- Adria (Reederei)
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Die Adria war die bedeutendste ungarische Reederei zur Zeit Österreich-Ungarns. Sie wurde 1879 als Adria Steamship Company von Gottfried Schenker gegründet. Der Wahlspruch war: Hazának Hasnálj (Sei deinem Land nützlich)
Geschichte
1880 wurde in einem Abkommen zwischen der Adria Steamship Company und Ungarn, das bestrebt war, seinen Seehandel so unabhängig wie möglich von Österreich zu betreiben, vereinbart, jährlich 170 Fahrten nach Großbritannien durchzuführen. Damit verbunden war eine jährliche Förderung von 150.000 Gulden. Dennoch ging die Gesellschaft 1882 Pleite. Aus ihr ging danach die Adria hervor, die ihren Sitz zunächst in Budapest hatte. Am 15. Jänner 1882 lief das erste Schiff der neu gegründeten Gesellschaft aus. 1885 konnte der Liniendienst nach Malta, Tunis und Algerien erweitert werden – zudem wies das Unternehmen erstmals Gewinne aus: 80.000 Gulden. 1886 erreichte die Flotte einen Umfang von 10 Dampfschiffen. 1891 musste wegen der bereits erreichten Größe der Gesellschaft auf Betreiben von staatlicher Seite ein Abkommen mit dem Österreichischen Lloyd, der im Gegensatz zur ungarisch geförderten Adria von Österreich subventioniert wurde, getroffen werden. Zur Vermeidung „unnötiger“ Konkurrenz wurde eine Verkehrsteilung vorgenommen. Die Adria verpflichtete sich zudem, ihre Flotte auf 25 Schiffe zu erweitern – verbunden mit einer Erhöhung der jährlichen Subvention auf 570.000 Gulden und der Erlaubnis, sich „königlich-ungarisch“ nennen zu dürfen. Der neue Firmenname war somit königlich ungarische Schiffahrts A.G. Adria.
Weiters wurde vereinbart den Liniendienst wie folgt zu erweitern:
- 24 Fahrten jährlich nach Liverpool
- 18 nach Glasgow
- 18 nach spanischen, portugiesischen oder einem westlichen Hafen Frankreichs
- 12 nach Leith
- 12 nach Hull oder Newcastle
- 12 nach Rouen
- 12 nach Bordeaux
- 12 nach den östlichen Häfen Italiens, ferner Sizilien, Malta oder Tunis
- 6 nach Hamburg
- 6 nach Brasilien - abwechselnd mit dem Österreichischen Lloyd (ab 1907 übernahm die Brasilienfahrten die Austro-Americana)
Der neue Vertrag sicherte der ungarischen Regierung einen bedeutenden Einfluss in der Gesellschaft. Zugleich wurde die Adria, wie bisher nur der Österreichische Lloyd, verpflichtet, im Kriegsfalle Fahrten für militärische Zwecke durchzuführen – also Transporte von Truppen, Verpflegung und Kriegsmaterial.
Gegen Kriegsausbruch 1914 umfasste die Adria eine Flotte von 33 Dampfschiffen. Im Vergleich zum direkten Konkurrenten in Triest, dem Österreichischen Lloyd, war die Flotte aber nicht nur zahlenmäßig, sondern auch bei den Tonnagen deutlich kleiner. Während die 65 Schiffe des Lloyds Tonnagen ab 2.000 und 3.000 BRT bis zu 8.500 BRT aufwiesen, bewegten sich die Schiffe der Adria durchschnittlich im Bereich von 1.500 bis 3.000 BRT. Das größte Schiff, die Arad, wies 3.927 BRT auf.
Nach Kriegsende kehrten nur 25 Schiffe zurück, die zunächst unter interalliierter Flagge fahren mussten. Die Gesellschaft wurde von einer finanzstarken Gruppe, unter ihnen mit Alberto und Oscar Angehörige der Cosulich-Familie, übernommen und in Società anonima die Navigazione marittima Adria umbenannt. Die Haupthäfen waren bis 1924 Venedig und Voloska, danach wieder Fiume. 1936 wurde der Betrieb aus finanziellen Gründen eingestellt. Flotte und Personal wurden von der neapolitanischen Reederei Tirrenia_di_Navigazione übernommen.
Literatur
- Horst Friedrich Mayer, Dieter Winkler: In allen Häfen war Österreich - Die österreichisch-ungarische Handelsmarine. Edition S, Wien 1987
Kategorien:- Ehemalige Reederei
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