Dialogus creaturarum

Dialogus creaturarum
Seite aus dem Dialogus creaturarum optime moralizatus, gedruckt von Johann Snell in Stockholm 1483

Dialogus creaturarum optime moralizatus, heute in der Literatur meist als Dialogus creaturarum geführt, ist der Titel einer in der Inkunabelzeit gedruckten Sammlung von 122 Fabeln in lateinischer Sprache, die aus verschiedenen antiken Quellen stammen und in Form von Dialogen dargestellt sind.

Inhaltsverzeichnis

Die Sammlung und ihre Verbreitung

Jede der Fabeln des Dialogus creaturarum eröffnet im Zwiegespräch der anthropomorphen Kreaturen, angefangen bei Sonne, Mond und Sternen, über die Elemente hin zu Pflanzen und Tieren, ein Geschehen und endet mit einer moralischen Erläuterung. Behandelt werden allgemein menschliche Fragen, die entsprechend der Bibel, der Kirchenväter oder der klassischen Philosophie beantwortet werden. In den letzten zwei Fabeln kommen auch Menschen zu Wort. Der Verfasser der um 1400 entstanden Sammlung ist unbekannt; ausgehend von den Angaben in einigen Drucken wurden Maynus de Mayneriis (Mayno de' Mayneri, ein Mailänder Arzt, † 1376) oder Nicolaus Pergamenus/Pergaminus (aus Bergamo) vermutet.

Die Sammlung wurde in lateinischer Sprache und versehen mit Holzschnitten von Gerard Leeu 1480 in Gouda gedruckt; eine niederländische Fassung gab Leeu 1481 heraus. Weitere Auflagen seines Dialogus druckte Leeu 1486 und 1491 in Antwerpen, wohin er 1484 seine Offizin verlegt hatte. Ebenfalls 1481 erschien eine Ausgabe in Köln. Mit dem 20. Dezember 1483 datierte Johann Snell in Stockholm seinen Druck der Sammlung; dieser ist mit kolorierten Holzschnittillustrationen versehen und war das erste gedruckte Buch in Schweden. Zwischen 1500 und 1511 erschienen weitere Drucke in Genf, Paris und Lyon.

Der Lübecker Drucker Hans van Ghetelen verwendete in seinem Druck des Reynke de vos im Jahr 1498 einige Holzschnitte aus der Serie der Stockholmer Ausgabe, die sich als seitenverkehrte Kopien der Illustrationen erwiesen, die Gerard Leeu für seine Dialogus-Drucke verwendet hatte.[1]

Ausgaben

  • Dialogus creaturarum moralisatus. Dialog der Kreaturen über moralisches Handeln. Übersetzt von Birgit Esser und Hans Jürgen Blanke. Verlag Königshausen & Neumann 2007 ISBN 3-8260-3621-2
  • Dyalogus creaturarum moralizatus 1483. Skapelsens sedelärande samtal 1483 (Kommentarer: John Bernström; Översätting: Monica Hedlund). Michaelisgillet; Bra Böcker, o. O., o. J. (1983). (Faksimile der mit Holzschnitten ausgestatteten Edition des Johann Snell, Stockholm 1483, mit schwedischem Kommentar und Übersetzung)

Literatur

  • Dieter Lohmeier: Snell, Johann in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Band 10, Neumünster 1994, S. 367-69 ISBN 3-529-02650-6

Einzelnachweise

  1. Amand Berteloot: „Were al dat laken pergement/dat dar wert ghemaket tho Gent,/men scholdet dar nicht in konen schryuen...“. Zur Vorgeschichte des „Reynke de Vos“. In: Amand Berteloot/Loek Geeraedts (Hrsg.): Reynke de Vos – Lübeck 1498. Zur Geschichte und Rezeption eines deutsch-niederländischen Bestsellers. Münster: Lit 1998 (Niederlande-Studien, Kleinere Schriften 5); S. 18 ISBN 3-8258-3891-9

Weblinks


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