Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik

Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik
Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik e.V.
(DEGEM)
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Zweck: Förderung der elektroakustischen Musik in nationalem und internationalem Rahmen
Vorsitz: Prof. Dr. Michael Harenberg
Gründungsdatum: 26. April 1991
Mitgliederzahl: Einzelmitglieder und Institutionen wie Konzertveranstalter und elektronische Studios an deutschsprachigen Hochschulen
Sitz: Berlin
Website: degem.de

Die Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik e.V. (DEGEM) ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein zur Förderung der elektroakustischen Musik.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der DEGEM ist eng verknüpft mit der Geschichte der Elektronischen Klangkunst in der DDR. Diese beginnt 1949 mit dem "Studio für künstliche Klang- und Geräuscherzeugung" im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt (RFZ) der Deutschen Post in Berlin-Adlershof, als Oskar Sala vom Ostberliner Rundfunk beauftragt wurde, ein neuartiges Quartett-Trautonium mit zwei Doppelspieltischen anzufertigen, das jedoch offenbar nie zum Einsatz kam. Nach dem kulturpolitisch motivierten Ende des "Studios für Elektronische Klangerzeugung" im Berliner Funkhaus sowie des Experimentalstudios im Labor für musikalisch-akustische Grenzgebiete des RFZ in Berlin-Adlershof 1970 sind bis in die 80er Jahre hinein keine von offizieller Seite geförderten elektronischen Studios in der DDR bekannt. Bis Mitte der 1980er Jahre gab es neben kleinen Privatstudios- und Initiativen lediglich inoffizielle Arbeits- und Informationsmöglichkeiten. Die „Werkstatt-Tage elektroakustischer Musik“ in dem 1986 auf Initiative von Georg Katzer und Lothar Voigtländer an der Akademie der Künste der DDR gegründeten elektroakustischen Produktionsstudio wurden im Anschluss an die Aufnahme der DDR in die C.I.M.E. ins Leben gerufen. Die innerhalb der DDR an das „Sekretariat Internationale Nichtstaatliche Musikorganisationen“ angebundene 1981 in Bourges gegründete „Confédération International de la Musique Electroacoustique“ (C.I.M.E.)[1] ist Mitglied des Internationalen Musikrates sowie der UNESCO.

Damit verfolgten die Initiatoren nicht nur die Absicht, aus der DDR internationale Kontakte zu elektronischen Studios zu pflegen, sondern auch der noch relativ kleinen, aber hoch motivierten und engagierten Szene elektroakustischer Komponisten in der DDR eine breitere Informations-Plattform zu verschaffen. Infolge der Vereinigung mit der BRD bestand 1991 die Notwendigkeit, die C.I.M.E., Sektion der DDR als DecimE (Deutsche Sektion der Gesellschaft für elektroakustische Musik e.V.) einer in der BRD gültigen Rechtsform anzupassen. Am einfachsten schien dies durch eine Neugründung möglich zu sein, die im Verlauf der 4. Werkstatt-Tage 1991 mit 38 Gründungsmitgliedern unter Leitung von Georg Katzer vorgenommen wurde. Im ersten gesamtdeutschen Vorstand übernahm der West-Berliner Folkmar Hein, der bereits Mitglied der C.I.M.E. Sektion der DDR war, den Vorsitz in einem ansonsten paritätisch besetzten Vorstand. Die DecimE übernahm die Mitgliedschaften im Deutschen Musikrat und der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) und setzte die Arbeit an der Verbreitung elektroakustischer Musik fort. In das erste Jahr der DecimE fällt auch die Gründung der bis 2005 im Berliner Pfau Verlag erschienenen Zeitschrift "Mitteilungen". Aufgrund des Austritts aus der C.I.M.E. und einer vorübergehenden Mitgliedschaft in der NICE (New International Community of Electroacoustic Music) wurde 1994 der Name in DEGEM geändert.

Ziele

Die DEGEM fördert die elektroakustische Musik in nationalem und internationalem Rahmen. Diesem Zweck dienen die Organisation von Fachtagungen, -kursen und Konzerten, der internationale Austausch von Informationen sowie die Herausgabe von Publikationen und Tonträgern. Die DEGEM ist selbstlos tätig und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Sie finanziert sich hauptsächlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Aktivitäten

Neben der Veranstaltung von Konzerten und der Organisation von Fachtagungen dokumentiert die DEGEM aktuelle Arbeiten ihrer Mitglieder in einer Reihe eigener Produktionen auf bisher 12 publizierten CDs/DVDs.

Internationale Kontakte unterhält die DEGEM u.a. durch ihr Engagement in der jährlichen Konferenz Sound and Music Computing,[2] die von Interessenvertretungsverbänden elektroakustischer Kunst aus 7 europäischen Ländern veranstaltet wird.

Auf Initiative des damaligen DEGEM Vorstands unter Federführung von Sabine Schäfer[3] und Michael Harenberg, bietet die DEGEM seit Juni 2005 in technischer Kooperation mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe ein WebRadio[4] mit einem Programmangebot rund um Themen der elektroakustischen Kunst an. Die redaktionell betreuten Inhalte des DEGEM WebRadios sind in 5 verschiedene Rubriken gegliedert:

  1. Studioforum
  2. Berichte/Features
  3. Konzerte/Mitschnitte
  4. ZKM / Musik aktuell
  5. Sounds only

Zum Programm gehören Mitschnitte von Konzerten, Symposien und Portraits von Komponisten und Studios ebenso, wie Berichte über Projekte und Forschungsvorhaben, themenbezogene Features und aktuelle Diskussionen. Auch Reportagen von Festivals, Kongressen und Ausstellungen, sowie Produktionen aus den Archiven der Elektroakustischen Musik haben einen festen Sendeplatz.

Ziel des für alle Interessierten offenen Angebots ist es, eine Plattform für elektroakustische Kunst unterschiedlichster Stile und Genres zur Verfügung zu stellen. Hier kann elektroakustische Kunst gehört, diskutiert und im Spiegel aktueller Veranstaltungen reflektiert werden. Durch die Zusammenarbeit mit dem ZKM entsteht zudem aus dem laufenden Sendebetrieb das WebRadio-Archiv aller gesendeten Beiträge. Dieses ergänzt das DEGEM-Archiv, welches in Zusammenarbeit mit dem ZKM Karlsruhe aufgebaut wurde und in dem in Deutschland entstandene bzw. erdachte Produktionen Elektroakustischer Musik erstmals gesammelt und öffentlich zugänglich gemacht werden.

Das DEGEM-Archiv hat die Aufgabe, alle elektroakustische Musik deutscher oder in Deutschland lebender Komponisten samt Aufführungsmaterialien zentral zu erfassen, zu sammeln und primär zu Informationszwecken verfügbar zu machen. Alle Materialien werden in einer Online-Datenbank dokumentiert, die über das Internet abrufbar ist.[5] Die Materialien werden als gekennzeichnete Entität in die Datenbank der ZKM-Mediathek aufgenommen und können als solche nach verschiedenen Kriterien recherchiert werden. Für Publikum und Forschung sind die Materialien an den Seh-/Hörplätzen der Mediathek des ZKM in Karlsruhe verfügbar. Das DEGEM-Archiv strebt eine Zusammenarbeit mit allen deutschen Komponisten und Studios an, um sicherzustellen, dass die Materialien zentral erfasst und verfügbar sind. Außerdem wird eine Zusammenarbeit mit Veranstaltern angestrebt, um die Verbreitung der deutschen elektroakustischen Musik national und international zu fördern.

Um ein Archiv geht es auch bei dem Projekt "Dokumentation elektroakustischer Musik". Auf Initiative Folkmar Heins begann bereits 1988 anlässlich der "Werkstatt Berlin" die Arbeit an diesem internationalen Datenbankprojekt. Das Vorhaben verfolgt das Ziel, möglichst alle elektroakustischen Kompositionen des E-Musik-Bereichs aufzulisten und zu kategorisieren, um neben Recherchen eine historisch informierte Aufführungspraxis und Interpretationsforschung zu ermöglichen. Unter Mitarbeit von Golo Föllmer und Roland Frank wurde 1991 eine erste Auflage veröffentlicht. Die Datenbank nannte in ihrer 2. Auflage, die 1996 unter der Leitung von Folkmar Hein und Thomas Seelig erschien, bereits über 18.000 Produktionen. Eine weitere Version befindet sich auf der im Jahr 2000 im Schott Verlag erschienenen DEGEM CD-ROM „Klangkunst in Deutschland“. Eine aktuelle Version des Archivs ist online zugänglich.[6]

Mitgliedschaft

Aufnahme in die DEGEM können Personen und Institutionen beantragen, insbesondere Komponisten, Musikwissenschaftler, Tonmeister und Tontechniker, Interpreten, Ensembles, Studios sowie entsprechende Institutionen und Veranstalter aus dem In- und Ausland. Damit soll ein Netzwerk aller Interessierten geschaffen werden, die elektroakustische Musik komponieren, interpretieren, lehren, lernen, erforschen, aufführen, organisieren und verbreiten.

Ehrenmitglieder der DEGEM sind namhafte Personen, die sich um die Elektroakustische Musik verdient gemacht haben. Dazu gehören der verstorbene Komponist Karlheinz Stockhausen, der verstorbene langjährige Leiter des Experimentalstudios des Polnischen Rundfunks Jozef Patkowski,[7] der verstorbene Komponist und langjährige Leiter des Experimentalstudios der Heinrich-Strobel Stiftung in Freiburg/Br. Hans Peter Haller, der Komponist Georg Katzer, der Komponist Josef Anton Riedl, der Komponist Gottfried Michael Koenig, sowie der langjährige Leiter des international renommierten elektronischen Studios der TU Berlin Folkmar Hein.[8]

Einzelnachweise

  1. „Confédération International de la Musique Electroacoustique“
  2. Sound and Music Computing
  3. die Komponistin Sabine Schäfer auf der Website des Künstlerpaares Sabine Schäfer // Joachim Krebs
  4. das DEGEM WebRadio@ZKM auf der Homepage der DEGEM
  5. ZKM-Mediathek
  6. Internationale Dokumentation Elektroakustischer Musik. aktuelle Version des Archivs
  7. Jozef Patkowski
  8. Folkmar Hein auf der Website der TU Berlin

Literatur

  • Deutsche Sektion der Internationalen Gesellschaft für elektroakustische Musik (DECIME) (Hrsg.): Die Analyse Elektroakustischer Musik - Eine Herausforderung an die Musikwissenschaft? Pfau Verlag, Saarbrücken 1997, ISBN 3-89727-003-X
  • Martha Brech: DEGEM - ein Rhizom. In: Klangkunst in Deutschland 01. CD-ROM, Schott/Wergo, Mainz 2000, ISBN 3-7957-6028-3.
  • Martha Brech: Wer ist und was will die DEGEM? In: Neue Zeitschrift für Musik. Nr 5, 2000, Schott Verlag, Mainz, S. 48-53.
  • Michael Harenberg: Klangerzeugung der experimentellen Art. Die Deutsche Gesellschaft für ektroakustische Musik als Sammelbecken künstlerischer Grenzgänger. In: Deutscher Musikrat (Hrsg.): Zeitschrift Musikforum. 01/2005, S. 32-36.
  • Michael Harenberg, Frank Niehusmann: Das DEGEM WebRadio als medialer Mittler elektroakustischer Kunst. In: Golo Föllmer, Sven Thiermann (Hrsg.): Relating Radio. Beiträge zur Zukunft des Radios. Spector Books, Leipzig 2006, ISBN 3-940064-80-7.
  • Michael Harenberg: The German Association for Electroacoustic Music (DEGEM). In: Stefan Fricke (Hrsg.): Contemporary Music in Germany. In: New World Music Magazine. 16, Pfau Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89727-336-5, S. 24-29.

Weblinks


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