Diwan-Schulen

Diwan-Schulen

Diwan (bretonisch ['diwɑ̃n] : „Keim“) ist ein bretonischer, 1977 gegründeter Verein mit dem Zweck, abseits des zentralisierten französischen Schulsystems Möglichkeiten für die Einrichtung bretonischsprachiger Schulen zu schaffen.

Beschreibung

Zum Zeitpunkt der Gründung des Vereins war die Weitergabe des Bretonischen in den allermeisten Familien bereits abgerissen, so dass die Möglichkeit, die Sprache in der Schule zu lernen, vielen als die einzige Chance schien, das baldige Aussterben des Bretonischen zu verhindern. Innerhalb des staatlichen Bildungssystems wurden die Minderheitensprachen Frankreichs (langues régionales) stiefmütterlich behandelt und maximal eine Stunde pro Woche als Freifach unterrichtet.

Der Zugang von Diwan ist ein ganz anderer: nicht Bretonisch als Fremdsprache, sondern als Vehikel des gesamten Unterrichts und aller sozialen Aktivitäten sowie der schulischen Administration. In soziolinguistischen Termini: der Sprache sollen Domänen gegeben werden, in denen sie und nicht das Französische auch außerhalb eines reinen Sprachkurses verwendet wird. Da die Zahl der bretonischen Muttersprachler und damit die Möglichkeit zum Gebrauch im außerschulischen Alltag drastisch abnimmt, präsentieren sich die Diwan-Schulen als Inseln innerhalb einer fast völlig französischsprachigen Gesellschaft.

Der Versuch einer Einbindung ins staatliche Schulsystem, der 1993/94 gemeinsam mit dem damaligen Kulturminister Lang unternommen wurde, scheiterte an diversen politischen Einsprüchen, die unter Hinweis auf Artikel 2 der Verfassung („Die Sprache der Republik ist das Französische“) keine anderen Unterrichtssprachen an französischen Schulen erlauben wollen.

Eines der Grundprinzipien des Vereins und auch sein hauptsächliches Problem ist die Kostenlosigkeit: soziale Selektion soll unter allen Umständen vermieden werden, und die Eltern dürfen (und sollen) spenden, soviel sie können, aber es wird kein Schulgeld eingehoben.

Im Schuljahr 2003/04 besuchten 2.761 Schüler von Diwan geführte Klassen. Im Schuljahr 2010/11 waren es 3.528 Schüler.

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