- Nephrologie
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Die Nephrologie (aus altgriechisch νεφρός „Niere“ und λόγος „Wort, Lehre“: „Nierenlehre“) ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Sie befasst sich mit den Erkrankungen der Niere sowie deren konservativer (nicht-operativer) Therapie. Darüber hinaus gehören der Bluthochdruck, die Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichtes zum Fachgebiet. Wesentliches Ziel des Nephrologen ist die Stabilisierung der Nierenfunktion, um die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Nierenersatztherapie (Hämodialyse, Peritonealdialyse) so weit wie möglich hinauszuzögern. Typische Probleme bei chronisch eingeschränkter Nierenfunktion sind renale Anämie, Bluthochdruck, renale Osteomalazie und die Notwendigkeit der Dosisadaption vieler renal eliminierter Medikamente. Wenn terminale Niereninsuffizienz eingetreten ist, führt der Nephrologe die Dialysebehandlungen durch und/oder bereitet die Nierentransplantation vor. Deren Nachsorge gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Nephrologen, ebenso wie die Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck und die Durchführung der verschiedenen Lipidaphereseverfahren bei Patienten mit stark erhöhten Blutfettwerten. Im Rahmen der Intensivmedizin wird durch den Nephrologen das akute Nierenversagen, z. B. nach Polytrauma, bei Sepsis oder nach Intoxikationen durch Dialyseverfahren behandelt. Schließlich werden viele Vergiftungen auf diese Weise therapiert.
Diagnostische Verfahren
Die Nephrologie bedient sich im Wesentlichen folgender Verfahren:
Labordiagnostik
Blut
Zur Beurteilung der Nierenfunktion und des Säure-Basen-Haushaltes werden in der Regel folgende Parameter im Serum untersucht:
Darüber hinaus werden regelmäßig das Blutbild und die Blutgasanalyse bestimmt. Je nach Fragestellung bzw. zugrundeliegender (oder vermuteter) Krankheit, werden ggf. weitere Analysen erforderlich.
Urin
Hierbei werden der Spontanurin oder Mittelstrahlurin unterschieden vom Sammelurin. In der Untersuchung des Spontanurins werden semiquantitativ mittels Teststreifen folgende Parameter untersucht:
Meist wird eine Durchlichtmikroskopie angeschlossen, wobei auffällige größere Urinbestandteile wie Zellen oder Harnzylinder weiter differenziert werden können. Zur Beantwortung der Frage, ob Blut im Urin aus den Nieren oder den Harnwegen stammt, wird häufig zusätzlich eine Phasenkontrastmikroskopie in Dunkelfeldtechnik durchgeführt.
Zur weiteren Abklärung der Ursache einer Nierenerkrankung ist häufig eine Sammelurinuntersuchung erforderlich, in der die gesamte Urinmenge über einen definierten Zeitraum (meist 24 Stunden) gesammelt und die Zusammensetzung anschließend analysiert wird.
Nephrologische Krankheitsbilder
Die folgenden Krankheitsbilder zählen zum Kerngebiet der Nephrologie (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Glomerulopathien
- akute und subakute Glomerulonephritiden
- chronische Glomerulonephritiden
- Glomeruläre Erkrankungen bei anderen Grunderkrankungen
Interstitielle Nephropathien
Postrenale Nephropathien
- Refluxnephropathie
- Obstruktive Nephropathie
Sonstige Nephropathien
- Balkan-Nephropathie
- Strahlennephritis
- Uratnephropathie
- Nephrokalzinose
Nierenbeteiligung bei Systemischen Erkrankungen
- Diabetische Nephropathie
- Hypertensive Nephropathie bzw. Nephrosklerose
- Amyloidosen
- Plasmozytom
- Sarkoidose
- Rheumatische Erkrankungen
- Kollagenosen
- Vaskulitiden
- Erkrankungen des Immunsystems wie Goodpasture-Syndrom, Kryoglobulinämie
Erbkrankheiten der Nieren
- Zystennieren
- Markschwammniere
- Nephronophthise
- Alport-Syndrom
- eine Vielzahl der hereditären Tubulopathien, u. a. renale Glukosurie, Renal Tubuläre Azidose, Bartter-Syndrom, Diabetes insipidus renalis, Phosphatdiabetes, deToni-Debré-Fanconi-Syndrom
- Stoffwechselerkrankungen mit Nierenfunktionsstörungen, u. a. Galaktosämie, Morbus Wilson, Zystinose, Lowe-Syndrom, Morbus Fabry, LCAT-Mangel
Hochdruckerkrankungen
- Primäre Hypertonie
- Renovaskuläre Hypertonie und Nierenarterienstenose
Nieren- und Hochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft
- Schwangerschaftshypertonie
- Nierenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft
Stoffwechselstörungen des Säure-Basen- und Wasser-und Elektrolythaushaltes
- Metabolische Alkalose und Azidose
- Störungen des Natrium-, Kalium-, Calcium-, Chlorid- und Phosphat-Haushaltes
Weitere Krankheitsbilder aus anderen Bereichen der Medizin ohne extrakorporale Verfahren
- Aus der Transplantationsmedizin: Vorbereitung und weitere Betreuung bei Nierentransplantation, teilweise auch Betreuung nach kombinierter Nieren-Pankreas-Transplantation, Inselzelltransplantation oder Lebertransplantation
- Aus der Endokrinologie: Behandlung des sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus
- Aus der Osteologie: Behandlung von Knochenerkrankungen infolge von Nierenerkrankungen
- Aus der Diabetologie: Behandlung der mit Diabetes mellitus in Zusammenhang stehenden Erkrankungen
- Aus der Gefäßchirurgie: Durchführung von Operationen zur Anlage eines Dialyseshuntes oder eines Dialysekatheters
Weitere Krankheitsbilder, Therapie durch extrakorporale Verfahren
- Aus der Endokrinologie: Apherese-Therapie bei Hypercholesterinämien
- Aus der Onkologie: Plasmaseparation bei Plasmozytom mit Hyperviskositätssyndrom
- Aus der Neurologie: Plasmaseparation oder Apherese bei Guillain-Barré-Syndrom, evtl. auch bei anderen Neuropathien
- Aus der Gastroenterologie: Apherese bei schwersten Formen des Morbus Crohn
- Aus der HNO: Apherese bei Hörsturz und teils auch bei Tinnitus
- Aus der Toxikologie: Hämoperfusion bei bestimmten akuten Vergiftungen
- Aus der Kardiologie: Hämofiltration bei schwerster, medikamentös nicht beherrschbarer Herzinsuffizienz
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