Die Kaiserburg

Die Kaiserburg
Panorama von der Kaiserburg im Westen über den Sinnwellturm bis zu Kaiserstallung und Luginsland

Die Nürnberger Burg ist das Wahrzeichen der Stadt Nürnberg. Sie besteht aus der Kaiserburg und der Burggrafenburg. Nach den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Burganlage in historischen Formen wiederaufgebaut. Sie ist eines der bedeutendsten Kunst- und Baudenkmäler der Stadt Nürnberg und gehört daher zur Historischen Meile Nürnbergs.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Nürnberger Burg liegt nördlich der Pegnitz auf einem Sandsteinrücken oberhalb der Sebalder Altstadt. Im Westen grenzt sie an den Neutorgraben, im Norden an den Vestnertorgraben. Von der Burg aus hat man nach Süden einen herrlichen Blick auf das unter ihr liegende Handwerkerviertel und die Altstadt.

Übersicht

Burgviertel im Mai 2005

Besitzgeschichtlich setzt sich die Burg aus drei Teilen zusammen; jedoch sind die Grenzen dieser drei Bereiche im heutigen Baubestand nur mit Mühe abzulesen:

  • Die Reste der Burggrafenburg mit dem Fünfeckturm befinden sich in der Mitte.
  • Die Kaiserburg mit Sinnwellturm, Tiefem Brunnen, Doppelkapelle und Palas – um nur einige dieser Gebäude zu nennen - dehnt sich nach Westen aus.
  • Weitere (reichs)städtische Bauten liegen im Norden und Osten (z. B. die ehemalige Kaiserstallung von Hans Beheim dem Älteren. und der Turm Luginsland).

Heute ist das Bauwerk Eigentum der Bayerischen Schlösserverwaltung und steht vornehmlich touristischen Zwecken zur Verfügung. Einzelne Bauten werden aber auch als Wohn-, Amts- oder Museumsgebäude sowie zeitweilig für Feste und Staatsempfänge genutzt. In der alten Kaiserstallung befindet sich heute eine Jugendherberge.

Geschichtliches

Eine der ältesten Ansichten der Burg, Schedelsche Weltchronik 1493

Archäologisch nachgewiesene Fundamente, die vor das Jahr 1000 zu datieren sind, kann man mit keinen schriftlichen Nachrichten verbinden. Auch in der Urkunde aus dem Jahr 1050 (Kaiser Heinrichs III.), in der Nürnberg erstmals erwähnt wurde, gibt es keinen ausdrücklichen Hinweis auf die Burg. Erst 1105 taucht die Burg in den Quellen auf. Zwischen dieser Zeit und 1571 hielten sich alle Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reichs zeitweilig hier auf.

Bereits 1140 begann König Konrad III. mit dem Bau einer zweiten Burg, der Kaiserburg, die als Königspfalz dienen sollte. Er verlieh die neu errichtete Burggrafschaft mit Gericht und Verwaltung an die Edelfreien von Raabs (aus Niederösterreich). 1190/91 erbte sie Friedrich von Zollern. Im Zuge der reichsstädtischen Eigenständigkeit, die Nürnberg im 13. Jahrhundert erlangte, wurde die Kaiserburg der Obhut der Stadt übertragen. Bei den reichsstädtischen Bauten ragt der Turm Luginsland, der 1377 begonnen wurde, gewaltig hervor.

Eine Anekdote ist der sagenhafte Sprung des Rosses von Raubritter Eppelein von Gailingen († 1381) in den Burggraben, mit dem er seiner Hinrichtung am Galgen entkam. [1]

Der Einfluss der Burggrafen in der Stadt Nürnberg beschränkte sich mehr und mehr auf die Burggrafenburg und endete vollständig, als nach der Zerstörung der Burggrafenburg 1420 durch bayerische Truppen der letzte Burggraf Friedrich VI. seinen Titel 1427 an den Rat der Stadt Nürnberg verkaufte. Obwohl die fränkischen Hohenzollern auch danach noch den Namenszusatz Burggraf zu Nürnberg in ihrem Titel führten, bedeutete dieser Verkauf doch das Ende der Existenz der Burggrafschaft Nürnberg. Aus ihrem Territorium gingen in der Folgezeit die beiden hohenzollernschen Markgraftümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach hervor.

Die Nürnberger Burg war nun vollständig in der Obhut der Stadt und wurde durch sie bis in das 17. Jahrhundert weiter ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg war die Gegend um Nürnberg Schauplatz eines mehrere Jahre dauernden Stellungskriegs der Kriegsparteien. Die Stadt und die Burg wurden aber nicht erobert. Danach verlor die Burg ihre militärische Bedeutung.

Baukonservierende Maßnahmen begannen im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts; zu nennen sind insbesondere die Arbeiten von Carl Alexander Heideloff, August von Voit und August Essenwein. Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 begann man mit dem Umbau der Kaiserburg. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Reichsparteitage sollte die Kaiserburg als symbolträchtige Kulisse für das NS-Regime sowie als Unterkunft für hohe Staatsgäste dienen. Die sogenannte Restaurierung wurde unter der Leitung von Rudolf Esterer ab 1934 durchgeführt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Burg 1944/45 schwere Beschädigungen; fast unversehrt blieb nur die Doppelkapelle und der Sinnwellturm. In der Nachkriegszeit wurden alle Baugruppen in den historischen Formen wiederhergestellt, so beispielsweise auch der im Krieg völlig zerstörte Luginsland; jedoch verzichtete man darauf, die Hinzufügungen des 19. Jahrhunderts, welche 1934/35 zum Teil beseitigt worden waren, zu rekonstruieren.

Archäologische Untersuchungen

Grabungen im Burghof haben in den letzten Jahren Spuren menschlicher Besiedlung für die Zeit vor 1000 nachgewiesen. Dabei wurde das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ebenfalls vor 1000 errichtet worden ist.

Als gesichert gilt die Erkenntnis, dass sich die Burg bereits im 11. Jahrhundert von Osten nach Westen vollständig über den Burgberg erstreckte; weiterhin hat die These Bestand, dass zumindest seit dem 12. Jahrhundert der eigentlichen Burg des Kaisers die Burggrafenburg östlich riegelartig vorgelagert war.

Die Doppelkapelle mit dem östlichen Chorturm (Margarethenturm, auch Heidenturm) entstand wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und zeigt Bauschmuck in den Formen der Spätromanik.

Rundgang

Von der Stadt kommend lässt man normalerweise am Ölberg das Himmelstor links liegen und geht weiter den Anstieg hinauf, auf die ehemalige Kaiserstallung (heute Jugendherberge) zu, an deren Ostende der Luginsland hoch aufragt. Um zur Burg zu gelangen, wendet man sich vor der Kaiserstallung nach links (nach Westen) am Fünfeckigen Turm vorbei und kann, bevor man das erste Tor passiert, die über den Steilhang aufragende Walpurgiskapelle von außen besichtigen.

Blick von der Nürnberger Burg auf die Altstadt

Passiert man dann das erste Tor, muss man sich abermals nach links orientieren (geradeaus gelangt man zum Graben auf der Nordseite) und erreicht die Freiung, von der aus die Altstadt und bei klarem Wetter auch die östlichen, südlichen und westlichen Stadtquartiere gut zu überblicken sind.

Die Freiung (auch: Burgfreiung) ist der Walburgiskapelle vorgelagert. Sie trennte, ehemals zur Burggrafenburg gehörig, diese von der Kaiserburg. Hier genossen Verfolgte, nach mittelalterlicher Rechtsanschauung, Asylrecht - Freiung.

Von der Freiung führt der Rundweg weiter durch das Burgtor unter dem Heimlichen Wächtergang hindurch. Gleich nach dem Tor rechts türmt sich der mächtige runde Sinnwellturm auf, den man im Rahmen einer Führung betreten kann; ebenso ist der Zugang auch zum Tiefen Brunnen möglich. Linker Hand befindet sich die Himmelsstallung und auch das Himmelstor, durch das man in der Regel auch den Burghof betreten kann. Geht man weiter in Richtung Westen auf das innere Burgtor zu, so kommt man ganz nah an der Doppelkapelle mit dem Heidenturm vorbei.

Vom inneren Burghof hat man im Rahmen einer Führung Zutritt zur Kaiserburg, während das Burgmuseum als Zweigniederlassung des Germanischen Nationalmuseums separat zu besichtigen ist.

Beim Rückweg kann man sich die möglicherweise zuvor übersehenen Nebengebäude anschauen. Auch sollte man sich nicht entgehen lassen, nach Norden über den Graben zu gehen, um sich von der Mächtigkeit der Basteien beeindrucken zu lassen.

Will man den Weg zu einem ausgedehnten Rundgang werden lassen, so geht man außen an der Stadtmauer bis zum Tiergärtner Tor, wo man in der Sommerperiode durch die Mauer hindurch den Burggarten betreten kann. Der Burggarten erstreckt sich an der Nordseite der Burg bis fast zum Fünfeckigen Turm. Auf der Vestnertorbastei befindet sich das Denkmal zu Ehren von Georg Christoph Eimmart, der an dieser Stelle die erste Sternwarte Nürnbergs errichtet hat. Dort endet die Erkundungstour. In der Nähe der Burg befindet sich das Albrecht-Dürer-Haus.

Beflaggung der Burg

Seit Sommer 2008 weht auf der Nürnberger Burg (wie auch auf anderen offiziellen Gebäuden des Freistaats) auf Anordnung des Bayerischen Innenministeriums die bayerische und die deutsche Flagge. Verärgerte Nürnberger SPD-Stadträte forderten daraufhin in einem Antrag den Freistaat dazu auf, auf der Burg auch die Franken-Flagge aufzuziehen. Die Forderung wurde jedoch durch den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) abgelehnt[2].

Referenzen

Einzelnachweise

  1. Foto des Burggrabens am Vestnertor, in den der Raubritter Eppelein von Gailingen auf seinem Ross sprang
  2. Artikel der TZ vom 26.08.2008 online

Literaturverzeichnis

  • Günther P. Fehring und Anton Ress (†): Die Stadt Nürnberg. Kurzinventar, 2. Aufl. bearb. von Wilhelm Schwemmer, München: Dt. Kunstverl. 1977 [unver. Nachdruck 1982] (= Bayerische Kunstdenkmale; 10), S.152-165.
  • Ernst Mummenhoff, Die Burg zu Nürnberg. Geschichtlicher Führer für Einheimische und Fremde, Nachdruck der 4. Aufl. von 1926 (mit einem Nachwort des Neuherausgebers G. Ulrich Großmann), Nürnberg 1997; mit Auswahlbibliographie zur neueren Literatur.
  • Gerhard Pfeiffer, Studien zur Geschichte der Pfalz Nürnberg, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 19 (1959), S.303ff.
  • G. Ulrich Großmann und Birgit Friedel: Die Kaiserpfalz Nürnberg. Regensburg: Schnell & Steiner, 1999, 63 S., ISBN 3-7954-1216-1 (= Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 1)
  • Ulrich Großmann: Die Kaiserburg zu Nürnberg. Literaturbericht und Forschungsstand, in: Burgenbau im 13. Jahrhundert, München/Berlin 2002 (= Forschungen zu Burgen und Schlössern 7), S. 83-98.
  • Alexander Thon: ... ut nostrum regale palatium infra civitatem vel in burgo eorum non hedificent. Studien zu Relevanz und Gültigkeit des Begriffes „Pfalz“ für die Erforschung von Burgen des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Burgenbau im 13. Jahrhundert (Forschungen zu Burgen und Schlössern, Bd. 7), hrsg. v. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verb. mit dem Germanischen Nationalmuseum, München 2002, S. 45-72.
  • Birgit Friedel: Die Nürnberger Burg. Geschichte, Baugeschichte und Archäologie. Zugleich: Universität Bamberg, Dissertation 2005. Petersberg: Imhof-Verlag, 2007, 176 Seiten + 1 CD-ROM, ISBN 978-3-86568-036-5 (Schriften des Deutschen Burgenmuseums; Band 1)
  • André Fischer: Neues Buch zur Geschichte von Nürnbergs Wahrzeichen. Gründeten Schweinfurter die Burg? (Rezension) In: Nürnberger Zeitung Nr. 74 vom 29. März 2007, S.11 (mit Fotos) - online
  • Hans Gaab, Uwe Lemmer, Ekkehard Wagner (Hrsg.): Astronomie auf der Kaiserburg Nürnberg. Europaforum-Verlag, Lauf / Pegnitz 2007, ISBN 978-3-931070-49-6

Siehe auch

Weblinks

49.45786666666711.0759222222227Koordinaten: 49° 27′ 28″ N, 11° 4′ 33″ O


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