- Friedrichs-Gymnasium Herford
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Friedrichs-Gymnasium Schulform Gymnasium Gründung 789 Ort Herford Land Nordrhein-Westfalen Staat Deutschland Koordinaten 52° 7′ 45″ N, 8° 40′ 31″ O52.1291666666678.6752777777778Koordinaten: 52° 7′ 45″ N, 8° 40′ 31″ O Träger Stadt Herford Leitung Gudrun Horst de Cuestas Website www.fgh-online.de Das Friedrichs-Gymnasium ist eines von drei Herforder Gymnasien und die älteste Schule im Kreis Herford sowie eine der ältesten im deutschen Sprachraum.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Schule liegt am Rande der Herforder Innenstadt in der Neustädter Feldmark in einem ruhigen Grünbereich an der Werrestraße. Sie ist durch gute Verkehrsverbindungen auch für auswärtige Schüler leicht zu erreichen. In Sichtweite befindet sich das Ravensberger Gymnasium Herford. Auch der Bahnhof Herford ist in ca. 15 Minuten Fußweg bequem zu erreichen.
Geschichte
Mit der Gründung eines Stifts für die Töchter des sächsischen Hochadels durch den Hl. Waltger im Jahre 789 beginnt die urkundlich nicht zu fassende Schulgeschichte. R. Pape nimmt an, dass es eine zweizügige Schule für die Adelstöchter und für angehende Ministranten und Geistliche gab.[1]
Nach der Einführung der Reformation in der Stadt Herford stifteten am 30. Juni 1540 die letzten Augustinermönche ihr Kloster der Stadt, die dorthin die Lateinschule des Reichsstifts mit ihrem letzten Rektor Homerus Buteranus verlegt. Die Schulaufsicht übten Fürstäbtissin und Stadtrat zunächst gemeinsam aus. Im humanistisch-reformatorischen Zeitalter besaß die Schule auch dank der übernommenen Klosterbibliothek eine große geistige Strahlkraft mit universitärem Charakter, zumal es in ganz Westfalen keine Universität gab.
Nach der vom 1631 vom Reichskammergericht und 1642 vom Kaiser bestätigten "Reichsherrlichkeit" der Stadt Herford wurde die Äbtissin nach kurzem Streit von der Mitsprache bei den Stellenbesetzungen ausgeschlossen.
1766 erhielt das «Gymnasium Fridericianum» seinen Namen nach König Friedrich II. von Preußen (dem Großen). Es ist heute die einzige Schule, die seinen Namen trägt. Er hatte zwei landesweite Kollekten zur Renovierung bzw. Neubau der maroden Klostergebäude genehmigt. Diese Fachwerkbauten mussten 1930 einer Schulerweiterung weichen.
Von den 63 Schülern war 1766 ein Drittel weiblich. Allerdings war dieses wahrscheinlich eine Art Schulversuch, der wohl etwa 1774 auslief. Im Jahre 1779 wurde für die Klassen die Bezeichnungen Infima (Sexta), Quinta, Quarta, Tertia, Secunda und Prima eingeführt. Die ersten Abiturprüfungen fanden 1789 statt.
Im 19. Jahrhundert wurde die Schule zu einem humanistischen Gymnasium, nachdem 1822 ein Versuch abgewehrt wurde, das Gymnasium in eine höhere Bürgerschule umzuwandeln. Allerdings wurde 1844 eine Realabteilung eingerichtet, in der unter Verzicht auf Alt-Griechisch den Schülerinnen und Schülern Französisch, kaufmännisches Deutsch und Rechnen beigebracht wurde. Trotz der Bezeichnung Altsprachliches Gymnasium wurden an Fremdsprachen außer Lateinisch und Griechisch auch Französisch und Englisch gelehrt. Von 1540 bis 1991 war Latein die erste Fremdsprache, die heute durch Englisch abgelöst ist. Die zweite Fremdsprache ist Lateinisch oder Französisch.
1869 baute die Stadt der Schule ein neues Gebäude im klassizistischen Stil, das an der Stelle der alten Augustinerkirche stand.
Die von Kaiser Wilhelm II. auf der Dezember-Konferenz 1890 angeregten Schulreformen führten zu einer Reduktion des Pensums in den alten Sprachen zu Gunsten von deutscher Geschichte und Sprache. Die neue Konkurrenz der Oberrealschule (heute Ravensberger Gymnasium Herford), die nun parallel zum Gymnasium die Allgemeine Hochschulreife vergeben durfte, beflügelte die Schule eher. 1929 wird ihr durch preußischen Ministerialerlass die seltene Ehrung als "besonders bedeutungsvolle Anstalt" verliehen. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 begann ein Schulkampf, der 1938 fast zur Auflösung des Gymnasiums führte: nur drei Schüler hatten sich für die Sexta angemeldet. Erst durch den persönlichen Einsatz des Direktors der Oberrealschule und des Herforder Oberbürgermeisters konnten weitere Schüler zur Einrichtung einer Sexta gewonnen werden. Im selben Jahr erging ein Ministererlass, der jüdischen Schülern den weiteren Besuch der Schule verbot.
Im Jahre 1961 wurde ein Aufbauzug für Realschulabsolventinnen und -absolventen angegliedert, in dem diese innerhalb von drei Schuljahren das Abitur erlangen konnten. In dieser Zeit musste auch das Große Latinum erworben werden. Die Koedukation auch außerhalb des Aufbauzuges wurde erst 1964 wieder eingeführt, d. h. Mädchen durften auch ohne Genehmigung der Schulbehörde aufgenommen werden. Nur mit dieser Genehmigung durften bis dahin auch Mädchen die Schule besuchen.
1972 zog das Gymnasium aus der Brüderstraße in die Werregärten nahe der Hansastraße um. Der alte klassizistische Bau wurde trotz großen Protests in der Bevölkerung abgerissen, um dort ein Kaufhaus zu errichten. 1975 führte die Schule widerstrebend die Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe ein.
1983 konnte dank privater Spenden auf dem Dach der Schule eine Sternwarte eingeweiht werden.
Liste der Rektoren, ab 1839 Direktoren
- 1540-1548 Homerus Buteranus
- 1548-1553 Christian Schleibing
- 1553-1555 Heinrich Sibäus
- 1555-1560 Albert Lonicerus
- 1560-1563 Johann Glandorp
- 1563-1567 Albert Lonicerius
- 1567-1580 Franz Luckius
- 1580-1585 Caspar Kemna[de]
- 1585-1586 Heinrich Froböse
- 1586-1593 Johann Happen
- 1593-1598 Eucharius Catharinus
- 1598-1623 Wendelin Lonicerus
- 1623-1627 Sylvester Priebe[nius]
- 1627-1628 Jakob Stephani
- 1628-1633 Christoph Schröder
- 1633-1636 Joachim von Laer
- 1636-1638 Andreas Didelius
- 1638-1652 Franz Schröder
- 1652-1674 Christoph Kracht
- 1674-1679 Gottschalk von Laer
- 1679-1685 Bernhard Teutscher
- 1685-1729 Thomas Müller
- 1729-1731 Johann Caspar Rumpf
- 1732-1738 Johann Heinrich Volmar
- 1738-1746 Johann Heinrich Bose
- 1746-1758 Christoph Matthias Mölling
- 1758-1759 Arnold Heinrich Hotho
- 1759-1763 Johann Friedrich Wesselmann
- 1764-1779 Johann Heinrich Höcker
- 1781-1789 Friedrich August Benzler
- 1790-1794 Ludwig Wachler
- 1799-1807 Karl Engelbrecht Bergmann
- 1807-1838 Konrad Ernst Knefel
- 1839-1857 Friedrich Gothold Schöne
- 1864-1883 Gustav Bode
- 1884-1895 Bernhard Steußloff
- 1895-1911 Hans Windel
- 1911-1914 Rudolf Gräber
- 1914-1946 Theodor Denecke
- 1946-1949 Gustav Schierholz
- 1949-1953 Wilhelm Holtschmidt
- 1953-1960 Karl Brumberg
- 1960-1974 Bernhard Otto
- 1974-1989 Herbert Disep
- 1990-2001 Werner Bulk
- 2001-2011 Hans-Joachim Becker
- ab 1. August 2011 Gudrun Horst de Cuestas
Berühmte Schüler
Zu den Schülern des Friedrichs-Gymnasium und seiner Vorgängerschule zählten Hathumod, Ísleifur Gissurarson, Heinrich von Herford, Hermann Dwerg, Justus Feuerborn, Johannes Cothmann, Anton Fürstenau, Johann Botsack, Matthäus Daniel Pöppelmann, Gerhard Friedrich Müller, Eduard Kleine, Karl Lehr, Friedrich Bokelmann, Wilhelm Normann, Otto Weddigen, Karl Menckhoff, Hermann Höpker-Aschoff, Walter Baade, Erich Gutenberg, Ludwig Denecke, Hans Quest, Ernst L. Wynder, Hanns Joachim Friedrichs, Hans Wollschläger und Edgar Selge.
Siehe auch
Weblinks
- Homepage des Friedrichs-Gymnasiums Herford
- Vereinigung ehemaliger Schüler des Friedrichs-Gymnasiums zu Herford e.V.
- Abiturjahrgang 2010
- Abiturjahrgang 2001
- Abiturjahrgang 1992
Literatur
Geschichte des Friedrichs-Gymnasiums zu Herford, verfaßt bei Gelegenheit der dritten Säkularfeier der Stiftung des Gymnasiums am 7. Juli 1840, von Dr. August Ludwig Francke, Conrektor. Herford 1840
Das höhere Schulwesen in Preußen. Historisch-statistische Darstellung im Auftrage des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten, hrsg. von Dr. L[udwig A.] Wiese, Berlin 1864
In alter Gebundenheit zu neuer Freiheit, 425 Jahre Friedrichs-Gymnasium zu Herford 1540- 1965. Herford 1965
Friedrichs-Gymnasium Herford 1540-1990, Festschrift zum 450jährigen Bestehen. Herford 1990
Michael Baldzuhn: Das älteste Bücherverzeichnis der Schulbibliothek des Friedrichs-Gymnasiums von 1736 und ein bisher unbekannter Katalog von 1825. In: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 17 (2010), S. 228-255
Einzelnachweis
- ↑ R. Pape: Über die Schule am Herforder Münster im Mittelalter, in: Friedrichs-Gymnasium Herford 1540-1990, S. 18-26
Kategorien:- Gymnasium in Nordrhein-Westfalen
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