- Der schwedische Reiter
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Der schwedische Reiter ist ein Roman von Leo Perutz, der 1936 veröffentlicht wurde. Er handelt von einer Verwechslungsgeschichte, angesiedelt im Schlesien zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Der Vorbericht des Buches erwähnt auf wenigen Seiten das Leben einer Maria Christine von Blohme, die einen Vater hatte, den sie nur "den schwedischen Reiter" nennt. Er fiel, als sie noch ein Kind war, offiziell als hochdekorierter Soldat im Heer des Schwedenkönigs Karl 1709 in der Schlacht bei Poltawa. Tatsächlich aber hatte er sie, aus für sie unbekannten Gründen, in den letzten Monaten seines Lebens immer nachts heimlich besucht. Warum das so war, und wie die Dinge zusammenhingen, blieben ihr aber auf immer verborgen. Der Vorbericht endet mit den Worten: „Die Geschichte des ‚schwedischen Reiters‘ soll nun erzählt werden. Es ist die Geschichte zweier Männer.“
In den folgenden vier Kapiteln "Der Dieb", "Der Gottesräuber", "Der schwedische Reiter", "Der Namenlose", wird das Leben dieser beiden Männer dargestellt - das eine sehr ausführlich, das andere knapp umrissen.
Leo Perutz' Roman spielt in der Zeit des ausgehenden Barock. Die Welt zeigt noch die Narben des 30-jährigen Krieges, die Sitten sind rau. Die Sprache passt sich dieser Zeit an, ist gespickt von saloppen Wendungen, alten Worten und französischen Einsprengseln. Sie eröffnen ein Panorama, auf dessen Hintergrund sich die Figuren entwickeln. Neben den realen Personen behalten Zaubersprüche ihre Gültigkeit, ein toter Müller tritt auf als Mittler zwischen Himmel und Hölle, und in der Mitte des Buches hat der Protagonist die Vision eines himmlischen Gerichts. All das rückt das Buch in die Nähe des phantastischen Romans, ist aber so dezent und geschickt eingebettet, dass es nie stört.
Wenn auch der Leser eigentlich von der ersten Seiten an weiß, wie die Geschichte ausgeht, wird er doch von den Erzählsträngen und vor allem von der raffinierten Erzählkonstruktion in den Bann gerissen.
Ausgaben
- Erstausgabe: Zsolnay, Wien 1936. 273 S.
- Verlag Alemann, Buenos Aires 1945. 224 S.
- Zsolnay, Wien 1950. 2. deutsche Auflage
- Zsolnay, Wien 2002. ISBN 3-552-05213-5
- Taschenbuch: dtv, München 2004. ISBN 3-423-13160-8. Mit einem Nachwort hrsg. von Hans-Harald Müller.
Sekundärliteratur
- Peter Lauener: Die Krise des Helden. Die Ich-Störung im Erzählwerk von Leo Perutz. Frankfurt/Main: Lang, 2004. (vor allem S. 36-52)
- Dietrich Neuhaus: Erinnerung und Schrecken : die Einheit von Geschichte, Phantastik und Mathematik im Werk Leo Perutz'. Frankfurt/Main: Lang, 1984 (v.a. S. 21-92)
- Marina Rauchenbacher: Wege der Narration. Subjekt und Welt in Texten von Leo Perutz und Alexander Lernet-Holenia. Wien: Praesens-Verl., 2006, v.a. S. 34-64.
- Simone Winko: Emotionsvermittlung in Leo Perutz‘ Schwedischem Reiter. In: Tom Kindt / Jan Christoph Meister (Hrsg.): Leo Perutz' Romane: von der Struktur zur Bedeutung. Tübingen: Niemeyer, 2007, S. 107-121.
Kategorien:- Literarisches Werk
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