Aglaophyton major

Aglaophyton major
Aglaophyton major
Aglaophyton major, Rekonstruktion

Aglaophyton major, Rekonstruktion

Zeitraum
Devon, Emsium/Eifelium
ca. 396 ± 8 Mio. Jahre
Fundorte

Rhynie Chert (Aberdeenshire)

Systematik
ohne Rang: Chloroplastida
ohne Rang: Charophyta
Reich: Pflanzen (Plantae)
Abteilung: Rhyniophyta
Gattung: Aglaophyton
Art: Aglaophyton major
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Aglaophyton
D.S. Edwards
Wissenschaftlicher Name der Art
Aglaophyton major
D.S. Edwards

Aglaophyton major ist eine fossile Pflanzenart, die aufgrund ihrer Merkmalskombination zwischen den Moosen und den Gefäßpflanzen steht. Sie wurde 1920 aus dem Rhynie Chert in der schottischen Grafschaft Aberdeenshire erstmals beschrieben. Sie bildet alleine die Gattung Aglaophyton.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Sporophyt

Das Rhizom wächst waagrecht. An bestimmten Stellen wachsen Rhizoide, die nicht septiert sind und aus Epidermiszellen entstehen.

Die Sprosse des Sporophyten sind aufrecht, nackt und verzweigen sich gleichmäßig dichotom. Die Pflanze ist maximal 18 Zentimeter hoch. Der Durchmesser der Sprosse beträgt rund sechs Millimeter.

Das Leitgewebe besteht aus einer inneren Zone aus länglichen, dünnwandigen Zellen, und einer äußeren Zone aus länglichen, dickwandigen Zellen. Dieses Wasserleitungsgewebe enthält keine Tracheiden, da den Zellen die entsprechenden Verdickungen fehlen. Dieser zentrale Teil ist umgeben von einer rund sechs Zellen dicken Schicht dünnwandiger, länglicher Zellen, die aufgrund ihrer Position als „Phloem“ angesehen werden. Da diesem Leitgewebe jedoch die typischen Leitelemente (wie Tracheiden) fehlen, werden sie auch wie bei den Moosen als Hydroide und Leptoide bezeichnet. Nach außen schließt sich die Rinde an, die im äußeren Bereich ausgesprochen dickwandige Zellen besitzt. Die Epidermis besteht aus länglichen Zellen. Die Spaltöffnungen werden von zwei Geleitzellen gebildet, die von sechs bis acht leicht modifizierten Epidermiszellen umgeben sind.

Die Sporangien sind spindelförmig und im Querschnitt radiärsymmetrisch. Sie stehen terminal, also an den Spitzen der Achsen, kurz oberhalb einer dichotomen Verzweigung der Achse. Die Wand der Sporangien besteht aus drei Zellschichten, ist also eusporangiat. Die äußere Schicht besteht aus dünnwandigen Epidermiszellen. Diese besitzt auch Stomata. Die nächste Schicht ist parenchymatisch und ähnlich der inneren Rinde der Achse. Die dritte Schicht umgibt als Tapetum-Schichte die zentrale Sporenmasse. Vorgebildete Öffnungsstellen des Sporangiums sind nicht vorhanden. Die Sporen sind 52 bis 78 Mikrometer groß, trilet (besitzen eine dreistrahlige Narbe) und laevigat (glatt).

Gametophyt

Von Renate Remy und Winfried Remy wurde 1980 Lyonophyton rhyniensis beschrieben, das wahrscheinlich der Gametophyt von Aglaophyton ist. Es ist nur das distale Ende des Antheridien-Trägers bekannt. Es ist eine nackte, mindestens 16 mm lange Achse, die in einer scheibenförmigen Struktur von 2,6 bis 9 mm Durchmesser endet. Auf deren Oberfläche sitzen die rundlichen Antheridien. Jedes Antheridium besitzt ein zentrales, steriles Gewebe. Vielfach sind in den Antheridien die Spermatozoiden sichtbar.

Der Gametophyt war selbständig, also nicht mit dem Sporophyten verbunden.[1] Die Verbindung zum Sporophyten wird durch Ähnlichkeiten der Cuticula, der Stomata, und der Anatomie der wasserleitenden Zellen hergestellt.

Auch der weibliche Gametophyt wurde inzwischen identifiziert, aber noch nicht publiziert.[1]

Ökologie

Aglaophyton wuchs einzeln oder in Gruppen auf trockenen Substraten, die mit Streu bedeckt ware. Zur Keimung waren wahrscheinlich feuchte Bedingungen nötig.[2]

Systematische Stellung

Aglaophyton ist keine Gefäßpflanze. Sie entspricht dem Bau der Gefäßpflanzen mit Ausnahme des Baus des Leitgewebes. Damit nimmt sie eine Mittelstellung zwischen Moosen und Gefäßpflanzen ein. Traditionell wird Aglaophyton zu den Rhyniophyta gestellt, diese sind jedoch eine polyphyletische Gruppe und eigentlich Teil der Gefäßpflanzen. In kladistischen Analysen ist Aglaiophyton die Schwestergruppe der Gefäßpflanzen[3]

Botanische Geschichte

Die Fossilien aus dem Rhynie Chert wurden zunächst für Rhynia gwynne-vaughanii gehalten, und 1920 von Robert Kidston und W. H. Lang als Rhynia major beschrieben. Lange waren von Aglaophyton keine Sporangien bekannt, was zur Vermutung Anlass gab, Rhynia major sei der Gametophyt von Rhynia gwynne-vaughanii. Dies wäre eine Bestätigung einer Theorie über die Entstehung der Landpflanzen gewesen, die an den Ursprung gleichgebaute (isomorphe) Gameto- und Sporophyten stellte. Der Fund von Rhynia maior-Fossilien mit Sporangien erübrigte weitere Diskussionen.

Dianne S. Edwards konnte 1986 anhand einer Neuuntersuchung des ursprünglichen Materials und anhand von Neufunden zeigen, dass Rhynia major eindeutig nicht über Leitbündel verfügte. Sie stellte die neue, monotypische Gattung Aglaophyton auf.[4]

Belege

  • Paul Kenrick, Peter R. Crane: The Origin and Early Diversification of Land Plants. A Cladistic Study. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1997, S. 320-322. ISBN 1-56098-729-4
  • Thomas N. Taylor, Edith L. Taylor: The Biology and Evolution of Fossil Plants. Prentice Hall, Englewood Cliffs 1993, S. 196-198, 227. ISBN 0-13-651589-4

Einzelnachweise

  1. a b Aglaophyton auf der Rhynie-Seite der Universität Aberdeen
  2. Paul Selden, John Nudds: Fenster zur Evolution. Berühmte Fossilfundstellen der Welt. Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, S. 52. ISBN 978-3-8274-1771-8
  3. Kenrick, Crane: The Origin and Early Diversification of Land Plants, 1997, Abb. 4.31; Peter R. Crane, Patrick Herendeen, Else Marie Friis: Fossils and Plant Phylogeny. In: American Journal of Botany, Band 91 (10), 2004, S. 1683-1699.
  4. D. S. Edwards: Aglaophyton major, a non-vascular land-plant from the Devonian Rhynie chert. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Nr. 93, 1986, S. 173–204.

Weblinks


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