- Afanasjewo-Kultur
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Die Afanasjewo-Kultur (russisch Афанасьевская культура) war im Chalkolithikum, im späten 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Chr. in Tuwa, im Altai und im Minussinsker Becken in Südsibirien verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Regionale Verbreitung
Ausgrabungen, die dieser Kultur zugeordnet werden können, finden sich vor allem im Gebiet von Minussinsk in der Region Krasnojarsk im südlichen Sibirien, im südlich angrenzenden Tuwa und im Altaigebirge, daneben aber auch weit verbreitet von der westlichen Mongolei, dem nördlichen Xinjiang, wie auch im östlichen und zentralen Kasachstan. Verbindungen scheinen auch nach Tadschikistan und dem Aralseegebiet zu bestehen.
Kultur
Kennzeichnend sind verschiedene Typen von Keramik. Sehr häufig sind hohe, eiförmige Gefäße mit Spitzboden und abgesetztem Rand, daneben finden sich auch kugelförmige Töpfe und kleine „Räuscherschalen“. Die Keramik ist durch Abdrücke, Kerben und Einstiche verziert, die auf der gesamten Gefäßoberfläche in horizontalen Reihen angeordnet sind. Neben Knochen und Silex wurde bereits Kupfer verarbeitet. Es sind mehrere Siedlungsplätze bekannt, die über eine längere Zeit benutzt wurden; an ihnen fanden sich jedoch in den meisten Fällen nur Herdstellen, aber keine Gebäudereste; die Träger der Afanasjewo-Kultur siedelten also wohl in leichten, zeltartigen Behausungen. Daneben wurden im Altai auch Höhlen aufgesucht. Schafsmistreste aus Höhlen zeigt, dass die Träger der Afanasjewo-Kultur bereits Viehzucht betrieben, die große Menge an gefundenen Knochen von Wildtieren belegt jedoch gleichzeitig, dass die Jagd weiterhin von großer Bedeutung war. Die Nekropolen der Afanasjewo-Kultur waren recht klein und wurden meist auf Terrassen angelegt. Die Toten wurden in Kurganen mit Steinkreis in Rückenhockerlage in einer rechteckigen Grabgrube bestattet und mit Steinplatten abgedeckt. In der Nähe der Nekropolen befanden sich häufig kleine Brandopferplätze, die aus Steinkreisen bestanden, in deren Innern Keramik, Tierknochen, Kleinfunde und Asche gefunden wurde.
Zusammenhang mit Indoeuropäern?
Die gefundenen Bestattungen weisen eine große Ähnlichkeit mit denen mehrerer anderer, weiter westlich gelegener, Kulturen auf: mit der Yamna-Kultur, der Sredny-Stog-Kultur, der Katakomben-Kultur und der Poltavka-Kultur, bei denen angenommen wird, das sie Ausprägungen früher Indoeuropäer sind. Diese Annahme basiert vor allem auf der Kurgan-Hypothese von Marija Gimbutas.
Die Beziehungen zu der späteren, weiter westlich gelegenen Andronowo-Kultur sind bisher nicht genauer zu definieren.
Wenn diese frühe Kultur mit der Indoeuropäischen Kultur zusammenhängen sollte, wären die Träger der Afanasjewo-Kultur eventuell auch die ersten Sprecher der Tocharischen Sprache.
Literatur
Archäologie
- Hermann Parzinger: Die frühen Völker Eurasiens. Vom Neolithikum bis zum Mittelalter. Historische Bibliothek der Gerda-Henkel-Stiftung, Band 1. Beck, München 2006 ISBN 978-3-406-54961-8 (S. 186 ff.)
- E. B. Wadezkaja: Archeologitscheskije pamjatniki w stepjach Srednego Jenisseja. Leningrad 1986
Afanasjewo-Kultur und Indogermanisch
- J. P. Mallory: Afanasevo Culture", in: Encyclopedia of Indo-European Culture, Fitzroy Dearborn, 1997. ISBN 3404641620
- Marion Linska, Andrea Handl, Gabriele Rasuly-Paleczek: Einführung in die Ethnologie Zentralasiens, 2003. (.doc version)
- Kozshin, P.: O psaliach is afanasievskih mogil, in: Sovetskaya Archeologiya 4, 189–93, 1970.
- H. P. Francfort: The Archaeology of Protohistoric Central Asia and the Problems of Identifying Indo-European and Uralic-Speaking populations (review)
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