- Dresdner Kreuzchor
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Dresdner Kreuzchor Sitz: Dresden / Deutschland Gattung: Knabenchor Leiter: Kreuzkantor Roderich Kreile Stimmen: 149 (SATB) Website: www.kreuzchor.de Die Geschichte des Dresdner Kreuzchores umfasst weit über sieben Jahrhunderte, damit ist er einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands und Europas.
Dem Dresdner Kreuzchor gehören heute ungefähr 150 Kruzianer – so werden die Chormitglieder genannt – im Alter von 9 bis 19 Jahren an, die als gemischt-stimmiger Knabenchor (S/A/T/B) musizieren. Die Größe der Besetzung richtet sich nach den jeweils aufzuführenden Werken. Zu Gastspielen reisen etwa 80 Kruzianer.
Die künstlerische Heimstatt des Dresdner Kreuzchores ist die Kreuzkirche. Die Gestaltung der Musica sacra für die Vespern und Gottesdienste entspricht seiner ursprünglichen Verpflichtung und bildet zugleich das Fundament seiner künstlerischen Arbeit.
Ein gleichermaßen vielfältiges wie umfassendes Repertoire zeichnet den Chor aus. Es reicht von den frühbarocken Werken des Dresdner Hofkapellmeisters Heinrich Schütz, den Bachschen Passionen, Motetten und Kantaten sowie der Chormusik des 19. Jahrhunderts bis zur Moderne; wie die Uraufführung des Werkes Pilgerfahrten von Chaya Czernowin. Mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen erfährt der Dresdner Kreuzchor immer wieder auch die Beachtung und Anerkennung der Fachkritik.
Die gemeinsamen Konzerte mit der Dresdner Philharmonie, der Sächsischen Staatskapelle Dresden oder Spezialensembles für „Alte Musik“ sind fest verwurzelt im Konzertleben der Stadt Dresden.
Regelmäßig wird der Chor zu Fernseh- und Rundfunkaufnahmen verpflichtet. Seit über 80 Jahren produzieren die Kruzianer Tonaufnahmen für angesehene Schallplattenfirmen. Werke aus nahezu allen Epochen der Musikgeschichte wurden seitdem aufgenommen und liegen heute als CDs bei Berlin Classics, Capriccio, Teldec und der Deutschen Grammophon Gesellschaft vor. Bis zum Abitur erhalten die Kruzianer ihre schulische Ausbildung am Evangelischen Kreuzgymnasium. Die Kruzianer des ersten Jahrgangs (vierte Klasse) sowie die älteren mit weiteren Heimfahrtswegen wohnen im Alumnat, dem Internat des Chores.
Erfolg und Berühmtheit resultieren nicht allein aus dem spezifischen Klang der Knabenstimmen (auch Kruzianerstimmen genannt), Grundlage dafür ist die tägliche Probenarbeit und ein intensiver Gesangs- und Instrumentalunterricht. Die Synthese zwischen liturgischer Tradition, kontinuierlicher Ausbildung und einer stabilen hohen künstlerischen Qualität verhilft dem Ensemble zu weltweiter Ausstrahlung.
Inhaltsverzeichnis
Tourneen, Konzerte und andere Auftritte
- Die Kruzianer sind immer wieder gefeierte Gäste in Kirchen und Konzertsälen des In- und Auslandes. Gastspiele führten den Chor in den letzten Jahren in die USA, nach Japan, Korea, Kanada, in viele weitere europäische Länder und in zahllose deutsche Städte. Drei feste Tourneen finden in jedem Jahr statt: im Sommer, Herbst und Winter. Dazu kommen mehrere Kurzreisen.
- Renommierte Opernhäuser wie die Semperoper Dresden, die Deutsche Oper Berlin oder die Komische Oper Berlin engagieren Sänger des Chores regelmäßig als Solisten, beispielsweise als Knabenterzett in der Zauberflöte oder als Hirtenknabe in Tosca.
- Der Dresdner Kreuzchor gestaltet regelmäßig die Gottesdienste in der Kreuzkirche mit Liturgiegesängen sowie Motetten und Kantaten.
- An den Sonnabenden (außer in den Ferien) singt der Chor in der „Vesper“ der Kreuzkirche, einer musikalisch-liturgischen Abendandacht von etwa 60 Minuten Dauer.
- Insgesamt singen die Kruzianer ca. 100 mal im Jahr: etwa 50 Gottesdienste und Vespern, 10 Konzerte in der Kreuzkirche sowie 40 Konzerte auf Tourneen und Gastspielen. Jährlich erleben 150.000 Besucher die Aufführungen des Chores. [1]
Bekannte ehemalige Kruzianer
- Atlas Crusius (1606–1679), ehemaliger Bürgermeister der Stadt Chemnitz
- Johann Gottlieb Graun (1702-1771), Komponist und Violinist
- Carl Heinrich Graun (1704–1759), Komponist, Kapellmeister, Sänger
- Johann Gottlieb Naumann (1741–1801), Komponist, Kapellmeister
- Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1836–1865), Opernsänger (Tenor)
- Johannes Gelbke (1846–1903), Komponist, Musiker
- Hermann Kretzschmar (1848–1924), Musikwissenschaftler
- Paul Umlauft (1853–1934), Komponist, Chordirigent, Musikkritiker
- Friedrich Hermann Löscher (1860–1944), Pfarrer, Heimatforscher
- Siegfried Sieber (1885–1977), Pädagoge, Heimatforscher
- Richard Klemm (1902–1988), Cellist, Komponist
- Helmut Tramnitz (1917–2007), Musikwissenschaftler, Organist
- Hans Thamm (1921–2007), Gründer des Windsbacher Knabenchores
- Theo Adam (*1926), Sänger (Bass), Opernregisseur
- Karl Richter (1926–1981), Bachinterpret, Chorleiter, Dirigent, Musiker
- Franz Holzweißig (*1928), Ingenieur, Professor, Hochschullehrer
- Rolf-Hans Müller (1928–1990), Komponist, Dirigent
- Wolfram Steude (1931–2006), Musikwissenschaftler, Musiker
- Wolfgang Fischer (*1932), Kirchenmusiker
- Heinrich Magirius (*1934), Kunsthistoriker, Denkmalpfleger
- Siegfried Heinrich (*1935), Kirchenmusiker, Chorleiter, Hochschullehrer
- Peter Schreier (*1935), Sänger (Tenor), Dirigent
- Manfred Winter (*1935), Gründer des Knabenchor Dresden
- Friedbert Groß (*1937), Musikpädagoge, Komponist, Politiker
- Hermann Christian Polster (*1937), Sänger (Bass)
- Ernst Gerold Schramm (1938–2004), Bariton/Bass, Hochschullehrer
- Volker Bräutigam (*1939), Komponist, Kirchenmusiker
- Friedrich Goldmann (1941-2009), Komponist, Dirigent
- Christian Collum (*1943), Kirchenmusiker
- Hartmut Haenchen (*1943), Dirigent
- Lothar Voigtländer (*1943), Komponist
- Udo Zimmermann (*1943), Komponist, Dirigent, Intendant
- Helmar Federowski (*1946), Musiker, Tontechniker
- Matthias Geißler (*1946), Chordirigent der Dresdner Philharmonie, Hochschullehrer
- Martin Petzoldt (*1946), Theologe, Vorsitzender der Neuen Bachgesellschaft
- Andreas Göpfert (*1947), Chorleiter, Musikpublizist
- Wolfgang Unger (1948–2004), Kapellmeister, Chorleiter, Hochschullehrer
- Michael von Brück (*1949), Theologe
- Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau (*1952), Sänger (Tenor), Musiker, Dirigent
- Christfried Göckeritz (* 1953), Dirigent, Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock
- Horst Rasch (*1953), Ingenieur, Politiker
- Christian Lehmann (*1954), Komponist, Kirchenmusiker
- Matthias Herrmann (*1955), Musikwissenschaftler, Hochschullehrer
- Michael Zumpe (*1955), Sänger (Bariton), Chorleiter
- Dankwart Brinksmeier (*1956), Pfarrer
- Matthias Eisenberg (*1956), Organist, Cembalist, Kirchenmusiker
- Olaf Bär (*1957), Sänger (Bariton)
- Ekkehard Klemm (*1958), Dirigent, Komponist, Leiter der Singakademie Dresden
- Peter Habermann (*1959), Gesangspädagoge, Chorleiter, u.a. Rundfunk-Jugendchor Wernigerode und Kammerchor Wernigerode
- René Pape (*1964), Opernsänger (Bass)
- Hans-Christoph Rademann (*1965), Hochschullehrer, Gründer und Leiter des Dresdner Kammerchores, Leiter des RIAS Kammerchores
- Torsten Rasch (*1965), Komponist
- Torsten Hofmann (*1966), Sänger (Tenor), Deutsche Oper am Rhein, Staatsoper Stuttgart
- Peter Kopp (*1967), Gründer und Chorleiter des Vocal Concert Dresden, Chordirigent des Kreuzchores
- Jens Sembdner (*1967), Sänger (Die Prinzen)
- Hansjörg Albrecht (*1972), Chordirigent, Leiter des Münchener Bach-Chores
- Eckehard Stier (*1972), Dirigent des Auckland Philharmonia Orchestra
- Ulrich Kaiser (*1973), Kirchenmusiker, Leiter des Neuen Knabenchores Hamburg, Leiter des MDR Kinderchores
- Martin Lehmann (*1973), Chordirigent, Leiter der Wuppertaler Kurrende, ab 2012 Leiter des Windsbacher Knabenchores
- Eric Stoklossa (*1979), Sänger (Tenor)
- Ludwig Blochberger (*1982), Schauspieler
Vokalgruppen ehemaliger Kruzianer
- arcanum musicae
- Five Gentlemen
- VIP Vokalgruppe
Preise und Auszeichnungen
2005 wurde der Dresdner Kreuzchor mit dem Brahms-Preis der in Heide ansässigen Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet [2]. Ferner ist der Chor Träger des Europäischen Chorpreises (Europäischer Kulturpreis).
Kreuzschule und Dresdner Kreuzchor
- Geschichte
Am 6. April 1300 wird erstmals die Dresdner Kreuzschule erwähnt. Sie ist eine zur Nikolaikirche gehörende städtische Lateinschule. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht in der Ausbildung von Chorknaben, welche für liturgische Gesänge im Zusammenhang mit der feierlichen Verehrung der Kreuzesreliquie benötigt wurden. Des Weiteren kommen sie bei der Feier von Gottesdiensten zum Einsatz.
- Kreuzchorvespern
Die jährlich über 20 Kreuzchorvespern am Sonnabend – im Winter beginnen sie 17 Uhr und in den Sommermonaten 18 Uhr – verstehen sich als musikalische Andachten und werden regelmäßig von über eintausend Zuhörern besucht. Die aus dem Altarraum erklingende Chormusik wird durch Orgelspiel, das Wort zum Sonntag, Gemeindechoral sowie Gebet und Segen ergänzt.
Im Advent, zu Weihnachten wie bei der Christvesper der Kruzianer, Ostern oder Pfingsten warten die Besucher bereits mehrere Stunden in langer Schlange auf dem Altmarkt, um Einlass in die Kirche zu finden. Und für die Kruzianer sind es jährlich neu erlebte Höhepunkte, vor über viertausend Menschen musizierend die christliche Botschaft zu verkünden.
- Gottesdienste
Bis zu 35 Mal im Jahr singen die Kruzianer im Gottesdienst am Sonntagmorgen die Motetten von der Chorempore und stimmen die Wechselgesänge mit einer kleinen Chorgruppe in liturgischer Kurrendetracht im Altarraum an. Als Besonderheit gilt ebenso das Psalmodieren der Epistel und des Evangeliums durch einen Kruzianer.
- Konzerte
Die jährlich über zehn Konzerte werden durch das Kirchenjahr bestimmt. Beginnend mit zwei Weihnachtsliederabenden, schließen sich drei Aufführungen der Kantaten 1 bis 3 des Bachschen Weihnachtsoratoriums an, am Jahresbeginn folgen die Kantaten 4 bis 6. Den Gedenktag an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg begeht der Chor mit Werken, die dem mahnenden Anlass dieses Tages entsprechen. In der Karwoche steht die zweimalige Aufführung der Bachschen Matthäuspassion auf dem Programm. In den ersten Sommerwochen erklingt meist ein groß besetztes chorsinfonisches Werk im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele.
- Ostermette
Die traditionelle Ostermette des Dresdner Kreuzchores findet seit mehr als sechzig Jahren am Morgen des Ostersonntages statt. Hierin werden nach der Tradition mittelalterlicher Mysterienspiele die biblischen Geschehnisse szenisch dargestellt, begleitet von Musik des früheren Kreuzkantors Rudolf Mauersberger.
Literatur
- Hans John: Der Dresdner Kreuzchor und seine Kantoren. Berlin 1987, ISBN 3-374-00177-7
- Karlheinz Blaschke: Dresden, Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor, Kruzianer - musikalische und humanistische Tradition in 775 Jahren. Gütersloh/München 1991, ISBN 3-570-06664-9
- Jürgen Helfricht: Dresdner Kreuzchor und Kreuzkirche. Eine Chronik von 1206 bis heute. Husum 2004, ISBN 3-89876-180-0
- Dieter Härtwig, Matthias Herrmann: Der Dresdner Kreuzchor – Geschichte und Gegenwart, Wirkungsstätten und Schule. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02402-5
- Helga Mauersberger (Hrsg.):Dresdner Kreuzchor und Thomanerchor Leipzig zwei Kantoren und ihre Zeit - Rudolf und Erhard Mauersberger; Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg, Marienberg 2007. ISBN 978-3-931770-46-4
- Dresdner Kreuzchor - Kreuzchor: Engel, Bengel und Musik. MDR-Dokumentation, Regie: Jana von Rautenberg, seit 2006; DVD: Edel Records, Teil 1-8, 2007; Teil 9-13, 2007.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.kulturmarken.de/content/view/45/163/
- ↑ http://www.sh-nordsee.de/dlz-bz/archiv/brahmspreis%202008/index.html
Weblinks
Commons: Kreuzchor Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Knabenchor
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