Kroatische Reiter

Kroatische Reiter
Zeitgenössische Abbildung eines Kroatischen Reiters

Kroatische Reiter (kroat. Hrvatsko konjaništvo), auch als „kroatische Reiterei“ oder „Wallensteins kroatische Reiter“, „Krabaten“ oder „Kroaten“ bezeichnet, nahmen als Söldner am Dreißigjährigen Krieg auf Seiten der Kaiserlichen Katholischen Liga, bayerischen, spanischen, dänischen und französischen Truppen in Europa teil. Sie gehörten zur Truppengattung der leichten Reiterei.

Wegen der Bewaffnung mit der Arkebuse wurden sie auch als Arkebusierreiter bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Kroatischer Reiter um 1620 im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.

Nach der Schlacht bei Sisak im Jahr 1593 und dem darauf folgenden Krieg, der bis 1606 dauerte, lebten insgesamt etwa 7.000 Söldner im Gebiet der Habsburger Militärgrenze. Etwa 30 Prozent dieser Söldner waren Kroaten, die in unterschiedlichen Einheiten als Husaren, Haramijas und in Einheiten der leichten Infanterie ihren Dienst leisteten.

Im Fall größerer militärischer Auseinandersetzungen mit den Osmanen wurden zusätzlich mehrere tausend Kroaten auf Befehl des Bans oder der Kirche mobilisiert. Generell überwog bei den Kroaten die Zahl der Soldaten in Einheiten der Infanterie gegenüber der Kavallerie.

Militärgrenze

Nach der verlorenen Schlacht auf dem Krbava-Feld befand sich das damalige Kroatien in einem Eingliederungsprozess in die Habsburger Monarchie. Für die Habsburger bedeutete die Errichtung der Militärgrenze vorrangig den Schutz ihrer Länder. Dieser Teil Kroatiens war daher politisch Wien direkt unterstellt.

Seinerzeit befanden sich mehr Truppen Wiens, die sich ethnisch aus allein Teilen des Habsburgerreiches zusammensetzten, als die der autochthonen Kroaten in der Militärgrenze.

Dreißigjähriger Krieg

Im Jahr 1622 rief der kroatische Sabor (der kroatische Landtag) zum Dienst in der Reihen der kaiserlichen Truppen auf. Obwohl Kroatien von den langwierigen Kämpfen gegen das Osmanische Reich geschwächt und ausgeblutet war, meldeten sich trotzdem tausende Männer im wehrfähigen Alter als Söldner zum Dienst im Dreißigjährigen Krieg.

Auf dem Höhepunkt des Dreißigjährigen Krieges gab es etwa 20.000 kroatische Söldner im Dienst der Kaiserlichen.

Endphase

In der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs übernahmen auch Kroatische Adelige wie Petar Zrinski das Kommando über einige Militäreinheiten. Einige Einheiten stellten sich in Dienste des französischen Königs Ludwig XIV. Zrinski versuchte den Erzfeind Wiens um Unterstützung bei der Zrinski-Frankopan-Verschwörung zu gewinnen, wurde jedoch verraten und hingerichtet.

Im Dienste des französischen Königs wurde im Jahr 1643 das kroatische Reiterregiment der „Cravates royaux“ aufgestellt. Bestandteil der Uniform der Reiter aus Kroatien war ein Stück Stoff, das am Kragen in Form einer Rosette (oder Schleife) befestigt wurde. Das Wort „Krawatte“ geht auf französisch „cravate“ bzw. „à la cravate“ zurück. Dieses wiederum auf das Wort französische „croate“, von deutsch (vor allem Österreich) „Krawåt“ einer mundartlichen Bezeichnung von „Kroate“. Dieser traditionelle Bestandteil der Uniform der Kroaten erweckte bald die Aufmerksamkeit des Königs und des Adels. Ludwig XIV. machte die „Cravate“ zum Zeichen des Adels und sich selbst damit zum Ahnherren der Krawatte. Das kroatische Reiterregiment existierte bis zur Französischen Revolution.

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand aus mindestens zwei Pistolen, einer Arkebuse sowie einem Säbel, der über die Schulter umgehängt wurde, um besser gehen zu können.

Organisation

Die „Arbeitgeber“, waren meistens auch die Kommandeure und investierten ihr Geld in die Aufstellung und Ausrüstung von Einheiten, die sie danach an Kriegsherren der Kaiserlichen verkauften.

Die Kroaten bildeten ebenso wie bei ihrem Dienst in der Militärgrenze Einheiten von etwa 50 Mann, viele Einheiten der Kroatischen Reiterei zogen in Gruppen von etwa 200-400 Reitern in den Kampf, was auch für den Guerilla-Kampf eine geeignete Truppengrößen darstellte.

Ethnien der Kroatischen Reiterei

In der leichten Kavallerie aller Konfliktparteien des Dreißigjährigen Krieges dienten Angehörige unterschiedlicher europäischer Ethnien: Polen, Kosaken, Ungarn sowie Angehörige anderer Völker. Kroatische Reiter nannten sich möglicherweise jedoch auch Angehörige anderer ethnischer Gruppen.

Nach der Meinung mancher Historiker ist die große Zahl von etwa 20.000 und mehr Kroatischer Reiter ein Indiz dafür, dass sich auch zahlreiche Nicht-Kroaten darunter befunden haben sollen.

Bedeutende Schlachten

In den Reihen der katholischen Liga unter der Führung der Feldherrn Tilly und Wallenstein kämpften Kroatische Reiter in zahlreichen Schlachten.

Zu Ruhm gelangten die Kroaten bei der Eroberung Heidelbergs und Göttingens. Im Norden stießen sie bis zur Insel Rügen und Stralsund vor. In der für die Kaiserlichen verlorenen Schlacht bei Breitenfeld im Jahr 1631 zerschlugen Kroatische Reiter zwei Sächsische Regimenter und überstanden diese verlorene Schlacht ohne größere Verluste. Im Jahr 1632 kam bei der Schlacht bei Lützen der schwedische König Gustav Adolf zu Tode, die schwedischen Truppen wurden aber nicht besiegt. In der Schlacht bei Nördlingen erlangten die Kroatischen Reiter unter der Führung von Johann Ludwig Hektor von Isolani Ruhm, weil sie durch ihr geschicktes Manövrieren die feindliche Infanterie zerstörten.

Wirkung

Kriegsgräuel

Die Söldner des Dreißigjährigen Kriegs bedeuteten - unabhängig davon für welche Seite sie kämpften - für die Zivilbevölkerung stets große Gefahr. Gewaltsame Übergriffe, Plünderungen von Dörfern und Städten wurden von allen Seiten begangen. Die Kroaten erlangten jedoch insbesondere im protestantischen Teil der Bevölkerung Europas einen negativen Ruf. Bei der Einnahme Kaiserslauterns (sog. "Kroatensturm"), Magdeburgs und Chemnitzs wurden die Kroaten grausamer Handlungen wie Mord, Plünderung, Vergewaltigung und Brandschatzung bezichtigt. Möglicherweise wurde die Kroatophobie auch von Tilly, Wallenstein und anderen Kaiserlichen Feldherrn gezielt gefördert, um den Gegnern den größtmöglichen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen.

Zeitgenössische Literatur

In mehreren historischen Romanen, Stadtchroniken und Stadtfesten mit Bezug auf den Dreißigjährigen Krieg tauchten immer wieder die Kroatischen Reiter auf

Literatur

  • Johann Christoph Allmayer-Beck, Erich Lessing: Die kaiserlichen Kriegsvölker. Von Maximilian I. bis Prinz Eugen 1479–1718. Bertelsmann Verlag, München 1989, ISBN 3-570-00290-X.
  • Miroslav Brandt: Srednjovjekovno doba povijesnog razvitka. SNL, Zagreb 1980 (Biblioteka povijesti).
  • Ivo Goldstein: Hrvatski rani srednji vijek. Novi Liber, Zagreb 1995, ISBN 953-6045-02-8 (Historiae; Bd. 1).
  • Michael E. Howard: Der Krieg in der europäischen Geschichte. Vom Ritterheer zur Atomstreitmacht („War in european history“). Beck Verlag, München 1981, ISBN 3-406-06033-1 (Beck'sche schwarze Reihe; 233).
  • Heeresgeschichtliches Museum (Hrsg.): Die k. k. Militärgrenze. Beiträge zu ihrer Geschichte. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1973, ISBN 3-215-73302-1 (Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums; Bd. 6).
  • Paul Boppe: La Croatie militaire (1809-1813). Edition Ceres, Zagreb 2004, ISBN 953-207-082-6 (Biblioteky Palmyra; Bd. 8).
  • Ante Nazor: Hrvatska vojska u ranom srednjem vijeku. In: Polemos. Casopis za interdisciplinarna istravanja rata i mira, Jg. 3 (2000), ISSN 1331-5595.
  • Tomislav Aralica und Višeslav Aralica: Hrvatski ratnici kroz stoljeća. Znanje, Zagreb 1996, ISBN 953-647332-1.
  • Zvonimir Grbašić u.a.: Hrvati. Slike iz ratničke prošlosti. Carski Husar, Zagreb 1993, ISBN 953-601300-2.

Weblinks

Siehe auch


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