Elsi, die seltsame Magd

Elsi, die seltsame Magd
Jeremias Gotthelf um 1844

Elsi, die seltsame Magd ist eine historische Erzählung von Jeremias Gotthelf, die 1843 im Neuen Schweizerischen Unterhaltungsblatt für gebildete Leser aller Stände bei C. Rätzer in Bern erschien.[1]

5. März 1798: Die Berner kämpfen gegen das französische Direktorium und unterliegen. Gotthelf greift eine Episode aus dem Gefecht bei Neuenegg heraus.[2] Auf der Höhe mit der Linde bei Fraubrunnen halten der Berner Kanonier Christen und seine Kameraden einer Batterie die Stellung gegen die übermächtigen Franzosen. Elsi, mit ihrer „zweizinkichten Schoßgabel“ bewaffnet, dringt - die Franzosen attackierend - zu dem Geliebten vor. Sie hatte sich Christen verweigert und gesteht dem Fechtenden, selber stechend, ihre Liebe. Das Paar, von den Gegnern „zum Tode getroffen“, stirbt Hand in Hand.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

1796 im Bernbiet: Die Müllerstochter Elsi verlässt nach dem Tod ihrer lieben Mutter das Vaterhaus und wird von einem Bauern in Heimiswyl als Magd aufgenommen. Alle, außer dem Bauern, meinen, Elsi könne wegen ihrer „gewissen adelichen Art“ keine Magd sein. Elsi beweist das Gegenteil. Durch ihre umsichtige, selbständige Arbeit in Haus und Hof gewinnt das große, stark gebaute, schöne Mädchen die Achtung und dann die Zuneigung der zunächst voreingenommenen „Bäurin“. Junge Burschen weist Elsi zurück, besonders wenn diese das Mädchen auf den Tanzboden führen wollen. Das hat einen Grund. Elsis Vater hatte das beträchtliche Vermögen in Gasthäusern verjubelt und die ganze Familie ins Unglück gestürzt.

Der junge Bauer Christen lässt sich von der Schönen nicht so schnell abweisen. Elsi ist zu stolz. In ein Gasthaus zu einem Vergnügen geht sie nicht mit Christen, denn sie müsste währenddessen immer an ihren leichtsinnigen Vater denken. Christen bemüht sich trotzdem unbeirrt weiter um das schöne Mädchen. Als ihm Elsi gar nicht entgegenkommen will, wird er zornig und stachelt ihre Eifersucht an. Christen nimmt sich ein willigeres Heimiswyler Mädchen. Die Bäuerin versteht Elsi nicht. Sie will das Mädchen unbedingt mit Christen, dem Sohn wohlhabender Eltern, verkuppeln.

Als die Franzosen ins Waadtland einrücken und gegen Bern ziehen, wird es für den Kanonier Christen ernst. Erneut wendet er sich an Elsi mit der Bitte, sie solle ihm versprechen, seine Frau zu werden. Weil das stolze Mädchen sich ihrer Familie so schämt, weist sie ihn wieder ab. Als dann Christen eingerückt ist, bereut sie ihr Verhalten und bangt um Christens Leben. In dieser Not verrät sie der Bäuerin das Geheimnis ihrer Herkunft. Die Bäuerin hat von dem leichtsinnigen Müller, diesem fröhlichen Zecher, schon gehört. Das mit dem Vater sei alles halb so schlimm, meint die Bäuerin. Die beiden Frauen sind schließlich einer Meinung - Christen muss im Felde unterrichtet werden: Elsi will nun endlich die Seine werden. Das Mädchen macht sich auf den Weg.

Zitat

„Wenn eine Frau eine Heirat auf dem Korn hat, so ists schwer, sie davon abzubringen.“[3]

Stil

Meistens kann der Satzsinn aus dem hochalemannischen Berndeutsch erraten werden.

Der Erzähler steht über dem Stoff - dem vergeblichen Werben Christens um Elsi: „Es ist kurios mit dem Weibervolke und dem Männervolk. Solange sie ledig sind,…“[4] Der Leser ist in Elsis Geheimnis eingeweiht, Christen und die Bäuerin aber nicht.

Die Niederlage der heldenhaft fechtenden Schweizer gegen die übermächtigen Franzosen wird nur in einem Satz zugegeben: „Das einzige Mal, wo die Soldaten vorwärts geführt wurden statt zurück, erfuhren die Franzosen, was Schweizerkraft und -mut noch dato kann, bei Neuenegg erfuhren sie es.“[5]

Berndeutsch

Bärndütsch Standarddeutsch
Läufterli Schiebefensterchen
Vorstuhl frei stehende Bank am Esstisch
Geld nutzen sparen
Füllimähren Fohlen
Söhniswyb Schwiegertochter
reiten fahren
märten markten, feilschen
Lätzes Falsches
drungelich dringend
Kirchhöre Kirchgemeinde
Schellenwerk Zuchthaus
hintersinnen tief nachdenken
Hamme Schinken
Kuder Flachs

Rezeption

Literatur

Quelle
  • Jeremias Gotthelf: Elsi, die seltsame Magd. S. 3 - 37. Reclam Universal-Bibliothek Nr. 7747. Stuttgart 1952 (Aufl. 1998, 72 Seiten), ISBN 3-15-007747-8
Sekundärliteratur
  • Karl Fehr: Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius). Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage. Sammlung Metzler M60; Abt. D, Literaturgeschichte. Stuttgart 1985 (106 Seiten), ISBN 3-476-12060-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fehr, S. 6, letzter Absatz.
  2. Quelle, S. 35, 9. Z.v.u.
  3. Quelle, S. 32, 7. Z.v.o.
  4. Quelle, S. 17, 2. Absatz
  5. Quelle, S. 35, letzter Satz im 1. Absatz
  6. Fehr, S. 57 Mitte
  7. Fehr, S. 57 oben

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elsi — Jeremias Gotthelf um 1844 Elsi, die seltsame Magd ist eine historische Erzählung von Jeremias Gotthelf, die 1843 im Neuen Schweizerischen Unterhaltungsblatt für gebildete Leser aller Stände bei C. Rätzer in Bern erschien.[1] 5. März 1798: Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Arnold Mendelssohn — Arnold Ludwig Mendelssohn (* 26. Dezember 1855 in Ratibor; † 18. Februar 1933 in Darmstadt) war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge. „Arnold Mendelssohn war eine der markantesten Persönlichkeiten seiner Zeit, als Musiker und Mensch von… …   Deutsch Wikipedia

  • Jeremias Gotthelf — est le pseudonyme (tiré de son premier roman Le Miroir du paysan ou la vie de Jérémias Gotthelf) de l écrivain bernois Albert Bitzius (né à Morat, dans le canton de Fribourg le 4 octobre 1797 et décédé le 22 octobre 185 …   Wikipédia en Français

  • Albert Bitzius — Jeremias Gotthelf Jeremias Gotthelf Jeremias Gotthelf est le pseudonyme (tiré de son premier roman Le Miroir du paysan ou la vie de Jérémias Gotthelf) de l écrivain bernois Albert Bitzius (né à Morat, dans le canton de Fribourg le 4 octobre 1797… …   Wikipédia en Français

  • Librettist — ist der Autor eines Librettos. Er kann dafür einen eigenen Handlungsverlauf entwickeln oder von vorhandenen Stoffen und Texten ausgehen. Die eigenständige dramaturgische und literarische Qualität librettistischer Arbeit wurde erst in jüngerer… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Librettisten — In dieser Liste von Librettisten stehen bekannte internationale Vertreter ihres Berufes mit ihren Werken. Ein Librettist ist der Autor eines Librettos. Er kann dafür einen eigenen Handlungsverlauf entwickeln oder von vorhandenen Stoffen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Jeremias Gotthelf — (* 4. Oktober 1797 in Murten, Kanton Freiburg; † 22. Oktober 1854 in Lützelflüh, Kanton Bern) war das Pseudonym des Schweizer Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius. Jeremias Gotthelf um 1844 …   Deutsch Wikipedia

  • Mendelssohn — Mendelssohn, 1) Moses, Popularphilosoph, geb. 6. Sept. 1729 in Dessau von armen jüdischen Eltern, gest. 4. Jan. 1786 in Berlin, wurde schon zeitig außer vom Talmud und der Bibel durch das Hauptwerk des Maimonides: »More Nebochim«, angezogen. Nach …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gotthelf — Gọtthelf,   Jeremias, eigentlich Albert Bịtzius, schweizerischer Erzähler, * Murten 4. 10. 1797, ✝ Lützelflüh (im Emmental) 22. 10. 1854; aus Altberner Patrizierfamilie, Pfarrerssohn; studierte in Bern und Göttingen Theologie, war später Vikar… …   Universal-Lexikon

  • Hermann Wette — (* 16. Mai 1857 in Herbern, heute zu Ascheberg gehörig; † 10. August 1919 in Wiesloch) war ein deutscher Arzt und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung 3 Auszeichnungen und Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”