- Geschichte Nürnbergs
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Die Geschichte der Stadt Nürnberg ist eng mit der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches verbunden. Die Herrscher des Reiches erwählten die Ansiedlung an der Pegnitz zum Bau einer Königspfalz. Erstmals im Jahr 1050 urkundlich erwähnt, stieg Nürnberg im Mittelalter schon früh in die Reihe der wichtigen Städte des Reiches auf, was durch die Erwähnung vieler Kaiser unterstrichen wird.
Mit dem Verwaltungsmittelpunkt in Form der Burg, zu deren Versorgung zwei Königshöfe errichtet wurden (später: Egidienkloster (ab 1140), Deutschordenskommende (ab 1209)), bildete Nürnberg im Hochmittelalter, als Königsstadt auf Reichsgut, die Vorform der Reichsunmittelbarkeit, was durch den großen Freiheitsbrief von 1219 bestätigt wurde. Die Definition der Reichsstadt bildete sich aber erst allmählich im sogenannten Interregnum von 1250 bis 1273 und in der Regierungszeit von König Rudolf von Habsburg 1273 bis 1291 heraus. Als Reichsstadt war Nürnberg direkt dem Kaiser unterstellt und genoss entsprechende Privilegien.
Im 15. und 16. Jahrhundert galt Nürnberg, dank vieler Gelehrter und Künstler wie Albrecht Dürer, Martin Behaim, Peter Henlein und Hans Sachs sowie seiner wichtigen Position als Handelsstadt, als Des Reiches Schatzkästlein. Die Reformation und der folgende Dreißigjährige Krieg leiteten den Abstieg ein, der nach Gebietsverlusten durch die preußischen Besetzungen im Nürnberger Territorium (1791-95) und der französischen Okkupation der Stadt (1796) während der Koalitionskriege, mit dem Verlust der Unabhängigkeit und der Eingliederung in das neu gegründete Königreich Bayern (1806) gipfelte.
Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert gewann die Stadt wieder an Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Bemühungen mitsamt der Stadt zerstört. Es bedurfte vieler Anstrengungen, um die Stadt wieder aufzubauen und eine funktionierende Wirtschaft und Infrastruktur zu errichten.
Heute bildet Nürnberg mit seinen Nachbarstädten Fürth und Erlangen die Metropolregion Nürnberg.
Ursprünge
Erste Zeugnisse einer Besiedlung im Nürnberger Raum sind bereits für das Jahr 1050 vor Christus nachweisbar. Später siedelten die Kelten im Nürnberger Raum, die um 400 vor Christus das erste Mal genannt werden. Das Gebiet der Stadt Nürnberg selbst - und hier insbesondere der heutigen Altstadt war jedoch sehr unfruchtbar, so dass bis ins elfte Jahrhundert nach Christus hier kaum Spuren einer Besiedlung nachweisbar sind. Damals verlief durch das heutige Nürnberg die Grenze zwischen dem Bayerischen Nordgau und dem Herzogtum Franken. Während im heutigen Stadtteil Mögeldorf bereits damals eine fränkische Burganlage stand, gehörte der überwiegende Teil des heutigen Stadtgebiets zum Bayerischen Nordgau. Das zeigt sich noch heute darin, dass der Nürnberger Stadtdialekt von den meisten Sprachforschern nicht dem ostfränkischen, sondern dem nordbayerischen Dialekt zugerechnet wird.
Name und Gründungssagen
Namen
Der Sage nach soll Nürnberg bereits in römischer Zeit gegründet worden sein. Es wird dort erzählt, dass ein römischer Feldherr namens Drusius Nero (gemeint ist vermutlich Nero Claudius Drusus) auf einem seiner Feldzüge sein Lager auf dem heutigen Burgberg aufgeschlagen habe. Weil ihm der Ort so gefiel, fing er an, dort einen Turm und Befestigungen zu bauen. Die Bauern aus der Umgebung nannten daher den Berg „Neroberg“, woraus sich später der Name Nürnberg entwickelt habe. Nach einer anderen Sagenversion soll der Name von „Nur ein Berg“ kommen, weil ansonsten weit und breit kein anderer Berg gelegen habe. Eine dritte Sage behauptet, die Ureinwohner Nürnbergs seien aus der römischen Provinz Noricum eingewandert und hätten ihre Gründung nach der alten Heimat mit dem lateinischen Namen „Noris“ benannt, einem Begriff, der heute noch regelmäßig für die Stadt verwendet wird. "Zedlers Universallexicon" erklärte um 1750 das Wort "Nürnberg" auch mit der Lage der Stadt auf dem Nordgau.
Nach dem heutigen Stand der Forschung gilt der Name Norenberc als ursprünglicher Ortsname. Dieser wird abgeleitet von nuorim = steinig, felsig und wird daher mit Steinberg oder Felsberg übersetzt.[1] [2]
Beiname Noris
Die Stadt Nürnberg wird mit Beinamen auch als Noris bezeichnet. So trugen 1998 52 Firmen das Wort Noris im Namen, darunter die Norisbank. Des Weiteren gibt es eine Norishalle, das Autorennen am Norisring und den American-Football-Bundesligisten Noris Rams. Erstmals überliefert ist die Bezeichnung Noris für Nürnberg aus dem Jahr 1531, als der Dichter Helius Eobanus Hessus in seinen Epicedia (Trauergedichten) Nürnberg als „noris amoena“ (lat. für die liebliche Noris) bezeichnete. Hessus lehnte sich dabei an die lateinische Schreibung des Stadtnamens in Urkunden als Noricum oder Norimberg an. 1650 veröffentlichte dann Johann Hellwig, Mitglied des Pegnesischen Blumenordens, ein Gedicht über die Nymphe Noris und griff damit diesen Namen auf. Diese Nymphe ist in zwei Plastiken von Philipp Kittler in Nürnberg auch bildlich dargestellt, u.a. als Trauernde Noris aus dem Jahr 1923 auf dem Westfriedhof.“[3]
Die Grundlagen des Aufstiegs
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nürnberg als Norenberc am 16. Juli 1050 in der „Sigena-Urkunde“ von Kaiser Heinrich III., mit der die Freilassung der Leibeigenen Sigena dokumentiert wird.[4] Die Urkunde selbst gehört zum seltenen Typ der Freilassungsurkunden (Denarialdiplome) da davon nur fünf Stück erhalten sind. Neuere Grabungen im Burghof haben Siedlungsspuren nachgewiesen, die deutlich vor dem Jahr 1000 liegen. Dabei wurde auch das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ebenfalls vor 1000 errichtet wurde.
Als kaiserlicher Stützpunkt erreichte die Nürnberger Burg auf dem die ganze Umgebung dominierenden Burgberg bald Bedeutung für das Reich. Unter Konrad III. begann man 1140 mit dem Ausbau der Burg, der um das Jahr 1180 unter Friedrich Barbarossa vorläufig abgeschlossen wurde. Südlich unterhalb der Burg, die 1183 und 1207 als „Pfalz“ erwähnt wurde, hatten die Burgmannen sowie Kaufleute und Handwerker Wohnquartiere, die zur Keimzelle der sich entwickelnden Stadt wurden. Historiker nehmen an, dass die Siedlung schon früh, offenbar schon um 1040, das Marktrecht erhalten hatte.
Eine weitere Ursache für die schnell wachsende Bedeutung Nürnbergs war auch, dass regelmäßige Wallfahrten zum Grab des heiligen Sebaldus (der als Einsiedler im Nürnberger Reichswald um das Jahr 1070 gestorben sein soll) viele Menschen in die Stadt brachten. Über seinem Grab entstand in den Jahren von 1230 bis 1273 St. Sebald, die erste große Kirche Nürnbergs. Noch heute gilt Sebaldus als der Nürnberger Stadtheilige und Patron der Stadt.
Mit dem „Großen Freiheitsbrief“ vom 8. November 1219 weitete schließlich Kaiser Friedrich II. die bisherigen Marktrechte aus und legte so das Fundament für den bald einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Mit der ersten der insgesamt 18 Einzelverfügungen dieses Dokuments wird zunächst der Kaiser zum alleinigen Vogt über die Reichsstadt bestimmt. Mit den übrigen Bestimmungen der Verfügung, die offenbar vom Kaiser für teures Geld erkauft worden waren, werden vielfältige Sonderrechte für Politik und Handel festgeschrieben, wie zum Beispiel ein Münzrecht, die Zollfreiheit und als weiteres Kennzeichen der herausgehobenen Königsstadt, die Selbstveranlagung der Reichssteuern. Basierend von diesen Privilegien, begann auch die Herausbildung vielfältiger Institutionen städtischer Selbstverwaltung, die schließlich dazu führte, dass sich Nürnberg als "Freie Reichsstadt" bezeichnete.
Wachsende Bedeutung
Im Jahre 1105 war Nürnberg in die Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. geraten und als kaisertreue Stadt zerstört worden. Um die Stadt künftig besser schützen zu können, ernannte der Kaiser mit dem österreichischen Grafen Gottfried von Raabs einen Verantwortlichen für die Nürnberger Burg und als kaiserlichen Stellvertreter, der den offiziellen Titel „Castellan“ trug. Gottfrieds Stammsitz war die Burg des niederösterreichischen Ortes Raabs an der Thaya. Es ist umstritten, ob vor der Ernennung zum Burggrafen irgendwelche Verbindungen zur Nürnberger Gegend existierten.
Bis zum Jahr 1427 saß der Burggraf in der Stadt, zunächst Gottfrieds Nachkommen aus dem Geschlecht derer von Raabs, dessen letzter Vertreter, Konrad II. im Jahre 1192 ohne männliche Nachkommen starb. Seine Tochter Sophia war verheiratet mit dem Grafen Friedrich III. von Zollern, dem das Burggrafenamt von Heinrich VI. wegen seiner Verdienste um das staufische Königshaus übertragen wurde. Zur Unterscheidung von ihrem Stammsitz im heutigen südlichen Baden-Württemberg nannte sich die Adelsfamilie der Burggrafen jetzt Hohenzollern. Burggraf Friedrich I. wurde somit zum Stammvater eines Adelsgeschlechtes, das in der deutschen Geschichte bis ins 20. Jahrhundert eine große Rolle spielte.
Nach dem Tod des Grafen Otto von Orlamünde ging im Jahre 1340 durch Erbschaftsvertrag die Plassenburg von Kulmbach und die dazu gehörige Grafschaft an Burggraf Johann II., womit sich das Herrschaftsgebiet der Hohenzollern deutlich erweiterte. Als 1398 Burggraf Friedrich V. starb, wurde das Gebiet der Hohenzollern unter seinen Söhnen aufgeteilt. Während der eine Sohn als Johann III. den nördlichen Teil um die Stadt Kulmbach erhielt, wurde der andere Sohn als Friedrich VI. Burggraf von Nürnberg und Markgraf der Landgebiete um Ansbach. Mit dieser Teilung ist die Grundlage für die späteren (preußischen) Fürstentümer Bayreuth und Ansbach gelegt.
Der „Rat der Stadt“ versuchte im 14. Jahrhundert die Rechte und Besitzungen des Burggrafen in der Stadt Nürnberg anzufechten, um eine möglichst große Autonomie für Nürnberg zu erreichen [5].
In die Zeit des Aufstiegs zur Regionalmacht fällt auch die Vertreibung der Juden aus Nürnberg. Nachdem sich die Stadt immer mehr auf die südliche Pegnitzseite ausgeweitet hatte, lag das Judenviertel in der Gegend des heutigen Hauptmarktes plötzlich im Mittelpunkt der Stadt, was viele störte. 1349 wurde daher der Patrizier Ulman Stromer (1329–1407), der interessanterweise sein Wohnhaus direkt neben diesem Viertel hatte, zum Kaiser geschickt, um die Erlaubnis zur Beseitigung des Viertels einzuholen. Nicht völlig auszuschließen ist, dass die Nürnberger in dieser Angelegenheit auch willfährige Ausführer kaiserlicher Anordnungen gegen die Juden aus demselben Jahr waren. Aufgrund unterschiedlichster Vorwürfe wurden insgesamt 562 jüdische Bürger verbrannt und ihr Vermögen eingezogen. Die übrigen hatten Nürnberg zu verlassen, aber bereits 1352 gestattete man ihnen die Wiederansiedlung in einem anderen Teil der Stadt. Auf den Ruinen des alten Judenviertels entstand 1358 die Frauenkirche.
Kaiser Ludwig der Bayer wählte zur Zeit der Burggrafen Nürnberg gern als Aufenthaltsort, ebenso Karl IV., der 1356 in Nürnberg die Goldene Bulle erließ, in der zum einen die Wahl des deutschen Königs durch sieben Kurfürsten geregelt wurde, und zum anderen, dass jeder Kaiser den ersten Reichstag nach seiner Wahl in Nürnberg abhalten sollte. An dieses Ereignis erinnert noch heute die berühmte Touristenattraktion des „Männleinlaufens“ an der Frauenkirche aus dem Jahr 1509, mit dem der Huldigung des Kaisers Karls IV. durch die Kurfürsten dargestellt wird.
Nachdem Burggraf Friedrich VI. von Kaiser Sigismund am 8. Juli 1411 zum „Obersten Verweser und Hauptmann der Mark Brandenburg“ ernannt worden war und der Reichstag von Konstanz dem Grafen am 18. April 1412 auch offiziell die Kurfürstenwürde von Brandenburg übertragen hatte, begannen sich die Interessen der Hohenzollern von Nürnberg abzuwenden. Die Zerstörung der Burgrafenburg durch den wittelsbachischen Pfleger von Lauf, Christoph Leininger, im Jahr 1420 gab Friedrich VI. den Anstoß sich von der Burg zu trennen. Schließlich verkaufte er im Jahre 1427 seinen Burggrafentitel und die Überreste der Burggrafenburg für 120.000 Gulden an den „Rat der Stadt Nürnberg“ und zog sich auf seine Burg nach Cadolzburg zurück, um sich von dort mehr um seine anderen Fürstentümer Brandenburg, Ansbach und Kulmbach zu kümmern. Der Burggrafentitel wurde aber von den Hohenzollern weiterhin geführt, auch um die historischen Wurzeln des Adelsgeschlechts zu demonstrieren. Der Rat der Stadt hatte damit das alleinige Sagen in der Stadt - die langjährigen Bemühungen hatten Erfolg gezeigt.
Die Herrschaft der Patrizier
Hauptartikel: Patriziat (Nürnberg)
Der Rat wird erstmals 1256 erwähnt, um 1285 scheinen sich die ersten Regeln für den „Rat“ herausgebildet zu haben, konkrete Ausformulierungen der im Wesentlichen durch Gewohnheit (und Weltanschauung) gebildeten patrizischen Verfassung des Rates erfolgen um das Jahr 1320. Im „Rat der Stadt“ waren die durch ihren Handel reich geworden Kaufmannsfamilien vertreten, die sich nach römischem Vorbild „Patrizier“ nannten. Insbesondere in späterer Zeit hatten auch einige Handwerkerzünfte ein gewisses Mitspracherecht, rückten jedoch niemals (anders als z.B. in in den Städten marburgischen oder lübbischen Rechts) in den Kreis der eigentlichen "Ratsfähigkeit" ein: rechtshistorisch gilt Nürnberg als Musterbeispiel einer patrizischen Stadtrepublik. Die Anzahl der Mitglieder und der berechtigten Familien wechselte über die Jahrhunderte hinweg. So bestand der „Rat“ im 15. Jahrhundert beispielsweise aus 26 Mitgliedern, die von 28 Familien bestimmt wurden, im 18. Jahrhundert waren es 34 Mitglieder, die 19 „rats- und gerichtsfähige“ Familien der Stadt repräsentierten. Keine Familie durfte mehr als zwei Mitglieder im Rat stellen, was aber kein Problem war, da fast alle miteinander verwandt oder verschwägert waren. Die Mitgliedschaft im Rat war in der Praxis (meist) lebenslang, formell aber wurden die Ratsherren jedes Jahr im Mai, später am Osterdienstag formell gewählt. Als wichtigste und bekannteste dieser Patrizierfamilien sind u. a. zu nennen: Tucher von Simmelsdorf, Haller von Hallerstein, Löffelholz von Kolberg, Scheurl von Defersdorf, Holzschuher von Harrlach oder Stromer von Reichenbach.
Besonders in diesem Wahlvorgang zeigt sich das Wesen der patrizischen Verfassung der Reichsstadt Nürnberg: Der amtierende Rat (später an dessen Stelle der "Rat der Genannten"; dazu gleich) versammelt sich am Wahltag im Saal des Rathauses und wählte aus der Zahl der amtierenden Bürgermeister einen "Wahlaufsatz", quasi ein Wahlkommission, von nur zwei Männern. Diese ernannten formaljuristisch den nachfolgenden Rat, wobei sie "wie selbstverständlich" sozialen Konventionen folgend das vorherbestimmte Wahlergebnis umsetzten, also nur bei Tod oder "Verstoßung" eines Ratsmitgliedes oder auf Grund von Vereinbarung neue (vorausbestimmte) Mitglieder ernannten. Auch der Rat war intern abgestuft strukturiert: Nach Dienstalter waren die Ratsherren in "jüngere und ältere Schöffen/Bürgermeister" geteilt. Vorsitzende des Rates waren zwei Konsuln, jeweils ein älterer und ein jüngerer Bürgermeister, die aber jeweils nur 26 Tage (diese Periode wurde "die Frage" genannt) regieren durften, so dass es praktisch unmöglich ist, eine auch nur annähernd vollständige Liste der formalen Stadtoberhäupter Nürnbergs zu erstellen. Aus den "älteren Bürgermeistern" wurde wiederum ein engerer Kreis von sogenannten "Ältere Herren" gewählt, die mit wichtigen Staatsangelegenheiten betraut waren; aus deren Mitte wiederum wurden die drei Hauptleute bestellt: der "Vorderste und der Jüngere Losunger", denen die Stadtkasse und die Wahrung der Siegel und Freiheitsbriefe anvertraut war (dafür war ihnen Handel und Gewerbe verboten), sowie der dritte Hauptmann, dem das Kriegs- und Bauwesen unterstand. Seit Anfang des 14. Jhdt. tritt zum eigentlichen "Rat" noch der "Rat der Genannten" (oder "Große Rat") hinzu. Diesem gehörten die von den Ratsherren "genannten" (also ernannten) Herren an, meist einflussreiche Zunftvertreter oder Gewerbetreibende. Der Rat der Genannten trat nur auf Einberufung und Frage des "engeren" Rates zusammen. Diese "genannten" Familien galten nicht als "ratsfähig", wurden also auch nicht als Teil des patrizischen Stadtregiments betrachtet, jedoch waren sie als angesehene "Erbare" gerichtsfähig, konnten also einem unter der Autorität des Rates stehendem Gerichtshof vorsitzen.
Durch laufend neue Lehnsverhältnisse der Ratsherren mit den Bauern der Umgebung dehnte sich der Einfluss der Nürnberger Patrizier auf das gesamte Umfeld der Stadt aus, so dass Nürnberg schnell zur bedeutendsten Regionalmacht der Gegend wurde. Rund 40 Familien und eine Reihe von Institutionen des „Rates“ besaßen Grundstücke und Untertanen im Nürnberger Umland. Für das Jahr 1497 geht das „Stadtlexikon“ von insgesamt 28.000 Personen in 5.780 Haushalten und 780 Orten außerhalb Nürnbergs aus, die der Freien Reichsstadt abgabepflichtig waren. Aber auch soziale Angelegenheiten wurden nicht aus den Augen gelassen. So wurde vom Nürnberger Bürger Konrad Groß im Jahre 1339 mittels einer Stiftung das Heilig-Geist-Spital gegründet, das sich bald nicht nur zur wichtigsten sozialen Institution unter dem Rat der Stadt entwickelte, sondern über Zins- und Abgabenverpflichtungen zu einem der größten Grundstückbesitzer des Nürnberger Umlandes wurde (im 18. Jahrhundert noch mehr als 700 Bauernhöfe in über 150 Orten). Als weitere bedeutende Sozialinstitution der Stadt mit Grundstücksbesitz im Umland ist vor allem das sogenannte „Nürnberger Landalmosen“ zu nennen (um 1800 noch mehr als 1800 Höfe und Güter in über 500 Ortschaften), das nach der Reformation eingerichtet wurde und zeitweise für die Güter des Heilig-Geist-Spitals mitverantwortlich war.
Nürnbergs Blütezeit
Die Reichskleinodien
Am 29. September 1423 übergab Kaiser Sigismund die Reichskleinodien „auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar“ der Stadt, wo sie bis Ende des 18. Jahrhunderts in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufbewahrt wurden. 1439 wurde an der Stelle einer bereits seit 1235 existierenden Kapelle auf der Südseite der Pegnitz der Grundstein zur größten und prächtigsten Nürnberger Kirche, der Lorenzkirche, gelegt. Es dauerte aber noch bis 1519, bis der Bau abgeschlossen werden konnte.
Erster Markgrafenkrieg
Die aufstrebende Regionalmacht Nürnberg geriet bald mit ihrem alten Herrschergeschlecht, den früheren Burggrafen, in Konflikt, die nach dem Verkauf ihres Einflusses in Nürnberg als Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach und als Kurfürsten von Brandenburg ebenfalls große Bereiche der Gegend um die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war in den Jahren 1449/1450 der sogenannte „Erste Markgrafenkrieg“, mit dem Markgraf Albrecht Achilles vergeblich versuchte, sich seine früheren Rechte von der Stadt Nürnberg wieder zurückzuholen. Bei der Gründung des Fränkischen Reichskreises auf dem Reichstag von Augsburg am 2. Juli 1500 war die Freie Reichsstadt Nürnberg eines der insgesamt 27 Territorien, die diesen Kreis bildeten.
Des Reiches Schatzkästlein
Die Jahre um die Jahrhundertwende zwischen 1470 und 1530 gelten allgemein als die Blütezeit der Stadt. Der Nürnberger Handel mit praktisch allen Teilen der damals bekannten Welt wurde sprichwörtlich: „Nürnberger Tand geht durch alle Land“, ebenso Nürnbergs Reichtum: „Des Reiches Schatzkästlein“. Die Einnahmen der Stadt sollen größer gewesen sein als die des ganzen Königreichs Böhmen (Nicolai, s. Literatur). In vielen Städten wurden eigene Handelsniederlassungen unterhalten wie zum Beispiel der Nürnberger Hof in Frankfurt. Zu dieser Zeit lebte und arbeitete beispielsweise Albrecht Dürer (1471–1528) in Nürnberg, Martin Behaim (1459–1507) baute den ersten Globus und Peter Henlein (ca. 1485–1542) fertigte die erste Taschenuhr. Zu nennen sind aus diesem Zeitraum ferner der Holzschnitzer Veit Stoß (1447–1533), der Bildhauer Adam Kraft (ca. 1460–1508/09) und der Erzgießer Peter Vischer (ca. 1460–1529). Lediglich die Literatur fand nicht zu der Blüte wie die anderen Künste, wenn auch mit dem Schuster und Poeten Hans Sachs (1494–1576) zumindest ein bedeutender Literat zu dieser Zeit in Nürnberg lebte.
Landshuter Erbfolgekrieg
In diese Zeit fällt auch die Beteiligung Nürnbergs am Landshuter Erbfolgekrieg. Durch geschickte Kriegführung als Verbündeter der Münchner Linie der Wittelsbacher gelangten im Laufe dieses Konflikts die vormals zu Bayern-Landshut gehörigen Ämter im Osten der Stadt (z.B. Altdorf, Lauf oder Hersbruck) unter Nürnberger Herrschaft und erhielten die Bezeichnung „Neue Landschaft“. Nachdem Kaiser Maximilian im Jahre 1505 den Besitz offiziell bestätigt hatte, besaß Nürnberg nunmehr das flächenmäßig größte Landgebiet aller Reichsstädte auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Die Grundlagen für die Lebensmittelversorgung der Stadt hatten sich auf diese Weise erheblich verbessert und auch die Sicherheit der Kaufmannszüge von und zur Stadt war jetzt ebenfalls besser zu gewährleisten.
Reformation
Sehr bald nach dem Beginn der Reformation festigte sich der neue Glaube in Nürnberg. Andreas Osiander hatte als Pfarrer von St. Lorenz wesentlich zur Durchsetzung des neuen Glaubens in seiner lutherischen Form beigetragen. Bereits im Jahre 1529 erklärte sich die Freie Reichsstadt auf dem Reichstag von Speyer als protestantisch. Mit Philipp Melanchthons Unterstützung entstand 1526 das erste Gymnasium im deutschsprachigen Raum; es konnte fähige Lehrer anziehen und besteht bis heute im Melanchthon-Gymnasium Nürnberg fort. Der Reichstag von 1532, der in Nürnberg stattfand, verabschiedete mit dem Nürnberger Anstand erstmals eine (zeitlich noch befristete) reichsrechtliche Anerkennung der evangelischen Glaubenslehre.
1533 wurde daraufhin - wiederum wesentlich auf Andreas Osiander zurückgehend - eine neue Kirchenordnung erlassen, die sich nicht nur auf das Nürnberg und sein Landgebiet erstreckte, sondern auch für das zollernsche Fürstentum Ansbach Gültigkeit besaß.
Da die Könige und Kaiser katholisch blieben, wurde 1543 zum letzten Mal ein Reichstag nach Nürnberg einberufen.
Zweiter Markgrafenkrieg
Im 1552 ausgebrochenen verlustreichen „Zweiten Markgrafenkrieg“ des hohenzollernschen Markgrafen Albrecht Alcibiades gegen Nürnberg und die Bistümer Bamberg und Würzburg widerstand die Stadt einer Belagerung des Angreifers. Doch besonders das Nürnberger Landgebiet, aber auch die beiden Bistümer wurden schwer verwüstet, bevor es gelang, den Markgrafen zu besiegen. Die riesigen Kriegskosten in Höhe von 4 Mio. Gulden belasteten Nürnberg enorm und zeigten das Ende des Nürnberger Aufstiegs an [6].
Die Wirtschaft blühte noch und die Stadt blieb weiter das Technologiezentrum des Reiches, aus dem sich Kaiser Rudolf II. (1576–1612) regelmäßig Spezialisten an seinen Hof nach Prag holte. Im Jahre 1616 begann man mit der Erweiterung des prächtigen und repräsentativen Rathauses und die geistige Offenheit der Stadt drückte sich nochmals 1622 in der Gründung einer Universität auf dem Territorium der Reichsstadt in Altdorf aus. Sie sollte der Ausbildung protestantischer Theologen und Juristen dienen und bestand bis zum Jahre 1809. Prominente Studenten wie beispielsweise Albrecht von Wallenstein (1583–1634) oder Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), der 1667 in Altdorf den Doktortitel erwarb, zeugen von der anfänglichen Attraktivität der Hochschule ehe sie im Laufe des 18. Jh.s auf den Status einer rein regionalen Lehranstalt absank.
Beginnender Abstieg
Dreißigjähriger Krieg
Den Beginn des Abstiegs Nürnbergs markiert das Jahr 1632, als im Dreißigjährigen Krieg ein bis zum Jahr 1635 dauernder Stellungskrieg zwischen der katholischen Partei Wallensteins und den Schweden vor den Toren Nürnbergs begann. Schwere Verwüstungen der Nürnberger Besitztümer im Umland schwächten die Stadt in der Folgezeit in ihrer Substanz. Während dieser kriegerischen Periode wurde im Jahre 1644 der bis heute existierende „Pegnesischer Blumenorden“ als kulturelle Vereinigung in Nürnberg gegründet. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte Nürnberg mit dem „Friedensmahl“, das am 25. September 1649 aus Anlass der offiziellen Unterzeichnung des Friedensvertrags im großen Saal des Rathauses stattfand, ein letztes Mal ein bedeutendes Ereignis. Es wurde von Sigmund von Birken, dem herausragenden Dichter im Blumenorden, literarisch gewürdigt.
Verschuldung
Bald nach dem Ende des Krieges wurde der politische und kulturelle Abstieg Nürnbergs immer deutlicher. Neben den bereits angesprochenen Verwüstungen und einer Reihe von Pestepidemien sind für die beginnende Stagnation in der Stadtentwicklung vor allem zwei weitere Gründe zu nennen: Zum einen verschuldete sich die Stadt im Laufe der Zeit so sehr, so dass sie allmählich handlungsunfähig wurde (das „Stadtlexikon Nürnberg“ beziffert die Schulden Nürnbergs auf den für damalige Verhältnisse horrenden Betrag von 9.923.580 Gulden Kapital zuzüglich 2.292.520 Gulden ausstehender Zinsen). Dieses Schicksal teilte Nürnberg mit nahezu allen Reichsstädten, deren Magistrate sich zusehends als unfähig herausstellten, auf die ökonomischen Herausforderungen der merkantilistischen Ära zu reagieren und etwa Zunft- oder Handwerkszwänge zu lockern oder Fabriken zuzulassen. Zum anderen führte das hohe Eigenständigkeitsstreben des „Rates der Stadt“ dazu, dass man sich mehr und mehr isolierte. So war es praktisch unmöglich, dass sich jemand von außerhalb in der Stadt ansiedelte, weil der Rat den Zuzug unter strenger Kontrolle hielt. Als sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach der Französischen Revolution große politische Veränderungen abzeichneten, war die Stadt praktisch auf sich allein gestellt. Es wurde deutlich, dass das auch für Nürnberg bestimmende feudale Gesellschaftssystem offenbar ausgedient hatte und gegen die sich herausbildenden aufstrebenden Nationalstaaten Frankreich, Preußen und Bayern, die in Rivalität um die Territorien rund um die Freie Reichsstadt standen, ohne Chance war.
Preußische Besetzung
Mit der Okkupierung von Gebieten der „Neuen Landschaft“ östlich von Nürnberg durch Bayern im Jahre 1791 und der Besetzung von Teilen der „Alten Landschaft“ an der Regnitz bis Erlangen durch Preußen 1795, sowie der Vororte Gostenhof und Wöhrd und des Reichswaldgebietes im folgenden Jahr, beginnt die Auflösung des Nürnberger Territoriums, das sich immer mehr auf das eigentliche Stadtgebiet reduziert. Heftige Verfassungskämpfe, die schließlich vor dem Reichshofrat ausgetragen wurden, zwangen das Nürnberger Patriziat schließlich im April und Mai 1794 zu einer Verfassungsreform, die das Wirtschaftsbürgertum stärker als bisher am Stadtregiment beteiligte. Für den weiteren Gang der Ereignisse kam diese - ohnehin sehr zurückhaltende - Reform zu spät.
Ende der Eigenstaatlichkeit
Und so wurden die nun folgenden 20 Jahre von 1796 bis 1818 zu den einschneidendsten in der Geschichte Nürnbergs, in denen die Stadt ihre Unabhängigkeit verliert und Teil Bayerns wird. Die meisten Geschichtsbücher tun diese Ereignisse lapidar mit einem Satz ab und erwecken zudem den Eindruck, als ob es sich um einen kurzen friedlichen Übergang gehandelt habe und sich die Nürnberger problemlos mit den neuen Herren ihrer Stadt arrangiert hätten. Die tatsächlichen Ereignisse zeigen jedoch einen sehr langwierigen und oft konfliktreichen Prozess der Anpassung.
Französische Besetzung
Am Nachmittag des 9. August 1796 besetzt die französische Revolutionsarmee unter General Jean-Baptiste Jourdan (1762–1833) Nürnberg. Unmittelbar vor dem Einmarsch der französischen Truppen bringt am frühen Morgen desselben Tages Oberst Johann Georg Haller von Hallerstein die Reichskleinodien in Sicherheit und übergibt sie in Regensburg an den kaiserlichen Gesandten Johann Aloys Josef von Hügel (1754–1825). Im Jahre 1800 gelangen die Insignien des deutschen Kaisertums dann nach Wien, wo sie sich heute noch befinden. Wenige Tage nach der Schlacht bei Amberg, wo sie am 24. August vom österreichischen Erzherzog Karl (1771–1847) geschlagen wurden, ziehen sich die Franzosen wieder aus der Stadt zurück und hinterlassen ihr die Kosten für die gut zweiwöchige Einquartierung sowie eine Kriegskostenkontribution, was die Schulden der Stadt schlagartig um weitere 1,5 Millionen Gulden erhöht. Als Schutzmacht ruft der „Rat der Stadt“ am 2. September die bereits in den Vororten stehenden preußischen Truppen und gestattet ihren Einmarsch auch in die Stadt selbst, auch um sich gegen die bereits erkennbaren weitergehenden bayerischen Ansprüche abzusichern. Da der preußische König aber nicht bereit ist, die hohen Schulden Nürnbergs zu übernehmen und Preußen überdies seit dem Frieden von Basel (1795) gegenüber Frankreich eine strikte Neutralitätspolitik verfolgt, zieht die preußische Armee bereits am 1. Oktober wieder ab. Der Versuch des Rates, das in Preußen regierende ehemalige Herrschergeschlecht der Stadt, die Hohenzollern, in letzter Minute auf seine Seite zu ziehen und damit - auf Kosten eigener Souveränitätsrechte - eine der konkurrierenden Großmächte als Partner zu gewinnen, war gescheitert.
Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bleibt Nürnberg zunächst weiter unabhängig (§ 27: Das Kollegium der Reichsstädte besteht in Zukunft aus den freien und unmittelbaren Städten: Augsburg, Lübeck, Nürnberg, Frankfurt, Bremen und Hamburg. Sie genießen in dem ganzen Umfang ihrer respektiven Gebiete die volle Landeshoheit und alle Gerichtsbarkeit ohne Ausnahme und Vorbehalte). Für das Nürnberger Landgebiet sprach der Reichsdeputationshauptschluss freilich einen Vorbehalt aus: Die nähere Bestimmung des Gebiets der Stadt Nürnberg wird auf weitere Vergleichshandlungen ausgesetzt (ebd.). Dies war die diplomatische Umschreibung des Faktums, dass Preußen und Bayern sich faktisch das Nürnberger Landgebiet bereits angeeignet hatten und es im Wesentlichen nur mehr um die Abgrenzung der jeweiligen Ansprüche ging. Erst durch die Rheinbundakte vom 12. Juli 1806, mit der sich 16 deutsche Staaten (inklusive Bayern) aus dem Reich lösen und unter den Schutz Napoleons stellen, wird die Stadt dem bayerischen König zuerkannt (Artikel 17: Seine Majestät der König von Baiern vereinigt mit seinen Staaten und nimmt in Besitz mit allen Eigenthums- und Souveränetätsrechten die Stadt Nürnberg mit deren Gebiete).
Übergang an Bayern
Mit der Abdankung von Kaiser Franz II. am 6. August 1806 verliert die Stadt ihren bisherigen obersten Herrn, womit auch formell die unmittelbare Beziehung der Freien Reichsstadt zum Kaiser beendet wird und die Stadt jetzt auf sich allein gestellt und praktisch schutzlos den übrigen Mächten ausgeliefert ist. Bereits am 11. März hatte die französische Armee unter General Frère Nürnberg im Namen ihres Verbündeten Maximilian I. von Bayern besetzt. Die heftigen Proteste des „Rates der Stadt“ blieben erfolglos. Der Aufruf „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“, mit dem zum Widerstand gegen die Franzosen und den bayerischen König aufgefordert wurde, führte zur Hinrichtung des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm (1766–1806) am 26. August in Braunau am Inn, der das Pamphlet im Juli im Verlag seiner Buchhandlung veröffentlicht hatte. Am 15. September 1806 übergibt der französische Beauftragte Joseph Mathias Fririon (1752–1821) schließlich die Stadt auch offiziell an das neu gegründete Königreich Bayern und an die einrückenden Truppen des Königs. Aus Angst vor Unruhen bleiben Einheiten der bayerischen Armee noch längere Zeit in der Stadt. Die Reserviertheit der politisch bisher führenden, aber nunmehr entmachteten Patrizierfamilien gegenüber der neuen Situation hielt sich angesichts der unabänderlichen Tatsachen in Grenzen. Bereits 1810 stellte sich der vormals patrizische Ratsherr Georg Wilhelm von Löffelholz für die Wahl als Munizipalrat (entsprechend dem Bayerischen Gemeindeedikt von 1808) zur Verfügung. 1814 folgte ihm mit Sigmund von Haller wiederum ein Munizipalrat patrizischer Abkunft. Dagegen konnte die neue bayerische Herrschaft im Wirtschaftsbürgertum, das bisher durch die patrizische Herrschaft vom Stadtregiment weitgehend ausgeschlossen gewesen war, sogar offene bekundete Sympathien für sich verbuchen. So organisierte die bürgerliche Gesellschaft "Harmonie", der vor allem reiche Kaufleute angehörten, 1806 ein Fest zur Feier der Vereinigung Nürnbergs mit den königlich bayerischen Landen. Die bürgerliche Gesellschaft "Museum", der unter anderem Georg Wilhelm Friedrich Hegel angehörte, firmierte ebenfalls unter den Befürwortern der neuen politischen Entwicklung. Hierzu trug nicht unmaßgeblich bei, dass sich die gewerbetreibenden Bürger von der Einbeziehung in den größeren bayerischen Wirtschaftsraum Vorteile versprachen.
Gleichzeitig partizipierte Nürnberg an den gesellschaftlichen Reformen der Ära von Maximilian von Montgelas. Bedeutsam erscheint hier insbesondere die staatlicherseits verordnete bürgerliche Gleichstellung der Katholiken, die in reichsstädtischer Zeit nur einen minderberechtigten und geduldeten Status außerhalb der altständischen Bürgergesellschaft innegehabt hatten. Die bayerische Regierung wies den Katholiken die Frauenkirche, eine der traditionsreichsten Nürnberger Kirchen als Pfarrkirche zu und etablierte damit erstmals seit den Zeiten Osianders wieder einen festen Ort für die katholische Messe auf dem Boden der ehemaligen Reichsstadt (die schon seit 1785 in ihrer heutigen Form bestehende monumentale katholische St.-Elisabeth Kirche am Jakobsplatz spielt eine Sonderrolle. Sie unterstand bis zu dessen Auflösung im Jahre 1809 dem Deutschen Orden und war daher gleichsam "exterritorial", da sie niemals der reichsstädtischen Herrschaft unterworfen gewesen war). Die katholische Gemeinde erwarb die Frauenkirche 1810 und 1816 fand darin der erste katholische Gottesdienst statt, nachdem die Kirche zuvor eine dem katholischen Kultus angemessene Neuausstattung erfahren hatte. Die konfessionelle Gleichstellung schuf zugleich die Voraussetzung für einen nunmehr einsetzenden und während des gesamten 19. Jahrhunderts anhaltenden starken Zuzug aus der benachbarten Oberpfalz, wodurch sich diese Region zum Arbeitskräftereservoir der Nürnberger Industrialisierung entwickeln konnte. Ebenso fielen die Vorrechte der Patrizier, welche diese als Adelige bisher genossen hatten. Sie wurden entsprechend der bayerischen Adelsmatrikel als staatlich konzessionierter Adel dem bayerischen Landadel gleichgestellt (Gesetz über die Rechtsverhältnisse des Adels in Bayern, 28. Juli 1808). Angehörige Nürnberger Patrizierfamilien finden sich entsprechend später auch im Dienst der bayerischen Monarchie wie z.B. Friedrich Kreß von Kressenstein.
Am 28. Oktober 1808 löst der bayerische König den bisherigen patrizischen Rat und alle bisherigen Institutionen der Stadtregierung auf und beendet damit endgültig die bisherige Verfassung Nürnbergs. Entsprechend dem (für Gesamtbayern gültigen) Gemeindeedikt von 1808 wird ein Gremium von Munizipalräten gewählt, das aber nur geringe Selbstverwaltungskompetenzen genießt. Die Stadt erhält einen eigenen „Polizeikommissär“, untersteht aber der Kreisverwaltung des neu gegründeten Pegnitzkreises, dessen Hauptstadt Nürnberg wird. Nach antibayerischen Unruhen anlässlich des Fünften Koalitionskrieges, bei denen u.a. der bayerische Militärgouverneur Friedrich Karl Graf von Thürheim von den Aufständischen gefangengesetzt wurde, löst die bayerische Regierung diesen Kreis bereits am 23. September 1810 wieder auf und ordnet ihn dem Rezatkreis mit der Hauptstadt Ansbach zu, der ab 1837 als Mittelfranken bezeichnet wird. Die Stadt selbst bleibt unter der Verwaltung seines aus Ansbach stammenden Polizeikommissärs Christian Wurm (1771–1835), der bis zum Jahre 1818 die Geschicke der Stadt lenken sollte. Neben Wurm besetzten weitere aus Ansbach und damit aus ehemals preußischen Diensten stammende Franken die administrativen Schaltstellen in der Stadt. Die ältere Betrachtung Wurms als rücksichtsloser und z.T. brutaler Exekutor bayerischer Interessen wich insbesondere durch die Untersuchung Gerhard Hirschmanns im Jahre 1958 einer differenzierten und z.T. sogar wohlwollenden Bewertung Wurms. Dieser erwarb sich insbesondere während der allgemeinen Hungerkrise 1816 bis 1818 große Verdienste um die Nürnberger Lebensmittelversorgung. Die Verbesserung des Schulwesens geht ebenfalls auf ihn zurück. Als Wurm 1818 abgelöst wird, übersiedelt er nach München, wo er 1835 stirbt. Es ist eine historische Legende, wonach er gleichsam vor dem Zorn der Nürnberger geflohen sei. Tatsächlich unterhielt er weiterhin gesellschaftliche Kontakte nach Nürnberg, von wo aus ihn sogar anerkennende Worte in München erreichten. So schrieb ihm der Zirndofer Dekan 1819: Sollte Ihre Stirn einmal der Trübsinn umwölken, so mögen Sie sich sagen, daß Ihre Verdienste um Nürnberg und die hiesige Gegend immer mehr verstanden werden, daß Sie hier der dankbarsten Verehrer Tausende haben .... Nicht zuletzt zur Tilgung der hohen Schulden der Stadt wird aber eine Fülle wertvoller Kunstwerke aus Nürnberg in die Hauptstadt nach München geschafft, wo viele heute noch in Museen zu sehen sind. Viele antibayerische Ressentiments in der Stadt haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.
In der Zeit der drückenden Schulden Nürnbergs, der innen- und politischen Umwälzungen und der Vernichtung der Kunstschätze übernimmt der Nürnberger Handelsherr Paul Wolfgang Merkel sowohl als Kunstmäzen - die Merkelsche Familienstiftung ist heute der größte private Leihgeber des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg - als auch als Politiker eine führende Rolle. Als erster bürgerlicher Abgeordneter Nürnbergs im bayrischen Ständetag (Landtag) ist er maßgeblich daran beteiligt, die Übernahme der Schulden Nürnbergs durch den bayrischen Staat zu erreichen.
Der völkerrechtliche Schlusspunkt hinter den Übergang an Bayern wird mit dem Abschlussdokument des Wiener Kongresses vom 9. Juni 1815 gesetzt, in dem die Zugehörigkeit der auf reichsrechtlichem (Reichsdeputationshauptschluß) und vertraglichem Wege oder (im Falle der Reichsritterschaften) durch einseitige Annexion erworbenen fränkischen Gebiete zu Bayern von den europäischen Staatsmännern vertraglich anerkannt wird als Gegenleistung dafür, dass Bayern kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig im Vertrag von Ried vom 8. Oktober 1813 die Fronten gewechselt hatte und auf die Seite der Gegner Napoleons getreten war.
Am 17. Mai 1818 erlässt der bayerische König das Zweite Gemeindeedikt, mit dem eigenständige kommunale Einheiten in Bayern mit gewählten Gemeindevertretern geschaffen werden, die nunmehr - im Unterschied zu 1808 - weitergehende Selbstverwaltungsrechte genießen. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wird dann auch in Nürnberg erstmals eine Zivilverwaltung installiert, indem ein Magistrat mit einem „Ersten Bürgermeister“ an der Spitze eingerichtet wird. Erster Bürgermeister wird am 26. September der Advokat Christian Gottfried Lorsch (1773–1830). Nürnberg ist nun endgültig in die Verwaltungsstrukturen Bayerns eingegliedert. Noch bis 1869 unterstand die gesamte Stadtverwaltung - wie in allen bayerischen Städten - im Rahmen der sogenannten Staatskuratel der offiziellen Aufsicht und Kontrolle eines „Königlich-Bayerischen Stadtkommissärs“, als erstem Johann Georg Ritter von Kracker.
Damit war ein kommunalrechtlicher Zustand erreicht, der wie in anderen bayerischen Städten ca. 50 Jahre lang gültig bleiben sollte. Am 1. Oktober 1848 trat ein Gesetz in Kraft, mit dem sämtliche Sonderrechte ehemaliger Grundherren, somit auch der Nürnberger Patrizier, aus kaiserlicher Zeit aufgehoben wurden. Dazu gehörte v.a. das Recht, eigene so genannte „Patrimonialgerichte“ zu unterhalten, mit denen die Grundherren im Rahmen der Niedergerichtsbarkeit über ihre Untertanen eigenständig richten konnten und damit quasi einen „Staat im Staate“ bildeten. Die bisherigen grundherrschaftlichen Bindungen mit den Bauern der Umgebung wurden aufgelöst und den Bauern die Möglichkeit angeboten, mit staatlicher Unterstützung die Grundlasten abzulösen (ein Prozess, der bis in die Inflationszeit des 20. Jahrhunderts andauerte). Im Zuge der Trennung von Justiz und Verwaltung in Bayern wurde 1862 das Bezirksamt Nürnberg gebildet, aus dem später der Landkreis Nürnberg hervorging, der bei der Kreisreform 1972 überwiegend im Landkreis Nürnberger Land aufging. Die Stadt selbst blieb jedoch kreisfrei. Den Schlussstein bildete dann am 16. April 1868 das „Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt“, mit dem den Gemeinden auch das Recht, den Zuzug von Personen zu beschränken, genommen wurde. Am 29. April 1869 verließ der letzte bayerische Stadtkommissär, Regierungsrat Lenz, die Stadt.
Neue Bedeutung als Industriestandort
Parallel zur politischen Eingliederung in das Königreich Bayern entwickelte sich Nürnberg im 19. Jahrhundert zu einem der industriellen Zentren des Landes. Große technologische Leistungen der damaligen Zeit sind mit Nürnberg verbunden, so beispielsweise die erste Eisenbahn in Deutschland, die am 7. Dezember 1835, gezogen vom Adler, auf der Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth mit einer Länge von rund sechs Kilometer fuhr. Bald folgte 1844 die fertiggestellte Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Bamberg und im Jahre 1846 wurde feierlich der neu gebaute Ludwigskanal eröffnet.
Die industrielle Entwicklung und das Wachstum der Stadt drohten das hergebrachte reichsstädtische Stadtbild, das zunehmend als hinderlich empfunden wurde, zu zerstören. Nürnberg wurde daher - nach nachdrücklicher Intervention des Kronprinzen und späteren bayerischen Königs Ludwigs I. - zu einem Ort früher Denkmalpflege. Bereits 1824 wurde der Schöne Brunnen umfassend restauriert und die Neuenthüllung als "Wiedergutmachung" des bayerischen Staates inszeniert. Der Stuttgarter Architekt Carl Alexander Heideloff wurde 1837 zum königlich-bayerischen Generalkonservator der Nürnberger Kunstdenkmäler ernannt. Er gilt auch als Initiator der Nürnberger Neugotik. Ludwig I. selbst wurde durch sein heute vergessenes, aber damals weit verbreitetes Gedicht "An Nürnberg" zu einem Propagator der aufkommenden "Nürnberg-Romantik" und spekulierte bisweilen offen mit Verlegung seiner Residenz von München nach Nürnberg.
Eine Fülle neuer Firmen begründeten den guten Ruf des Industriestandorts Nürnberg. Beispielhaft zu nennen sind die 1841 gegründete Maschinenfabrik des Theodor von Cramer-Klett, die später unter dem Namen MAN bekannt wurde, und die 1873 gegründete Elektrofirma des Johann Sigmund Schuckert, die 1903 in der Großfirma Siemens & Halske aufging und als Siemens-Schuckertwerke zum Konzern wuchs. Durch starken Zuzug von Arbeitern nach Nürnberg entwickelten sich die typischen Arbeiterviertel der Nürnberger Südstadt, wie zum Beispiel Gibitzenhof. Bald wurde die Stadt auch zum Zentrum der bayerischen Sozialdemokratie und erwarb sich unter der Führung des Arbeiterführers Karl Grillenberger (1848–1897) den Ruf des „roten Nürnberg“. Im Jahre 1874 wohnte fast die Hälfte der bayerischen Sozialdemokraten in Nürnberg.
Im Revolutionsjahr 1848 wurde die liberale Tradition der Freien Reichsstadt noch einmal deutlich. Die Stadt stellte sich hinter die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche und drohte sogar, sich von Bayern zu lösen, wenn der König sich gegen deren Beschlüsse wenden würde. In der Diskussion um ein neues deutsches Kaiserreich machte Hans von Aufseß (1801–1872), der 1852 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gegründet hatte, den Vorschlag, die Nürnberger Burg zum Sitz des neuen Kaisers zu machen und dem künftigen deutschen Reichstag seinen Platz im Rathaussaal von Nürnberg zu geben. Er fand jedoch keine Befürworter.
Das 20. Jahrhundert
von 1900 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
1903 wurde der Rangierbahnhof eröffnet, einer der größten Europas, in der seltenen Bauform eines Gefällebahnhofes. Im Anschluss an das größte gemessene Hochwasser der Pegnitz im Februar 1909 wurden umfangreiche Wasserbaumaßnahmen wie Begradigungen, Befestigungen und Vertiefungen ergriffen, welche jedoch in jüngerer Zeit (um 2000) z.T. rückgängig gemacht wurden.
Nürnbergs Bevölkerung wuchs vor allem aufgrund von Eingemeindungen von 332.000 am Ende des ersten Weltkrieges auf 412.000 im Jahre 1931. Fast während der gesamten Zeit der Weimarer Republik - von 1920 bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten 1933 - regierte Hermann Luppe Nürnberg. Luppe war Gründungsmitglied der liberalen DDP. Da diese jedoch nur jeweils rund 5 Prozent der Stimmen erzielen konnte (in Bayern wurde und wird der Bürgermeister direkt gewählt), war er auf die Unterstützung der SPD angewiesen, die in der "Arbeiterstadt" Nürnberg überwiegend die stärkste Fraktion im Stadtrat stellte. Auch die KPD konnte in Nürnberg überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen.
Bereits ab 1925 betätigte sich hier auch Julius Streicher, der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer, als Gauleiter (Gau Franken)und schon vor der Machtergreifung fanden die Parteitage der NSDAP in Nürnberg statt. Nach der Machtergreifung 1933 wurde sehr bald Oberbürgermeister Hermann Luppe abgesetzt, durch einen Parteigenossen ersetzt und die Stadt auch offiziell zur „Stadt der Reichsparteitage“. Mit der Absicht, an die alte Reichstagstradition Nürnbergs anzuknüpfen, fand alljährlich auf dem Reichsparteitagsgelände mit großen Aufmärschen die „Heerschau“ der Partei statt. Auf dem 7. Reichsparteitag wurden am 15. September 1935 die Rassengesetze erlassen, die im Allgemeinen als der Beginn der Judenverfolgungen (Holocaust) angesehen werden.
Auf Anordnung Julius Streichers wurde bereits am 10. August 1938 die große, 1874 errichtete Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz niedergerissen. Die Synagoge in der Essenweinstraße wurde dann, wie in vielen Städten Deutschlands, in der so genannten Reichspogromnacht am 9. November 1938 niedergebrannt. 1938 holte Hitler die Reichskleinodien nochmals aus Wien in die Stadt zurück, wo sie bis 1945 in der Katharinenkirche aufbewahrt wurden, dem Versammlungsort der Meistersinger im späten Mittelalter.
Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg eines der bevorzugten Ziele alliierter Luftangriffe, geriet wegen seiner Lage im Süden Deutschlands jedoch erst relativ spät in den Aktionsradius der Bomber. Aufgrund der starken Industrie, aber auch aufgrund der symbolischen Bedeutung als „Stadt der Reichsparteitage“ war es aber fast so etwas wie ein „natürliches“ Ziel. Die größten Zerstörungen richtete der Angriff vom 2. Januar 1945 an, an dem 521 Langstreckenbomber auf Nürnberg flogen und innerhalb einer Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben abwarfen. Die Bevölkerung hatte über 2.000 Tote und 100.000 Obdachlose zu beklagen. Durch diesen Angriff wurde die Nürnberger Altstadt vollständig zerstört, die Stadt als Ganzes schwer beschädigt. Insgesamt war Nürnberg die nach Dresden am stärksten zerstörte deutsche Stadt.
Am 16. April 1945 erreichten die ersten Einheiten der 7. US-Armee in Erlenstegen die Stadtgrenze und konnten kampflos weitere Stadtteile besetzen. Die deutschen Verteidiger zogen sich in die Altstadt zurück. Am Morgen des 17. April begann der amerikanische Angriff mit Artilleriebeschuss, gegen Mittag stießen Panzer und Infanterie vor. In diesen letzten Gefechten kamen nochmals 371 Zivilisten und 311 Soldaten/Polizisten ums Leben. Am 20. April feierten die Amerikaner ihren Sieg mit einer Parade auf dem Hauptmarkt [7].
Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab November 1945, hielten die Siegermächte im Justizpalast an der Fürther Straße die Nürnberger Prozesse gegen führende Kriegsverbrecher der nationalsozialistischen Diktatur ab.
Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs
Wiederaufbau
Nach 1945 stand natürlich zunächst der Wiederaufbau der zerstörten Stadt im Vordergrund. 1948 wurde ein Entwurf der Architekten Heinz Schmeißner und Wilhelm Schlegtendal angenommen, der sich an den vormaligen Stadtstrukturen und dem quasi vorgegebenen Ring der Altstadtbefestigung orientierte, so dass mittelalterliche und frühneuzeitliche Zusammenhänge an vielen Plätzen ablesbar sind. Oft wird betont, dass dieser behutsame Wiederaufbau die Grundlage für die heutige Attraktivität der Stadt für viele Touristen aus aller Welt geliefert habe. Weniger bekannt ist, dass beide Architekten schon vor 1945 in Diensten der Stadt gestanden und im Auftrag von Albert Speer über den Wiederaufbau Nürnbergs nachgedacht hatten (vgl. Schieber, 2000, S. 172).
Wirtschaft
Bald machte sich aber auch der alte Nürnberger Unternehmergeist bemerkbar und Unternehmen wie Siemens, Schöller, MAN, AEG oder Triumph-Adler hatten maßgeblichen Anteil am deutschen Wirtschaftswunder. Besondere Bedeutung hat Nürnberg durch die seit 1950 jährlich stattfindende Spielwarenmesse gewonnen, die heute im 1973 vollendeten Messezentrum in Langwasser stattfindet. Durch den 1955 eröffneten Flughafen und den 1972 fertig gestellten Hafen am Rhein-Main-Donau-Kanal ist Nürnberg an den internationalen Verkehr angebunden. Innerstädtisch schuf man ab 1967 mit dem Bau einer U-Bahn eine attraktive Nahverkehrsverbindung.
Bundesbehörden
1952 wurde in Nürnberg die Bundesanstalt (heute: Bundesagentur) für Arbeit eingerichtet, deren Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen die Stadt monatlich in die deutschen Schlagzeilen bringt. Seit 1953 in Nürnberg angesiedelt sind das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und seine Vorläuferorganisationen, seit Ende 1996 befindet sich das Amt in der ehemaligen SS-Kaserne in der Frankenstraße in Nürnberg.
Kultur
In der Tradition der Nürnberger Prozesse gelang es der Stadt, sich in den letzten Jahren als „Stadt der Menschenrechte“ zu profilieren. Seit 1995 wird alljährlich der Nürnberger Menschenrechtspreis an bedeutende Persönlichkeiten verliehen.
Die Stadtoberhäupter von Nürnberg
König / Kaiser - Reichsschultheiß
- Die Reichsschultheißen von Nürnberg
- etwa 1050 - 1105 Alleinherrschaft der Monarchen durch die Reichsschultheißen
Die Burggrafen
- Die Burggrafen von Nürnberg
- etwa 1105 - 1256 Herrschaft der Burggrafen
- etwa 1256 - 1427 Kompetenzteilung mit dem Magistrat der Stadt
Das Patriziat
- Die Nürnberger Patrizier
- etwa 1256 - 1427 Kompetenzteilung mit den Burggrafen
- 1427 - 1806 Alleinherrschaft des Magistrats, vertreten durch das Patriziat
Militär- und Polizeiverwaltung
Angegeben ist vor dem Namen die Amtszeit, nach dem Namen die Lebenszeit:
- 1806 General Bernard Georges François Frère (1764–1826), französischer Militärgouverneur (11. März - 15. September)
- 1806–1808 General Friedrich Karl Graf von Thürheim (1763–1832), bayerischer Militärgouverneur für die fränkischen Bezirke
- 1808–1818 Königlich bayerischer Polizeidirektor Christian Heinrich Clemens Wurm (1771–1835), bayerischer Polizeikommissär
Die Bürgermeister
Seit 1907 wird statt „Erster Bürgermeister“ die Bezeichnung „Oberbürgermeister“ verwendet.
- Die Bürgermeister von Nürnberg - (ab 1818)
Literatur
Allgemein
- Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage, Verlag W. Tümmels, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8.
- Christoph von Imhoff: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, Edelmann, Nürnberg 2000, ISBN 3-8719-1088-0.
- Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945, Nürnberger Forschungen, Band 28, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, hrsg. vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, Verlag Edelmann, Nürnberg 1995, 459 S., ISBN 3-87191-207-7.
- Walter Herppich: Das unterirdische Nürnberg, Hofmann Verlag, Nürnberg 2001, ISBN 3-87191-301-4.
- Gerhard Jochem, Ulrike Kettner: Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa. Nürnberg 1998 und Ergänzungsband 2002.
- Martin Schieber: Nürnberg - Eine illustrierte Geschichte der Stadt, Verlag C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-4064-6126-3.
- Schiermeier, Franz: Stadtatlas Nürnberg. Karten und Modelle von 1492 bis heute. Franz Schiermeier Verlag, München 2006, ISBN 978-3-9809147-7-2
- Alexander Schubert: Der Stadt Nutz oder Notdurft? Die Reichsstadt Nürnberg und der Städtekrieg von 1388/89. Matthiesen, Husum 2003, ISBN 3-7868-1476-7 (zugleich Diss., Bamberg 2001/2002, Rezension bei H-Soz-u-Kult).
- Lore Sporhan-Krempel: Nürnberg als Nachrichtenzentrum zwischen 1400 und 1700. Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1968, 220 S. (Nürnberger Forschungen; Bd. 10)
Periodika
- Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (erscheinen seit 1878; bis Band 90, 2003 auch online; jeweils die letzten 4 Jahrgänge der Zeitschrift sind nicht online)
- Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg (hrsg. vom Stadtarchiv seit 1959)
- Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte (hrsg. vom Stadtarchiv seit 1970)
- Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg (seit 1987)
- Nürnberger Altstadtberichte, hrsg. von den Altstadtfreunde Nürnberg e.V. seit 1976
Historische Quellen
- Nürnberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 12, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 282
- Konrad Celtis: Norinberga. De origine, situ, moribus & institutis Norinbergae libellus lateinische Originalausgabe 1502 online
- Gerhard Fink (Hrsg.): Norimberga. Ein Büchlein über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung Nürnbergs, ins Deutsche übersetzte Ausgabe des Büchleins von Konrad Celtis, Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg 2000, ISBN 3-9316-8306-0.
- Friedrich Nicolai: Einige Nachrichten von Nürnberg, Berlinische Monatsschrift 1/1783, S. 79 ff. Originalausgabe online
- Kapitel über die Geschichte Nürnbergs in: Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band III, Zweite Abtheilung: Mittelfranken. München 1865, S. 1166-1189 (enthält auf den Seiten 915-917 auch die Informationen zu den Sagen von der Gründung Nürnbergs) Originalausgabe online
- Hanns-Hubert Hoffmann: Historischer Atlas von Bayern, Franken Heft 4: Nürnberg-Fürth, München 1954 Originalausgabe online
Vereine für Geschichte
- Altstadtfreunde Nürnberg e.V.
- Geschichte Für Alle e.V.
- Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg e.V.
- Militärgeschichtliche Vereinigung Nürnberg e.V.
Weblinks
- Stadtarchiv Nürnberg; dort auch:
- Daten zur Nürnberger Geschichte mit Abbildungen zur Nürnberger Stadtgeschichte
- Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg
- Stadtlexikon Nürnberg
- Berühmte Nürnberger
- Historische Meile Nürnberg - Touristischer Rundgang
- Die Entwicklung der Stadt Nürnberg im Mittelalter
- Miniportal zum Thema Nürnberg im Mittelalter
- Rekonstruktion von Kleidung, Hausrat, Handwerk und Alltag von Bürgern aus dem späten Mittelalter
Siehe auch
Quellen
- ↑ Herbert Maas: Ist Nürnberg die „Burg des Noro“ oder die Burg auf dem Felsberg? In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 77, 1990, S. 1 - 16
- ↑ Alfred Bammesberger: Weitere Überlegungen zum Namen der Stadt Nürnberg. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 87, 2000, S. 1 - 3
- ↑ Herbert Maas: Noris, in: Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage, Verlag W. Tümmels, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8
- ↑ Urkunde 253 in Monumenta Germaniae Historica, Diplomata: Die Urkunden Heinrichs III. (Heinrici III. Diplomata). Herausgegeben von Harry Bresslau (†) und Paul Kehr. Berlin 1931, S. 336–337 (Digitalisat).
- ↑ Dr. R. Seyboth: Burggraftum Nürnberg, in: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg, 2. Auflage, 2000, S. 174 f
- ↑ Dr. R. Seyboth: Markgrafenkriege, in: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg, 2. Auflage, 2000, S. 671
- ↑ G. W. Schramm: Die Zerstörung, in 3 x Nürnberg, Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1990, S. 85.
- Die Reichsschultheißen von Nürnberg
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