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Rouen Region Haute-Normandie (Präfektur) Département Seine-Maritime Arrondissement Rouen Kanton Chef-lieu von 7 Kantonen Gemeindeverband Communauté d’agglomération Rouen-Elbeuf-Austreberthe Koordinaten 49° 27′ N, 1° 6′ O49.4430555555561.102515Koordinaten: 49° 27′ N, 1° 6′ O Höhe 15 m (2–152 m) Fläche 21,38 km² Einwohner 109.425 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 5.118 Einw./km² Postleitzahl 76000, 76100 INSEE-Code 76540 Website http://www.rouen.fr/
Rouen PanoramaRouen [ʀwɑ̃] ist eine Hafenstadt im Norden Frankreichs mit 109.425 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008). Sie ist der Sitz der Präfektur des Départements Seine-Maritime und der Region Haute-Normandie.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Rouen liegt an der Seine, etwa 80 Kilometer landeinwärts, 110 Kilometer nordwestlich von Paris und 68 Kilometer südöstlich von Le Havre. Der Cailly, der Robec und die Aubette sind Nebenflüsse der Seine, die auf dem Stadtgebiet in die Seine münden.[1] Die Stadtfläche beträgt 2.138 Hektar (21,4 km²), davon nimmt die Seine 179 Hektar ein und 306 Hektar sind Grünflächen.
Bevölkerung
- Einwohnerzahl: 109.425 (das Umland Communauté d’agglomération Rouen-Elbeuf-Austreberthe umfasst 71 Kommunen mit 494.382 Einwohnern)
- Geburtenrate (Geburten pro 1000 Einwohner): 15,31 ‰ (zwischen 1990 und 1999)
- Sterberate: 8,96 ‰ (zwischen 1990 und 1999)
- Anzahl von Haushalten: 62.000, darunter
- 54.000 Hauptwohnungen
- 12.800 Sozialwohnungen
Geschichte
Für die Zeit ab etwa dem 9. bis 6. Jahrtausend v. Chr. lassen sich erste Spuren menschlicher Besiedlung nachweisen. Ackerbau und Viehzucht sind in der Zeit ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen.
Die Stadt ist ca. 40 v. Chr. unter Augustus gegründet worden als civitas des keltischen Stammes Veliocassi.[2] Seit dem 4. Jahrhundert ist die Stadt Bischofssitz (Amtszeit des ersten Bischofs Saint-Victrice von 385 bis 410).
Im Jahr 841 fand der erste Wikingerüberfall auf Rouen statt. Nachdem Rollo, der Anführer der Wikinger, die Stadt vom König von Frankreich Karl dem Dritten im Jahre 911 im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte erhalten hatte, wurde sie zur Hauptstadt des Herzogtums (franz. duché) Normandie.
1204 wurde Rouen durch die Truppen des französischen Königs Philipp-August erobert.
Am 19. Januar 1419 während des Hundertjährigen Krieges eroberte Heinrich V. von England die Stadt Rouen und unterstellte die Normandie der britischen Krone. In diesem Zusammenhang wurde die Heilige Jeanne d'Arc verurteilt und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 1449 wurde Rouen durch Karl VII. für Frankreich zurückerobert.
1843 wurde die Eisenbahnlinie Paris–Rouen eröffnet.
Während des Deutsch-Französischen Krieges wurde Rouen von Dezember 1870 bis Juni 1871 durch die preußischen Armee besetzt
Im Zweiten Weltkrieg war Rouen vom 9. Juni 1940 bis zum 15. August 1944 von deutschen Truppen besetzt. In dieser Zeit fanden schwere Bombardierungen statt, die vor allem die Seine-Brücken und den Güterbahnhof Sotteville-lès-Rouen zum Ziel hatten; 1948–1955 geschah deren Rekonstruktion durch Marcel Lods.
Städtepartnerschaften
Stadt Land Alytus Litauen Cleveland Vereinigte Staaten Danzig Polen Hannover Deutschland Ningbo China Norwich Vereinigtes Königreich Salerno Italien Uelzen Deutschland Kultur und Sehenswürdigkeiten
- 8 Theater: mit je 80 bis 1.200 Plätzen
- 3 Kinos: 25 Säle
Rouen ist mit zwei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris („Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer“) vertreten.[3] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.
Seit 2003 trägt Rouen die Bezeichnung Ville amie des enfants (kinderfreundliche Stadt), die von der UNICEF Frankreich verliehen wird.[4] Außerdem trägt die Stadt die offizielle Bezeichnung „Französische Stadt der Kunst und der Geschichte“.[5]
Kunst und Architektur
Victor Hugo hat die Stadt als Stadt der hundert Kirchtürme bezeichnet. Zahlreiche Bauwerke wurden durch die Bombardements während des Zweiten Weltkriegs zerstört, vor allem im Bereich zwischen Kathedrale und Seine. Dennoch sind heute noch an die 2000 Fachwerkhäuser erhalten.
- Basilika Saint-Ouen: Imposante gotische Basilika von 130 Metern Länge; sie beherbergt eine der größten Orgeln Aristide Cavaillé-Colls, eingeweiht am 17. April 1890 durch Charles-Marie Widor.
- Kathedrale von Rouen: die gotische Kathedrale inspirierte Claude Monet zu dem berühmten gleichnamigen Bilderzyklus. Ihr Glockenturm ist 151 Meter hoch. Er wird von zwei weiteren Türmen flankiert, dem Turm Saint-Romain und dem Butterturm tour de beurre, der mit den Ablassbriefen der Fastenzeit bezahlt wurde.
- L’église Saint-Maclou: gotische Kirche
- Das Pest-Beinhaus L’aître Saint-Maclou: das 1348 angelegte Beinhaus ist von mit Schnitzereien von Totentanzszenen verzierten Holzgalerien (um 1530) umschlossen. Die Gebäude beherbergen heute Kunstateliers.
- Le Palais de Justice: Der Justizpalast, 1509 von R. Leroux erbaut, ist das größte nichtsakrale gotische Gebäude Europas. Unter dem Hof wurde das älteste jüdische Bauwerk Frankreichs entdeckt (um 1100)
- Le Gros Horloge: Die große astronomische Uhr ist aus dem 14. Jahrhundert
- Am Place du Vieux Marché wurde am 30. Mai 1431 Jeanne d’Arc verbrannt. Seit 1979 steht am Platz die Kirche Ste-Jeanne-d’Arc, die auch die Kirchenfenster der 1944 zerstörten Kirche St-Vincent aus dem 16. Jahrhundert aufnahm.
- das Hôtel du Bourgtheroulde, 1486–1531 erbaut, beherbergt heute eine Bank
- Die Tour Jeanne d’Arc ist eine erhaltene Ruine der 1200 erbauten Burg, in der Jeanne d’Arc 1431 von den Richtern verhört wurde
- Am Place de la Pucelle wurde beim Bau eines Parkhauses eine eingefasste Quelle aus dem 2. bis 3. Jahrhundert entdeckt. Eine Rekonstruktion dieser Quelle kann in der Eingangshalle des Gebäudes der EDF besichtigt werden.[6]
Museen
- Le Secq des Tournelles: im Museum Le Secq des Tournelles befindet sich eine weltweit einmalige Sammlung von Schmiedestücken (Werkzeuge und Schlösser)
- Musée des Beaux-Arts: Gemälde aus dem 15. bis 20. Jahrhundert (unter anderem Caravaggio, Velázques, Géricault, Dufy, Boudin, Monet)
- Musée de la Céramique: im Hotel d’Hocqueville
- Musée maritime fluvial et portuaire: Museum über die Geschichte des Hafens von Rouen und die Seefahrt
Sport
Sporteinrichtungen:
- 6 Stadien, darunter das Stade Robert-Diochon, das allerdings auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Le Petit-Quevilly liegt.
- 15 Sporthallen
- 4 Schwimmbäder
- 1 Eislaufhalle
Anzahl aktiver Sportler: 20.000
Einer der ältesten und bekanntesten Sportvereine der Stadt ist der 1896 gegründete FC Rouen.
Jedes Jahr finden in Rouen Anfang Mai (Start und Ende jeweils 16:00 Uhr) als internationales Ereignis die 24 heures motonautiques (24 Stunden-Rennen) statt. Es ist das weltweit einzige Motorbootrennen über diese Zeitdauer.
Rouen war am 22. Juli 1894 Zielort der ersten Automobilwettfahrt der Welt, dem Rennen Paris–Rouen. Von 1950 bis 1993 existierte in unmittelbarer Nähe der Stadt mit dem teilpermanenten Kurs von Rouen-les-Essarts eine der wichtigsten Motorsport-Rennstrecken Frankreichs.
Veranstaltungen
- Seit 1988 wird jedes Jahr im März das Festival du cinéma nordique („Festival des nordischen Films”) veranstaltet, bei dem vor allem Spielfilme aus den nordischen und baltischen Ländern gezeigt werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Das Straßennetz von Rouen ist 210 Kilometer lang, davon sind 16 Kilometer Radwege.
ÖPNV
Vom Hauptbahnhof von Rouen (Gare de Rouen-Rive-Droite) fahren Züge Richtung Paris, Le Havre, Dieppe, Caen, Lyon, Marseille, Amiens und Lille. Das Jugendstilgebäude stammt aus dem Jahr 1928.
Die Stadtbahnlinie ist etwa 19 Kilometer lang und hat zwei Abzweige: Boulingrin–Georges Braque und Boulingrin–Technopole. In der Innenstadt (rechtes Seineufer) fährt sie 1,8 Kilometer unterirdisch (→ Straßenbahn Rouen)
Neben der Stadtbahn gibt es noch einige Omnibuslinien. Außerdem gibt es ein spurgeführtes Omnibussystem (TEOR).
Unterirdische Stationen der Stadtbahn Rouen: Joffre-Mutalite, Theatre des Arts (Kunsttheater), Palais de Justice (Justizpalast), Gare rue verte und Beauvoisin (übersetzt: Schöner Nachbar)
Der Hafen
Rouen befindet sich in einer strategischen Position zwischen Paris und dem Atlantik beziehungsweise dem Ärmelkanal (La Manche) – die Gezeiten sind noch wahrnehmbar.
Der Hafen befindet sich 80 Kilometer von der Flussmündung entfernt (sechs Stunden Fahrt). Dennoch ist er zugleich Fluss- und Seehafen. Die maximale Schiffslänge beträgt 260 Meter bei maximal 150.000 Tonnen.
Bei Einbeziehung aller Schiffsgrößen ist Rouen der 28. europäische Hafen und der 5. Frankreichs (nach Marseille, Le Havre, Dunkerque, Saint-Nazaire). Es ist der größte europäische Getreidehafen und der größte französische Hafen für Mehl und Düngemittel. Der Öltransport kommt vor allem durch die Raffinerie Le Petit-Couronne zustande.
Alle vier bis fünf Jahre kommen mehrere Millionen Besucher zur Schiffsschau (Armada) der weltgrößten Segelschiffe. Die 2008 eingeweihte Seinebrücke Gustave Flaubert gilt mit einer Gesamthöhe von 86 Metern als höchste Hubbrücke Europas und dritthöchstes Bauwerk der Stadt.
Bildung
- Universität Rouen: ca. 24.000 Studenten[7]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Samuel Bochart (1599–1667), reformierter Theologe und Orientalist, Geograph und Naturforscher
- Balthasar Moncornet (1600–1668), Maler, Kupferstecher und Verleger
- Pierre Corneille (1606–1684), Schriftsteller
- René-Robert Cavelier, Sieur de La Salle (1643–1687), Entdecker von Louisiana
- Jean Jouvenet (1644–1717), Maler des Klassizismus
- Bernard le Bovier de Fontenelle (1657–1757), Schriftsteller
- François d’Agincour (1684–1758), Cembalist, Organist und Komponist
- Jacques-Christophe Valmont de Bomare (1731-1807) Naturforscher
- Nicolas-Étienne Framéry (1745–1810), Librettist und Komponist
- Franz Gabriel von Bray (1765–1832), Diplomat und Naturforscher
- Jean-Édouard Adam (1768–1807), Physiker und Chemiker
- François Adrien Boieldieu (1775–1834), Komponist
- Pierre Louis Dulong (1785–1838), Physiker und Chemiker
- Théodore Géricault (1791–1824), Maler
- Armand Carrel (1800–1836), Publizist
- Charles Brook Dupont-White (1807–1878), Volkswirt und Publizist
- Gustave Flaubert (1821–1880), Schriftsteller
- Joseph-Henri Altès (1826–1895), Flötist und Komponist
- Jean-Jacques Lequeu (1757–1826), Architekt
- Charles Lenepveu (1840–1910), Komponist und Musikpädagoge
- Maurice Leblanc (1864–1941), Schriftsteller
- Charles Nicolle (1866–1936), Mediziner und Nobelpreisträger
- Heinrich Herm (1882–1948), Jurist und Schriftsteller
- Paul Duboc (1884–1941), Radrennfahrer
- Marcel Dupré (1886–1971), Komponist und Organist
- Philippe Étancelin (1896–1981), Rennfahrer
- Baro Ferret (1908–1978), Gitarrist und Komponist
- Sarane Ferret (1912–1970), Gitarrist
- Jean Fournet (1913–2008), Dirigent
- Matelo Ferret (1918–1989), Gitarrist
- Pierre Labric (* 1921), Organist, Komponist und Musikpädagoge
- Jacques Rivette (* 1928), Film-Regisseur
- Anny Duperey (* 1947), Schauspielerin
- François Hollande (* 1954), Politiker
- Philippe Torreton (* 1965), Schauspieler
- Karin Viard (* 1966), Schauspielerin
- Laurent Duhamel (* 1968), Fußballschiedsrichter
- David Trezeguet (* 1977), Fußballspieler
- Thomas Pesquet (* 1978), Mitglied des ESA-Astronautenteams
- Jean-Pascal Mignot (* 1981), Fußballspieler
- Benjamin Alard (* 1985), Cembalist und Organist
- Ian Mahinmi (* 1986), Basketballspieler
- Amaury Vassili (* 1989), Sänger und Tenor
Personen, die im Ort gewirkt haben
- Pierre Cauchon (1370–1442), Bischof von Beauvais, führte in Rouen den Prozess gegen Jeanne d’Arc
- Jacques Guillaume Thouret (1746–1794), Anwalt und Revolutionär wurde 1789 durch den Dritten Stand von Rouen in den letzten Generalstand des Ancien Régime gewählt
- Ambroise Louis Garneray (1783–1857), Maler und Kupferstecher, wurde 1833 Direktor des Museums in Rouen
- Raymond Duchamp-Villon (1876–1918), Maler und Bildhauer, wurde in Damville in der Nähe von Rouen geboren, hatte 1905 Ausstellungen in Rouen
- Jacques Anquetil (1934–1987), fünfmaliger Sieger der Tour de France, wurde in der Nähe von Rouen in Mont-Saint-Aignan geboren und starb in Rouen
Weblinks
Commons: Rouen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Offizielle Webseite (Französisch)
- Internetpräsenz des Großraumes Rouen (Französisch)
- Das Fremdenverkehrsamt (Französisch)
- Rouen in der Base Mémoire des Ministère de la culture (Französisch)
Einzelnachweise
- ↑ Ville de Rouen. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 28. Juli 2010 (französisch).
- ↑ "La Normandie avant les Normands" Editions OUEST-FRANCE 2002
- ↑ Eure (27) Palmarès des communes labellisées. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, abgerufen am 23. Juni 2010 (französisch).
- ↑ La ville de Rouen est membre du réseau Ville Amie des Enfants depuis 2003. In: www.villesamiesdesenfants.com. Jacques Hintzy, Président de l’UNICEF France, abgerufen am 28. Juli 2010 (französisch).
- ↑ Villes et Pays d’Art et d’Histoire par Region. In: villes et pays d’art et d’histoire. Ministère de la culture, Direction de l’architecture et du patrimoine, abgerufen am 28. Juli 2010 (pdf, französisch, 92,08kB).
- ↑ Martial Monteil, Laurence Tranoy: La France gallo-romaine. La Découverte, Paris 2008, ISBN 9-782-7071-5438-5, S. 58.(Französisch)
- ↑ les effectifs étudiants
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