- Elastizitätsgesetz
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Das hier beschriebene Elastizitätsgesetz gestattet es, die Reaktion eines elastischen Materials, also die im Material auftretenden Spannungen, aus den im Material erzwungenen Dehnungen zu berechnen. Bei linear-elastischem Verhalten des Materials mit kleinen Verformungen und Rotationen schließt dies auch die inverse Betrachtung mit ein: die Dehnungen sind danach die resultierenden Zustandsgrößen der – wie auch immer – erzeugten Spannungen im Material. Das Gesetz wird in den Ingenieurwissenschaften und der technischen Mechanik verwendet, um das Verhalten des spezifischen Materials zu beschreiben. Ferner wird bei den folgenden Ausführungen von einem homogenen Material ausgegangen.
Der lineare Sonderfall des Elastizitätsgesetzes ist das Hookesche Gesetz.Das Elastizitätsgesetz ist ein Sonderfall eines Stoffgesetzes. Andere Arten des elastischen Materialverhaltens sind Nichtlineare Elastizität oder Viskoelastizität. In der Physik werden Zusammenhänge wie das erwähnte Elastizitätsgesetz mittels Tensoren beschrieben. Der entscheidende Vorteil liegt in der Unabhängigkeit der Gleichung von dem zu Grunde gelegten Koordinatensystem. Hier wird jedoch ausschließlich die, auch für Unerfahrene verständliche, ingenieurtechnische Darstellung verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Spannungen
Mechanische Spannungen sind flächenbezogene Kräfte. Es sind Normalspannungen (σ) und Schubspannungen (τ) zu unterscheiden. Normalspannungen wirken senkrecht auf Ebenen, Schubspannungen wirken in der Ebene.
Spezielle Elastizitätsgesetze
Vollständige Anisotropie
Die vollständige (trikline) Anisotropie ist die allgemeinste Form eines Elastizitätsgesetzes. Sie zeichnet sich für den Ingenieur durch die folgenden Eigenschaften aus:
- keine Symmetrieebenen im Material
- 21 unabhängige Elastizitätskonstanten beschreiben das Gesetz
- Elastizitätsmodul ist richtungsabhängig
- alle Kopplungen vorhanden
- Steifigkeitsmatrix ist voll besetzt
Viele Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoffe sind anisotrop, unidirektionale Schicht außerhalb ihrer Hauptachsen. Ingenieure versuchen die aus vollständiger Anisotropie resultierenden Effekte zu nutzen.
Monokline Anisotropie
Die monokline Anisotropie hat für Konstruktionswerkstoffe wenig Bedeutung. Folgende Eigenschaften zeichnen die monokline Anisotropie aus:
- 1 Symmetrieebene im Material
- 13 unabhängige Elastizitätskonstanten beschreiben das Gesetz
- Elastizitätsmodul ist richtungsabhängig
- Kopplungen vorhanden
Rhombische Anisotropie (Orthotropie)
Viele Konstruktionswerkstoffe sind orthotrop, z. B. technisches Holz, Gewebe, viele Faser-Kunststoff-Verbunde, Walzbleche mit Textur, usw. Die Orthotropie darf nicht mit der Anisotropie verwechselt werden. Der bloße richtungsabhängige Elastizitätsmodul ist noch kein Hinweis auf die Anisotropie. Die Orthotropie ist ein Sonderfall eines vollständig anisotropen Elastizitätsgesetzes. Die Orthotropie zeichnet sich durch die folgenden Eigenschaften aus:
- 3 Symmetrieebenen im Material
- 9 unabhängige Elastizitätskonstanten beschreiben das Gesetz
- Elastizitätsmodul ist richtungsabhängig
- keine Dehnungs-Schiebungs-Kopplung vorhanden
Orthotrope Werkstoffe machen also keine Schubverzerrung, wenn sie gedehnt werden. Dies macht sie für den Konstrukteur leicht handhabbar. Daher wird in der Faserverbundtechnik gezielt mit orthotropen Schichten wie dem ausgeglichenen Winkelverbund gearbeitet. Schichtholz wird so aufgebaut, dass es orthotrope Eigenschaften besitzt.
Transversale Isotropie
Die transversale Isotropie zeichnet sich dadurch aus, dass das Elastizitätsgesetz um eine Achse gedreht werden kann, ohne dass es sich ändert. Es ist also gegenüber der Drehung invariant. Ein Beispiel für ein transversal isotropes Material ist ein Rundholz oder eine unidirektionale Schicht. Die elastischen Eigenschaften des Rundholzes ändern sich nicht, wenn man es um seine Längsachse dreht. Dennoch besitzt das Holz unterschiedliche Moduln längs und quer zur Faser. Die transversale Isotropie wird durch die folgenden Eigenschaften charakterisiert:
- 3 Symmetrieebenen im Material
- 5 unabhängige Elastizitätskonstanten beschreiben das Gesetz, eine mögliche Auswahl ist E1, E2, ν12, ν23 und G12[1]
- Denn es gilt ν32 = ν23 und die übrigen Größen in der Matrix ergeben sich aus der Beziehung .
- Elastizitätsmodul ist richtungsabhängig, zwei Moduln sind identisch
- keine Dehnungs-Schiebungs-Kopplung vorhanden
Die transversale Isotropie ist ein Sonderfall der allgemeinen Orthotropie.
Isotropie
Das isotrope Gesetz ist das bekannteste und wichtigste Elastizitätsgesetz. Mit ihm können nahezu alle Metalle und unverstärkte Kunststoffe beschrieben werden. Auch kurzfaserverstärkte Kunststoffe können isotrop sein, wenn man die Verstärkungsfasern statistisch verteilt (siehe: Faser-Matrix-Halbzeuge). Das isotrope Elastizitätsgesetz zeichnet sich für den Konstrukteur hauptsächlich durch die Invarianz gegenüber der Drehung aus. In einer Konstruktion ist es also unerheblich, wie der isotrope Werkstoff orientiert wird. Gewalzte metallische Bleche können eine schwache Anisotropie aufweisen.
- unendlich viele Symmetrieebenen im Material
- 2 unabhängige Elastizitätskonstanten beschreiben das Gesetz
- Elastizitätsmodul ist nicht richtungsabhängig, zwei Moduln sind identisch
- keine Schiebungs-Dehnung-Kopplung vorhanden
Kopplungen
Die unterschiedlichen Elastizitätsgesetze zeichnen sich durch ihre Kopplungen aus. Eine Kopplung bezeichnet den Effekt, dass das Material mit einer Verformung außerhalb der Wirkrichtung der Belastung reagiert.
Dehnungs-Querdehnungs-Kopplung
Dies ist die bekannteste Kopplung. Sie wird auch als Querkontraktionskopplung bezeichnet. Die Kopplung bewirkt, dass sich der Werkstoff bei Zug einschnürt, bzw. bei Druck verbreitert. Ingenieure haben gelernt mit der Dehnungskopplung umzugehen und wenden sie gezielt an, z. B. beim Nieten. Praktisch alle Konstruktionswerkstoffe besitzen diese Kopplung.
- verantwortliche Terme:
Dehnungs-Schiebungs-Kopplung
Besonders bei anisotropen Werkstoffen tritt diese Kopplung auf. Orthotrope Werkstoffe besitzen sie nicht. Die Dehnungs-Schiebungs-Kopplung erzeugt eine Schiebung bei einer Dehnung des Materials. Umgangssprachlich wird dies auch als Verzug bezeichnet. Mit Hilfe der klassischen Laminattheorie kann untersucht werden, ob ein Werkstoff eine Dehnungs-Schiebungs-Kopplung besitzt.
- verantwortliche Terme: sowie
Schiebungs-Schiebungs-Kopplung
Die Schiebungs-Schiebungs-Kopplung tritt nur bei anisotropen Werkstoffen auf. Eine Schiebung in der Ebene erzeugt hier auch eine Schiebung aus der Ebene heraus.
- verantwortliche Terme:
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Schürmann: Konstruieren mit Faser-Kunststoff-Verbunden. 2. Ausgabe. Springer 2008, ISBN 978-3540721895, Seite 183.
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