Einführung der Reformation in Herford

Einführung der Reformation in Herford

Die Einführung der Reformation in Herford verlief aufgrund der Reichsunmittelbarkeit der Stadt anders als in den umliegenden Territorien. In Herford bestimmte kein Landesherr über die Konfession der Stadt. Auch kam die Reformation nicht über Nacht, sondern vollzog sich nach und nach.

Inhaltsverzeichnis

Vor 1517

Bei einer so von der Kirche geprägten Stadt wie Herford mag es verwundern, dass schon lange vor der Reformation Streitigkeiten zwischen der Stadt und den Geistlichen stattfanden. Der Unmut der Bürgerschaft resultierte aus den gewerblichen und steuerlichen Privilegien der Klostergemeinschaften. Hinzu kam, dass die Verwaltungskompetenzen zwischen Stadt und Stift Herford nie klar getrennt waren. Vermeintliche Kompetenzüberschreitungen der Abtei führten zu immer neuen Streitigkeiten. Für die Weigerung einer ursprünglich mit 17 rheinischen Gulden veranschlagten Zahlungsschuld gegenüber einem öffentlich bestellten Notar nachzukommen, erwuchsen der Stadt 302.000 rheinische Gulden an Prozesskosten nebst Kirchenbann, da der Notar Geistlicher war.

Zwischen Thesenanschlag und Evangelischer Predigt

Die in Herford untergründig schwelende Unzufriedenheit mit den Verweltlichungstendenzen in der Römischen Kirche erhielt nach 1517 hier sowie andernorts Auftrieb und Nahrung über die Kunde von den Wittenberger Ereignissen. Entscheidenden Anteil an der Umsetzung des neuen Glaubens in Herford hatten Fraterherren, die bereits 1523 als erste das Evangelium in Herford predigten und das ansässige Augustinerkloster auf dem Gelände des alten Friedrichs-Gymnasium Herford gründeten. Aus der Verbindung des Herforder Augustinerklosters zu dem in Wittenberg resultierte die Aktualität, mit der die Glaubensneuerungen in Herford aufgenommen und umgesetzt wurden. Immerhin war es der Herforder Augustinerprior Gottschalk Kropp, der in Wittenberg seinen Doktor der Theologie gemacht hatte und im ständigen Kontakt zu Martin Luther stand, der die Einführung der neuen Lehre in Herford seit 1523 vorantrieb. 1525 wurden, zunächst stillschweigend von der Stadtobrigkeit toleriert, deutsche Kirchenlieder im Herforder Münster gesungen. Die Johanniskirche öffnete 1530 als erste Kirche des Ravensberger Landes ihre Tore für die evangelische Predigt.

Die Einführung der Reformation

Wohl im Winter 1529/1530 wurde die Reformation in Herford durch den Entschluss einer Bürgerversammlung eingeführt. Jedenfalls berichtet dies der Reformator Johannes Bugenhagen in einen Brief an den Prediger Cordatus in Zwickau. Herford ist damit eine der ersten Städte in Westfalen, die die Reformation durchgesetzt haben. Gegen den vergeblichen Widerstand der Herforder Äbtissin vollzog sich die allmähliche Säkularisierung von Kirchengut, deren Höhepunkt im Bildersturm von 1531/32 erreicht wurde. Im Auftrag des Stadtrates wurde nach dem Vorbild anderer Städte damit begonnen, das Kirchengut einzuziehen und für Schulen, Spitäler oder kirchliche Zwecke erneut in Gebrauch genommen. Das Kirchenvermögen ging in den Besitz der Stadt über. Dies war unter anderem nötig geworden, weil einige Klöster verwaist oder in ihrem personellen Bestand stark dezimiert waren. Im Jahr 1532 galt die Reformation mit der Herausgabe und öffentlichen Annahme der Dreierschen Kirchenordnung als formell abgeschlossen. Dreier selbst wurde im gleichen Jahr Prediger am Münster. Mitte der 1540er Jahre befand sich die altgläubige Partei Herfords in aussichtsloser Lage den Katholizismus zu bewahren.

Literatur

  • 1200 Jahre Herford. Spuren der Geschichte (Herforder Forschungen 2). Hrsg. von Thomas Schuler und Theodor Helmert-Corvey, Maximilian Verlag, Herford 1989, ISBN 3-7869-0249-6
  • Rainer Pape: Sancta Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bussesche Verlagshandlung GmbH, Herford 1979, ISBN 3-87120-857-4
52.1156378.670777

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