Dialysegerät

Dialysegerät

Ein Dialysegerät ermöglicht die patientenspezifische Entfernung gelöster Substanzen (z. B. Harnstoff, Kreatinin, Vitamin B12 oder β2-Mikroglobulin) sowie gegebenenfalls eines definierten Wasseranteils aus dem Blut bei Nierenersatzbehandlungen Dialyse. Sie werden sowohl für die Hämodialyse als auch die Hämodiafiltration eingesetzt.

Ein Hämodialysegerät (Modell 5008 von Fresenius)

Dialysegeräte bestehen aus verschiedenen technischen Modulen, die grundsätzlich in zwei verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt werden können. Bei Geräten zur chronischen Dialyse ist die Wasseraufbereitung und Bereitstellung von Dialysat sowie deren Bilanzierung ein wesentlicher Funktionsbereich (Hydraulik). Bei Geräten zur Akutdialyse wird diese Funktion durch Bereitstellung von Dialyselösungen (Lösungsbeutel) bereitgestellt. Diese Geräte enthalten keine Hydraulik. Der zweite Funktionsbereich ist die Blutzirkulation, d.h. das Pumpen des Blutes durch einen extrakorporalen Blutkreislauf an der Filtermembran (Dialysator) vorbei. Dabei handelt es sich aber immer um eine Kombination von Gerät (extrakorporales Blut Modul) und dem geeigneten Blutschlauchsystem (Einmalartikel).

Das Herzstück einer Dialysebehandlung stellt der Dialysator dar, in dem durch eine semipermeable Membran von 1,2 bis 1,8 m² der Stoffaustausch zwischen Blut und Dialysat stattfindet. Das Dialysegerät stellt somit „nur“ die Rahmenbedingungen zur Verfügung, um mit eine Dialysebehandlung durchzuführen.

Sowohl der Dialysat- als auch der extrakorporale Blutkreislauf setzen sich aus mehreren Einheiten zusammen, die der Vorbehandlung bzw. Nachbereitung dienen. Dialysatseitig wird zunächst im Dialysegerät das in speziellen Wasseraufbereitungsanlagen erzeugte Reinwasser auf physiologische Temperaturen erwärmt, um eine Unterkühlung (Hypothermie) bzw. Überhitzung des Patienten zu vermeiden. Eine zusätzliche Entgasung dient der Vermeidung von Gasblasen in der Flüssigkeit, die sich im Dialysator bei Unterdruck ansammeln können und damit die Effektivität des Stoffaustausches reduzieren würden.

Das Dialysat wird aus diesem vorbehandelten Reinwasser unter Zusatz von Elektrolyten und gegebenenfalls Glucose hergestellt, wobei in der Regel die Zusammensetzung und Menge der Elektrolyte an den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgerichtet wird.

Ein größerer technischer Aufwand ist für die Regelung der Ultrafiltrationsrate erforderlich, da diese mit Werten von maximal 10 ml/min nur einen Bruchteil des Gesamtdialysatflusses von etwa 500 ml/min ausmacht. Es existieren dazu verschiedene mehr oder weniger komplexe technische Systeme, zum Beispiel das Tank-Rezirkulationssystem oder das Semi-Single-Pass-System, die eine kontinuierlich geregelte Ultrafiltration erlauben. Diese erfolgt im Allgemeinen durch Abzug der gewünschten Rate aus dem Gesamtsystem mittels einer Pumpe. Der daraus resultierende Unterdruck reguliert den Transmembrandruck und damit auch die Ultrafiltrationsrate im Dialysator.

Moderne Dialysegeräte beinhalten ein komplexes Sicherheitssystem, das den Patienten und den Anwender vor Fehlbedienung und fehlerhafter Gerätefunktion schützt und gegebenenfalls die Behandlung unterbricht.

Der extrakorporale Blutkreislauf besteht im Wesentlichen aus einem arteriellen und einem venösen Schlauchsystem, dazwischen sitzt der Dialysator. Im arteriellen Schlauchsystem befinden sich in der Regel

  • eine Zugabestelle für Medikamente
  • eine Druckaufnehmereinheit für die arterielle Druckmessung (Druck vor dem Filter)
  • ein Pumpenschlauch, der in die Blutpumpe (Schlauchpumpe) eingelegt wird und das Blut fördert.
  • ein Schlauchanschluss für eine Heparinzugabe (zum Beispiel Heparinspritze)
  • einen Blasenfänger zum Abfangen von Luftblasen im arteriellen Schlauchsegment

Das venöse Schlauchsystem (nach dem Dialysator), welches das Blut wieder dem Patienten zuführt, enthält in der Regel:

  • einen Blasenfänger
  • eine Druckaufnehmereinheit zur venösen Druckmessung (Druck nach dem Filter)
  • einen Luftdetektor zum Erkennen von Luft im Schlauchsystem
  • eine Absperrklemme, um den Patienten im Fehlerfall venös abzuklemmen

Eine Alternative zu Heparin stellt die Citrat- und Calcium-Antikoagulation dar, die zusätzliche Elemente im Schlauchsystem und Komponenten am Gerät erfordern (siehe Citratantikoagulation).

Zur Sicherstellung einer für den Patienten gefahrlosen Behandlung sind in das Dialysegerät verschiedene Mess- und Überwachungseinrichtungen integriert. So erfolgt beispielsweise die Überprüfung der Blutleckage im Dialysator durch Messen der Eintrübung des Dialysats mittels optischer Methoden. Darüber hinaus werden Sensoren zur Temperatur-, Druck-, Volumenstrom- und Leitfähigkeitsmessung eingesetzt.

Moderne Dialysegeräte erlauben zudem das Abfahren patientenspezifischer Profile mit z. B. über der Zeitdauer einer Dialysebehandlung variierender Dialysatzusammensetzung oder einer ebenfalls zeitlich variierenden Ultrafiltrationsrate, die sich am gemessenen relativen Blutvolumen des Patienten orientieren.

Weblinks

 Commons: Hemodialysis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dialysegerät — Dia|ly|se|ge|rät, das (Med.): bei einem Versagen der Nieren eingesetztes Gerät zur ↑ Dialyse (2); künstliche Niere. * * * Di|a|ly|se|ge|rät, das (Med.): bei einem Versagen der Nieren eingesetztes Gerät zur ↑Dialyse (2); künstliche Niere …   Universal-Lexikon

  • Dialysegerät — Dia|ly|se|ge|rät …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Georg Haas (Mediziner) — Georg Haas (* 24. April 1886 in Nürnberg; † 9. Dezember 1971 in Gießen) war ein deutscher Arzt und ein Begründer der Hämodialyse. Er führte 1924 die weltweit erste „Blutwäsche“ (wie er es nannte) außerhalb des Körpers mit Erfolg am Patienten… …   Deutsch Wikipedia

  • Oliver Grabes — (* 1967 in Mannheim) ist ein deutscher Industriedesigner. Leben Oliver Grabes studierte von 1986 – 1993 Produktgestaltung an der HfG Offenbach. Grabes ist seit 2006 Professor für Industrial Design/Konzeption und Entwurf von Konsumgütern an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauchfelldialyse — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

  • Blutwäsche — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

  • Dialysat — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

  • Dialysezentrum — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

  • Hämodiafiltration — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

  • Hämodialyse — Ein Hämodialysegerät (Gambro AK 200) Die Dialyse (gr. διάλυσις dialysis „Auflösung“) ist ein Blutreinigungsverfahren, das bei Nierenversagen als Ersatzverfahren zum Einsatz kommt. Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”