Doppel-Gauß-Objektiv

Doppel-Gauß-Objektiv

Der Begriff Gaußsches Doppelobjektiv - „Planar“ bezeichnet eine Konstruktion eines Objektivs, die durch je eine stark gekrümmte Zerstreuungslinse vor und hinter der Blende bei insgesamt weitgehend symmetrischem Linsensystem gekennzeichnet ist. Diese Bauart wurde erstmals 1896 von Paul Rudolph vorgestellt. Meist hat man vorn zwei Sammellinsen, dann die beiden Streulinsen mit der Blende dazwischen, und dahinter nochmal zwei Sammellinsen. Oft sind die inneren Sammellinsen mit den Streulinsen verkittet.

Zeiss Planar
Modellhafter Linsenschnitt
Unten ein Gaußsches Doppelobjektiv in einer häufigen Ausführung mit verkitteten inneren Linsen, oben ein historischer Vorgängertyp

Das Planar gehört zur Gruppe der symmetrischen Achromate, da es aus zwei nahezu spiegelbildlichen achromatischen Linsengruppen aufgebaut ist, zwischen denen die Blende angeordnet ist. Als anastigmatisches Linsensystem korrigiert es alle relevanten Abbildungsfehler, und es besitzt eine hervorragende Bildfeldebnung, woraus sich der Name Planar ableitet. Während frühere Konstruktionen dieser Art als symmetrische Vierlinser ("Gauß-Typ 1./2. Art") ausgeführt wurden besitzt das Planar in der Grundform sechs Linsen in vier Gruppen, dies verschafft dem Optikrechner durch die zusätzlichen Linsenflächen zusätzliche Freiheitsgrade bei der Optimierung der Abbildungsleistung.

Im Zuge der Einführung vergüteter Linsenoberflächen konnte der einzige relevante Nachteil der mit sechs Linsen seinerzeit viellinsigen Konstruktion behoben werden, nämlich die Neigung zu Reflexen und damit zu flachen Kontrasten durch die vielen Glas-Luft-Übergänge.

Später entwickelte sich das Planar, von dem durch Zusammenfassung einzelner Linsen auch fünflinsige Varianten existieren, zum Ausgangspunkt einer größeren Zahl weiterer Objektivtypen, beispielhaft seien angeführt das Biotar, sowie weitergehend siebenlinsige Planar-Varianten sowie das Pancolar, ebenfalls mit sieben Linsen. Letztere weichen mehr und mehr vom ideal symmetrischen Aufbau ab. Das heute noch bekannte siebenlinsige Kleinbild-Planar 1:1,4/50mm nach Dr. Glatzel aus den 70er Jahren setzt immer noch Maßstäbe was die Abbildungsqualität angeht. Als weiteres Objektiv der Referenzklasse kann das Mittelformat F-Planar 1:2/110mm für die Schlitzverschluss-Kameras von Hasselblad bezeichnet werden.

(Weitere klassische Objektivtypen der Firma Carl Zeiss: Biogon, Biometar, Distagon, Flektogon, Sonnar, Tessar).

Viele namhafte Kamerahersteller wie Hasselblad, Contax, Rollei und Linhof führen bzw. führten Planarobjektive in ihrem Objektivangebot.


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