- Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach
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Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP) ist der Name einer Java-basierten Applikation, mit der teilnehmenden Gerichten und anderen Behörden sicher und rechtsverbindlich OSCI-Nachrichten übermittelt werden können. Dabei wird optional die elektronische Signatur eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Die Software EGVP basiert auf dem OSCI-Client Governikus Communicator der Firma bremen online services GmbH & Co. KG (bos KG). In allen Bundesländern sowie beim Bund wird diese Software auf Seiten der teilnehmenden Gerichte etc. eingesetzt; bundesweit können Verfahrensbeteiligte (z. B. Unternehmen, Rechtsanwälte und Notare) damit Nachrichten übermitteln. Anwendungsbereich für das EGVP sind die Kommunikation im Mahnverfahren und mit dem Handelsregister. Der Einsatz formgebundener elektronischer Kommunikation ist fester Bestandteil von E-Justice-Projekten.
EGVP ist von der bos KG ursprünglich für eine sichere und rechtsverbindliche Nachrichtenkommunikation für Einzelnachrichten entwickelt worden. Für eine Massenkommunikation bzw. einen Datenaustausch zwischen Fachverfahren war und ist EGVP nicht ausgelegt. Für eine fachverfahrensbezogene Kommunikation ist die Kommunikationsinfrastruktur mittels Deutschem Verwaltungsdiensteverzeichnis (DVDV) und Online Services Computer Interface-Web Services (OSCI) geeignet, die für die Rückmeldungen bei den Einwohnermeldeämtern seit dem 1. Januar 2007 erfolgreich im Einsatz ist.
Verschlüsselung
Zur Wahrung der Vertraulichkeit von per EGVP versandten Nutzdaten werden Teile der generierten OSCI-Nachricht verschlüsselt. Unter anderem für diesen Zweck werden bei Anlage eines jeden nicht anonymen Postfaches Zertifikatsinformationen vom Benutzer abgefragt oder ein eigenes Software-Zertifikat generiert und im Verzeichnisdienst hinterlegt. Die Nutzung von Software-Zertifikaten wird in der Regel empfohlen, um Probleme z.B. mit verlorenen qualifizierten Signaturkarten, deren Austausch aufgrund von technischen oder rechtlichen Änderungen etc. zu vermeiden. Mit Adressierung eines bestimmten Empfängers wird der öffentliche Schlüssel seines im Verzeichnisdienst hinterlegten Zertifikats zur Verschlüsselung der an ihn bestimmten Nachricht genutzt. Dabei findet keine grundsätzliche asymmetrische Verschlüsselung aller Daten direkt mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers statt, sondern die Nutzdaten selbst werden aus Effizienzgründen symmetrisch mit einem zufällig generierten Schlüssel verschlüsselt und nur der kurze Schlüssel selbst mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers asymmetrisch verschlüsselt.
Kritik
Das EGVP ist eine Eigenentwicklung der Justiz und für den internen Verkehr der Justiz optimiert. Dies geht zu Lasten der Anwenderfreundlichkeit für andere Nutzer. Darunter leidet die Akzeptanz bei anderen Nutzern. Die Bundesrechtsanwaltskammer kritisiert, dass das EGVP nicht in gängige E-Mail-Programme integrierbar ist, sondern ein gesonderter Weg der Kommunikation beschritten wird.[1]
Ein weiteres Problem ist der Umstand, dass die Akzeptanz auf Seiten der Gerichte gering ist. Vielfach fehlt es an der technischen Ausstattung oder der sinnvollen personellen Umsetzung in den Gerichten. An jede einzelne Nachricht werden zudem bis zu 9 Seiten Zertifizierungsnachweise angehängt, die entsprechend die Gerichtsakten vollkommen unnötig aufblähen. Trotzdem kann diese Applikation den Postverkehr erheblich vereinfachen.
Siehe auch
Einzelnachweise
Weblinks
Kategorien:- Verwaltungssoftware
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