Mirzā Jahāngir Khān

Mirzā Jahāngir Khān
Mirzā Jahāngir Khān

Mirzā Jahāngir Khān (* 1870 oder 1875 Schiraz; † 4. Juni 1908 in Tehran) (persisch ‏میرزا جهانگیرخان‎) auch bekannt als Mirzā Jahāngir Khān Shirāzi (شيرازى ) und Jahāngir-Khān-e Sūr-e-Esrāfil (جهانگیرخان صوراسرافیل) war ein Journalist und Schriftsteller aus dem Iran.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kopf der Zeitschrift Sur-e Esrāfil

Mirza Jahangir Khan wurde in ärmlichen Verhältnissen im Jahre 1870 (nach anderen Angaben 1875) in Shiraz geboren. Sein Vater war Rajab-Ali Shirazi.

In Teheran beteiligte er sich aktiv an der Konstitutionellen Revolution der Jahre 1905 bis 1911, die im Iran zur Abschaffung der absolutistischen Monarchie und zur Errichtung einer konstitutionellen Monarchie mit einer Verfassung und einem Parlament führte.

Mirza Jahangir Khan wurde vor allem als Herausgeber der Wochenzeitschrift Sur-e Esrafil bekannt. Sur-e Esrafil bedeutet wörtlich übersetzt „Trompete von Esrafil“. Esrafil ist nach islamischer Tradition der Engel, der mit seiner Trompete den Tag des jüngsten Gerichts ankündigen wird. [1]

Die erste Ausgabe der Zeitschrift Sur-e Esrafil erschien am 30. Mai 1907 mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Unter der Herausgeberschaft von Mirza Jahangir Khan erschienen insgesamt 32 Ausgaben. Am 4. Juni 1908, ein Jahr und sechs Tage später wurde Mirza Jahangir Khan verhaftet und hingerichtet. Nach dem gewaltsamen Tod Mirza Jahangir Khans führte Ali Akbar Dehkhoda die Zeitschrift erst von Paris und dann von der Schweiz aus weiter. Ali-Akbar Dehkoda verfasste zahlreiche satirische Kommentare in der Kolumne Charand o Parand (BlaBla).

Ali-Akbar Dehkoda schrieb:

„Sur-e Esrafil spielte eine bedeutende Rolle während der konstitutionellen Revolution. Zum ersten Mal wurden in einer Zeitschrift Artikel über den Despotismus der absolutistischen Monarchie der Kadscharen, deren Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern und die Korruption innerhalb des Beamtenapparates veröffentlicht. Dies war ein einmaliger Vorgang in der islamischen Welt, in der es die Herrscher gewohnt waren, das Land und seine Bevölkerung als ihr Eigentum zu betrachten, mit dem sie nach Belieben verfahren konnten. Darüber hinaus erschienen Artikel über die mittelalterlichen Ansichten der reaktionären Geistlichkeit. Der Erfolg von Sur-e Esrafil beruhte darauf, dass eine einfache Sprache benutzt wurde, die die Bevölkerung verstand, und die sich von dem blumigen Stil der Literaten abhob. [2]

Mirzā Nasr'ollah Beheshti bekannt als Malek al-Motakallemin (König der Redner).

Mirza Jahangir Khan wurde nach dem erfolgreichen Staatsstreich Mohammed Ali Schahs 1908 verhaftet und hingerichtet. Die Hinrichtung erfolgte in Bagh-e Schah (Garten des Schahs), einem militärischen Kasernenbereich, in dem sich Mohammed Ali Schah während seines Putsches gegen die parlamentarisch gewählte Regierung aufhielt. Mit ihm wurde auch Mirza Nasrollah Beheshti, besser bekannt unter dem Namen Malek al-Motekallemin, hingerichtet. Vor seiner Hinrichtung soll Mirza Jahangir Khan sich mit den Wort Ey Khāk, mā barāye hefz-e to koshteh shodim (Oh Land, wir sterben, um Dich zu beschützen) verabschiedet haben. Mit den Worten „Zendeh bad Maschrouteh“ (Lang lebe die konstitutionelle Bewegung) starb Mirza Jahangir Khan. Sein Opfer sollte nicht vergeblich sein. Mohammed Ali Schah wurde in dem folgenden Bürgerkrieg bereits ein Jahr später vom Thron vertrieben, und die konstitutionelle Monarchie unter der Regentschaft seines Sohnes Ahmad Schah Kadschar wieder eingesetzt.

Gedenken an Mirza Jahangir Khan und Malek al Motekallemin

Nach der Exekution Mirza Jahangir Khans und Malek al Motekallemins wurden ihre Leichen hinter den Mauern von Bagh-e Shah in einen Graben geworfen. Freunde der beiden kamen in der Nacht und bestatten sie in der Nähe von Bagh-e Shah. Nach dem Sturz Mohammed Ali Schahs wurden die Gräber offiziell geehrt und mit einem Grabstein versehen.[3]

Mit der Ausdehnung Teherans wurde die Gegend um Bagh-e Shah ein Wohngebiet, und die Familie von Malek al-Motakallemin baute ein Haus mit einem Garten, dessen Mauern die Gräber umschlossen. Heute wird das Haus von einem der Söhne von Malek al-Motakallemin Asado'llah Malek-Zādeh bewohnt.[4]

Ein Statue von Malek al-Motekallemin, die von demselben Künstler gefertigt wurde, der auch die Statue von Ferdowsi auf dem Ferdowsi-Platz entworfen hat, wurde auf dem Hasan Abad-Platz aufgestellt. Nach der islamischen Revolution wurde die Statue entfernt und in das Lagerhaus der Parkverwaltung gebracht. Die Statue gilt heute als vermisst.

Literatur

  • John Foran, The Strengths and Weaknesses of Iran’s Populist Alliance: A Class Analysis of the Constitutional Revolution of 1905 - 1911, Theory and Society, Bd. 20, No. 6, S. 795-823 (December 1991).
  • Mangol Bayat, Iran’s First Revolution: Shi’ism and the Constitutional Revolution of 1905 – 1909, Studies in Middle Eastern History, 336 p. (Oxford University Press, 1991). ISBN 0-19-506822-X
  • Ahmad Kasravi, Tārikh-e Mashruteh-ye Iran (تاریخ مشروطهٔ ایران) (History of the Iranian Constitutional Revolution), in Persian, 951 p. (Negāh Publications, Tehran, 2003), ISBN 964-351-138-3.
  • Ahmad Kasravi, History of the Iranian Constitutional Revolution: Tarikh-e Mashrute-ye Iran, Volume I, translated into English by Evan Siegel, 347 p. (Mazda Publications, Costa Mesa, California, 2006). ISBN 1-56859-197-7.
  • Mehdi Malekzādeh, Tārikh-e Enqelāb-e Mashrutyyat-e Iran (تاريخ انقلاب مشروطيت ايران) (The History of the Constitutional Revolution of Iran), in 7 volumes, published in 3 volumes, 1697 p. (Sokhan Publications, Tehran, 2004 — 1383). ISBN 964-372-095-0
    Anmerkung: Mehdi Malekzādeh ist ein Sohn von Malek al-Motakallemin.
  • Mehdi Malekzādeh, Zendegi-ye Malek al-Motakallemin (زندگانى ملك المتكلمين) (Life of Malek al-Motakallemin), 308 p. (Ali-Akbar El'mi Publications, Tehran, 1946 — 1325 AH). OCLC 15498702

Weblinks

  • Ahmad Seyf, Journalism at the time of the Constitutional Revolution (روزنامه نگاری در عصر مشروطیت), Sur-e Esrāfil: A Spark in Darkness (صوراسرافیل: جرقه ای در تاریکی), in Farsi, Niaak — Notes of Ahmad Seyf, Monday, July 3, 2006. [2]
  • Naser od-Din Parvin, Mirza Jahangir Khan Shirazi (Sur-e Esrāfil), Thursday, July 27, 2006, BBC Persian.
  • Mirza Jahangir Khan Sur-e Esrafil, 19 Juli 2008, YouTube: [3] (7 min 11 sec).
  • M. Janbeglou, ein Foto von Mirza Jahangir Khans Büste im Haus der konstutionellen Bewegung (Khāneh-ye Mashtrouteh) in Tabriz: [4]

Einzelnachweise

  1. Vgl. mit 1. Korinther 15, 51-52: „Siehe ich sage Euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ In der christlichen Tradition trägt Esrafil oder Israfil den Namen Raphael (Erzengel). Er wird in der christlichen Ikonographie nicht mit einer Posaune sondern als Pilger mit Stab, Flasche und Fisch als Begleiter des Tobias dargestellt.
  2. Ali-Akbar Dehkhoda, Persian Language & Literature, http://www.iranchamber.com/literature/adehkhoda/ali_akbar_dehkhoda.php
  3. Ne'mat Ahmadi, Let us prevent destruction of the burials of Sur-e Esrāfil and Malek al-Motakallemin, Āftāb, Saturday, April 21, 2007. [1]
  4. Die Adresse des Hauses ist: Kamāli-Straße, Makhsus-Straße, Shahid Ebrahimi-Avenue. Das Haus von Malek-Zādeh ist das letzte Haus auf der linken Seite der Shadid Ebrahimi Straße, einer Sackgasse. Das Haus soll nach neuesten Plänen abgerissen und zu einem Parkplatz für das nahegelegen Krankenhaus umgewandelt werden. Die Familie von Malek al-Motakallemin versucht dies zu verhindern und die Gräber als nationale Gedenkstätte zu erhalten.

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