Edmond und Jules Goncourt

Edmond und Jules Goncourt
Die Brüder Goncourt: Edmond (links) und Jules (rechts)

Edmond de Goncourt (* 26. Mai 1822 in Nancy; † 16. Juli 1896 in Champrosay) und Jules de Goncourt (* 17. Dezember 1830 in Paris; † 20. Juni 1870 ebenda) waren französische Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Schaffen

Die Goncourts waren Enkel eines kurz vor der Revolution per Kauf eines Rittergutes in den Adelsstand getretenen Großvaters und Söhne eines ebenfalls sehr wohlhabenden napoleonischen hohen Offiziers. Beide absolvierten sie Pariser Gymnasien, Edmond studierte Jura und arbeitete einige Jahre als Ministerialbeamter.

Nachdem auch Jules erwachsen war, quittierte Edmond 1849/50 seinen Dienst. Die Brüder machten nun, obwohl Jules kränklich war, längere Reisen, deren Eindrücke sie zu den seinerzeit beim Publikum beliebten Reisereportagen verarbeiteten. Auf den Geschmack gekommen, betätigten sie sich danach gemeinsam als freie Schriftsteller, insbes. als Kunstkritiker, Theaterkritiker, Historiker, Dramatiker und schließlich Romanciers.

Hierbei hatten sie die Idee, in ihren Romanen die Doktrin der zeitgenössischen positivistischen Philosophie zu illustrieren, wonach der Mensch vor allem durch sein Erbgut (la race), seine Zeit (le moment) und sein soziales Umfeld (le milieu) determiniert sei. Damit kreierten sie eine neue literarische Schule: den Naturalismus.

Ihre wichtigsten – allesamt zu zweit verfassten – Romane sind: Les hommes de lettres (1860), die Geschichte eines Literaten in seinem Milieu; Renée Mauperin (1864), die Geschichte einer jungen Großbürgerin in ihrem Milieu; Manette Salomon (1867), die Geschichte einer Frau im Künstlermilieu und vor allem Germinie Lacerteux (1864), die Geschichte eines Dienstmädchens, das quasi idealtypisch alles Gute und Böse erlebt, was einem Dienstmädchen widerfahren kann.

Ein kulturhistorisches Dokument ersten Ranges ist das Tagebuch (Journal), das die Brüder ab 1851 führten und das Edmond nach Jules' frühem Tod (1870) allein fortsetzte.

Edmond stiftete 1896 die Académie Goncourt, die seit 1903 jährlich im Herbst einen französischsprachigen Roman mit dem Prix Goncourt auszeichnet, dem begehrtesten und werbewirksamsten der zahlreichen französischen Literaturpreise.

Porträts

  • ohne Jahr, einseitige Bronzegußmedaille, 119 mm, Medailleur: Jules Prosper Legastelois (* 1855). Die Medaille zeigt die Brustbilder der Brüder hintereinandergestellt nach links.

Werke

  • Les hommes de lettres (1860; neue Aufl. u. d. T.: Charles Demailly, 1869)
  • Soeur Philomène (1861)
  • Renée Mauperin (1864)
  • Germinie Lacerteux (1865)
  • Manette Salomon(1867)
  • Madame Gervaisais (1869)

Daneben haben die Brüder Goncourt auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturforschung in folgenden Werken Vorzügliches geleistet und sich für die Kunst- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts als geradezu klassisch erwiesen:

  • Histoire de la société française pendant la Révolution (1854)
  • La sóciété française pendant le Directoire (1855)
  • Portraits intimes du XVIIIe siècle (neue Aufl. 1878, 2 Bde.)
  • Sophie Arnould d'après sa correspondance (1857, 2. Ausg. 1876)
  • Histoire de Marie-Antoinette (1858)
  • Les maîtresses de Louis XV (1860)
  • La femme au XVIII. siècle (1862)
  • L'art au XVIII. siècle (3. Aufl. 1883, 2 Bde.)
  • Gavarni, l'homme et l'artiste (1873)
  • Madame Dubarry
  • L'amour au XVIIIe siècle (1875) u. a.

Nach dem Tod Jules' im Jahr 1870 veröffentlichte Edmond allein noch folgende Romane:

  • La fille Élisa (1878), die Geschichte einer Straßendirne, die unzählige Auflagen erlebte
  • La Faustin (1882) und
  • Chérie (1885)

Ferner Les frères Zemganno (1879), ein rührendes Denkmal der Bruderliebe, sowie zwei Kataloge: L'oeuvre de Watteau (1876) und L'oeuvre de Prudhon (1877); das kulturgeschichtliche Werk La maison d'un artiste (1881); La Saint-Huberty d'après sa correspondance (1882) und Briefe seines Bruders (Lettres de Jules de Goncourt, 1885).

Ein dreiaktiges Schauspiel, Henriette Maréchal, das die Brüder Goncourt 1865 zur Aufführung brachten, stieß wegen ihrer guten Beziehungen zum kaiserlichen Hof auf heftige Kritik von Seiten republikanisch eingestellter Teile des Publikums.

Siehe auch

Weblinks


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