Dresdner Kreuzkirche

Dresdner Kreuzkirche
Kreuzkirche von Westen

Die Kreuzkirche am Altmarkt in Dresden ist als evangelische Hauptkirche der Stadt neben dem Dom in Meißen gleichzeitig die Predigtkirche des Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Mit mehr als 3000 Sitzplätzen ist die Kreuzkirche der größte Kirchenbau in Sachsen. Als Wirkungsstätte des Dresdner Kreuzchores und der Kreuzorganisten ist sie zugleich das kirchenmusikalische Zentrum der Stadt.

Der sächsische Hofmaler Bernardo Bellotto (nach seinem berühmten Onkel ebenfalls „Canaletto“ genannt), der in seinen Gemälden das alte Dresden festhielt, zeigt noch den gotischen Anblick der Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kreuzkirche, um 1680

Bereits um 1168, vermutlich gar schon zu Beginn des zwölften Jahrhunderts, wurde an der südöstlichen Ecke des Marktes eine Kirche, in Form einer römischen Basilika, errichtet. Sie befand sich an einer wichtigen Handelsstraße und wurde daher, als Nikolaikirche, dem Schutzpatron der Händler und Kaufleute geweiht.

Im Jahre 1234 brachte Constantia von Babenberg, die erste Gemahlin von Heinrich dem Erlauchten, einen Splitter vom Kreuze Jesu Christi mit nach Dresden. Diese Kreuzesreliquie wurde an die Nikolaikirche gegeben, wo sie in einer eigens angebauten Kapelle zum Gegenstand großer Verehrung durch Pilger aus nah und fern wurde. Die Kirche wurde zunehmend als „Kreuzkirche“ bezeichnet. Im letzten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts hatte sich dieser Name als alleiniger soweit durchgesetzt, dass die mittlerweile stark umgebaute Kirche am 10. Juni 1388 offiziell auf den Namen „Zum heiligen Kreuze“ neugeweiht wurde.

Bernardo Bellotto gen. Canaletto: Beginnender Wiederaufbau in der Kreuzkirchenruine, von Osten aus gesehen (Der Turm wird erst 1765 abgebrochen)

Im Laufe der Geschichte brannte die Kirche fünfmal ab. Erstmals am 15. Juni 1491 infolge eines Stadtbrandes, im Jahre 1669 aus ungeklärter Ursache. Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges, vom 13. bis 30. Juli 1760 wurde Dresden von preußischen Truppen belagert und beschossen. Auch die Kreuzkirche erhält schwere Treffer und brennt aus. Sie wird daraufhin durch Christian Friedrich Exner, Johann George Schmidt und Gottlob August Hölzer (Wirkungszeit 1766–1768) von 1764 bis 1792 als spätbarocker-klassizistischer Bau neuerrichtet. Im Zuge dieses Neubaues kommt es 1765 zum Abbruch des markanten und schwer beschädigten Turmes. Die äußere Form dieses Neubaues hat sich bis heute erhalten.

Altmarkt und Kreuzkirche von Nordwesten, um 1900

Im Jahre 1897 brannte die Kirche erneut und wurde in nur drei Jahren mit einer inneren Ausstattung in Jugendstilelementen durch Schilling & Graebner wieder aufgebaut. Bei diesem Wiederaufbau wurde ein, für die damalige Zeit, sehr moderner Dachstuhl aus Stahl aufgesetzt. Beim Luftangriff am 13. Februar 1945 brannte sie völlig aus. Die Orgel verbrannte hierbei vollständig, das Altarbild wurde zwar rußgeschwärzt, verbrannte jedoch nicht. Beim Wiederaufbau wurden die Jugendstilelemente durch eine schlichte Gestaltung mit Rauputz ersetzt. Auf den Tag genau zehn Jahre nach der Zerstörung erfolgte 1955 die Wiedereinweihung.

Der Kreuzschüler Richard Wagner wurde in der Kirche konfirmiert. Die Maler Caspar David Friedrich und Ludwig Richter haben in der Kreuzkirche geheiratet.

Heute

Veranstaltungen

Innenraum 1955

Heute ist die Kreuzkirche das Zentrum ihrer Gemeinde und bietet als Stadtkirche vielfältige Angebote für Einwohner der Stadt und Touristen aus nah und fern. Über 200.000 Menschen besuchen im Laufe eines Jahres die Gottesdienste, Vespern und Konzerte, weitere 300.000 Besucher kommen zur offenen Kirche.

Die Kreuzkirchgemeinde zählt 1600 Mitglieder und unterhält Partnerschaften nach Rotterdam und Salzgitter. Jeweils sonn- und feiertags, um 09:30 Uhr, lädt die Kreuzkirche zum Gottesdienst, an jedem Freitagmittag finden Mittagsgebete statt. Andachten und Kirchenführungen ergänzen das Angebot. In der monatlich an einem Freitagabend stattfindenden Veranstaltungsreihe „Nachtmusik und Nachtgedanken“ lesen und interpretieren prominente Gäste auf der Chorempore Texte aus der Bibel. Dazu erklingt improvisierte Orgelmusik. Diese Veranstaltung lockt besonders jene Menschen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Der Kunstdienst der sächsischen Landeskirche veranstaltet regelmäßig Verkaufsausstellungen.

Die Kreuzkirche ist täglich von 10 bis 17 Uhr zur Besichtigung und Andacht geöffnet.

Turm und Glocken

Der Turm der Kreuzkirche ist 94 Meter hoch. Bei der Besteigung müssen 256 Stufen bis zum Erreichen der Aussichtsplattform in 54 Meter Höhe bewältigt werden. Vor dem Austritt auf die Plattform durchschreitet man die Türmerstube, in der früher der Türmer wohnte.

Die neue Turmuhr mit einem Zifferblattdurchmesser von drei Metern wurde 1930 gebaut. Die Schlagglocken (Seigerschellen) stammen aus dem Jahre 1787 und hängen in der Turmspitze.

Glocke 2 – g0

Der Aufstieg zur Plattform führt im Turm unmittelbar am dreistöckigen Glockenstuhl vorbei. Die fünf Glocken können alle durch großflächige Schutzgitter besichtigt werden. Zentral im obersten Stockwerk des Glockenstuhls hängt die große Glocke, deren Rippe mit der der berühmten Gloriosa im Erfurter Dom vergleichbar ist. Sie trägt folgende Inschrift:

„O Land, Land, Land, höre des Herren Wort! Mich und meine 4 Schwestern hat christliche Liebe gestiftet, nach dem Brande der Kreuzkirche am 16. Februar 1897.“

In den beiden Stockwerken darunter befinden sich jeweils zwei Glocken. Die mittlere Glocke fiel einen Halbton zu hoch aus (geplant war ein a0). Dennoch zählt dieses Geläut zu den bedeutendsten Werken der Apoldaer Glockengießerfamilie und ist das viertgrößte Geläut Deutschlands (nach dem Kölner Dom, dem Konstanzer Münster und der Stiftskirche zu Neustadt a. d. Weinstraße). Es stellt den Ersatz für die beim Brand 1897 zerstörten Glocken dar und überstand die beiden Weltkriege. Durch ihren Jugendstildekor (entworfen von den Bauräten Schilling und Graebner, Dresden) besitzen die Glocken einen hohen Kulturwert.

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Kreuzglocke 1899 Franz Schilling, Apolda 2583 11511 e0 +5
2 1899 Franz Schilling, Apolda 2155 6825 g0 +12
3 1899 Franz Schilling, Apolda 1910 4929 ais0 +2
4 1899 Franz Schilling, Apolda 1690 3251 h0 +6
5 1899 Franz Schilling, Apolda 1412 1947 d1 +4,5

Orgel

In der Kirche wurde 1963 eine Orgel des Dresdner Orgelbaubetriebes Jehmlich installiert, die das 1945 zerstörte Instrument von 1900 ersetzte. Es ist die größte Kirchenorgel Dresdens. Der Organist der Kreuzkirche ist der Kreuzorganist, dem neben der Begleitung des Kreuzchores und der Vespern und Gottesdienste eigene Konzerte obliegen. Berühmte Kreuzorganisten waren Herbert Collum und Michael-Christfried Winkler. Nach Martin Schmeding obliegt seit November 2004 Holger Gehring das Amt des Kreuzorganisten.

Pfarrer

In der Dresdner Kreuzkirche waren unter anderem folgende Pfarrer tätig:

Momentan ist die erste Pfarrstelle, welche gleichzeitig der Superintendent vom Kirchenbezirk Dresden-Mitte ist, besetzt von Superintendent Dr. Peter Meis. Die zweite Pfarrstelle hält Pfarrer Joachim Zirkler.

  • Die Kreuzkirche ist Predigtkirche von Landesbischof Jochen Bohl

Kreuzschule und Dresdner Kreuzchor

Geschichte

Am 6. April 1300 wird erstmals die Dresdner Kreuzschule erwähnt. Sie ist eine zur Nikolaikirche gehörende städtische Lateinschule. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht in der Ausbildung von Chorknaben, welche für liturgische Gesänge im Zusammenhang mit der feierlichen Verehrung der Kreuzesreliquie benötigt wurden. Des Weiteren kommen sie bei der Feier von Gottesdiensten zum Einsatz.

Kreuzchorvespern

Die jährlich über 20 Kreuzchorvespern am Sonnabend – im Winter beginnen sie 17 Uhr und in den Sommermonaten 18 Uhr – verstehen sich als musikalische Andachten und werden regelmäßig von über eintausend Zuhörern besucht. Die aus dem Altarraum erklingende Chormusik wird durch Orgelspiel, das Wort zum Sonntag, Gemeindechoral sowie Gebet und Segen ergänzt.

Im Advent, zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten warten die Besucher bereits mehrere Stunden in langer Schlange auf dem Altmarkt, um Einlass in die Kirche zu finden. Und für die Kruzianer sind es jährlich neu erlebte Höhepunkte, vor über viertausend Menschen musizierend die christliche Botschaft zu verkünden.

Gottesdienste

Bis zu 35 Mal im Jahr singen die Kruzianer im Gottesdienst am Sonntagmorgen die Motetten von der Chorempore und stimmen die Wechselgesänge mit einer kleinen Chorgruppe in liturgischer Kurrendetracht im Altarraum an. Als Besonderheit gilt ebenso das Psalmodieren der Epistel und des Evangeliums durch einen Kruzianer.

Konzerte

Die jährlich über zehn Konzerte werden durch das Kirchenjahr bestimmt. Beginnend mit zwei Weihnachtsliederabenden, schließen sich drei Aufführungen der Kantaten 1 bis 3 des Bachschen Weihnachtsoratoriums an, am Jahresbeginn folgen die Kantaten 4 bis 6. Den Gedenktag an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg begeht der Chor mit Werken, die dem mahnenden Anlass dieses Tages entsprechen. In der Karwoche steht die zweimalige Aufführung der Bachschen Matthäuspassion auf dem Programm. In den ersten Sommerwochen erklingt meist ein groß besetztes chorsinfonisches Werk im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele.

Ostermette

Die traditionelle "Ostermette des Dresdner Kreuzchores" findet seit mehr als sechzig Jahren am Morgen des Ostersonntages statt. Hierin werden nach der Tradition mittelalterlicher Mysterienspiele die biblischen Geschehnisse szenisch dargestellt, begleitet von Musik des früheren Kreuzkantors Rudolf Mauersberger.

Literatur

  • Karlheinz Blaschke: Dresden, Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor – musikalische und humanistische Tradition in 775 Jahren. Gütersloh/München 1991, ISBN 3-570-06664-9
  • Dieter Härtwig, Matthias Herrmann: Der Dresdner Kreuzchor – Geschichte und Gegenwart, Wirkungsstätten und Schule, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006, ISBN 3-374-02402-5
  • Jürgen Helfricht: Dresdner Kreuzchor und Kreuzkirche. Eine Chronik von 1206 bis heute. Husum 2004, ISBN 3-89876-180-0
  • Jürgen Helfricht: Dresden und seine Kirchen. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2005, ISBN 3-374-02261-8
  • Hans John: Der Dresdner Kreuzchor und seine Kantoren. Berlin 1987, ISBN 3-374-00177-7

Siehe auch

Weblinks

51.04877777777813.7393611111117Koordinaten: 51° 2′ 56″ N, 13° 44′ 22″ O


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