- Der reichste Fürst
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Preisend mit viel schönen Reden ist die Anfangszeile eines Gedichts von Justinus Kerner. Die Vertonung dieses Gedichts gilt als inoffizielle Landeshymne Württembergs.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Justinus Kerner verfasste den Text im Jahre 1818 als Ballade mit dem Titel Der reichste Fürst zu Ehren des Grafen Eberhard im Bart. Gesungen wird der Text nach der Melodie des Volksliedes In des Waldes tiefsten Gründen, die lange Zeit zuvor von einem unbekannten Komponisten geschaffen und 1801 erstmals in einem Liederbuch veröffentlicht wurde. Auffällig sind die melodischen Gemeinsamkeiten mit der Marseillaise. Der früheste gemeinsame Abdruck des Textes und der Melodie erschien im Jahr 1823.
Kerner schöpfte den Stoff seiner Ballade aus der historischen Sage über den Reichstag zu Worms im Jahre 1495, bei der Eberhard in Anerkennung seiner Leistungen von König Maximilian I. zum ersten Herzog von Württemberg erhoben wurde. Laut dem Humanisten und Reformator Philipp Melanchthon soll es auf dem Gastmahl zu einem Streitgespräch der anwesenden Fürsten über die Reichtümer ihrer Länder gekommen sein, aus dem Eberhard, als Sieger hervorgegangen sein soll. Denn sein Land Württemberg sei zwar arm, aber sein Fürst könne seinen Untertanen rückhaltlos vertrauen, denn selbst im tiefsten Wald könne er seinen Kopf jedem beliebigen Fremden zum Schlafen in den Schoß legen, ohne befürchten zu müssen, dass er ermordet würde.
Das später zur Württembergischen Landeshymne gemachte Lied der Württemberger zeigt, dass der Graf im Bart bei der Bevölkerung sehr beliebt war und bei den Reichsfürsten großes Ansehen genoss. Noch Jahrhunderte später verkörperte Eberhard das Ideal des volksnahen und gerechten Landesvaters in einem friedlichen Staat.
Möglicherweise verwechselte Melanchthon allerdings den späteren Herzog Eberhard mit dessen Vorfahren Eberhard dem Greiner. Von diesem geht die Sage, dass er bei einem Aufenthalt im Wildbad (dem heutigen Bad Wildbad, aber eventuell auch Bad Teinach) vom Grafen Wolf von Eberstein überfallen werden sollte, dies aber von einem Hirten verhindert wurde, der Eberhard zunächst warnte und diesen, als er bei seiner Flucht zu erschöpft war, über die Berge des Schwarzwalds in die schützende Burg Zavelstein getragen haben soll.
Die Verbreitung des Loblieds in Liederbüchern und Liedflugschriften stieg in den 1840er-Jahren sprunghaft an. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es oft in Schul- sowie in allgemeinen Liederbüchern abgedruckt. Heute wird das historische Landeslied nur noch selten offiziell vorgetragen.
Text
- Preisend mit viel schönen Reden
- Ihrer Länder Wert und Zahl,
- Saßen viele deutsche Fürsten
- Einst zu Worms im Kaisersaal.
- „Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen,
- „Ist mein Land und seine Macht;
- Silber hegen seine Berge
- Wohl in manchem tiefen Schacht.“
- „Seht mein Land in üpp'ger Fülle,“
- Sprach der Kurfürst von dem Rhein,
- „Goldne Saaten in den Tälern,
- Auf den Bergen edlen Wein!“
- „Große Städte, reiche Klöster!“,
- Ludwig, Herr zu Bayern sprach.
- „Schaffen, daß mein Land dem euren
- wohl nicht steht an Schätzen nach.“
- Eberhard, der mit dem Barte,
- Württembergs geliebter Herr,
- Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
- Trägt nicht Berge silberschwer;
- Doch ein Kleinod hält's verborgen:
- Daß in Wäldern, noch so groß,
- Ich mein Haupt kann kühnlich legen
- Jedem Untertan in Schoß.“
- Und es rief der Herr von Sachsen,
- Der von Bayern, der vom Rhein:
- „Graf im Bart! Ihr seid der Reichste!
- Euer Land trägt Edelstein!“
Literatur
- Susanne Dieterich: Württembergische Landesgeschichte für neugierige Leute. 2 Bände. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2002–2003, ISBN 3-87181-468-7. Zum Lied: Teil 1, Seite 89ff.
- Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege. Das Haus Württemberg. Band 1. DVA, Stuttgart 1988, ISBN 3-89850-110-8, S. 348
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