- Dioskoros
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Flavius Dioscorus (griechisch Dioskoros) war ein oströmischer Funktionär, Rechtsanwalt und Dichter des 6. Jahrhunderts.
Dioskoros darf als ein typischer Vertreter der gebildeten „oberen Mittelschicht“ während der ausgehenden Spätantike gelten. Er wurde im ägyptischen Ort Aphroditopolis geboren; sein Vater Apollos war ein reicher Großgrundbesitzer, weshalb Dioskoros eine ausgezeichnete Ausbildung (vermutlich in Alexandria) genoss. Spätestens seit 543 war er als Scholastikos tätig; der Name „Flavius“ hatte um diese Zeit eher den Charakter eines Titels und deutet auf eine Position innerhalb der kaiserlichen Reichsadministration hin. Vielleicht – die Papyri sind hier nicht eindeutig – trug Dioskoros den Titel eines vir clarissimus und gehörte mithin dem niedrigsten Rang des Senatorenstandes an. Während der späteren Jahre des Kaisers Justinian I. machte Dioskoros rasch Karriere und erwarb sich auch einen bescheidenen Ruhm als Verfasser von Lobgedichten, bevor er im Jahr 573 in seinen Heimatort zurückkehrte, um sich um das Familiengut zu kümmern. Er starb bald nach 585.
Dioskoros ist im Grunde eine wenig bemerkenswerte Gestalt. Bedeutung gewinnt er durch den historischen Zufall, dass sein privates Archiv an Papyrus-Urkunden weitgehend erhalten geblieben ist und im frühen 20. Jahrhundert entdeckt wurde. Es bietet dem Althistoriker wertvolle Einblicke in den Alltag in den spätrömischen Provinzen und umfasst Verträge, Anweisungen, Bittschriften, eigene Gedichte des Dioskoros (in altgriechischer Sprache), ein Griechisch-Koptisch-Glossar sowie private Aufzeichnungen. Bemerkenswert ist dabei unter anderem der Umstand, dass Dioskoros auch noch Werke einer Reihe alter und eher abseitiger griechischer Autoren besaß und kannte.
Literatur
- Leslie S. B. MacCoull: Dioscorus of Aphrodito. His Work and his World. Berkeley 1988; hier online.
- John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire III. Cambridge 1992, S. 404–406.
- Clement A. Kuehn: The Beginnings of Christian Mystical Poetry and Dioscorus of Aphrodito. New York 1995.
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