Dornier Spähplattform

Dornier Spähplattform

Die Spähplattform war von Dornier ein unbemannter kleiner Fesselhubschrauber ohne Eigenantrieb. Der Rotor wurde vor dem Start auf Drehzahl gebracht, ein Drallring von 20 kg Masse speicherte die Energie, sodass das Gerät auf 50 Meter aufsteigen und dort ungefähr eine Minute schweben konnte. Mit optischen oder elektronischen Sensoren bestückt sollten so Nahaufklärung bis 3000 m Sichtweite ermöglicht werden.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Prinzip der Spähplattform

Es handelte sich um einen vierblättrigen Rotor von 1,2 m Durchmesser. Die Rotorblätter waren an den Blattspitzen mit einem Drallring versehen und mit diesem elastisch drehbar verbunden. Unter dem Rotor war ein weiterer, aber leichter Ring als Landegestell, das nicht rotierte, sondern aerodynamisch stabilisiert wurde. Dazu dienten 4 Speichen mit Stabilisierungs- und Steuerflächen im Landering, die vom Luftstrom des Rotors beaufschlagt, von einem Azimuthregler entsprechend gestellt werden konnten. Mittig oben auf dem Rotorkopf war ein Gehäuse für den Sensor, der bis 5 kg wiegen durfte und durch eine mittige Welle durch den Rotorkopf mit dem Landegestell verbunden, ebenfalls nicht rotierte. Als Sensor dienten damals noch selbstentwickelnde Kameras (Polaroid) mit infrarotempfindlichen Film, der nach der Landung ausgewertet wurde. Die relativ hohe Nutzlast von 5 kg zielte aber damals auf die aufkommenden elektronischen Kameras, die heute 25 Jahre später dieses nicht ausgenutzt und somit die Schwebezeit/ Flugzeit erhöht hätten. Ebenso wäre heute eine direkte Bildübertragung durch das Fesselseil zum Boden möglich.

Der gesamte fliegende Systemanteil aus rotierenden und nicht rotierenden Anteil war mittig mit einem 50 Meter langen, dünnen Seil mit der Bodenstation – diese als Transport- und Landeplattform ausgelegt – verbunden. Die Steigrate und die Flughöhe wurden durch gesteuertes Nachlassen/ Einziehen des Seiles bestimmt. Die Rotorblätter hatten eine zyklische Steuerung, die auf den schrägen Seilzug beim Abdriften reagierte und das Gerät zurückführte.

Die Bodenstation hatte die hydraulisch betriebene Aufwickeltrommel für das Seil und den hydraulischen Antriebsmotor zum Hochdrehen des Rotors. Man benötigte dazu ca. 25 KW, denn der Rotor mit der Schwungmasse wurde innerhalb einer Minute auf 4000 U/min gebracht. Der Druck sollte von herkömmlichen Mehrzweckfahrzeugen mit eingebauter Hydraulikpumpe kommen, wie z. B. einem Unimog. Für stationäre Einsatzfälle, wie auch Schiffen mit genügend installierter elektrischer Leistung waren elektrische Antriebe vorgesehen.

Die Bodenstation war als Anhänger ausgebildet und hätte mit dem Zugfahrzeug auch eine fahrende Einheit bilden können. Da das Gerät sich lautlos in die Luft erhob, war es besonders für vorgeschobene Posten oder Vorauskommandos, auch abends und nachts mit Infrarotsensor bestückt, interessant. Ein weiterer Einsatzbereich wäre der BOS-Bereich (Behörden, Ordnungs- und Sicherheitskräfte), wie z. B. Feuerwehr oder Polizei gewesen. Diese Kräfte hätten sich im Einsatzfalle mit diesem Gerät schnell einen ersten Überblick beschaffen können.

Das System erntete 1979/80 großes Interesse, eine Variante mit längerer Flugzeit war in Planung. Wie bei solchen Innovationen üblich, sind die Beschaffungsgänge beim Militär und Behörden sehr langfristig. Als 1985 Daimler-Benz die Fa. Dornier übernahm, genügte die Auftragserwartung nicht den neuen Kriterien. Das Programm wurde eingestellt und das Gerät wurde in das Deutschen Museum in München verbracht.

Technische Daten

  • Rotordurchmesser: 1,2 m
  • Rotorblätter: 4
  • Antrieb: Schwungmasse 20 kg
  • Antrieb der Schwungmasse am Boden: 25 kW, Hydraulik
  • Gesamtgewicht des Fluggerätes: 30 kg
  • Nutzlast: bis 5 kg
  • Schwebezeit: 1 Minute bei 5 kg Nutzlast, ohne Steigzeit
  • Steigzeit: ca. 10 s
  • Bodenstation: 80 kg ohne Anhänger

Quellen/Literatur

  • Kyrill von Gersdorff, Kurt Knobling, Carl Bode: Hubschrauber und Tragschrauber, Bernard & Graefe Verlag, 1999, S. 148. ISBN 3-7637-6115-2
  • Eine Dokumentation zur Geschichte des Hauses Dornier, Hrsg. Dornier GmbH, 1983, 214 Seiten gebunden

Weblinks


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