EU-Beitrittskandidaten

EU-Beitrittskandidaten
Beitrittsanträge zur EU
██ Mitgliedstaaten
██ Beitrittskandidaten
██ Potenzielle Beitrittskandidaten
██ Beitritt per Referendum abgelehnt
██ Antrag eingefroren
██ Antrag von EG abgelehnt

Dieser Artikel widmet sich den Beitrittskandidaten der EU und jenen Staaten, die der Europäischen Union beitreten möchten oder von verschiedener Seite als mögliche Beitrittskandidaten genannt werden. Die EU vergibt den offiziellen Status „Beitrittskandidat“ an Staaten, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben und die 1993 formulierten Kopenhagener Kriterien erfüllen.

Inhaltsverzeichnis

Beitrittskandidaten

Die folgenden Staaten haben von der EU den offiziellen Status eines Beitrittskandidaten zuerkannt bekommen. Es wird allgemein erwartet, dass es nach dem am 1. Januar 2007 erfolgten Beitritt von Bulgarien und Rumänien eine längere Pause geben wird bis zur nächsten EU-Erweiterung. Zum einen herrscht in der EU (vor allem in weiten Teilen der Bevölkerung) eine gewisse "Erweiterungsmüdigkeit". Zum anderen muss die EU erst ihre internen "Hausaufgaben" erledigen und sich konstitutionell für die Aufnahme weiterer Mitglieder rüsten.

Der momentan geltende Vertrag von Nizza von 2001 ist auf die derzeitige EU der 27 ausgelegt; weitergehende Reformen waren damals vertagt worden. Mit dem Vertrag von Lissabon, der die gescheiterte EU-Verfassung ersetzen soll, wurden die anstehenden Reformen angegangen. Er sollte ursprünglich 2009 in Kraft treten, was allerdings aufgrund der Ablehnung des Vertrags durch Irland in einem Referendum unwahrscheinlich geworden ist. Nach dem negativen Ausgang des irischen Referendums sind auch Stimmen laut geworden, die einen kompletten Erweiterungsstopp fordern, solange der Vertrag von Nizza noch in Kraft ist.[1][2][3]

Beitrittskandidaten mit laufenden Verhandlungen

Kroatien

Hauptartikel: Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der Europäischen Union

Kroatien wurde am 18. Juni 2004 der Status eines offiziellen Beitrittskandidaten verliehen. Der Europäische Rat beschloss am 17. Dezember 2004, die Beitrittsverhandlungen am 17. März 2005 zu beginnen. Da die Zusammenarbeit der kroatischen Regierung mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag von vielen Mitgliedsländern der Union als ungenügend beurteilt wurde, verschob man den Verhandlungsbeginn auf unbestimmte Zeit, bis sich eine Besserung einstellen würde. Nachdem die Chefanklägerin des Strafgerichtshof, Carla del Ponte, am 3. Oktober 2005 eine veränderte Haltung der kroatischen Behörden in dieser Frage und eine zufriedenstellende Zusammenarbeit bescheinigt hatte, wurden im direkten Anschluss an die erste Gesprächsrunde mit der Türkei zu deren Beitritt am 4. Oktober 2005 auch mit Kroatien die offiziellen Beitrittsverhandlungen aufgenommen.

Die kroatische Regierung spricht sich für den Beitritt aller sogenannter Westbalkan-Staaten zur EU aus. Diese sind seit dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens am 1. Januar 2007 komplett von der EU (und dem Mittelmeer) umschlossen.

Ein erfolgreicher Abschluss der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien im Jahr 2009 gilt laut ranghoher Vertreter der europäischen Kommission als möglich.[4]

Türkei

Hauptartikel: Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union

Die Türkei ist seit 1999 Beitrittskandidat (Zollunion seit 1996). Die Beitrittsverhandlungen selbst haben am 3. Oktober 2005 begonnen. Am 17. Dezember 2004 hatte sich der Europäische Rat für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei entsprechend den Empfehlungen des Kommissionsberichts vom 6. Oktober 2004 ausgesprochen, worauf sich das Europäische Parlament, dessen Beschluss rechtlich nicht bindend für die Staats- und Regierungschefs ist, am 15. Dezember 2004 mit großer Mehrheit ebenfalls für den Beginn von Beitrittsverhandlungen ausgesprochen hatte.

Kritiker lehnen die türkische Mitgliedschaft aus verschiedenen Gründen ab.[5] Sie führen dabei an, dass der Großteil der Türkei nicht in Europa, sondern in Asien liegt. Es wird zudem oft angeführt, dass die Türkei als vorwiegend muslimisches Land kulturell nicht dem vorwiegend christlichen Europa zugehörig sei. Auch Menschenrechtsfragen werden als Ablehnungsgrund genannt; sie würden durch eine echte Anpassung an EU-Recht zwar rapide verbessert, aber eine reale Anpassung werde in der Türkei ausbleiben. Besonders im Bereich der religiösen Freiheiten sei kein Fortschritt zu beobachten, besonders Christen seinen weiterhin Repressalien ausgesetzt.[6]

Die Türkei weigert sich, die von ihr ratifizierte Zollunion mit der EU auf alle EU-Länder auszuweiten, und nimmt sich vor, die Republik Zypern auszulassen, auch dürfen deren Schiffe nicht türkische Häfen anlaufen[7].

Hinzu kommen ökonomische Bedenken wegen noch relativ niedriger Wirtschaftskraft und Entwicklungsstandes, deren Wirkung auf die EU durch die große Bevölkerung (71,5 Millionen; Stand: 2008) verstärkt würde. Aufgrund ihrer Größe würde die Türkei auch die Machtverhältnisse innerhalb der Institutionen wesentlich verschieben.

Befürworter halten dem entgegen, dass die Türkei seit 500 Jahren die Geschichte Europas wesentlich beeinflusst habe und sich zudem spätestens seit der Staatsgründung durch Atatürk selbst als europäisch charakterisiere und an den westeuropäischen Staaten orientiere. Gegen den Einwand, die Türkei liege geografisch gesehen überwiegend in Asien, wird ins Feld geführt, dass das EU-Mitglied Zypern vollständig in Asien liegt. Die Türkei gehört als Mitglied des Europarats, dem sie bereits 1949 beigetreten ist, politisch-kulturell gesehen zu Europa und habe dadurch nach Artikel 49 des Vertrags von Amsterdam (Maastricht, Artikel O) das Recht, den Beitritt zur EU zu beantragen.

Dem Argument, die Türkei sei als muslimisches Land kulturell nicht Teil des christlich geprägten Europas, wird entgegengesetzt, dass die iberische Halbinsel bis in 12. Jahrhundert muslimisch regiert war und unbestreitbar zu Europa gehörige Länder wie Albanien und Bosnien-Herzegowina zu großen Teilen muslimisch sind. Außerdem definiere sich die EU nicht über die Religion. Der wirtschaftliche und rechtsstaatliche Reformprozess in der Türkei wird als positiv angesehen, obwohl er noch nicht abgeschlossen ist. Bei einer endgültigen Ablehnung der Türkei durch die EU könnte sich dieser Prozess umkehren und die Türkei wieder in die alte Lage zurückführen.

Beitrittskandidaten ohne laufende Verhandlungen

Mazedonien

Mazedonien wurde am 17. Dezember 2005 der Status eines Beitrittskandidaten verliehen, jedoch wird noch nicht über einen Beitritt verhandelt, auch gibt es noch keinen Starttermin hierfür. Das Land hatte am 22. März 2004 in Dublin seine Aufnahme offiziell beantragt. Ein Hindernis für den EU-Beitritt ist der Namensstreit zwischen Mazedonien und dem EU-Mitglied Griechenland, das den Namen „Mazedonien“ für sich beansprucht. Von griechischer Seite wird angeführt, der Name sei aus historischen Gründen immer schon griechisch gewesen. (s. Makedonien) [8] Schon eine Aufnahme Mazedoniens in die NATO scheiterte an der Ablehnung Griechenlands, so dass eine Aufnahme in die EU unwahrscheinlich ist, solange der Streit nicht beigelegt wurde.

Potenzielle Beitrittskandidaten

Auf dem Gipfel in Thessaloniki wurde 2003 die Integration Albaniens und der Staaten des ehemaligen Jugoslawien (sogenannte Westbalkan-Staaten) als das nächste große Ziel der EU-Erweiterung festgelegt. Diese Staaten werden von der EU als potenzielle Beitrittskandidaten bezeichnet. Seit den Beitrittsbemühungen Kroatiens und Mazedoniens ist es die neue Praxis der EU, mit diesen potenziellen Beitrittskandidaten zunächst ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) abzuschließen. Dadurch wird der jeweilige Staat politisch und wirtschaftlich an die EU gebunden und man erhofft sich höhere Stabilität, bevor Beitrittsgespräche begonnen werden.

Staaten mit unterzeichnetem SAA, Mitgliedschaft beantragt

Albanien

Im Mai 2005 äußerte die damalige Regierung Albaniens unter Fatos Nano die Hoffnung, im Jahr 2014 der EU beitreten zu können, da dieses Jahr das 25-jährige Jubiläum des Falls der Berliner Mauer markiert.[9]

Im Februar 2006 wurde mit Albanien ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen abgeschlossen, welches am 12. Juni 2006 offiziell unterzeichnet wurde. Die Ratifizierung des SAA (durch alle EU-Staaten und Albanien selbst) wurde am 1. April 2009 abgeschlossen. Am gleichen Tag wurde Albanien in die NATO aufgenommen.

Am 28. April 2009 reichte Albanien den formellen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU ein.[10]

Montenegro

Das am 3. Juni 2006 unabhängig gewordene Montenegro möchte der EU beitreten und rechnet sich Chancen aus, dieses Ziel allein schneller zu erreichen, als wenn es in der Staatenunion Serbien und Montenegro verblieben wäre. Dieses Kalkül ist, was die Unterzeichnung des SAA angeht, für Montenegro auch aufgegangen.

Am 12. Juni 2006 hat die EU Montenegro offiziell anerkannt. Die SAA-Verhandlungen mit Montenegro wurden Anfang Dezember 2006 abgeschlossen, die Paraphierung fand am 15. März 2007 statt. Am 15. Oktober 2007 wurde das SAA vom montenegrinischen Ministerpräsidenten Željko Šturanović im Beisein aller EU-Außenminister unterzeichnet. Die Ratifizierung des SAA (durch alle EU-Staaten und Montenegro selbst) ist noch nicht abgeschlossen.

Am 15. Dezember 2008 reichte Montenegro die offizielle Bewerbung um eine EU-Mitgliedschaft ein.[11]

Staaten mit unterzeichnetem SAA, Mitgliedschaft noch nicht beantragt

Bosnien und Herzegowina

Bosnien und Herzegowina könnte der EU vor 2020 beitreten, wenn seine ökonomische Situation sich verbessert und die ethnischen Spannungen abgebaut werden. In diesem Land wird der Beitritt von vielen Politikern befürwortet. Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen wurden im Herbst 2005 aufgenommen; am 4. Dezember 2007 wurde das Abkommen paraphiert und am 16. Juni 2008 unterzeichnet.[12] Die Ratifizierung des SAA (durch alle EU-Staaten und Bosnien-Herzegowina selbst) ist noch nicht abgeschlossen.

Serbien

Hauptartikel: Beitrittsverhandlungen Serbiens mit der Europäischen Union

Serbien wurde im April 2005 (damals noch als Teil der Staatenunion Serbien und Montenegro) ein EU-Beitritt in Aussicht gestellt. Dies erfolgte jedoch unter der Bedingung, dass Beitrittsgespräche erst dann aufgenommen werden könnten, wenn die serbische Regierung voll mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) zusammenarbeite.[13] Vertreter der EU nahmen im Herbst 2005 mit Serbien-Montenegro Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen auf. Die SAA-Gespräche wurden jedoch im Mai 2006 von der EU suspendiert, weil es den serbischen Behörden trotz gegenteiliger Beteuerungen damals nicht gelang, die mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladić und Radovan Karadžić zu fassen und an den ICTY auszuliefern.

Am 3. Juni 2006 trennten sich Serbien und Montegegro in zwei unabhängige Staaten. Nach der Verhaftung des ehemaligen bosnisch-serbischen Generals Zdravko Tolimir am 31. Mai 2007 bestätigte die EU, dass sich die serbische Regierung in Richtung verstärkter Zusammenarbeit mit dem ICTY bewege und entschieden dafür einsetze, diese Angelegenheit zum Abschluss zu bringen. Die SAA-Gespräche mit Serbien wurden daraufhin am 13. Juni 2007 wieder aufgenommen.

Nachdem die Hauptanklägerin Carla del Ponte die Zusammenarbeit zwischen Serbien und dem ICTY positiv eingeschätzt hatte, wurde das SAA am 7. November 2007 paraphiert. Die Paraphierung fand in Anwesenheit von Präsident Boris Tadić und Vizepremierminister Božidar Đelić statt.[14] Nach langwierigen Verhandlungen wurde das SAA von Vertretern der 27 EU-Regierungen und Đelić am 29. April 2008 in Luxemburg unterschrieben. Ratifiziert werden, und damit in Kraft treten, kann es allerdings erst, wenn die EU Serbien die vollständige Kooperation mit dem ICTY bescheinigt.[15]

Am 21. Juli 2008 gelang es den serbischen Behörden, Radovan Karadzic zu fassen. Er lebte als Arzt in Belgrad als normaler Mensch unter der Bevölkerung mit dem Namen Dragan Dabic. In der EU wurde der Schritt positiv aufgenommen. Karadzic wurde am 31. Juli nach Den Haag zum Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien überstellt, am gleichen Tag wurde er noch verhört.[16] Die Verhaftung von Mladic steht aber noch aus. Weitere EU-Beitrittsverhandlungen dürften auch davon abhängen, wie die diplomatischen Verhandlungen um die Unabhängigkeit des Kosovo verlaufen.

Am 23. Januar 2009 erklärte der stellvertretende serbische Regierungschef Božidar Đelić, dass Serbien noch während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft, die am 30. Juni endet, offiziell den Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union stellen werde.

Kosovo

Der Kosovo hat am 17. Februar 2008 seine Unabhängigkeit erklärt, was von zahlreichen Staaten, darunter dem bisherigen Mutterland Serbien, nicht anerkannt wird. Offiziell wird der Kosovo „gemäß UN-Resolution 1244“ von der EU zu den „potenziellen Kandidatenländern“ gezählt.

Einem EU-Beitritt stünden zahlreiche Hindernisse entgegen. Zwar haben die meisten Staaten der EU den Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt. Griechenland, Rumänien, die Slowakei, Spanien und Zypern haben die Anerkennung jedoch bislang verweigert, was zu guten Teilen mit innenpolitischen Fragen zusammenhängt. Ohne eine Anerkennung durch alle Staaten der EU ist aber die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen oder auch nur der Abschluss eines SAA kaum denkbar. Für einen Beitritt neuer Mitglieder wie dem Kosovo zur EU ist die Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten notwendig.

Zudem sind die diplomatischen Spannungen auch außerhalb der EU sehr stark. So hat Serbiens Parlament beschlossen, dass alle Verträge, die Serbien abschließt, die staatliche Einheit des Landes berücksichtigen müssten.[17] Verhandlungen der EU mit dem Kosovo könnten also weitere Vertragsabschlüsse mit Serbien unmöglich machen. Radikale Kräfte in Serbien bestehen darauf, dass Serbien nur mit dem Kosovo Mitglied der EU werden könne.[18] Die moderaten Kräfte des Landes wiederum setzen auf die Möglichkeit, der EU beitzutreten und dann als EU-Mitglied den Beitritt des Kosovo zu verhindern.[19]

Weiterhin ist der Kosovo selbst noch mit zahlreichen Problemen belastet. So sind die demokratischen Strukturen nicht weit entwickelt. Die Parteienlandschaft ist instabil und repräsentiert vor allem die ethnischen Gruppen. Korruption ist weit verbreitet, und es existiert eine große Schattenwirtschaft. Die ethnischen Spannungen im Land sind groß, weil die serbische Minderheit strikt gegen eine Unabhängigkeit des Kosovo ist. Die wirtschaftlichen Probleme sind ebenfalls massiv. So hat der Kosovo eine unzureichende Energieversorgung. Die Mehrheit der Bevölkerung ist arbeitslos. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Armut.

Da der Kosovo vorwiegend muslimisch geprägt ist, könnten ähnliche Argumente gegen einen EU-Beitritt wie bei der Türkei eine Rolle spielen.[20] Dies erscheint allerdings aufgrund der geringen Größe des Kosovo eher unwahrscheinlich. Zudem gibt es im Kosovo, ebenso wie in Albanien und in Bosnien-Herzegowina, die ebenfalls einen bedeutenden muslimischen Bevölkerungsanteil haben, kaum islamistische Strömungen.

Staaten mit Sonderstatus

Ukraine

Hauptartikel: Ukraine und die Europäische Union

Die Ukraine ist seit 1995 Mitglied des Europarats. 2004 hat das Land nach Worten des neuen Präsidenten Wiktor Juschtschenko bekundet, eine baldige EU-Mitgliedschaft anzustreben. Auf dem EU-Ukraine-Gipfel am 9. September 2008 in Paris nannte der Präsident das Wunschdatum 2015. Die EU hat zwar eine Mitgliedschaft nicht ausgeschlossen, aber es wird zunächst ein Assoziierungsabkommen ausgehandelt, das die ukrainische Regierung gerne bis Ende 2009 fertigstellen möchte. Der Name wurde nicht zufällig gewählt. Mit ihm, schreibt die Süddeutsche Zeitung, „soll an frühere Assoziierungsabkommen erinnert werden, die später zu einem EU-Beitritt führten“.[21]

Bei der Überwindung der Unruhen, die sich im Dezember 2004 nach den massiven Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen erhoben (später als „Orangene Revolution“ bezeichneter Machtwechsel), spielte die EU eine wichtige Vermittlerrolle. Der Westen der Ukraine tendiert schon lange zur EU und hat starke Kontakte nach Polen, während der (bisher politisch vorherrschende) Osten des Staates die bisherige Verbindung zu Russland beibehalten bzw. stärken möchte. Dieser Konflikt spaltete die Bevölkerung und die großen Parteien auch während der Parlamentswahlen 2006 und 2007.

Mögliche zukünftige Beitrittskandidaten

Langfristige Perspektive der EU
██ Mitgliedstaaten
██ Beitrittskandidaten
██ Potenzielle Beitrittskandidaten
██ Mitgliedschaft möglich

EFTA-Staaten

Die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) stellt im Gegensatz zur EU ein reines Wirtschaftsbündnis dar. Diese Länder könnten der EU beitreten, wollen dies aber aus unterschiedlichen Gründen zumindest bisher nicht.

Island

Island hat das Schengener Abkommen unterzeichnet, da es schon vorher zur Nordischen Passunion gehörte, und ist Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR). Ein Beitritt zur EU kam bisher nicht in Frage, da es Einschränkungen für seine Nutzungsrechte der Fischgründe befürchtet. Allerdings mehren sich auch Stimmen, die eine zunehmende politische Isolierung Islands innerhalb Europas sehen. Auch der weitestgehend unvermittelte Abzug US-amerikanischer Streitkräfte von Island ließ, auch wenn die USA weiterhin die Sicherheit von Island garantieren, Stimmungen aufkommen, sich wieder näher an Europa zu orientieren. Die vorige Regierung, eine Koalition aus Unabhängigkeitspartei und Fortschrittspartei, ließ im Februar 2006 verkünden, dass Island noch vor 2015 der EU beitreten werde. Die im Mai 2007 neu gewählte Regierung aus Unabhängigkeitspartei und Allianz hatte allerdings angekündigt, dass die Frage der EU-Mitgliedschaft vorläufig auf Eis gelegt werde, da dies in der kommenden vierjährigen Legislaturperiode „nicht aktuell“ sei.[22]

Durch die Finanzkrise 2008 und die wirtschaftlichen Folgen für die isländischen Währung sowie die damit einhergehende Bedrohung des isländischen Außenhandels ist ein baldiger Beitrittsantrag jedoch erheblich wahrscheinlicher geworden.[23] Die isländische Regierung denkt über den Schritt nach, aber bislang tritt nur die Allianz offen für einen EU-Beitritt ein. Der isländische Fischereiminister Einar Gudfinnsson bekräftigte zwar, dass er weiterhin gegen den Beitritt sei, man die Beitrittsfrage aber in einem neuen Licht betrachten müsse. Eine von der Zeitung Fréttablaðið im Oktober 2008 durchgeführte Meinungsumfrage ergab, dass 70 Prozent der Isländer ein Referendum über den EU-Beitritt abhalten wollen, und 49 Prozent sagten, sie würden einen Beitritt befürworten.[24] Andere Zahlen zufolge sprechen sich sogar über 70 Prozent der Isländer für einen EU-Beitritt aus. Für die Einführung des Euro plädieren sogar 72 Prozent.[25] Der EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn hat Island eine schnelle Durchführung von Beitrittsverhandlungen in Aussicht gestellt. Er sprach sich deutlich gegen eine einseitige Einführung des Euro durch Island aus.[26]

Die Positionen der isländischen Parteien zum EU-Beitritt haben sich seit Beginn der Krise verschoben. Die Fortschrittspartei beschloss auf ihrem Parteitag am 17. Januar 2009, ihre Position zum EU-Beitritt zu ändern. Sie befürwortet diesen nun mit Vorbehalten, insbesondere bei den Fischereirechten.[27] Die an der bisherigen Regierung beteiligte Unabhängigkeitspartei änderte ihre Position Ende März 2009 dahingehend, dass zuerst ein Referendum über die Aufnahme von Beitrittsgesprächen und nach deren Abschluss eine weitere Volksabstimmung über die Annahme der von der EU angebotenen Bedingungen abgehalten werden solle.[28] Die sozialdemokratische Partei spricht sich schon länger für einen Beitritt aus. Die Liberale Partei Islands jedoch bleibt bei ihrer Position gegen den EU-Beitritt, wie in einer Mitgliederbefragung vom Januar 2009 bestätigt wurde.

Am 26. Januar 2009 zerbrach die Regierungskoalition.[29] Bei den Neuwahlen am 25. April kam es zu einer links-grünen Mehrheit. Angesichts der Äußerungen von Jóhanna Sigurðardóttir, Island so schnell wie möglich in die EU führen zu wollen, ist ein EU-Beitritt Islands nun wahrscheinlicher geworden. Am 26. April 2009 kündigte sie an, noch bis Juli 2009 ein Beitrittsgesuch stellen zu wollen, um nach Möglichkeit bis Ende 2010 ein Referendum über den Beitritt durchführen zu können.[30]

Liechtenstein

Liechtenstein ist Mitglied des EWR, wird aber wahrscheinlich in naher Zukunft nicht der EU beitreten. Da eine Zoll- und Währungsunion mit der Schweiz existiert, wird Liechtenstein vermutlich nur beitreten, wenn auch die Schweiz beitritt.

Norwegen

Norwegen ist Mitglied des EWR und assoziiertes Mitglied des Schengener Abkommens, wodurch das Land viele EU-Richtlinien u.a. im Bereich der Wirtschaft befolgen muss. Es ist an verschiedenen EU-Programmen und Institutionen beteiligt. So zahlt das Land jährlich 226 Millionen Euro (Stand 2005) an die EU, die vorwiegend in die wirtschaftlich schwächeren Regionen der Union fließen.[31] Umgekehrt profitiert Norwegen jedoch nicht von EU-Förderprogrammen, so dass nach Berechnungen ein effektiver jährlicher Verlust von 180 Millionen Euro entsteht.[32]

Bislang hat sich Norwegen viermal um den Beitritt in die EU bzw. deren Vorgängerorganisationen bemüht. 1962 und 1967 scheiterte dies am Veto Frankreichs. 1972 und 1994 hat die Mehrheit der Norweger den Beitritt in Volksabstimmungen abgelehnt.

Die Gründe für die Ablehnung sind vielfältig. Als relativ junge unabhängige Nation sieht man die Abgabe von Souveränität skeptisch. Auch geht es Norwegen wirtschaftlich außerordentlich gut, so dass ein Beitritt keine Vorteile verspricht. Eine wichtige Frage sind die Fischereirechte, die vor allem der Küstenbevölkerung wichtig sind und bei einem EU-Beitritt eine Einschränkung erfahren könnten. Da innerhalb der nordischen Länder starke Wechselbeziehungen bestehen, könnten sich ein Euro-Beitritt Schwedens oder Dänemarks sowie ein EU-Beitritt Islands ebenfalls auf die Haltung der Norweger auswirken. Allerdings stimmten die Norweger 1994 mit Nein, während die Schweden im gleichen Jahr den Beitritt zur EU beschlossen.

Dennoch sind die Norweger Europa gegenüber generell positiv eingestellt, auch wenn die Beitrittsfrage Politik und Gesellschaft spaltet. So gab es Phasen, in denen laut Umfragen eine deutliche Mehrheit für den EU-Beitritt war. Die norwegische Parteienlandschaft ist in der Frage gespalten. In den letzten drei Regierungen gab es daher eine Klausel im Koalitionsvertrag, die einen Bruch der Koalition festlegte, wenn einer der Partner die Frage neu aufwirft. Daher ist die Frage bis auf weiteres nicht auf der politischen Tagesordnung.

Schweiz

Die Schweiz hat 1992 die Mitgliedschaft bei der Europäischen Gemeinschaft beantragt und Beitrittsgespräche begonnen, die allerdings im gleichen Jahr wegen der Ablehnung der Mitgliedschaft zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) wieder eingefroren wurden. Eine spätere Volksabstimmung (am 4. März 2001) ergab eine Mehrheit gegen die Mitgliedschaft. Allgemein wird die Angst vor einem Verlust an Demokratie, Neutralität und Unabhängigkeit als Hauptgrund für die Ablehnung genannt. Die Strategie der Schweizer Regierung ist es nun, enge bilaterale Vertragsbeziehungen zur EU aufzubauen, beispielsweise bezüglich der Bewegungsfreiheit von Arbeitnehmern und Reisenden. Das Schengener Abkommen wurde am 5. Juni 2005 durch das Volk angenommen. Seit dem 12. Dezember 2008 ist die Schweiz Teil des Schengen-Raumes. Ein Beitritt der Schweiz zur EU wäre kurzfristig möglich, ist aber unwahrscheinlich.

Kleinstaaten

Neben Liechtenstein gibt es eine Reihe europäischer Kleinstaaten, die allesamt nicht Mitglied der EU sind. Zwar können kleine Staaten auch der EU beitreten, wie Malta es schon getan hat, aber für die meisten dieser Staaten ist eine Mitgliedschaft aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. So verfügen einige von ihnen über Steuervergünstigungen, die Offshore-Finanzplatz-Firmen anziehen und für reiche Ausländer als steuersparender Wohnsitz interessant sind. Dies wäre mit der Mitgliedschaft in der EU nicht vereinbar. Auch haben alle diese Staaten eine deutliche kleinere Bevölkerung als das bislang kleinste EU-Mitglied Malta.

Andorra

Andorra hat eine größere Fläche als Malta, aber eine deutlich kleinere Bevölkerung. Das Land hat traditionell enge Bindungen an seine beiden Nachbarn Spanien und Frankreich. So ist das französische Staatsoberhaupt auch automatisch ein Co-Fürst Andorras. Da das Land auch vor der Euroeinführung keine eigene Währung besaß und man dort mit dem Geld der beiden Nachbarstaaten bezahlte, gilt seit seiner Einführung der Euro. Jedoch nimmt Andorra nur passiv an der Währungsunion teil und prägt bisher keine eigenen Münzen. Mit der EU besteht weiter eine Zollunion.

Steuerlich gibt es einige Vergünstigungen. Die niedrige Umsatzsteuer sorgt dafür, dass Luxusartikel dort vergleichsweise billig sind und daher in großem Umfang abgesetzt werden. Auch gibt es keine Einkommenssteuer. Als Wohnsitz reicher Ausländer ist das Fürstentum bisher allerdings kaum bekannt.

Diese Umstände und das Fehlen natürlicher Ressourcen machen Andorra zu keinem aktuellen Beitrittsinteressenten. Trotzdem mehren sich Stimmen in Andorra für einen langfristigen EU-Beitritt.

Monaco

Das Fürstentum Monaco ist Teil des EU-Zollgebiets und hat sehr enge Bindungen zu Frankreich. Weiterhin hat es den Euro eingeführt und prägt eigene Euromünzen.

Es gibt keine Einkommensteuer, jedoch wird Umsatzsteuer erhoben, die genauso hoch ist wie die von Frankreich.

San Marino

San Marino hat eine Zollunion mit der EU und den Euro eingeführt. Außerdem prägt es eigene Euromünzen. Von der OECD wird das Land zwar als Steueroase geführt, ist jedoch mit den anderen Kleinstaaten in dieser Hinsicht nicht vergleichbar. Die Republik erhält Zahlungen von Italien, damit die Steuern nicht zu niedrig gesetzt werden und zur Steuerflucht in das kleine Land anregen. Daher ist auch der Anteil der San-Marinesen im Land nach wie vor sehr hoch (über 80 Prozent) und die ortsansässigen Banken arbeiten vorwiegend in der Binnenwirtschaft.

Die Regierung von San Marino zeigte im Oktober 2007 Interesse an einem Beitritt, um die Exportbedingungen für sanmarinesische Unternehmen zu verbessern.

Vatikanstadt

Die Vatikanstadt stellt in mehrfacher Hinsicht einen Sonderfall dar. Der Staat verzichtet generell auf die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen und hat daher kein Interesse an einer EU-Mitgliedschaft. Die Verleihung der Staatsbürgerschaft erfolgt nur zusätzlich zu einer bestehenden Staatsbürgerschaft und ist auf bestimmte Personengruppen beschränkt. Der Staat ist zudem eine absolute Monarchie, was eine Mitgliedschaft in der EU generell ausschließt.

Ein Teil der hoheitlichen Aufgaben wird von Italien oder in enger Kooperation mit Italien wahrgenommen. So hat die Vatikanstadt auch den Euro eingeführt und prägt eigene Euromünzen.

Osteuropäische Staaten

Moldawien

Die Republik Moldau (so der offizielle Name) grenzt an Rumänien und die Ukraine. 1992 hat sich der östlich des Dnister gelegene Teil als Transnistrien einseitig abgespalten. 1994 wurde in einer Volksabstimmung eine Wiedervereinigung des Landes mit dem Nachbarn Rumänien abgelehnt. Am 1. Juli 1998 trat das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (PKA) zwischen der EU und Moldawien in Kraft. Moldawien ist eines der ärmsten Länder Europas, und somit vermutlich mittelfristig kein EU-Beitrittskandidat. Rumänien bemüht sich jedoch um die Heranführung des Nachbarlandes an die europäischen Strukturen. (Siehe auch: Bewegung zur Vereinigung von Rumänien und Moldawien.)

Russland

Siehe Staaten anderer Kontinente (der größere Teil Russlands liegt in Asien).

Weißrussland

Weißrussland gilt als letzte Diktatur Europas und ist international isoliert. Das Land sucht eher eine engere Partnerschaft - bis hin zu einer „Unionsbildung“ - mit Russland als die Nähe zur EU. Weißrusslands Beitrittsantrag für den Europarat wurde wegen mangelnder demokratischer Standards abgelehnt. Damit ist es das einzige europäische Land, das gegen seinen Willen nicht Mitglied im Europarat ist. (Der Vatikan verzichtet generell auf Mitgliedschaften in internationalen Organisationen.)

Staaten anderer Kontinente

Geografische und politische Grenzen Europas

Die folgenden Länder haben teilweise Interesse an einer EU-Mitgliedschaft angemeldet, liegen jedoch geografisch vollständig bzw. größtenteils in Afrika und Asien. Aus politischer und wirtschaftlicher Sicht orientieren sie sich alle an Europa. Armenien, Aserbaidschan und Georgien werden als Mitgliedern des Europarats als einzigen nicht-europäischen Staaten reale Chancen auf einen (langfristigen) EU-Beitritt eingeräumt.

Algerien

Am 1. September 2005 trat ein Assoziierungsabkommen zwischen Algerien und der EU in Kraft. Der Vertrag sieht vor, dass innerhalb von zwölf Jahren sämtliche Handelsschranken zwischen den beiden Partnern wegfallen und Algerien damit Teil der beabsichtigten Freihandelszone wird.

Armenien

Die Kaukasus-Republik Armenien ist Mitglied des Europarats und auf diese Weise in die europäischen Strukturen eingebunden. Mit der EU ist das Land über die Europäische Nachbarschaftspolitik mit Aktionsplänen verbunden, im November 2006 wurde ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (PKA) abgeschlossen. Namhafte Politiker, darunter der ehemalige Parlamentspräsident Arthur Baghdassarjan (zur Opposition gehörend), haben sich für einen Beitritt Armeniens zur EU ausgesprochen. Präsident Robert Kotscharjan (parteilos) und die konservative Regierung unter Andranik Markarjan sind anscheinend mehr an der technischen (wirtschaftlich, rechtlich, handelsrechtlich) als an der politischen Zusammenarbeit interessiert.

Aserbaidschan

Die Kaukasus-Republik Aserbaidschan erhält im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) vor allem finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung durch die EU. Wirtschaftlich betrachtet ist Aserbaidschan ein wichtiger Partner der EU, denn die EU-Staaten sind größter Abnehmer aserbaidschanischen Erdöls.

Aserbaidschan ist Mitglied des Europarats und auf diese Weise in die europäischen Strukturen eingebunden. Mit der EU aber ist das Land über die Europäische Nachbarschaftspolitik mit Aktionsplänen verbunden. Der parlamentarische Kooperationsausschuss zwischen der EU und Aserbaidschan, dem beiderseitig hochrangige Politiker angehören, hält einen Beitritt Aserbaidschans zur EU für möglich.

Georgien

Georgien hat Interesse an einer EU-Mitgliedschaft bekundet. Es ist Europaratsmitglied, beteiligt sich an den EU-Programmen Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) und TRACECA. Kulturell betrachten sich die überwiegend christlich-orthodoxen Georgier als Europäer. Der noch andauernde Konflikt mit Russland aufgrund von Abchasien und Südossetien könnte ein Hindernis darstellen.

Israel

Israel hatte bereits 1964 wirtschaftliche Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft. 1995 und 2000 wurden dann Assoziierungsabkommen mit der EU geschlossen. Der israelische Politiker Benjamin Netanjahu hat gesagt, dass nach einem EU-Beitritt der Türkei auch Israel die Aufnahme beantragen könnte. Die Mehrheit der israelischen Bevölkerung ist außerdem europäischer Abstammung. Weiterhin ist die israelische Wirtschaft trotz Rüstungswettlaufs und hoher Inflation, wenn auch von Zahlungen aus dem Ausland abhängig, hoch entwickelt und das Land verfügt über eine Demokratie. Angesichts der Instabilität im Nahen Osten und der Besetzung der Palästinensergebiete ist die Annahme eines Beitrittsgesuchs allerdings unwahrscheinlich. Da Israel weder geografisch, noch politisch (Europarat) zu Europa gehört, wird ein Beitritt von Seiten der EU im Moment nicht debattiert.

Kap Verde

Die ehemals portugiesische Kolonie Kap Verde wurde zuletzt im März 2005 vom früheren portugiesischen Präsidenten Mário Soares als EU-Kandidat vorgeschlagen. Der Inselstaat gehört genau wie die spanischen Kanaren und portugiesischen Inseln Madeira und Azoren zum weitläufigen Makaronesien und könnte als Brücke zu Afrika und Lateinamerika dienen.

Kasachstan

Ein Teil von Kasachstan liegt westlich des Ural und damit nach der strahlenbergschen innereurasischen Grenzziehung in Europa. Das Land wird vom Europarat als europäische Nation angesehen, wie er in einer offiziellen Erklärung von 1999 verlautbarte, und könnte damit auch Mitglied im Europarat werden.[33] Bisher hat das Land aber kein Beitrittsgesuch gestellt. Da die Regierung autoritäre Züge trägt, ist es allerdings auch denkbar, dass wie im Falle von Weißrussland eine Aufnahme in den Europarat abgelehnt würde, da demokratische Standards nicht erfüllt sind. Obwohl das Land als zumindest teilweise europäisch angesehen werden kann, wurde das Thema EU-Beitritt bislang nicht einmal ansatzweise diskutiert.

Die kasachische Außenministerium hat jedoch Interesse an der Europäischen Nachbarschaftspolitik bekundet.[34] Einige Mitglieder des Europäischen Parlaments haben auch die Einbeziehung Kasachstans in die Nachbarschaftspolitik diskutiert.[35] Der Präsident Kasachstans hat eine zentralasiastische Union als Alternative zur Mitgliedschaft in der EU vorgeschlagen.

Marokko

Marokko stellte schon 1987 seinen Beitrittsantrag. Dieser wurde aber am 14. Juli 1987 abgelehnt, insbesondere weil Marokko geographisch definitiv nicht auf dem europäischen Kontinent liegt. Andere Faktoren wie die sich noch entwickelnde Wirtschaft und ungelöste Grenzstreitigkeiten mit einigen Nachbarn sowie die Menschenrechtsverletzungen in der Causa Westsahara würden die Aufnahme von Beitrittsgesprächen erschweren.

Russland

Es wird allgemein angenommen, dass Russland, obwohl es Mitglied des Europarats ist, auch langfristig der EU nicht beitreten wird. Russland wäre bevölkerungsmäßig das mit Abstand größte Land, flächenmäßig 3,9-mal so groß wie die EU-27. Die in den Kopenhagener Kriterien festgelegte „Aufnahmefähigkeit“ von Seiten der Union wäre damit deutlich in Frage gestellt.

Davon abgesehen scheint auch Russland selbst nicht ernsthaft an einer EU-Mitgliedschaft interessiert zu sein, denn diese widerspräche seinem Selbstverständnis als Weltmacht. Russland sieht sich als eine Großmacht neben der EU (sowie den USA, China usw.), hegt also kein Interesse, sich Entscheidungen aus Brüssel unterzuordnen.

Entsprechend nimmt Russland auch nicht an der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) teil, da es befürchtet, in dieser nur Juniorpartner zu sein. Russland bestand auf einer gesonderten Form der Kooperation mit der EU, die die „gleiche Augenhöhe“ beider Partner unterstreicht, den sogenannten EU-Russia Common Spaces („Gemeinsame Räume der EU und Russlands“).

Tunesien

Tunesien trat 1995 in ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ein, welches vorsieht, Zölle und andere Handelshindernisse in den Jahren 1998 bis 2008 abzubauen. Schritte darüber hinaus sind allerdings nicht geplant.

Abhängige Gebiete

Eine Reihe von europäischen Gebieten stehen unter der Verwaltung eines EU-Landes, aber sind bisher nicht Teil der EU und auch nicht mit ihr assoziiert.

Diese Gebiete genießen weitgehende Autonomie, so dass die Entscheidung über ein Beitrittsgesuch bei der Regierung der Gebiete selbst liegt, nicht bei der Regierung des jeweiligen Mutterlandes. Sie sind auf eigenen Wunsch nicht Mitglied der EU, könnten es aber werden. Da es in diesen Gebieten Unabhängigkeitsbestrebungen gibt, ist auch der Beitritt als vollkommen eigenständiges Mitglied denkbar.

Färöer

Die Färöer sind wie Grönland eine gleichberechtigte Nation innerhalb Dänemarks und kein Mitglied der EU. Eine weitreichende Autonomie besteht seit 1948. Mit der EU gibt es seit 1977 ein Fischereiabkommen und seit 1991 ein Freihandelsabkommen, das aber quantitative Beschränkungen hat.

Eine Vollmitgliedschaft wurde 2007 von der damaligen Regierung abgelehnt. Stattdessen besteht vielmehr Interesse an einer EFTA-Mitgliedschaft und einer engen Zusammenarbeit mit der EU nach dem Vorbild der Schweiz.[36] Am 29. März 2005 wurde von der dänischen Regierung auch erklärt, dass bei einer eventuellen Einführung des Euro in Dänemark die Färöische Krone weiterhin bestehen würde.

Die Färöer haben enge Bindungen zu ihrem nördlichen Nachbarn Island, mit dem seit 31. August 2005 eine Wirtschaftsunion besteht. Ein EU-Beitritt von Island ist wegen der Finanzkrise ab 2007 erheblich wahrscheinlicher geworden, was auch die Haltung der Färinger zu einem Beitritt beeinflussen kann.

Grönland

Grönland strebt für die nahe Zukunft die Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark an. 1979 erlangte Grönland eine Selbstverwaltung und die innere Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung. 1982 gab es eine Volksabstimmung über den Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft, der 1985 vollzogen wurde.

Ursache für den Austritt Grönlands aus der EG war in erster Linie die Überfischung grönländischer Gewässer durch damals westdeutsche Fangflotten. Grönland genießt allerdings weiterhin den Status eines assoziierten überseeischen Landes. Mit der EU bestehen zudem weitere Vereinbarungen. So besteht für bestimmte Produktgruppen eine Zollunion. Die Insel erhält zudem finanzielle Unterstützung von der EU.[37]

Die derzeitige grönländische Regierung verhält sich neutral zu einer eventuellen Mitgliedschaft. In einem Interview äußerte sich Per Berthelsen, seit Herbst 2008 Außen- und Finanzminister von Grönland, zurückhaltend zum EU-Beitritt. Man müsse abwägen, welche Vor- und Nachteile dieser Schritt hätte.[38]

Da Grönland jedoch einst Teil der EG war und historisch durch die Abhängigkeit von Dänemark eng mit Europa verbunden ist, gilt eine Ablehnung Grönlands aus kulturellen, geografischen oder historischen Gründen als unwahrscheinlich. Zudem ist die EU aus geopolitischen Gründen daran interessiert, in der Arktis präsent zu sein.

Isle of Man

Die Isle of Man liegt zwischen Großbritannien und Irland. Sie hat den besonderen Status des Kronbesitzes der britischen Krone. Elizabeth II. ist zwar Staatsoberhaupt, aber die Insel ist kein Teil des Vereinigten Königreichs. Daher fällt die Insel nicht unter die assoziierten Gebiete der EU. Dennoch ist sie Teil der Zollunion und wendet auch einen Teil der Steuergesetze an, insbesondere die Mehrwertsteuer ist mit der von Großbritannien identisch. Es werden allerdings beispielsweise keine Steuern auf Unternehmensgewinne erhoben. Das macht die Insel zu einer Steueroase, in der Offshore-Firmen einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellen. Wie die festlandeuropäischen Zwergstaaten hat die Isle of Man also ein erhebliches Interesse, sich diese Einkommensquelle zu erhalten und daher nicht EU-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt ist deshalb wenig wahrscheinlich. Eine Übernahme des Euros ist denkbar, denn es gibt zwar eine eigene Währung, den Isle-of-Man-Pfund, aber dieser ist 1:1 an den Pfund Sterling gekoppelt. Daher hätte ein Euro-Beitritt Großbritanniens insofern Einfluss, als dass der Isle-of-Man-Pfund entweder fest an den Euro gekoppelt oder vom Euro ganz abgelöst würde.

Kanalinseln

Die Kanalinseln im Ärmelkanal, aufgeteilt in die beiden Amtsbezirke Guernsey und Jersey, haben einen sehr ähnlichen Status wie die Isle of Man. Sie sind ebenfalls Kronbesitz und kein Mitglied der EU. In den beiden Amtsbezirken gibt es je eine eigene Währung, die aber 1:1 an den Pfund Sterling gekoppelt sind. Mit dem Vereinigten Königreich gibt es das historisch verankerte Recht zum freien Handel. Diese Zollfreiheit erstreckt sich auch auf die EEA-Länder, mit Ausnahme einiger weniger Produkte - sie sind im Wesentlichen also Teil des Zollgebiets der EU. Allerdings wird keine Mehrwertsteuer sowie keine Steuern auf Gewinne erhoben. Auch die Einkommenssteuern sind sehr niedrig. Daher sind die Inseln auch eine Steueroase, was einen wichtigen Offshore-Wirtschaftszweig fördert - in Guernsey werden 55% des Einkommens der Inselwirtschaft durch Finanzdienste erwirtschaftet. Daher sind die Interessen ähnlich gelagert wie bei der Isle of Man. Man sieht vorwiegend Vorteile im derzeitigen Status und eine Gefahr für die eigene Wirtschaft, sollte man der EU beitreten. Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, die Lebenshaltungskosten und Produktpreise würden erheblich steigen, wenn man der EU beiträte. Daher ist ein EU-Beitritt sehr unwahrscheinlich. Ein Beitritt zur Eurozone wäre jedoch denkbar, insbesondere wenn Großbritannien den Euro einführen sollte.

Siehe auch

Portal
 Portal: Europäische Union – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Europäische Union

Quellen

  1. Irlands Nein — Parlamentspräsident Pöttering fordert Stopp der EU-Erweiterung
  2. Sarkozy droht mit Stopp der Erweiterung
  3. Kein Vertrag, kein Beitritt — EU will Tür schließen
  4. Kroatien soll Ende 2009 EU-Mitglied werden
  5. http://www.n-tv.de/306480.html
  6. http://www.news.at/articles/0743/15/187130/neues-kapitel-eu-beitritt-tuerkei-die-eu-reformschwung
  7. http://www.focus.de/politik/ausland/tuerkei_aid_117026.html
  8. Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland
  9. http://www.euractiv.com/de/erweiterung/albanien-fasst-eu-beitritt-jahr-2014-ins-auge/article-134390
  10. http://kurse.focus.de/news/Albanien-beantragt-Beitritt-zur_id_news_104133733.html
  11. EU-Kommission: Montenegro bewirbt sich um EU-Mitgliedschaft
  12. Rehn: Bosnia to sign SAA on June 16
  13. http://ec.europa.eu/comm/enlargement/serbia_montenegro/serbia_montenegro_eu_relations.htm
  14. B92: „Parafiran sporazum Srbija-EU“, 7. November 2007 (serbisch)
  15. EU geht auf Serbien zu Financial Tims Deutschland, 29. April 2008
  16. Heute.de: „Kriegsverbrecher Karadzic in Serbien verhaftet“, 21. Juli 2008.
  17. http://volksgruppen.orf.at/kroatenungarn/aktuell/stories/77957/ ORF: Kosovo EU-Beitritt infrage gestellt]
  18. http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/422572 jetzt.de: Radikale planen Blockade von Serbiens EU-Beitritt]
  19. http://derstandard.at/?url=/?id=3253988 Der Standard: „Tadic: Als EU-Mitglied kann Belgrad Kosovo-Beitritt verhindern“
  20. Blick.ch: Wird Kosovo der erste islamische EU-Staat?
  21. SZ online: „‚Viel Hoffnung, viel Perspektive‘“, 9.September 2008
  22. „Island legt EU auf Eis“. Beitrag vom 23. Mai 2007 auf der Nachrichtenseite des öffentlich-rechtlichen norwegischen Rundfunks NRK (norwegisch)
  23. http://derstandard.at/?url=/?id=1224256004334
  24. Agence France-Presse, „Iceland could 'quickly' join EU if requested: commissioner“, 20. Oktober 2008 [1]
  25. Taz, „Island will schnell in die EU“, 16. November 2008
  26. http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3857&Alias=wzo&cob=390519
  27. http://www.icenews.is/index.php/2009/01/17/progressives-support-iceland-eu-entry/
  28. Reuters, „Iceland's Independence Party seeks two votes on EU“, 27. März 2009 (englisch)
  29. http://www.tagesschau.de/ausland/island186.html
  30. EurActiv, 27. April 2009: Island wird sich im Juli als EU-Mitglied bewerben.
  31. http://www.norwegen.no/policy/europe/speech+baltic+forum.htm
  32. Dagbladet, „Norge taper milliarder på å stå utenfor EU“, 22. Mai 2007 (norwegisch)
  33. Kazakhstan may become full member of PACE, Ivinsky (englisch), Kazinform, 26. Mai 2006
  34. EU's external relations with Kazakhstan (englisch), Offizielle Webseite der Europäischen Union
  35. Rede von Charles Tannock, MdEP (englisch), 16. März 2005
  36. http://www.europa-nu.nl/9353000/1/j9vvh6nf08temv0/vhotx782inyv?ctx=vg9ic6nec2zi
  37. http://eu.nanoq.gl/Emner/EuGl/The%20Greenland%20Treaty.aspx
  38. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,602283,00.html

Weblinks


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