Ahmad Mirza Schah

Ahmad Mirza Schah
Ahmad Schah Kadschar

Ahmad Schah Kadschar (* 21. Januar 1898; † 21. Februar 1930) war Schah von Persien vom 16. Juli 1909 bis zum 31. Oktober 1925. Er war der letzte Herrscher der Kadscharen-Dynastie im Iran. Ahmad Schah war mit fünf Frauen verheiratet, die ihm vier Söhne und vier Töchter gebaren.

Inhaltsverzeichnis

Thronbesteigung

Nachdem sein Vater Mohammed Ali Schah am 16. Juli 1909 vom iranischen Parlament abgesetzt worden war, bestimmte es noch am selben Tag Ahmad im Alter von 12 Jahren zum Schah. Gleichzeitig wurde Ali Reza Azod al Molk als Regent eingesetzt, der den Schah bis zu seiner Volljährigkeit vertreten sollte. Dieser starb jedoch bereits im Jahre 1910. Sein Nachfolger wurde Abolqasem Naser al Molk. Nach zweihundertjähriger absolutistischer Herrschaft der Kadscharen und einem soeben überstandenen Versuch Mohammed Ali Schahs, die konstitutionellen Reformen wieder rückgängig zu machen, gestaltete sich der Aufbau einer modernen Verwaltung mehr als schwierig. Das Parlament hatte jetzt zwar das Budgetrecht, mangels eines modernen Steuersystems hatte der im Aufbau befindliche Staatsapparat aber keine nennenswerten Einnahmen. In dieser Notsituation bat der iranische Botschafter in den USA Ali Qoli Khan die US-Regierung um Hilfe. Um diplomatische Verwicklungen mit Großbritannien und Russland zu vermeiden, wurde Morgan Shuster, vorgeschlagen von William Taft, dem damaligen Gouverneur der Philippinen und späteren Präsidenten der USA, als "Privatperson" in den Iran entsandt. Shuster begann seine Arbeit im Frühjahr des Jahres 1911.

Putschversuch Mohammad Ali Schahs

Im Juni 1911 war der vor zwei Jahre abgesetzte Mohammed Ali Schah mit mit russischer Unterstützung angeworbenen Truppen über das kaspische Meer kommend in Anzali gelandet. Sein Bruder Abolfath Mirza Salar al Dowleh führte weitere Truppen aus dem heutigen Irak heran. Morgan Shuster, ein amerikanischer Finanzbeamter, der für die Regierung als Schatzkanzler und Finanzberater tätig war, hatte in den wenigen Monaten seiner Tätigkeit eine halbwegs funktionierende Steuerverwaltung aufgebaut, so dass die Soldaten der konstitutionelle Regierung regelmäßigen Sold erhielten, was sich nachhaltig auf die Kampfmoral auswirken sollte. Im September 1911 war Mohammed Ali Schah besiegt. Ein weiteres Mal zog er sich nach Russland ins Exil zurück.[1]

Krönung

Am 14. Juli 1914 wurde Ahmad Schah mit dem Erreichen der Volljährigkeit, mit 16 Jahren zum Schah von Persien gekrönt. Die Zeremonie war, wie die New York Times berichtet, kurz und schlicht. Zunächst fuhr Ahmad Schah mit einer Kutsche durch die geschmückten Straßen Teherans zum Parlament. Dort legte er den nach der Verfassung vorgeschriebenen Amtseid ab. Anschließend begab er sich in eine nahegelegene Moschee zum Gebet. Am späten Nachmittag wurde die Krönung im Golestan-Palast vollzogen. Ahmad Schah nahm seine Kopfbedeckung ab und setzte sich nach Tradition der persischen Krönungszeremonie selbst die Kadscharenkrone auf den Kopf. Die Krone war so groß, dass er sie in beiden Händen über seinem Kopf halten musste, während ein Geistlicher ein Gebet sprach. An die Zeremonie schloss sich ein Empfang des diplomatischen Corps an.[2]

Der erste Weltkrieg

Ahmad Schahs Herrschaft wurde vom Ersten Weltkrieg überschattet. Obwohl der Schah sowohl als auch die Regierung und das Parlament die Neutralität des Landes betonten, wurde der Iran in den Ersten Weltkrieg hineingezogen, da er im Spannungsfeld zwischen den Entente-Mächten Großbritannien und Russland und dem auf der Seite der Mittelmächte kämpfenden Osmanischen Reich stand.

Die kommunistische Revolution in Russland führte zum Abzug der russischen Truppen aus dem Iran. Die Briten übernahmen mit 200 Soldaten und einer kleinen Flotte die Kontrolle Nord-Irans und des kaspischen Meeres. Im Süden hatten die Briten 1916 die South Persian Rifles (SPR), eine Truppe bestehend aus iranischen Mannschaften befehligt von britischen Offizieren, aufgestellt. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs hatten die Briten die vollständige militärische Kontrolle über den Iran. Selbst die von russischen Offizieren befehligte Kosakenbrigade war vollständig von ihnen abhängig, da ihr Sold von monatlich 300.000 Toman von den Briten beglichen wurde.[3]

Der Vertrag von 1919

Ahmad Schah war mit dem Ende des ersten Weltkrieges 21 Jahre alt geworden. Das Schicksal seines Vaters, der vom Parlament abgesetzt worden war, vor Augen lag sein Hauptinteresse darin, möglichst schnell möglichst reich zu werden, und sein Vermögen in Europa in Sicherheit zu bringen. Bereits 1919 hatte er an der Pariser Börse zu spekulieren begonnen. Die Politik Irans wurde inzwischen vollständig von London aus gesteuert. So verwundert es nicht, dass im Mai 1918 der britische Botschafter bei Ahmad Schah anfragte, ob denn nicht Hassan Vosouq neuer Premierminister werden solle. Für Ahmad Schah war dies eine Frage des Geldes. Er forderte eine Pension von 25.000 und bekam am Ende aus London eine monatliche Pension von 5.000 Pfund Sterling für den Rest seines Lebens. Die Zustimmung des iranischen Parlaments war für die Briten allerdings auch nicht ganz kostenlos. Das britische Außenministerium willigte ein, die Rückzahlungsverpflichtungen früherer Darlehn auszusetzen, und dem iranischen Parlament monatlich 350.000 Toman als "Betriebskostenzuschuss" zu überweisen. Weitere 25.000 Pfund wurden in eine von Mullahs und Kaufleuten organisierte pro-Vosouq-Demonstration investiert. Am 5. August 1918 wurde Vosouq dann endlich Premierminister.

Ziel der britischen Außenpolitik war es, ein neues Abkommen mit Iran zu schließen, das den 1907 mit Russland geschlossenen und nach der kommunistischen Revolution obsolet gewordenen Vertrag von Sankt Petersburg ablösen sollte. Der neue Vertrag sollte den wirtschaftlichen und politischen Einfluss Großbritanniens im Iran dauerhaft sichern. Iran wurde ein Darlehn von 2.000.000 Pfund zugesagt, zu Verzinsen mit 7% und rückzahlbar in 20 Jahresraten. Vosough forderte für sich und zwei weitere Minister 500.000 Toman in bar, für die Unterzeichnung des Vertrages. Diese Forderung schien nur rechtens, da Ahmad Schah seine monatliche Pension von den Briten bekam, und mehrere Gouverneure und Stammesführer ebenfalls monatlich Zuwendungen von den Briten erhielten. Am Ende einigte man sich auf 400.000 Toman (131.000 Pfund Sterling) und das Abkommen war unterzeichnet. Um den Vertrag in Kraft zu setzen, musste allerdings die Zustimmung des Parlaments eingeholt werden. Im September 1919, noch vor der Eröffnung der parlamentarischen Sitzungsperiode nach der Sommerpause, war bekanntgeworden, dass Vosouq und zwei weitere Minister von den Briten erhebliche Bestechungsgelder angenommen hatten. Nun forderten und bekamen auch einige Mullahs und mehrere Abgeordnete von den Briten Geldzuwendungen, sofern sie die Ratifizierung des Abkommens im Parlament unterstützten. Die Debatte über das Abkommen zog sich allerdings monatelang hin. Im Juni 1920 trat Vosouq zurück, ohne dass das Abkommen vom Parlament ratifiziert worden war.[4]

Der Aufstieg Reza Khans

In der Nachkriegszeit kam der Iran nicht zur Ruhe. Aufstände und separatistische Bewegungen führten beinahe zum Zusammenbruch des Staates. Kriminelle Banden machten die Straßen unsicher. Das Parlament und die konstitutionelle Bewegung verloren an politischer Führungskraft. Nach 14 Jahren konstitutioneller Monarchie stand Iran am Abgrund. Das Militär wurde von ausländischen Offizieren befehligt, die Staatskassen waren leer, und die Gehälter der Staatsbediensteten wurden nur noch unregelmäßig gezahlt. Am 4. November 1920 entsandte die britische Regierung General Sir Edmund Ironside, um den Oberbefehl über die britischen Truppen im Iran zu übernehmen. Ironside sollte die von britischen und russischen Offizieren befehligten iranischen Streitkräfte vereinen und unter britisches Kommando stellen. In London hatte man erkannt, dass nur auf die Armee als stabilisierender Kraft im Spannungsfeld der politischen Auseinandersetzungen zu zählen war. Dies war die Stunde von Reza Khan, dem späteren Reza Pahlavi, der über die militärische Laufbahn zur Politik fand.

Ahmad Schah in der Zeit seines Pariser Exils

Am 22. Februar 1921 marschierte die Hamadan-Brigade unter dem Kommando von Reza Khan vom Westen kommend in Teheran ein. Am folgenden Tag stellte er die Stadt unter Kriegsrecht. Oberst Reza Khan wurde zum Stadtkommandanten von Teheran ernannt. Am 25. Februar wurde Seyyed Ziaeddin Tabatabai Premierminister. Umgehend wurden 70 Mitglieder aristokratischer Familien verhaftet. Wenig später wurde Reza Khan Kommandant der Kosaken und erhielt den Titel Sardar Sepah (Oberbefehlshaber). Ahmad Schah sah hinter diesem Staatsstreich das Bemühen, endlich wieder geordnete Verhältnisse herzustellen und berief Reza Khan zunächst zum Verteidungs- und am 26. Oktober 1923 zum Premierminister.

Die Kadscharenfamilien empfand den Aufstieg Reza Khans als eine Katastrophe. Das osmanische Reich hatte aufgehört zu existieren. An seine Stelle trat die türkische Republik. Am Hofe der Kadscharen herrschte Endzeitstimmung. Ahmad Schah kümmerte das wenig. Noch am selben Tag, an dem er Reza Khan zum Premierminister ernannt hatte, verließ er das Land Richtung Paris.

Die politischen Diskussionen, die früher von den Konstitutionalisten dominiert worden waren, wendeten sich mehr und mehr einem anderen Thema zu. Man hatte erkannt, dass der Rechtsrahmen einer Verfassung eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für den erfolgreichen Aufbau eines modernen Irans war. Junge Iraner, die in Europa studiert hatten, kamen mit nationalistischen Ideen zurück. Ihnen schwebte ein Iran als Nationalstaat vor, und Reza Khan sollte diese Ideen Realität werden lassen.

Exil in Paris

Ahmad Schah, der sich mehr im Hotel Majestic in Paris als in seinem Palast in Teheran aufhielt wurde am 31. Oktober 1925 vom Parlament abgesetzt. Durch eine am 6. Dezember 1925 vom Parlament beschlossene Verfassungsänderung wurde die Königswürde auf Reza Pahlavi und seine Nachkommen übertragen. Die Kadscharen-Dynastie hatte den Thron endgültig verloren. Ahmad Schah blieb im bereits zuvor bezogenen Exil in Paris in Frankreich. Dort starb er fünf Jahre später. Er hat die Verfassungsänderung und die Dynastie der Pahlavis niemals anerkannt.

Einzelnachweise

  1. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of the Reza Shah: From Qajar Collapse to Pahlavi Power. I.B.Tauris, 2000. S. 12.
  2. http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?_r=1&res=9800E2DA143EE033A25751C2A9619C946596D6CF
  3. Cyrus Ghani: Iran and the rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 22.
  4. Cyrus Ghani: Iran and the rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 21ff.

Weblinks


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