalls moralisch, aber sie kann die Selbstaufgabe ihres Mannes nicht akzeptieren, wenn doch Hilfe bereitwillig angeboten wird. Sie will ihm überall hin folgen, auch gegen seinen Willen. Robert fasst dann einen Entschluss: Er will in den Tod gehen - dorthin kann sie ihm nicht folgen wegen ihres Sohns.

Arabella und Malwyn sind gerade dabei, eine List zu ersinnen, wie Robert geholfen werden kann, ohne dass er es merkt. Da trifft die Nachricht ein, dass sich Robert in die Themse gestürzt hat. Er kann aber wiederbelebt werden und wird von seinem Retter adoptiert, anstelle von dessen Sohn, der ertrunken ist.

Soziale Themen

Kotzebue greift in diesem Text einige soziale Themen auf:

  • Er beschreibt die Armut und die Schwierigkeit, ehrliche Arbeit zu finden.
  • Er zeigt eine Vielzahl von unmoralischen Charakteren, die Geld haben und erwerben können, offensichtlich ungestört von Moral und Justiz. Auch die Not des Protagonisten stammt aus dem betrügerischen Konkurs eines Handelspartners.
  • Ein jüdischer Geldverleiher fordert von Robert Maxwell die Schulden ein. Als er aber sieht, in welchem Zustand Maxwell sich befindet, zerreißt er den Wechsel und bietet Maxwell sogar Geld für Essen an. Inmitten der unmoralischen Christen setzt der Jude hier ein Zeichen für Nächstenliebe.

Erzählweise

Kotzebue verwendet besonders am Anfang einen Kunstgriff, um zu zeigen, wie weit die Protagonisten gesunken sind: Die blinde alte Mutter glaubt, dass noch die alten Verhältnisse herrschen. So sitzt sie in einem mittlerweile fast leeren Zimmer, verlangt nach Dienstboten, die schon längst fort sind, und nach Waren und Dienstleistungen, die mittlerweile unerschwinglich sind.

Kotzebue fügt Doppeldeutigkeiten ein: Die Mutter fordert, dass man einen Dienstboten entlässt, der nie auf ihre Wünsche reagiert, Robert Maxwell antwortet, dass der Dienstbote weg sei, zusammen mit Wertgegenständen. Das entspricht der Wahrheit, führt aber zu unterschiedlichen Interpretationen:

  • Die Mutter hält die Unzuverlässigkeit des Dienstboten für die Ursache, und Diebstahl und Entlassung für die Folge.
  • Der Leser/Zuschauer weiß, dass Entlassung und ausstehende Lohnzahlung die Ursache waren für den Diebstahl und den Weggang.

Literatur

  • August von Kotzebue: Der Opfer-Tod. Ein Schauspiel in drey Akten. Wien: Johann Baptist Wallishauffer, 1798.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hans-Gunther Klemm: Der Topos vom guten Juden. Beobachtungen zur Bühnenfigur des Juden in den Dramen Schröders, Ifflands und Kotzebues. In: Wolfgang Dietrich, Peter Freimark, Heinz Schreckenberg (Hrsg.): Festgabe für Karl Heinrich Rengstorf zum 70. Geburtstag (= Theokratia. Jahrbuch des Institutum Judaicum Delitzschianum II, 1970-1972). Leiden: E. J. Brill 1973, S. 340-371. Hier: S. 342, S. 358.
  2. Johann Friedrich von Recke, Karl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrtenlexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Zweiter Band. Mitau: Johann Friedrich Steffenhagen und Sohn, 1829, S. 517.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Der kleine Tod — Der Orgasmus ist ein hervorbrechendes Ereignis. (Bild: Władysław Podkowiński, „La Folie“, 1894) Der Orgasmus (fachspr. auch Klimax nach griech. klimax, κλίμαξ „Treppe“, „Leiter“, „Steigerung“) ist der Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Der siebte Tod — (Originaltitel. The Cleaner) ist der erste Roman des neuseeländischen Autors Paul Cleave. Es erschien 2006 in englischer Sprache im Verlag Random House und wurde über 250.000 mal verkauft. Die deutsche Übersetzung von Martin Ruf erschien 2007 im… …   Deutsch Wikipedia

  • Rabid - Der brüllende Tod — Filmdaten Deutscher Titel: Rabid – Der brüllende Tod Originaltitel: Rabid Produktionsland: Kanada Erscheinungsjahr: 1977 Länge: 87 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Rabid – Der brüllende Tod — Filmdaten Deutscher Titel: Rabid – Der brüllende Tod Originaltitel: Rabid Produktionsland: Kanada Erscheinungsjahr: 1977 Länge: 87 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Lawinen: Der weiße Tod —   Eine Lawine entsteht, indem an Gebirgshängen Schnee, manchmal auch Schutt, Steine oder Eis herabstürzt. Dies geschieht bei hohem Gewicht der Schneedecke nach Neuschnee oder wenn Regen oder Schmelzwasser den Schnee durchtränkt haben. Lawinen… …   Universal-Lexikon

  • Der Tod in Venedig — ist eine Novelle von Thomas Mann, die 1911 entstand, 1912 erstmals in Die Neue Rundschau[1] publiziert wurde und anschließend als Einzeldruck im Hyperion Verlag München (1912) erschien. Die Erzählung weist mehrere Parallelen zur Biographie des… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tross des Pánfilo de Narváez — Der geschlagene Narváez wird von Cortés verhaftet Im Jahre 1520 sandte Diego Velázquez de Cuéllar, der Gouverneur der Insel Kuba, den Konquistador Pánfilo de Narváez mit 19 Schiffen nach Neuspanien. Dort sollte er mit der Unterstützung von 1.200… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Zug war pünktlich — ist eine Erzählung von Heinrich Böll, entstanden 1948, veröffentlicht 1949, ursprünglicher Titel: Zwischen Lemberg und Czernowitz. Die Erzählung folgt den Leitgedanken von Saint Exupéry Flug nach Arras. Der Krieg als Krankheit und Abenteuerersatz …   Deutsch Wikipedia

  • Der Chinese des Schmerzes — ist eine Mordgeschichte Peter Handkes, die mit allen traditionellen Stilmitteln der Gattung bricht: um eine Formulierung ihres Autors abzuwandeln: Eine Mordgeschichte aus der Innensicht der Außensicht der Innensicht . Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Der kleine Horrorladen (Musical) — Der kleine Horrorladen (englischer Originaltitel „Little Shop of Horrors“) ist ein Musical des Komponisten Alan Menken und des Librettisten Howard Ashman. Es entstand nach Vorlage des B Films Kleiner Laden voller Schrecken von Roger Corman aus… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”