Eintürnen

Eintürnen
Eintürnen
Wappen von Eintürnen vor der Eingemeindung
Koordinaten: 47° 51′ N, 8° 51′ O47.8530555555568.8433333333333680Koordinaten: 47° 51′ 11″ N, 8° 50′ 36″ O
Höhe: 680–730 m
Eingemeindung: 1. Juni 1972
Postleitzahl: 88410
Vorwahl: 07527

Eintürnen ist ein Ortsteil der Stadt Bad Wurzach in Oberschwaben in Baden-Württemberg mit 725 Einwohnern, rund acht Kilometer südwestlich des Hauptortes, auf einer Höhe von 680 m bis 730 m. Man unterscheidet zwei Siedlungen, Eintürnen im Tal und Eintürnenberg auf der Höhe.

Geschichte

Eintürnen gehört zu den ältesten Orten der Umgebung. Es war eine Urpfarrei (Leutekirch), die dem Heiligen Martin geweiht war. Der ungewöhnliche Ortsname weist auf eine vorgermanische Vergangenheit hin. Noch um 1275 wird der Ort als Hondurnom bezeichnet, 1353 als Ondürnen. Darin steckt das keltische Stammwort -dur, -durnon, -durom oder -durnom, das Burg oder Festung bedeutet. Die Ausgrabungen von 1968 zeigen, dass die ersten Bauten unter der Kirche (Pfostenlöcher und darüber eine Brandschicht) in eine vorchristliche Zeit zurückgehen.

Auch der erste Sakralbau mit Grabstätten ist sehr früh anzusetzen. Die aus dem 12. Jahrhundert stammende romanische Kirche war mit einer Apsis versehen. Zum ersten Mal wird Eintürnen 956 in einer St. Galler Urkunde erwähnt. 1275 erscheint der Ort in Liber decimationis als gut dotierte und reiche Pfarrei. Sie hatte einen sehr großen Pfarrsprengel. 1353 (Liber taxationis) entrichtet der Ort den Zehnt an die Herren von Schellenberg (Kißlegg). Die Kirche hat reiche Einnahmen: „344 Scheffel Hafer und 12 Pfund und 5 Heller (Konstanzer Währung).“ Die Pfarrei wird mit 100 Wohnsitzen angegeben. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde eine gotische Kirche errichtet. Um 1400 erwarben die Truchsessen von Waldburg in Wolfegg diesen Ort. Die erste Poststation von Württemberg wurde hier 1532 von Thurn und Taxis errichtet (Postlinie: Innsbruck-Füssen-Kimratshofen-Eintürnen-Markdorf-Freiburg-Straßburg).

Der Dreißigjährige Krieg und die ihn begleitende Pest brachte viel Leid über den Ort und entvölkerte das Land. Nach dem Kriege wanderten viele Vorarlberger und Schweizer Bauern hier ein. Pfarrer Jakob Thuelli aus dem Großen Walsertal (1655–1694) ließ die 1645 ausgebrannte Kirche wieder aufbauen. 1697 wurde der Hochaltar und die große Glocke geweiht. Durch ein nördliches Seitenschiff wurde 1742 die Kirche erweitert und der Chor polygon verlängert; die ganze Kirche barock ausgestaltet. Seit 1754 fand jährlich am St. Georgstag eine Reiterprozession statt, an der durchschnittlich 500 bis 600 Reiter der weiteren Umgebung teilnahmen (1778: 765 Reiter, 1781: 718 Reiter, 1797: 800 Reiter, 1798: 728 Reiter). Aber weil „derlei Reitereien nur die Ordnung bei den Bittgängen stören“ wurde dieses Volksbrauchtum 1803 im Zeitalter der Aufklärung und des Staatskirchentums verboten. 1968 wurde die Kirche gründlich in ihrer Gesamtgestalt erneuert.

Bis 1972 war Eintürnen eine eigenständige Gemeinde, die bis 1938 zum Oberamt Waldsee, danach zum Landkreis Wangen gehörte. Laut Beschreibung des Oberamts Waldsee von 1834 gehörten seiner Zeit zu dieser 550 katholische Einwohner zählenden Gemeinde die Orte Dietrichsholz, Greut, Linden, Metzisweiler, Rohr und Weiprechts.

Weblink

 Commons: Eintürnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • einturnen — ein|tur|nen, sich <sw. V.; hat: sich vor einem Wettbewerb o. Ä. durch kürzeres Üben, durch Ausführen bestimmter turnerischer Übungen vorbereiten. * * * ein|tur|nen, sich <sw. V.; hat: sich vor einem Wettbewerb o. Ä. durch kürzeres Üben,… …   Universal-Lexikon

  • Arnach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bad Wurzach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Dietmanns (Bad Wurzach) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Gospoldshofen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Seibranz — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Unterschwarzach (Bad Wurzach) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orte im Landkreis Ravensburg — Die Liste der Orte im Landkreis Ravensburg listet die geographisch getrennten Orte (Ortsteile, Stadtteile, Dörfer, Weiler, Höfe, (Einzel )Häuser) im Landkreis Ravensburg auf.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Systematische Liste 2 Alphabetische Liste …   Deutsch Wikipedia

  • Oberamt Waldsee — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 …   Deutsch Wikipedia

  • Bad Wurzach — Bad Wurzach …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”