Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg
Kaispeicher A mit Logo der „Stiftung Elbphilharmonie“

Die Elbphilharmonie Hamburg ist eine Konzerthalle, die in der HafenCity in Hamburg entsteht. Am 2. April 2007 wurde feierlich in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) der Grundstein gelegt. Das Richtfest soll im Herbst 2009 stattfinden. Die Eröffnung soll nach neuester Terminverschiebung nun im Herbst 2011/12 erfolgen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Elbphilharmonie soll ein neues Wahrzeichen für Hamburg und ein Haus für alle werden. Und sie soll einen der besten Konzertsäle der Welt bekommen. Schon heute, gut ein Jahr nach Baubeginn, sind die Erwartungen an die Elbphilharmonie sowohl in Hamburg als auch national und international gewaltig. Das neue Konzerthaus wird nicht nur ein Touristenmagnet sein, sondern die Stadt auch für die Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und der Metropolregion noch spannender und lebenswerter machen. Wie sehr die Hamburger die Elbphilharmonie als ihr eigenes Bürgerprojekt betrachten, zeigt die gewaltige Spendensumme von mittlerweile 67 Mio. €, die für Bau und Betrieb der Elbphilharmonie zustande gekommen sind. Die Idee und Nutzungskonzeption stammen von dem Architekten und Projektentwickler Alexander Gérard und der Kunsthistorikerin Jana Marko, die die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die auch das Olympia-Stadion in Beijing planten, für das Projekt gewinnen konnten und mit dem Entwurf beauftragten.

Hamburg errichtet an dieser herausgehobenen, prominenten Stelle im Hafen einen Ort, an dem Kultur stattfindet. Dort wo bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das Wahrzeichen des alten Hafens, der Kaiserspeicher stand und wo seit 1966 in einem Monument der Nachkriegsmoderne, dem Kaispeicher A von Werner Kallmorgen, Kakao, Tabak und Tee gelagert wurde, entsteht nun ein Konzerthaus, ein Gebäude, das weltweit für Aufsehen sorgt.

Aber die Elbphilharmonie wird nicht nur ein Ort der Hochkultur. Sie soll ein Haus für alle sein, keine elitäre Einrichtung. Denn neben klassischer Musik wird sie auch ein Aufführungsort für Jazz, Pop, Weltmusik sein. Unabhängig von der Musikgattung gibt es nur ein Auswahlkriterium: Exzellenz.

Gebäude

Kaispeicher A mit Plakat Elbphilharmonie (Juli 2006)
Hafentour passiert Elbphilharmonie-Baustelle (November 2008)
Elbphilharmonie-Baustelle
(April 2009)

Der Entwurf des Gebäudes stammt vom schweizerischen Architekturbüro Herzog & de Meuron. Er sieht vor, auf der bestehenden Struktur des denkmalgeschützten Kaispeichers A einen gläsernen Aufbau in geschwungener Wellenform zu errichten, welcher die beiden geplanten Konzertsäle beherbergen wird.

Im eigentlichen Gebäude des Kaispeichers (welches komplett entkernt wurde, von der ursprünglichen Bausubstanz bleibt nur die Fassade erhalten, die während der Bauarbeiten durch ein Stützgerüst stabilisiert wird) sowie im Zwischenraum zwischen Kaispeicher und Aufbau sollen unter anderem ein Fünf-Sterne-Hotel mit 220 Zimmern, ein Konferenzzentrum, Appartments (35 Wohneinheiten mit 75-210 m²) und verschiedene gastronomische Betriebe untergebracht werden. Zudem soll ein großer Teil des Gebäudes auch als Parkhaus genutzt werden.

Vorgesehen sind ein großer Konzertsaal mit rund 2150 Sitzplätzen, sowie ein kleinerer Kammersaal mit weiteren 550 Sitzplätzen. Die Ränge des großen Saals sind ebenso wie in der Berliner Philharmonie eng um das Orchesterpodium herum angeordnet, wodurch eine stets gute Sicht und beste Akustik garantiert sind. Während sich der große Saal klassischer und moderner populärer Musik widmen wird, soll der kleine Saal Kammermusik vorbehalten sein, sich aber auch anders nutzen lassen, so zum Beispiel als Kongresssaal.

Die Musik definiert den Charakter und die Bestimmung des Bauwerks als Konzerthaus. Hamburg stärkt damit neben den Images einer erfolgreichen Musical-Stadt auch sein Ansehen in Bezug auf die Pflege der klassischen, bzw. der „ernsten Musik“. Der musik- und stadtgeschichtliche Vorläufer der Elbphilharmonie ist die Laeiszhalle-Hamburger Musikhalle, die am 4. Juni 2008 ihr 100jähriges Bestehen feierte. Aufgrund der zahlreichen Nutzungen neben dem Konzertbetrieb kann jedoch in Frage gestellt werden, inwiefern die Benennung als „Philharmonie“ gerechtfertigt ist oder ob es sich nicht vielmehr um eine Ansammlung vergleichbar stark gewichteter Einzelnutzungen handelt, unter denen die Nutzung als Konzerthaus vor allem aus Gründen der Vermarktung in besonderer Weise hervorgehoben wird.

Das Akustikkonzept der Konzertsäle stammt von Yasuhisa Toyota, der bereits die Konzepte von mehr als 50 anderen Konzerthäusern und -hallen erstellt hat und gegenwärtig unter anderem an der Überarbeitung des Opernhauses von Sydney tätig ist.

Die Architektur der Elbphilharmonie erhielt vielfachen Zuspruch, unter anderen äußerten sich auch Kritiker des Gesamtprojektes der HafenCity positiv; während Architekten wie Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg über die HafenCity bemerkten, dass es sich bei ihr um „eine Ansammlung von Beliebigkeiten“ handele, womit sie Bezug auf die künstlerische Bedeutungslosigkeit einer Vielzahl der bereits realisierten Gebäude der HafenCity nehmen, hoben sie die Elbphilharmonie lobend hervor, besonders auch in Hinblick auf die Ausnutzung und Einbindung einer bestehenden Struktur.

Architektonisch bietet die Elbphilharmonie einen Kontrast zwischen dem nüchternen roten Ziegelbau des Kaispeichers und dem Glasaufbau. Durch die Fortsetzung des trapezförmigen Grundrisses des Kaispeichers im gläsernen Aufbau ergibt sich eine geschlossene Form.

Die Form der Elbphilharmonie ähnelt jenem Raumkörper, der entstünde, wenn aus der umgebenden Elbe ein Tortenstück herausgeschnitten und um die Höhe des Wasserspiegels mit Sedimentsockel angehoben würde.

Finanzierung

Entwicklung der Kostenschätzungen für die Elbphilharmonie in Mio € [1]

Im Laufe der Planung des Projektes (mit ursprünglich 150 Mio. Euro im Jahre 2003) haben sich die Baukosten verdreifacht. Seit der Vertragsunterzeichnung zwischen dem Bauherren und dem Investor der Elbphilharmonie im Jahre 2006 sind die Baukosten um 86% gestiegen.

2006 beliefen sich die Gesamtbaukosten für die Elbphilharmonie noch auf 241,3 Mio. Euro. Davon sollten auf den öffentlichen Bereich 138 Mio. Euro entfallen, 103 Mio. Euro auf den privaten Bereich, den das Investoren-konsortium IQ², in dem sich die Hochtief AG und die Commerz Real AG zusammengeschlossen haben, trägt. Inklusive weiterer Projektkosten und abzüglich von Spendenmitteln hätten aus dem Haushalt der Freien und Hansestadt Hamburg 114,3 Mio. Euro finanziert werden müssen. Zusätzlich existierte ein Budget von 10 Mio. Euro für unvorhergesehene Baumaßnahmen. Dieses Budget wurde bereits mit 7 Mio. Euro durch Schwierigkeiten bei den Nachgründungsarbeiten und ein neues Kühlsystem belastet. Die unerwartet hohen Kosten weckten erneut Zweifel über die tatsächliche Finanzierbarkeit des Projektes. Eine weitere Kostenerhöhung um 20 Mio. Euro wurde im Frühjahr 2008 bekannt.[2]

In einer Machbarkeitsstudie für das Projekt Elbphilharmonie wurde erarbeitet, dass neben dem Anteil der Stadt und der Investoren eine Spendensumme von 30 Mio. Euro durch Private aufgebracht werden müsse, um die Umsetzung des Projektes zu gewährleisten. Die erhoffte Spendensumme konnte bereits in einem sehr frühen Stadium des Projekts durch eine Großspende in Höhe von 30 Millionen Euro vom Unternehmer-Ehepaar Hannelore und Helmut Greve aufgebracht werden. Weitere Großspenden folgten in Höhe von 10 Mio. Euro von Michael Otto, dem Präsidenten des in Hamburg ansässigen Versandhauses Otto, und von der Reemtsma-Stiftung. Als Anlaufstelle für finanzielle Unterstützung des Projektes wurde am 31. Oktober 2005 die „Stiftung Elbphilharmonie“ gegründet, welche sich um die Einwerbung weiterer Spenden und Zustiftungen kümmern soll. Die aktuelle Spendensumme für den Bau und den späteren Betrieb der Elbphilharmonie beträgt im August 2008 circa 68 Mio. Euro. In der Bürgerschaftssitzung am 28. Februar 2007 stimmte die Bürgerschaft der Realisierung der Elbphilharmonie und dem städtischen Finanzierungsbeitrag einstimmig zu. Im Sommer 2008 wird die Finanzierung erneut in Frage gestellt: In Zeitungsberichten ist von Mehrkosten bis zu 243 Mio. Euro die Rede. Der Chefplaner Hartmut Wegener musste daher seinen Hut nehmen. Bei Nachtragsvereinbarung mit Hochtief und den Architekten wurden die Baukosten im November 2008 mit 450 Mio. Euro ausgehandelt. Der Anteil der Stadt läge danach bei 323 Mio. Euro.[2]

Geschichte des Ortes

Die Elbphilharmonie wird an einem historisch bedeutsamen Ort stehen. Der Sandtorhafen, an dessen Spitze die Elbphilharmonie errichtet wird, ist das erste industriell genutzte Hafenbecken Hamburgs. Bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand dort das Wahrzeichen des Hafens, der Kaiserspeicher mit der Zeitballuhr. Jedes Schiff, das in den Hamburger Hafen einlief, fuhr auf ihn zu. Seit 1966 wurde im Kaispeicher A von Werner Kallmorgen, einem Monument der Nachkriegsmoderne, Kakao, Tabak und Tee gelagert.

So sehr der Ort historisch aufgeladen ist, so unbekannt war er lange Jahre. Erst seit die Speicherstadt und die HafenCity aus dem Freihafen entlassen worden sind, entdecken die Menschen diesen prominenten Teil der Stadt wieder. Im Westen ragt die Elbphilharmonie in die Elbe hinein, als Scharnier zwischen der Stadt und dem Hafen. Auch für die HafenCity hat die Elbphilharmonie eine zentrale Funktion. Mit dem "Internationalen Maritimen Museum Hamburg" und den geplanten Kultureinrichtungen im Überseequartier wird sie das kulturelle Herzstück der HafenCity sein und zur weiteren Belebung dieses größten innerstädtischen Stadtentwicklungsgebiets Europas beitragen.

Quellen

  1. "Glasmonster frisst 500 Millionen die tageszeitung vom 27.11.2008
  2. a b Joachim Mischke: Preis des Prestigeprojekts steigt weiter. In:Hamburger Abendblatt, 27. November 2008

Literatur

  • Till Briegleb: Eine Vision wird Wirklichkeit. Auf historischem Grund: Die Elbphilharmonie entsteht, 2007, ISBN 978-3-938017-91-3

Weblinks

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