- Ego-Depletion
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Bei dem Begriff Ego-Depletion (von lateinisch depletio → la, deplere → la ausleeren, i.e. Selbsterschöpfung) handelt sich um ein Paradigma aus der Sozialpsychologie für den Bereich selbstregulatorischen Verhaltens. Die zentrale Aussage des Ego-depletion-Modells ist, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle von der Willenskraft einer Person abhängt, die von einer allgemeinen (Selbstregulations-)Ressource gespeist wird. Die Ressource wird durch aufeinanderfolgende Aufgabenstellungen, welche Willenskraft erfordern, verringert oder gar aufgezehrt, und zwar unabhängig von sonstigen Einflussfaktoren, also etwa körperlicher Erschöpfung. Dieses Konzept wird auch als Modell der regulatorischen Ressource bezeichnet.
Aussagen des Modells
Um bei einer Handlung Selbstkontrolle auszuüben, muss das Selbst Energie (es wird auch von Kraft oder Ressourcen gesprochen) aufwenden. Steht diese Energie anschließend nicht mehr in einem benötigten Ausmaß zur Verfügung, so ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle vorübergehend beeinträchtigt. Dieser Zustand wird dann als Ego-Depletion bezeichnet. Dieselbe Art von Energie wird für das Fällen von Entscheidungen, aktives Agieren und die Kontrolle von Impulsen, Gedanken und Emotionen verwendet. Das Ego Depletion-Modell beruht im Wesentlichen auf drei Annahmen:
- Universalität: Dieselbe Ressource wird für eine Vielfalt von Aufgaben verwendet, die Selbstkontrolle erfordern.
- Beschränktheit: Die Ressource liegt nur in begrenztem Ausmaß vor und kann prinzipiell aufgebraucht werden.
- Abhängigkeit: Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle hängt ausschließlich von der Ressource ab.
Wird durch aktives willentliches Handeln die Energie teilweise oder vollständig verbraucht, so ist bei einer darauffolgenden Aufgabe die Selbstregulationsperformanz vermindert oder nicht mehr vorhanden. Nach dem Modell ähnelt die Willenskraft einem Muskel, welcher nach Anwendung kurzfristig erschöpft ist, sich langfristig jedoch trainieren lässt, so dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle wächst.
Rezeption des Modells
Forschungen zum Ego-Depletion-Modell wurden unter Sozialpsychologen seit etwa 2000 auch an anderen Universitäten als der Florida State University, wo der Begründer der Theorie (Roy Baumeister) forscht, durchgeführt, mittlerweile auch in Europa.
Darüber hinaus strahlte das Konzept der Ego-Depletion auch auf andere Bereiche in der Psychologie aus, z.B. auf die Marktforschung. Dort befasst man sich damit besonders im Hinblick auf das Thema Kontrollverlust und die Implikationen für Marketing und Personalführung.
Literatur
- Baumeister, R.F., Bratslavsky, E., Muraven, M., & Tice, D.M. (1998). Ego depletion: Is the active self a limited resource? Journal of Personality and Social Psychology, 74, 1252-1265.
- Baumeister, R. F., Muraven, M., Tice, D. M. (2000). Ego depletion: A resource model of volition, self- regulation, and controlled processing. Social Cognition, 18, 130-150.
- Baumeister, R.F., Gailliot, M., DeWall, C.N., & Oaten, M. (2006). Self-Regulation and Personality: How Interventions Increase Regulatory Success, and How Depletion Moderates the Effects of Traits on Behavior. Journal of Personality, 74, 1773-1801.
- Unger, A.: Ego Depletion - Verlust an Kontrolle; in: Raab, G./Unger, F.: Marktpsychologie. Grundlagen und Anwendung. 2. Auflage, Wiesbaden: Gabler-Verlag 2005, S. 307-327.
- Unger, A.: "Der Einfluss von Ego Depletion auf das Risikoverhalten", Shaker Verlag 2007.
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