- Doppelherme des Sokrates und Seneca
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Die römische Doppelherme des Sokrates und Seneca aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts gehört heute zur Antikensammlung Berlin und befindet sich im Pergamonmuseum[1].
Die Doppelherme ist ausgesprochen wichtig für die Forschung, da sich hier das einzig gesicherte Bildnis Senecas zuweisen lässt. Die Zuweisung erfolgt aufgrund einer lateinischen Beischrift auf der (von Seneca aus gesehenen) linken Seite der Büste, rechts wird Sokrates durch eine Inschrift in griechischer Sprache identifiziert. Die Zuweisung zu Sokrates kann durch weitere Sokratesportraits als gesichert angesehen werden, auch wenn viele andere Portraits weniger grobschlächtig ausfallen. Das Seneca-Portrait hingegen dient heute zur Identifizierung anderer Portraits und Statuen. Am Hinterkopf sind beide Philosophen verbunden, die Brustteile sind hermenförmig zugeschnitten. Doppelhermen waren in der antiken Kunst eine mehrfach wiederkehrende Darstellungsform. In Griechenland wurden sie im öffentlichen Raum, im römischen Reich im privaten Raum ausgestellt. Somit ist hier die Kombination der beiden Philosophen den persönlichen Neigungen des Auftraggebers geschuldet, auch wenn nicht klar ist, warum ausgerechnet diese beiden Philosophen verbunden wurden. Möglicherweise hat es mit ihrem Tod durch Gift zu tun. Die Präsentation von Philosophen in Doppelhermen war ebenso wie die von Dichtern die häufigste Form dieser Kunstgattung. Die gegenübergestellte Präsentation ist auch aus der Literatur, etwa in Form der Doppelbiografien des Plutarch, bekannt.
Beide Männer haben über der jeweiligen linken Schulter einen für Philosophen und Rhetoren üblichen Mantel liegen, Sokrates trägt zusätzlich ein Untergewand. Der bärtige Sokrates ist, wie es aus der schriftlichen Überlieferung und aus anderen Portraits bekannt ist, in satyrhafter Form wieder gegeben. Seneca hingegen ist rasiert und mit einer Stirnglatze dargestellt. Wegen der weit geöffneten Augen und der hoch gezogenen Brauen ist seine Stirn in Falten gelegt. Der kleine, volllippige Mund liegt tief im Gesicht eingebettet. Es wird angenommen, dass das Senecabildnis auf ein Werk zurückgeht, das zwischen den Jahren 50 und 60, also noch zu Lebzeiten des Philosophen, entstanden ist.
Literatur
- Max Kunze: Doppelherme des Sokrates und Seneca, in: Staatliche Museen zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz. Antikensammlung (Hg.): Die Antikensammlung im Pergamonmuseum und in Charlottenburg. von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1187-7, S. 215f.
- Socrates und Seneca. In: Königliche Museen zu Berlin (Hrsg.), Alexander Conze (Vorarbeit): Beschreibung der antiken Skulpturen mit Ausschluss der pergamenischen Fundstücke. Spemann, Berlin 1891, urn:nbn:de:bsz:16-diglit-34567, S. 158–159. (Verzeichnis-Nr. 391)
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Inventarnummer SK 391 (R 106)
52.52083333333313.396388888889Koordinaten: 52° 31′ 15″ N, 13° 23′ 47″ O
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