Dessauer Straßenbahn

Dessauer Straßenbahn
Dessauer Verkehrsgesellschaft mbH
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Basisinformationen
Unternehmenssitz Dessau-Roßlau
Webpräsenz DVG Dessau
Bezugsjahr 2008
Eigentümer 100% DVV
Beschäftigte 73
Linien
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Straßenbahn 2
Bus 8
Anzahl Fahrzeuge
Straßenbahn 10 Niederflur-Gelenktriebwagen NGT6DE
3 GT8
Omnibus 20 MAN A21 CNG,
2 MAN NL 202,
1 MAN NL 313
Sonstige Fahrzeuge 2 historische Straßenbahnen,
2 Reisebusse
Statistik
Haltestellen 162, davon 30 Straßenbahn, 132 Bus
Länge Liniennetz
Straßenbahnlinien 12,5 km
Sonstige Betriebseinrichtungen
Betriebshöfe 1

Die Dessauer Verkehrsgesellschaft mbH (DVG) betreibt in Dessau-Roßlau zwei Straßenbahn- und acht Stadtbuslinien. Sie entstand 1990 aus dem VEB Verkehrsbetriebe Dessau im VE Verkehrskombinat Halle und ist seit 1994 eine Tochtergesellschaft der Dessauer Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft – DVV Stadtwerke.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Am 15. November 1894 wurde in Dessau von der Dessauer Straßenbahngesellschaft die Gasmotorbahn eröffnet. Die erste Linie wurde zwischen Post, Museum und Friedhof, wo sich auch das Depot befindet, betrieben. Im Jahr 1895 wurde die Bahn erweitert und erreichte somit ihre maximale Netzausdehnung mit 6,2 Kilometern. Am 24. März 1901 wurde die Gasmotorbahn stillgelegt, zwei Tage darauf konnte der elektrische Betrieb auf der bis zum Elbhaus verlängerten Bahn aufgenommen werden. Beweggründe waren zwei Explosionen von Gaslokomotiven. Am 28. März 1907 wurde die Strecke nach Roßlau in Betrieb genommen.

1926 wurde ein ständig verkehrender Omnibus in Betrieb genommen, da Straßenbahnstrecken in die Vororte finanziell nicht tragbar gewesen wären. 1930 gab es neben den drei Straßenbahnlinien schon neun Buslinien. Anfang der 1940er Jahre wurde das Straßenbahn-Streckennetz weiter nach Süden verlängert und erreichte somit 1943 seine größte Ausdehnung. Im Zweiten Weltkrieg wurde neben der Stadt auch die Straßenbahn und der Bus schwer getroffen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1946 konnten große Teile des Netzes wieder in Betrieb gehen. Die Straßenbahnstrecke nach Roßlau wurde abgebaut, das Schienenmaterial in der Stadt wiederverwendet. Die Bus-Ersatzlinie von 1946 besteht bis heute. 1950 wurde das Gleisnetz wieder komplett von den drei Linien befahren, die Süderweiterung bis Tempelhofer Straße wurde beendet. In den 1950er Jahren konnten erstmals wieder neue Wagen beschafft werden. Eine große Anzahl von Berliner Straßenbahnwagen sowie Omnibus-Doppeldeckern wurden gebraucht gekauft. 1960 bis 1966 wurden 15 Straßenbahnwagen vom Typ Gotha T57 und T-62 sowie passende Beiwagen beschafft.

Stilllegungen

Trotz des modernen Fahrzeugparks wurden 1969 erste Überlegungen für Einstellungen laut. 1971 fiel die Linie 3 zur Gärungschemie weg und 1974 die Linie 2 zum Rosenhof/Waggonbau, obwohl beide Linien in der Hauptverkehrszeit im 5-Minuten-Takt bedient wurden. Gründe waren bei beiden Linien die maroden Gleise und die fehlenden Wendeschleifen, sowie die damalige Oberbürgermeisterin Thea Hauschild (SED), die gegen die Straßenbahn war. Auf beiden Trassen findet man heute noch Reste der Endstellen. Die Straßen wurden dann jeweils vierspurig ausgebaut. Seit 1974 betrieb man nur noch eine Straßenbahnlinie 1 (Hauptbahnhof - Museum - Dessau-Süd) von 5,3 Kilometern, die in der Hauptverkehrszeit im 4-Minuten-Takt fuhr. Das restliche Stadtgebiet befuhr der Bus.

Planungen der 1980er und heute

Lange Zeit war die Komplett-Einstellung oder Umstellung auf Obus-Betrieb geplant. 1980 wurde dann ein Nahverkehrsplan für die Stadt entwickelt, der einen Neubau von drei Straßenbahnstrecken vorsah:

  • Hauptbahnhof–Waggonbau
  • Museum–Gärungschemie–Junkalor–Wohngebiet Zoberberg
  • Friedhof–Wohngebiet Kreuzbergstraße

Realisiert wurde 1987 die Kreuzbergstrecke, in den Jahren 2000 bis 2002 die Zoberberg-Linie. Zum Waggonbau fährt bis heute der Bus. Zum 1. Mai 1987 konnte die Strecke zur Kreuzbergstraße in Betrieb genommen werden. Extra für den Wagen-Mehrbedarf wurden Wagen aus Schwerin geholt. Kurz vor der Wende war im Gespräch, Gotha-Gelenkzüge aus Leipzig zu holen. Doch die politische Wende veränderte vieles.

Von 1990 bis 1995 wurde, außer der Kreuzberglinie, das komplette Straßenbahnnetz modernisiert, saniert und auf eigene Bahnkörper verlegt. 1992 lösten 14 aus Duisburg gebraucht gekaufte GT8 die Gotha-Flotte ab. 1992 konnten auch die ersten modernen MAN-Busse vom Typ SL 202 beziehungsweise ab 1994 vom Typ NL 202 in Betrieb gehen. 1999 bestellte die DVG 10 Niederflurwagen, die 2001 bis 2002 ausgeliefert wurden und somit einen Großteil des Wagenparkes ersetzten.

2000 konnte dann der erste Funktionsabschnitt der neuen Linie 3 zur Kleinen Schaftrift eröffnet werden. Nach nur zwei Jahren konnte dann die Linie endgültig fertiggestellt werden. Seit dem 7. Juli 2002 hat damit Dessau seine größte Netzausdehnung mit 12,5 Kilometern erreicht. Seit August 2002 betreibt Dessau sein komplettes Stadtbusnetz mit 20 modernen Erdgas-Bussen vom Typ MAN A21 CNG. Am 28. September 2008 wurde die Linie 4 zur Kreuzbergstraße eingestellt, seither verkehrt nur noch die "1" alle halbe Stunde über die Strecke.

Derzeitige Situation

Streckennetz

Seit dem 25. März 2008 besteht auf den Linien 1 (Hauptbahnhof–Kreuzberge–Dessau-Süd) und 3 (Hauptbahnhof–Junkerspark) ein 15-Minuten-Grundtakt. Die Linie 1 fährt aber nur alle 30 Minuten pro Richtung über Kreuzbergstraße. Betriebsbeginn ist etwa 04:30 Uhr, Betriebsschluss gegen 21:30 Uhr, wobei ab 20:00 Uhr nur noch alle 30 Minuten die Bahn fährt. Sonnabends fahren die Bahnen nach Wochensystem. Von 4:30 bis 8:00 Uhr alle 30, von 8:00 bis 19:00 Uhr alle 15 und von 19:00 bis 21:30 Uhr alle 30 Minuten. An Sonn- und Feiertagen herrscht von 6:45 bis 21:30 Uhr ein ganztägiger 30-Minutentakt. An den wichtigen Umsteigehaltestellen gibt es Begegnungen.

Die Buslinien fahren in der Woche stündlich, nur in der Hauptverkehrszeit halbstündlich. Am Samstag ganztägig stündlich, außer die Linie 16 im 45-Minutentakt. An Sonn- und Feiertagen werden einige Linien im Anruf-System bedient. Die Linien 12 und 16 verbleiben stündlich.

Ab 21:00 bis 0:00 Uhr wird ein tägliches Nachtnetz angeboten. Auf den Straßenbahnlinien verkehrt halbstündlich ein Linientaxi, auf den Linien in die Vororte verkehren Ruftaxen.

Übersicht:

Straßenbahn

Linie Fahrstrecke
1 Hauptbahnhof - Wasserwerkstraße - (Kreuzberge -) Dessau-Süd
3 Hauptbahnhof - Berufschulzentrum - Junkerspark


Omnibus

Linie Fahrstrecke
10 Hauptbahnhof - Kühnau - Ziebigk - Hauptbahnhof
11 Hauptbahnhof - Ziebigk - Kühnau - Hauptbahnhof
12 Hauptbahnhof - Pollingpark - Wasserwerkstraße - Hagenbreite - Dessau-Süd
13 Hauptbahnhof - Rathaus - Waldersee
14 Hauptbahnhof - Rathaus - Mildensee
15 Hauptbahnhof - Rathaus - Mildensee - Kleutsch - Sollnitz
16 Wasserwerkstraße - Kochstedt - Mosigkau - Junkerspark (- Kleine Schaftrift)
18 Kochstedt - Klinikum - Finanzamt (Ziebigk)

Außerdem wird die Omnibuslinie 127 (Dessau-Roßlau) im Gemeinschaftsverkehr betrieben.

Nachtlinien

Linie Fahrstrecke
N1 Hauptbahnhof - Wasserwerkstraße - Kreuzberge - Dessau-Süd
N2 Hauptbahnhof - Berufschulzentrum - Junkerspark
N3 Tempelhofer Str. - Hagenbreite - Kreuzberge (Rufbus)
N4 Hauptbahnhof - Waldersee - Mildensee - Sollnitz (Rufbus)
N5 Hauptbahnhof - Kühnau - Ziebigk - Hauptbahnhof (Rufbus)
N6 Junkerspark - Mosigkau - Kochstedt - Junkerspark(Rufbus)
N7 Wasserwerkstraße - Kochstedt (Rufbus)

Wagenpark

NGT 310 am Museum
HTw 30 am Junkerspark
Straßenbahn

Die DVG verfügt über zehn Bombardier-Niederflurfahrzeuge NGT6DE von 2001 mit den Nummern 301 bis 310. Außerdem gibt es noch drei verbliebene GT8-Wagen für den Reservebestand (001, 003 und 007). Ein GT8 wurde als Winterdienstfahrzeug umgerüstet (012).

Die GT8 stellen eine kleine Besonderheit dar. Alle Fahrzeuge, die in Dessau unterwegs waren und sind, verkehrten in Duisburg anfangs als Anderthalbrichtungswagen. 1992 kamen 14 Wagen nach Dessau, da sie bei der DVG Duisburg nach der Stadtbahneröffnung nicht mehr einsetzbar waren.

Alle Niederflurfahrzeuge wurden in weißer Grundlackierung ausgeliefert, um später mit Ganzreklame zu fahren. Zum Anfang waren alle Bahnen beklebt. Zwischen 2004 und 2008 waren aber immer wieder "Weißlinge" zu beobachten.

Außerdem werden noch zwei historische Wagen betrieben (Pullman-Wagen 28 und Aufbauwagen 30). 2008 trennte man sich von den historischen Wagen Tw 21 + Bw 109 (Gotha), Tw 40 (Reko), die verschrottet wurden. Den historischen Arbeitswagen G2 gab man an Magdeburg ab. Dessau war einst Hochburg der Gotha- und Rekowagen, ähnlich wie Jena. Die Straßenbahn sollte auch, wenn die DDR weiter bestanden hätte, bis 2020 den gesamten normalspurigen Gothawagenpark der DDR "abfahren".

MAN A21 CNG Nr. 159 am Busbahnhof
Omnibus

Hier verfügt die DVG über 20 Niederflur-Erdgasbusse MAN A21 CNG mit loser Nummernfolge, die dem amtlichen Kennzeichen entnommen werden kann. Weiterhin gibt es einen MAN NL 313, der nach dem Hochwasser 2002 als Spende von MAN kam. Er dient mit zwei MAN NL 202 als Schulbus. Ein Mercedes-Bus und ein MAN LionStar dienen dem Reiseverkehr.

Quellen


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