Dynarigg

Dynarigg

Unter dem Namen Dynaship oder Dyna-Rigg hat der Schiffbauingenieur Wilhelm Prölss in den 60er Jahren in Hamburg ein Segelsystem für Frachtschiffe entwickelt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass moderne Rahsegelflächen an drehbaren Masten eine geschlossene Segelfläche (im Vergleich zu historischen Rahsegeln) bilden. Die einzelnen Rahsegelflächen werden dabei „aus der Mastmitte“ heraus - ähnlich einer Gardine - zu den Rahenden der strömungsgünstig gekrümmten Rahen ausgefahren oder bei zunehmendem Wind wieder in den Mast eingerollt. Dabei ist jedes Segel einzeln steuerbar und das Schiff somit jedem Windangebot anzupassen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wind ist ein erneuerbarer und kostenloser und sauberer Energieträger (im Gegensatz zum Energieträger Erdöl, mit dessen „Abfallprodukt“ Schweröl per Verbrennungsmotor die meisten Frachtschiffe derzeit noch angetrieben werden). Mögliche Nachteile liegen (noch) in den hohen Kosten für die Errichtung der hochfesten und freistehenden Kohlefaser-Masten. Auch ist die Abhängigkeit vom in der Regel – der Richtung und der Stärke nach – nicht konstanten Wind für jeden Reeder ein Problem. Der bisherige konventionelle Schiffsantrieb kann jedoch kleiner ausgelegt werden. Die Hilfsdiesel zur bordeigenen Energieversorgung könnten ebenso mit geringerer Leistung gefahren werden, wenn bei optimalem Wind durch den vom Propeller angetriebenen Wellengenerator das Bordnetz unterstützt wird. Befürworter der Technik nehmen an, dass diese Betriebsweisen bei steigenden Ölpreisen selbstverständlich werden und nebenbei die Klimabelastung reduzieren werden.

In den Jahren 2005 und 2006 entstand als das erste Schiff mit diesem dynamischen Rigg, die 88-Meter-Yacht „Maltese Falcon“ im Auftrag des privaten Eigners und Internet-Milliardärs Tom Perkins. Seit ihrer Jungfernfahrt im Juni 2006 sammelt diese Yacht als Versuchsträger wichtige Daten für eine etwaige Serienfertigung. Bisher sind keine größeren Probleme mit dem System zutagegetreten.

In den 70-er Jahren wurde ein ähnliches automatisierte Rigg entwickelt (Kpt. Schwarz/Bremer Vulkan), welches im Jahre 2006 noch einmal überplant wurde. Nächste Schritte zu diesem 4-Mast-Segelschiffs-Projekt "CAPE HORN" werden auf der Webseite www.windschiffe.de veröffentlicht.

Auch eine Schülergruppe aus Wien befasste sich mit dem Thema Dynaship und so adaptierte sie das Konzept auf eine Jolle. Als Schulprojekt am TGM (Technologisches Gewerbemuseum) wurde das Rigg entwickelt. Am 27. September 2008 war es dann so weit und die Jungfernfahrt der "Victoria" Video der Jungfernfahrt , welches die 1. Jolle und das 2. Segelboot weltweit mit einem sogenannten Dynarigg ist, war ein Erfolg. Nun wird diese Version überarbeitet und im Frühjahr 2009 wird die 2. Version präsentiert.

Das Thema Dynarigg ist so aktuell wie noch nie. Zukunft liegt vor allem in alternativen Frachtantrieben, aber auch Ken Freivokh der Designer der „Maltese Falcon“ arbeitet bereits an seinem 2. Dynaship, welches dann, als solches, das 3. Boot weltweit wäre.

Das Problem der "widrigen" Winde ist durch die Wahl der Schiffsrouten innerhalb von Windsystemen zu lösen. Da Segelschiffe besonders für Massengut/Schüttgut wie Erze, Kohle und Getreide geeignet sind, ergeben sich solche Routen beinahe von selbst. Zum Beispiel: Erztransport von Brasilien nach China nutzt die Roaring forties und die sich anschließenden Windgegebenheiten im Indischen Ozean, dann den sommerlichen Südwestmonsun, um in dieser Jahreszeit, ohne Nutzung fossiler Energie, den Bestimmungshafen in China zeitgleich oder sogar schneller zu erreichen. - Umweltbelastung praktisch Null und Brennstoffkosten eingespart. Bei Nordostmonsun wird die Route östlich an Timor vorbeigeführt und ermöglicht auch dann einen zu segelnden Kurs nach Norden. Diese Reise dauert etwas länger. Da Erzfracht nicht unter Termindruck steht, ist selbst ein längerer Transportweg zu akzeptieren, da keine Umweltbelastung erfolgt und Reeder finanziell erheblich entlastet werden. Für Transporte von Kohle und Getreide gelten zwischen Australien und Asien ähnlich gute Bedingungen.


Weblinks

Literatur

  • Risch, Helmut; Bertholdt, Jochen: Windschiffe, 2. Aufl., Verlag Technik, Berlin 1990.

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