Lutzmann

Lutzmann

Friedrich Lutzmann (* 5. April 1859 in Nienburg (Saale); † 23. April 1930 in Dessau) war ein deutscher Erfinder, Konstrukteur und Unternehmer. Er war mit seinem Patentmotorwagen System Lutzmann gemeinsam mit Carl Benz und Gottlieb Daimler einer von vier Ausstellern auf der Ersten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 1897. Die Gebrüder Opel kauften 1899 seine Dessauer Motorwagenfabrik und stiegen damit in den Automobilbau ein. Sie machten Lutzmann zum Direktor der Opel-Fahrzeugwerke und produzierten mit dem Opel-Patentmotorwagen „System Lutzmann“ ihr erstes Automobil. Die Kooperation mit Lutzmann dauerte 2 Jahre.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Frühe Jahre und Ausbildung

Friedrich Lutzmann wurde 1859 in der Stadt Nienburg an der Saale als Sohn von Christian Carl Lutzmann, der eine Anstellung als herzoglicher Steueraufseher und Kreiskassenkontrolleur innehatte, und dessen Frau Karoline Frederike, geborene Krause. Er war der älteste Sohn der Familie und hatte mit seinen Geschwistern Richard, Albert und Anna zwei Brüder und eine Schwester. Seine Schulausbildung begann mit dem Besuch der Bürgerschule in seiner Heimatstadt Nienburg, zwischen seinem 10. und 16. Lebensjahr besuchte er die Gymnasien in Dessau und Köthen. Anschließend folgte eine Lehrausbildung als Bauschlosser und Spengler über drei Jahre und eine Ausbildung zum Werkzeugschmied für ein Jahr. Den Ausbildungen folgten eine Wanderschaft, auf der er in Kunst- und Baumaschinenschlossereien in Leipzig, Apolda und Koblenz tätig war, sowie die Zeit beim Militär.

Nach der Militärzeit arbeitete Lutzmann bei der Dessau-Cottbuser-Maschinenbau-Actien-Gesellschaft in Cottbus und danach bei der Verwaltung der Dessauer Gasanstalt, bei der er für die Verlegung der Gasrohrleitungen sowie der Installation von Gasapparaten und Dampfkesseln zuständig war. Es folgte eine Tätigkeit in der Maschinenfabrik von Richard Baumbach in Dessau und danach eine erneute Wanderschaft durch verschiedene Kunstschlossereien, vor allem in Dresden in der Kunstschlosserei von Herrmann Darme. Inspiriert durch die Ausstellungsstücke in der Dresdner Kunstgewerbeausstellung ging er nach Wien, um dort in der damals bekannten Werkstatt des königlich-kaiserlichen Hofkunstschlossers zu arbeiten.

Als Kunstschlosser in Dessau

Im Januar 1884 setzte Friedrich Lutzmann seine Reise fort, um in Italien zu arbeiten. Dabei führte ihn seine Wanderschaft von Triest über Venedig, Ferrara, Bologna, Florenz, Rom, Neapel, Genua nach Mailand. Danach arbeitete er ein Jahr bei dem Kunstschlosser Johann Meyer in Luzern in der Schweiz und anschließend für ein halbes Jahr in einer Kunstschlosserwerkstatt in Berlin. Im Anschluss daran eröffnete er in Dessau seine eigene Werkstatt als Bau- und Kunstschlosserei. Innerhalb von drei Jahren entwickelte sich die Werkstatt soweit, dass Lutzmann das Haus kaufen konnte, in dem er bis zu diesem Zeitpunkt zur Miete arbeitete. Eines seiner ersten Werke war das kunstgeschmiedete Eisengitter um die Villa des Kommerzienrates Albert Meinert (Sowohl die Villa als auch das Gitter existieren auch heute noch in der Wasserstadt 40, dem heutigen "Krötenhof").

Seine Arbeiten wurden bekannt und besonders der Vater von Albert Meinert, der eine Tuchfabrik unterhielt, wurde zu einem wichtigen Großkunden. Lutzmann heiratete am 24. September 1887 Alwina Hulda Pohle aus Raguhn. Um seine Arbeiten effektiver zu gestalten entwickelte er eine Technik, bei der er mit Hilfe von mechanischen Schmiedegesenken schneller arbeiten konnte. Als wichtigsten Auftrag sollte Lutzmann ein großes Ziergitter mit zweiflügeligen Eingangstoren für das Palais des Erbprinzen von Anhalt xx von Auer anfertigen. Für die gute Arbeit wurde ihm am 21. Mai von diesem das Prädikat des "Hofschlossermeisters" verliehen, das Palais und damit auch das Tor wurden allerdings 1927 abgerissen und sind entsprechend heute nicht mehr zu besichtigen.

Neben seiner Tätigkeit als Kunstschlosser wirkte Lutzmann auch bei der Reparatur und Wartung der Kutschen des Herzogs. Am 18. August 1890 erhielt er in diesem Zusammenhang das Patent auf einen verstellbaren Scheerbaumhalter, mit dem es einfacher wurde, die Pferde an die Kutsche zu spannen. Des Weiteren unterhielt Lutzmann eine Fahrradwerkstatt, in dem er auch Fahrräder der Firma Rover verkaufte.

Das erste Taxi-Unternehmen Deutschlands

Der erste Motorwagen wurde 1886 von Carl Benz entwickelt und bereits kurze Zeit später begann sich auch Friedrich Lutzmann dafür zu interessieren. Er wendete sich entsprechend 1893 dem Automobilbau zu, nachdem er am 28. April des Jahres den ersten Motorwagen in Dessau gesehen hatte. Dabei handelte es sich um das Fahrzeug des Industriellen Fritz Kühne, einen viersitzigen Benz Victoria Vis-a-Vis, mit dem dieser von Leipzig nach Dessau kam. Lutzmann und sein Freund Fritz Koch erfuhren davon in der Zeitung und begutachteten das Fahrzeug. Sie unterhielten sich mit Kühne, der aus Begeisterung für die Motorwagen neben seinen Zentralheizungsbau-Unternehmen auch die Vertretung der Benz-Fahrzeuge übernommen hatte. Lutzmann beschloss nach eigenen Worten an diesem Abend, selber Motorwagen zu bauen.

Er bestellte sich über Kühne einen eigenen Benz Victoria Vis-a-Vis bei der Firma Benz & Co in Mannheim, den er nach viermonatiger Wartezeit auch erhielt und dort abholen konnte. Auf der Rückreise begleitete sie ein Werksmonteur, der nur die letzte Etappe von Leipzig bis Dessau nicht mitfuhr und nach Mannheim zurückkehrte.

Am 17. September eröffneten Fritz Koch und Lutzmann gemeinsam den "Motorwagen-Fahr-Verkehr", der die Strecken von Dessau nach Wörlitz und nach Aken befuhr. Die Fahrtzeit betrug dabei im optimalen Fall etwa eine Stunde, in der die 15 Kilometer zurückgelegt wurden, als Fahrpreis hatten die drei Passagiere eine Mark pro Person zu zahlen. Für die Passagiere wurde dies die erste Möglichkeit, einen Motorwagen auszuprobieren, nur im Winter ging die Nachfrage für den Transport im offenen Wagen merklich zurück. Am 19. Januar 1894 startete das Unternehmen erneut, diesmal mit einem eigens für das Fahrzeug angefertigten Lederverdeck. Bis zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke am 22. September 1894 wurde der Betrieb aufrechterhalten, danach wurden Lutzmann und Koch die ersten Taxiunternehmer Deutschlands, indem sie Fahrdienste in Dessau übernahmen. 1894 wurde die Straßenbahn in Dessau eingeführt, die wesentlich billiger war, sodass sie wieder ein neues Betätigungsfeld brauchten.

Die Automobilkonstruktion und -produktion

Opel Patentmotorwagen System Lutzmann (1899)

Literatur

  • Manfred Riedel: "Friedrich Lutzmann - Ein Pionier des Automobilbaus". Anhaltische Verlagsgesellschaft mbH, Dessau 1999, ISBN 3-910192-61-0

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