Elsa Triolet

Elsa Triolet

Elsa Triolet, geborene Ella Jurjewna Kagan (russisch Элла Юрьевна Каган, wiss. Transliteration Ėlla Jur'evna Kagan; * 12. Septemberjul./ 24. September 1896greg. in Moskau; † 16. Juni 1970 in Saint-Arnoult-en-Yvelines) war eine russisch-französische Schriftstellerin und die Ehefrau von Louis Aragon sowie die Schwester von Lilja Brik.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Triolet wuchs in einer wohlhabenden und gebildeten jüdischen Familie in Moskau auf. Ihre Mutter, Jelena Jurjewna, galt als ausgezeichnete Pianistin, ihr Vater Juri Alexandrowitsch Kagan war ein renommierter Rechtsanwalt. Sie erhielt eine gute Ausbildung und sprach schon als Kind, auch aufgrund zahlreicher Auslandsaufenthalte der Familie, fließend Deutsch und Französisch.

In Moskau studierte sie nach dem Abitur an der Bauhochschule am Institut für Architektur. Früh hatte sie Kontakt zu Majakowski und zu den Formalisten. Mit Majakowski verband sie eine kurze Liebesaffäre und eine zeitlebens andauernde Freundschaft. In späteren Jahren übersetzte sie seine Werke ins Französische und widmete ihm eine Biografie. Ossip Brik, eines der führenden Mitglieder der Formalisten, heiratete ihre Schwester Lilja.

1917 lernte sie den französischen Kavallerieoffizier André Triolet kennen. 1918 schloss sie ihr Architekturstudium ab und heiratete ihn ein Jahr später in Paris. Nach Ende seiner Militärzeit ließen sie sich auf Tahiti nieder. Abgekapselt von der Familie und ihrer Heimat, sowie angewiesen auf einen Ehemann, der ihren intellektuellen Erwartungen nicht entsprach, verlief ihr Aufenthalt dort jedoch sehr unglücklich. Schon 1921 kehrte sie nach Europa zurück und arbeitete in einem Zeichenbüro in London. 1922/23 verbrachte sie mehrere Monate in Berlin, wo sie die Schriftsteller Maxim Gorki und Wiktor Schklowski kennenlernte. Schklowski machte ihr erfolglos den Hof, seine Berliner Korrespondenz mit ihr veröffentlichte er in dem Bändchen Zoo ili pisma ne o ljubwi (dt. Zoo oder Briefe nicht über die Liebe), das später in viele Sprachen übersetzt wurde.

Von 1925 bis 1928 pendelte sie zwischen der Moskauer Intelligenzija und der Pariser Bohème hin und her.

Ermutigt von Maxim Gorki, begann sie ihre schriftlichen Aufzeichnungen aus den vergangenen Jahren zu vollständigen Texten umzuarbeiten. 1925 kam es zur Veröffentlichung von À Tahiti (dt. Auf Tahiti) einem sozialkritisch gefärbten Bericht über das Leben auf der Insel. Drei Jahre später folgte der autobiografische Roman Fraise-de-Bois und 1928 der zweite Camouflage (dt. Tarnung). Alle Bücher wurden in relativ hohen Auflagen von 3000 und 5000 Exemplaren von Moskauer Verlagen publiziert und ermöglichten ihr in den folgenden Jahren eine bescheidene finanzielle Unabhängigkeit.

1927 trat sie der Kommunistischen Partei Frankreichs bei und lernte 1928 in Paris den Schriftsteller Louis Aragon kennen. Aragon machte zu dieser Zeit neben André Breton und Philippe Soupault, mit denen er eng befreundet war, als aufstrebender Surrealist von sich reden. Beide verliebten sich ineinander und zogen sogleich zusammen. 1934 widmete er ihr seinen Roman Die Glocken von Basel, während sie ihre schriftstellerische Arbeit zurückstellte und mit Aushilfsarbeiten den Lebensunterhalt bestritt. Erst 1938 erschien ihr Roman Bonsoir Thérèse, der wie die Vorgänger ebenfalls stark biografisch von ihren Erfahrungen als Russin in Paris geprägt war. Bei aller sonstigen Übereinstimmung zwischen Triolet und Aragon, wichen ihre literarischen Ansprüche stark voneinander ab. Während der Sprachkünstler sich an das intellektuelle Publikum wandte, hatte sie das Bestreben, für den Massengeschmack zu schreiben, was Aragon missfiel, da er befürchtete, sich dadurch im internationalen Künstlermilieu lächerlich zu machen.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhielt Aragon seinen Einberufungsbefehl und das Paar heiratete noch 1939. Im Juni 1940 wurde er demobilisiert, und zusammen flüchteten sie in die noch freie Zone im französischen Süden. In Nizza ließen sie sich nieder und arbeiteten für die Résistance. Im Sommer 1942 wurde die gesamte Belegschaft des von Aragon mitbegründeten Résistance-Organs Les Lettres Francaises festgenommen und erschossen. Das Paar versteckte sich im Untergrund und lebte fortan mit gefälschten Papieren in der Provence. Nach der Befreiung von Paris 1944 kehrten sie dorthin zurück, 1945 erhielt Triolet für Le Premier Accroc coûte 200 francs als erste Frau den Prix Goncourt, die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs.

Triolet starb zwölf Jahre vor ihrem Mann an einem Herzleiden. Beide sind im Park ihres Hauses in Saint-Arnoult-en-Yvelines beerdigt. Die ehemalige Mühle ist in Ralf Nestmeyers Französische Dichter und ihre Häuser ausführlich beschrieben.

Werke

  • A Tahiti (1926) (Original: russisch)
  • Fraise des bois (1926) (Original: russisch)
  • Camouflage (1928) (Original: russisch)
  • Bonsoir Thérèse (1938)
  • Mille regrets (1942)
  • Le cheval blanc, 1943
  • Qui est cet étranger qui n'est pas d'ici ? ou le mythe de la Baronne Mélanie (1944)
  • Le Premier Accroc coûte 200 francs, 1945, dt. Das Ende hat seinen Preis 1983 ISBN 3-922087-06-X
  • Personne ne m'aime, 1946
  • Les Fantômes armées, 1947
  • L'Inspecteur des ruines, 1948
  • Le Cheval roux ou les intentions humaines (1953), dt. Das rote Pferd oder: Wohin steuert die Menschheit? (1957, Aufbau)
  • L'Histoire d'Anton Tchekov (1954)
  • Le Rendez-vous des étrangers (1956)
  • Le Monument (1957)
  • Roses à crédit (1959), dt. Rosen auf Kredit (1962)
  • Luna-Park (1960)
  • Les Manigances (1961)
  • L'Âme (1962)
  • Le Grand jamais (1965), dt. Das grosse Nimmermehr ISBN 3548301797
  • Écoutez-voir (1968)
  • La Mise en mots (1969)
  • Le Rossignol se tait à l'aube (1970)

Drehbuch

Literatur

  • Unda Hörner: Das Romanwerk Elsa Triolets. Im Spannungsfeld von Avantgarde und Sozialistischem Realismus. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1993. ISBN 3-89206-569-1
  • Unda Hörner: Die realen Frauen der Surrealisten. Simone Breton, Gala Éluard, Elsa Triolet. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-518-39316-2
  • Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-458-34793-3

Weblinks


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