Electronic Program Guide

Electronic Program Guide

Als Electronic Program Guide (EPG) [ɪˌlɛkˈtɹɑːnɪk ˈpɹoʊɡɹæm ˈɡaɪd] (zu deutsch elektronischer Programmführer) bezeichnet man elektronisch verbreitete Informationen über das aktuelle Hörfunk- und Fernsehprogramm. Die Daten werden heute in der Regel als Zusatzangebot von den Sendern ausgestrahlt und sind kostenlos zu empfangen. Der elektronische Programmführer bietet einen Ersatz für gedruckte Programmzeitschriften, die meistens allerdings ein größeres Angebot haben, das sich nicht auf die reine Programminformation beschränkt.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Mit Hilfe des EPGs lässt sich das laufende und kommende Fernseh- oder Radioprogramm anzeigen. Die Programmübersicht beinhaltet mindestens den Titel, die Uhrzeit und die Dauer jeder Sendung. Zusätzlich können zu den einzelnen Sendungen kurze Beschreibungen des Inhalts – bei einigen EPG-Formaten auch mit Bildern – angezeigt werden. Aufgrund der Integration in das Empfangsgerät lässt sich aus dem EPG heraus das Programm umschalten oder die Aufnahme einer ausgewählten Sendung programmieren.

Der Seitenbereich 300–399 im Teletext ist ein Vorläufer des EPG. Dieser Bereich wird von den meisten deutschen Sendern genutzt, um das eigene Programm der nächsten Tage aufzulisten. Auch dieses Format konnte von einigen Empfangsgeräten zur einfachen Programmierung von Video-Aufzeichnungen verwendet werden. Diese Funktion wurde später durch ShowView erweitert.

Der EPG wird, wie auch der Videotext, digital in Binärcode übertragen. Beim Videotext wurde das Digitalsignal jedoch auf den analogen Träger aufmoduliert, wohingegen beim EPG die Daten Teil des kompletten Digitalsignals sind. Für die Anzeige jedes EPG-Formats ist eine spezielle Software notwendig. Der Vorteil der binären Übertragung ist die Möglichkeit der maschinellen Auswertung der Daten, die neben den bereits erwähnten Möglichkeiten auch komplexe Suchabfragen erlauben.

Im digitalen Fernsehen werden die EPG-Daten nach dem DVB-SI-EIT-Standard übertragen, siehe Event Information Table. Anhand der bereitgestellten Informationen innerhalb der EIT ist es möglich, eine elektronische Programmzeitung zu erstellen, die die folgenden Informationen beinhaltet:

  • Name der Sendung mit kurzer und ausführlicher Beschreibung
  • Beschreibung der Datenströme in mehreren Sprachen
  • Ob und mit welchem Verfahren eine Sendung verschlüsselt ist
  • Kennung des so genannten content_descriptor (das ist die jeweilige Programmart, bzw. Kategorie, bzw. Klassifikation).
    • z. B. Spielfilm, Sportveranstaltung, Kinderprogramm usw.
  • Altersbeschränkung für die entsprechende Sendung, ab 12, 16, 18 Jahren
  • Länderkennung für die entsprechende Sendung
  • Kennzeichnung einer interaktiven Sendung
  • Bit-Raten einer Sendung

Eigentlich ist dies nur eine theoretische Möglichkeit, einen elektronischen Programmführer zu erstellen, da die Daten, die innerhalb der EIT gesendet werden können, nicht gesendet werden müssen. Das hat zur Folge, dass jedem Anbieter selber überlassen wird, was an zusätzlichen Daten gesendet wird. Somit ist es nicht möglich, eine konsistente elektronische Programmzeitung zu erstellen. So sendet z. B. iesy keinen „content_descriptor“. Damit zeigen die Empfänger keine Programmart (Kategorie bzw. Klassifikation) an.

Digitalempfänger verfügen in der Regel über einen eingebauten EPG, der diese Daten anzeigt. Externe EPG zum Beispiel nach dem MHP-Standard können Bilder und zusätzliche Informationen anzeigen und auch einen digitalen Videorekorder oder HTPC programmieren.

Im analogen Fernsehen gibt es mehrere konkurrierende EPG-Standards. Gemeinsam von vielen europäischen Fernsehgeräteherstellern wurde in den Jahren 1994 bis 1996 ein offener Standard entwickelt (ETSI Standard ETS 300 707), der in Fernsehgeräten und Videorekordern unter der Marke NexTView vertrieben wird. Daneben gibt es weitere proprietäre Verfahren wie den Guide+ von Rovi.

„Guide Plus+“-EPG

Die Daten für den Programmführer der Firma Rovi International Solutions S.à.r.l. (früher: Gemstar) werden in Europa auf folgenden Kanälen (Host) über die vertikale Austastlücke übertragen:

Der Download der TV-Daten auf das Gerät erfolgt in der Regel automatisch über Nacht (zwischen 3:00 und 5:00 Uhr). Zusätzlich kann – je nach Gerät – ein Download um 10:00 und um 14:00 Uhr erfolgen und dauert jeweils zwei Stunden. In dieser Zeit werden Updates der unterstützen Receiver und sonstiger Daten durchgeführt. Dazu muss das jeweilige Gerät ausgeschaltet (auf Standby) sowie der Host-Kanal programmiert sein. Manche Geräte lassen es zu, eine Priorität anzugeben: entweder Aufnehmen oder EPG-Aktualisierung durchführen. Die meisten der Guide-Plus-fähigen DVD-Recorder (Ausnahme: Panasonic) beinhalten einen Infrarot-Sender (sog. G-Link), der zur Steuerung von bestimmten, unterstützten Satellitenempfängern verwendet werden kann, so dass bei Aufnahmen der Satellitenempfänger auf das gewünschte Programm umgeschaltet wird, ohne dass der Benutzer dies manuell machen muss.

Programmierung des Videorecorders

Die gesendeten Programmdetails (Senderkennung, Datum, Start- und Endzeitpunkt) der Filme können zur Programmierung von Festplatten- und DVD-Rekordern benutzt werden. Dabei kann man, anders als bei der manuellen Eingabe der Sendungsdaten oder des ShowView-Codes, mit wenigen Knopfdrücken die Daten aus dem EPG in die Rekordersteuerung zur Aufnahme importieren und diese benutzen.

Wirtschaftliche Dimensionen des EPGs

Zunehmende Programmdichte und steigende Zahl an TV-Plattformen und Übertragungswegen schaffen einen lukrativen Markt für Entertainmentnavigation. Zwar gibt es nach einer Studie der Strategieberatung Goldmedia 2009 in Deutschland erst rund fünf Mio. Haushalte, die einen hochwertigen elektronischen Programmführer (EPG) nutzen. Das sind 13 Prozent der deutschen TV-Haushalte. Aber schon 2014 wird mehr als jeder zweite deutsche Haushalt einen EPG besitzen, in Westeuropa sind das 2014 sogar nahezu drei Viertel aller TV-Haushalte.

Für die Akteure im EPG-Markt bietet die wachsende Nachfrage nach Content-Navigation hohe Wachstumspotenziale. Das EPG-Marktvolumen aus direkten Erlösen betrug 2008 in Westeuropa nach Goldmedia-Analysen insgesamt rund 156 Mio. Euro. Bis 2014 werden sich diese Umsätze auf 450 Mio. Euro fast verdreifachen. Direkte EPG-Erlöse entstehen vor allem im B2B-Bereich, etwa aus der technischen Entwicklung, der Implementierung der EPGs in Endgeräte, aus Lizenzen sowie aus Software- oder Programmdaten-Updates.

Zusätzlich gewinnt der EPG künftig als Transaktions-, Werbe- und Kommunikationsplattform massiv an Relevanz. Er wird zur zentralen Schnittstelle zum Kunden und damit für Pay-TV- und andere Content-Anbieter zur Verkaufsfläche für Filme, Games, Musik und T-Commerce-Angebote sowie zum interaktiven Werbemedium.

Literatur

  • Markus Vorhauer: Integration eines Electronic Program Guide (EPG) in IPTV: Aufbau und Auswertung von DVB (Digital Video Broadcasting) und EPG, und Integration in IPTV. Vdm Verlag Dr. Müller, 2008, ISBN 978-3-6390-3239-0.

Weblinks


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