Elektroakustische Musik

Elektroakustische Musik

Elektroakustische Musik bezeichnet Neue Musik, die (nicht notwendigerweise ausschließlich) mit elektronischen Geräten erzeugt oder transformiert wurde und über Lautsprecher wiedergegeben wird.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Elektroakustische Musik ist ein ab den 1950er Jahren aufkommender Begriff für eine über Lautsprecher wiedergegebene Musik im Gegensatz zur Instrumental- oder Vokalmusik. Der Lautsprecher wird zum eigentlichen Instrument und macht dieses Genre, bis auf die Live-Elektronik, interpretenlos. Ebenso ist die Transkription dieser Musik im musikwissenschaftlichen Diskurs nicht eindeutig definiert. Gattungsgeschichtlich lässt sie sich in den Bereich der Neuen Musik einordnen. Als Unterkategorien zählt man die musique concrete, die frühe Elektronische Musik, tape music, Live-Elektronik und Teile der Computermusik dazu. Weltweit gibt es Verbände zur Förderung und Organisation dieses Genres, wie beispielsweise in Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik.

Begriffsdeutungen

Die Begriffsverwendung findet teilweise synonym mit dem Begriff der Elektronischen Musik statt, jedoch ist damit stets der elektronische Bereich der Kunstmusik gemeint und man versucht seit den 1980er von der Elektronischen Popmusik zu differenzieren. Der Terminus Elektroakustische Musik bzw. musique electroacoustique entstand in den 1950er Jahren. Iannis Xenakis bezeichnete seine Tonbandkompositionen bereits so von Anfang an. Des Weiteren ist auch von der akusmatischen Musik die Rede, die teilweise verwandt oder als Unterkategorie angesehen wird. Die Akusmatik hat ihren Ursprung im französischen Sprachraum (Frankreich und Kanada) und ging mit denen zunächst als nur als Elektronische Musik bezeichneten Formen aus Deutschland und Amerika später im dem Obergriff Elektroakustische Musik auf.

Geschichte

Siehe dazu die Artikel Elektronische Musik, musique concrete, Live-Elektronik und Computermusik

Rezeption

Einige Komponisten und Musiktheoretiker wie André Ruschkowski verwenden den Begriff weiter und sehen darin auch eine Erweiterung der klassischen Definition von elektronischer Musik, insbesondere einen „Hinweis auf die gleichberechtigte Verwendung ‚elektronischen’ und ‚akustischen’ Materials als Kompositionsgrundlage.“ Die These, dass man akustisch hochwertige Musik und damit verbunden auch die Wiedereinführung von akustischen Instrumenten betonen wollte, ist angesichts der seit etwa den 1970er Jahren vorherrschenden Aufführungspraxis, in der die mechanischen Musikinstrumente gegenüber der Live-Elektronik und gegenüber vorher bereitetem und aufgezeichnetem Klangmaterial dominieren, nicht von der Hand zu weisen. Es gibt auch die These, dass mit dem Namenswechsel eine Richtungsänderung weg von der sehr radikalen Ausrichtung der frühen elektronischen Musik verdeutlicht werden sollte. Dabei war besonders das Fehlen des Interpreten in dieser Musik eine große Hürde für die Anerkennung als Musik überhaupt, was die Wiedereinführung der althergebrachten Instrumentalisten stark motivierte.

Die Tendenzen einer elektroakustischen Musik werden von einigen als reaktionär kritisiert, weil bereits vollzogene Entwicklungsschritte negiert würden, aber nichts Weiterführendes dafür eingetauscht werde. Entsprechend wird behauptet, dass die resultierenden Ausdrucksformen wesentlich mit denen der neuen Instrumental- oder Vokalmusik identisch seien oder sogar auf früheres zurückfallen. Befürworter wenden ein, dass insbesondere im Bereich der Improvisationsmusik durch die verstärkte Einbeziehung elektronischer Instrumente und von Sampling neue musikalische Verknüpfungen und Musizierweisen entstanden seien, die über die bisherige Kompositions- und Interpretationspraxis hinauswiesen.

Von der Wortbedeutung her ist der Begriff sehr problematisch. Jede Musik ist notwendig akustisch. Fast alle Musik – und gerade die Unterhaltungsmusik, von der man sich unterscheiden will – wird heutzutage mit elektronischen und elektroakustischen Verfahren hervorgebracht.

Literatur

  • Hans Ulrich Humpert, Herbert Eimert: Lexikon der elektronischen Musik, Bosse: Regensburg 1973. ISBN 3-7649-2083-1
  • Frank Gertich, Julia Gerlach, Golo Föllmer (Hrsg.): Musik...verwandelt, Wolke Verlag: Hofheim 1996. ISBN 3-923997-68-X
  • Martin Supper: Elektroakustische Musik & Computermusik, Wolke Verlag: Hofheim 1997. ISBN 978-3-923997-77-0
  • André Ruschkowski: Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen, Reclam: Ditzingen 1998. ISBN 978-3150096635
  • Elena Ungeheuer (Hrsg.): Elektroakustische Musik. Handbuch der Musik im 20. Jahrhundert 5, Laaber-Verlag: Laaber 2002. ISBN 978-3-89007-425-2
  • Thomas Dézsy, Stefan Jena und Dieter Torkewitz (Hrsg.): Zwischen Experiment und Kommerz. Zur Ästhetik elektronischer Musik, Mille Tre: Wien 2007. ISBN 978-3-900198-14-5
  • Bruno Spoerri (Hg.) in Zusammenarbeit mit dem ISCT (Institute for Computer Music and Sound Technology Zürich): Musik aus dem Nichts. Die Geschichte der elektroakustischen Musik in der Schweiz, Chronos Verlag: Zürich. ISBN 978-3-0340-1038-2

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